Zum Inhalt

Beschneidung

Beschneiden, Beschneidung ist das Zeichen des Bundes, den Gott mit Abraham und seinem Samen machte (1 Mo. 17,11). Alle männlichen Angehörigen des Volkes Israel sollten dasselbe an ihrem Leibe tragen; darum mußte jedes Knäblein am 8. Tage (auch wenn es ein Sabbat war, Joh. 7,23) beschnitten werden (1 Mo. 17,10. 12; 3 Mo. 12,3). Auch auf nichtisraelit. Knechte des Hauses bezog sich das Gebot (1 Mo. 17,12) und auf Fremdlinge, die unter Israel wohnten, auf letztere, sofern sie am Passah teilnehmen wollten (2 Mo. 12,48). Unterlassung war mit dem Tode bedroht (1 Mo. 17,14). Die mährend des Wüstenzugs unterlassene Beschneiden, Beschneidung holte Josua beim Eintritt ins gelobte Land nach (Jos. 5,2-9). Späterhin findet sich kein Zeichen von Widerstand gegen die Beschneiden, Beschneidung beim Volk Israel; sie waren vielmehr stolz darauf und verachteten die „Unbeschnittenen“ (1 Sa. 17,26). Ja in der Makkabäerzeit erlitten manche Juden um der Beschneiden, Beschneidung willen den Märtyrertod (1 Makk. 1,63). Die Sitte der Beschneiden, Beschneidung findet sich auch bei manchen heidnischen Völkern des Altertums und der Gegenwart; im Altertum namentlich bei den Ägyptern und bei den Arabern, den Nachkommen Ismaels (vgl. 1 Mo. 17,23); von den letzteren aus ist die Beschneiden, Beschneidung in die mohammedan. Religion übergegangen. In der Neuzeit ist die Beschneiden, Beschneidung in Afrika, Amerika und Australien bei wilden Völkerschaften gefunden worden. Aber ihre Bedeutung bei dem Volk Israel ist einzigartig. Dieselbe ist zwar nirgends im Alten Testament ausdrücklich erklärt, läßt sich aber doch mit Sicherheit erraten. Die Beschneiden, Beschneidung ist ein relig. Reinigungsakt, durch welche der neugeborene Knabe zur Aufnahme in das Bundesvolk geweiht wird. Dabei muß man sich erinnern, daß nach bibl. Anschauung alles rein Natürliche am Menschen vor Gott unrein ist und daß eigentlich alle Glieder des Menschen einer Reinigung bedürftig wären. So werden Jesajas Lippen gereinigt, ehe er zum Boten göttl. Befehle gemacht wird (Jes. 6,5-7; — 3 Mo. 19,23 heißen sogar die Früchte eines Baumes 3 Jahre lang seine Vorhaut, die beschnitten werden muß und zum Genuß untauglich ist). Daß nun nach alttestamentlicher Ordnung gerade eine Reinigung des Zeugungsgliedes geboten ist, kann man teils daraus erklären, daß dieses Glied einer Reinigung besonders bedürftig ist (vgl. die Gesetze 3 Mo. 15), teils daraus, daß damit die Fortpflanzung des auserwählten Volks unter eine heilige Weihe gestellt werden soll. Jedenfalls aber ist mit dem einen Glied zugleich der ganze Mensch gereinigt und an ihn die Forderung gestellt, auch sein Herz zu reinigen oder, wie die Propheten sagen, zu b. (5 Mo. 10,16; 30,6; Jer. 4,4; Hes. 44,9). Ein Israelite, der diese Forderung nicht befolgt, gehört zu den „Beschnittenen“, die doch Vorhaut haben (Jer. 9,24 f.), „seine Beschneiden, Beschneidung ist schon zur Vorhaut geworden“ (Röm. 2,25 ff.). Die Beschneiden, Beschneidung ist ein Vorbild der christlichen Taufe (Kol. 2,11 ff.). Aber die Beschneiden, Beschneidung auch noch den Heidenchristen aufzwingen zu wollen, als ob daran auch im Neuen Testament die Teilnahme am Gottesvolk hinge, war eine Anmaßung judenchristlicher Eiferer, die das Verdienst Christi beeinträchtigte und deshalb von Paulus mit aller Macht bekämpft wurde (Gal. 5,1-6).

Zur Übersicht