Bekehren
Bekehren. An alle Menschen, wie sie von Natur sind, richtet das Wort Gottes durchweg die Forderung, sie müssen sich b. (Jes. 55,7; Jer. 3,14; Hes. 18,32; Mal. 3,7; Apg. 3,19 usw.); es versteht darunter eine gründliche Wandlung im ganzen Wesen des Menschen zum Besseren, bestehend sowohl in einer entschiedenen Abkehr vom Bösen, als einer ebenso entschiedenen Hinwendung zum Guten. Die Entschiedenheit dieser Wandlung betonen verschiedene Gleichnisse: „Pflüget ein Neues!“ (Jer. 4,3); „ziehet den alten Menschen aus u. ziehet den neuen Menschen an“ (Kol. 3,9. 10); „tot sein und lebendig werden“ (Luk. 15,24; Eph. 2,5) usw. Eine solche Abkehr vom Bösen (Hes. 18,21; Jer. 25,5 usw.) ist aber nach der Lehre der H. Schrift nur möglich, wenn der Mensch seine Sünde vor Gott erkennt und bereut, das heißt Buße tut (s. d.); und ebenso ist die Hinwendung zum Guten nur kräftig und beständig, wenn sie auf einer Hinwendung zu Gott selbst ruht (Hos. 12,7: 5 Mo. 4,30; Joel 2,13; 1 Pe. 2,25) und eine völlige Hingabe an ihn in sich schließt (vgl. Heiligung). Der Mittelpunkt der Bekehrung aber ist der Glaube, weil gerade in ihm der Mensch die rechte Herzensstellung zu Gott gewinnt (vgl. Glaube) und von ihm aus sowohl seine Vergangenheit im rechten Licht betrachtet, als für seine Zukunft die rechten Willensantriebe zur Geltung kommen läßt. Die Bekehrung vollzieht sich nicht in einem Augenblick, sondern erfordert einen Kampf des Neuen gegen das Alte, des Geistes gegen das Fleisch (Gal. 5,16 f.). Zu einer wahren, gründlichen Bekehrung kommt der Mensch nicht durch sich selbst, sondern nur durch Gottes Gnade; daher es einigemal geradezu heißt: Gott belehrt uns, Jer. 31,18; Jes. 52,8 ist eigentlich zu übersetzen: „wenn der Herr Zion wiederbringt“. Doch ist gerade bei der Bekehrung besonders deutlich, daß die Gnade Gottes nicht unwiderstehlich wirkt, sondern es auf den Willen des Menschen ankommt, ob er sich b. lassen will (Ps. 7,13; Jer. 4,1; 5,3). „Gott hat kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daß er sich bekehre und lebe“ (Hes. 33,11). Nur bei verstockten Sündern zielen Gottes eigene Maßregeln darauf hin, daß sie sich nicht b. (Jes. 6,10; Mt. 13,15). Das Mittel, wodurch Gott die Bekehrung wirkt, ist die Predigt seines Wortes (2 Chr. 24,19; Apg. 11,21; vgl. V. 20); daher es auch von Verkündigern des Wortes Gottes heißt: sie b. die Sünder (Luk. 1,16; Jak. 5,19 f.). Unterstützt wird diese Wirkung des Wortes durch Züchtigungen Gottes (Jes. 26,16; Luk. 15,17). In all dem aber ist es Gottes Geist, der auf das Herz des Menschen wirkt. Als Wirkung des Geistes aber heißt die Bekehrung in der H. Schrift auch Wiedergeburt (vgl. d. Art.).