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Arbeit

Es wäre falsch, aus dem Spruch: „Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen“(1 Mo. 3,19) zu schließen, dass die Bibel in der Arbeit eine Strafe für den Menschen sehe, dass im Paradies das Leben ein reines Genießen ohne Arbeit gewesen wäre. Vielmehr führt die Schrift des Menschen Verpflichtung zur Werktagsarbeit geradeso wie die Sabbatsruhe auf das göttliche Vorbild zurück (2Mo 20,9-11; vgl. Joh 5,17).

Auch in dem Segenswort, mit welchem Gott den Menschen ihre irdische Bestimmung anwies (1Mo 1,28), heißt es: „machet euch die Erde untertan,“ eine Aufgabe, deren Lösung ohne Arbeit undenkbar ist. Schon im Paradies sollten die Menschen „den Garten bauen und bewahren“(1Mo 2,15). Auch Jesus hat nicht die Arbeit für unnötig erklärt, wenn er seine Jünger aufs Gottvertrauen verweist gegenüber den Sorgen um Nahrung und Kleidung (Mt 6,25-34). Das Nichtarbeiten der Vögel und Lilien führt er nicht als Vorbild an für Gotteskinder, sondern nur als Probe der göttlichen Fürsorge, die auch die niedersten Geschöpfe und die unbedeutendsten Bedürfnisse nicht vergisst, sondern überreich bedenkt.

Der Sinn des Herrn ist richtig getroffen in dem Sprichwort: Bet und arbeit, so hilft Gott allezeit. Paulus erklärt es für eine ganz verwerfliche Unordnung, wenn etliche nicht arbeiten wollen, und verweist dagegen auf sein eigenes Beispiel (1Thess 4,11.12; 2Thess 3,6-12). Dabei gibt die Bibel jeder Arbeit der leiblichen und der geistigen, ihre Ehre: Das Gleichnis vom Leibe mit seinen verschiedenen Gliedern und deren verschiedenen Beschäftigungen trifft auch im natürlichen Leben, nicht bloß im christlichen Gemeindeleben zu (Röm 12,4-8). Dabei ist es wohl verständlich, dass das Alte Testament mehr von leiblicher, das Neue Testament mehr von geistiger Arbeit redet; aber die Unterschätzung der ersteren bei Sirach (Sir 38,25; 39,15) ist ein apokryphischer Irrtum.
Für das Neue Testament ist es im Gegenteil bezeichnend, dass auch die Apostel vom Herrn einfach „Arbeiter“ genannt werden (Mt 9,37f.; 10,10, vgl. 20,1ff.; vgl. Mt 20,27). Paulus gebraucht für sein apostolisches Wirken oft dasselbe Wort, wie für seine Teppichmacherei (z.B. 1Kor 15,10 und 4,12). Geadelt wird jede Arbeit, wenn sie mit dem durch sie erzielten Gewinn, soweit er nicht zur Selbsterhaltung nötig ist (2Thess 3,12), in den Dienst der Liebe tritt, statt in den Dienst der Selbstsucht (Eph 4,28; 1Kor 13,1ff.).

Unverkennbar ist nun freilich der Stempel des Fluches, den die Sünde dem Arbeitsleben des Menschen aufgeprägt hat. Er zeigt sich in der Mühsal, mit der so viele Arbeit verbunden ist („im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen,“1Mo 3,19, vgl. Ps 90,10); ferner in der Erfolglosigkeit so vieler Arbeit („Dornen und Disteln soll er dir tragen,“1Mo 3,18, vgl. 3Mo 26,20ff.); endlich in der Vergänglichkeit der durch die Arbeit erworbenen Güter, und in der Ruhelosigkeit des Herzens bei allem Erfolg (vgl. Pred 1,2.3 und sonst oft; Hi 14,1; Mt 6,19). Am meisten ruht natürlich dieser Fluch auf der Arbeit des Gottlosen (Spr 11,18). Der Fromme aber darf neben dem Fluch einen reichen Segen von seiner Arbeit spüren. Er darf sich nähren von seiner Hände Arbeit (Ps 128,2); Gott gibt zu seinem Vornehmen das Gelingen (Hi 22,28) und ihm selbst ein fröhliches Herz (Pred 2,24). Auch die Mühseligkeit der Arbeit hat als Züchtigung ihren hohen Wert und bewahrt vor vielem Bösen (Sir 33,29). Ja die Arbeit des Glaubens und der Liebe ist auch nicht vergeblich (1Kor 15,58; Hebr 6,10); denn sie darf mithelfen an dem Bau des Reiches Gottes, in dem wir selig sind hier und dort.

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