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Altar

Einführung

„Noah baute dem Herrn einen Altar“, 1 Mo. 8,20. So natürlich es war, dass die Menschen sich Gottes Gnade durch Gaben gewinnen oder wieder gewinnen wollten, eben so leicht erklärlich ist es, dass diese Opfergaben auf eine Erhöhung gelegt wurden, um sie Gott gleichsam näher zu bringen.

Doch ist der Altar nicht notwendig immer eine Opferstätte. Er kann auch bloß der Ort sein, wo man mit Gott zusammenkommen, ihn anrufen will. Von Abraham wird zum Beispiel mehrfach erzählt, dass er einen Altar errichtet habe: 1 Mo. 12,7. 8; 13,18 usf.; aber nur auf dem Altar, den er auf dem Berg Moria baute, brachte er ein Opfer dar. Ebenso ist 2 Mo. 17,15; Jos. 22,26 nicht an eine Opferstätte zu denken, sondern nur an ein Denkmal. Man machte die Altar gerne aus Erde oder unbehauenen Steinen, weil das, was nicht von den Menschen entweiht war, am besten zum Dienst des Herrn geeignet schien, vgl. 2 Mo. 20,25.

Während nach dem Gesetz nur beim Heiligtum geopfert werden sollte, wurden in der Richterzeit und auch in der Königszeit da und dort im Lande Altar errichtet und Opfer dargebracht, auch von Männern wie Gideon u. Samuel, s. den Art. Höhen.

Stiftshütte und Tempel

Im Vorhof der Stiftshütte wie des Tempels stand (Abb. 26) der Brandopferaltar. Es wurden auf demselben (abgesehen vom Räucheropfer) alle Arten von Opfern dargebracht; die Benennung rührt aber davon her, daß das Brandopfer das hauptsächlichste Opfer war. Der Brandopfer-Altar der Stiftshütte war ein viereckiges Gestell aus Akazienholz, 3 Ellen hoch, 2 Ellen lang und breit, inwendig mit Erde oder Steinen ausgefüllt. Überzogen war dasselbe mit Kupfer, aus welchem Metall auch sämtl. Geräte (Becken zum Schwenken des Blutes, Schaufeln und Töpfe für die Asche, Kohlenpfannen, Gabeln) bestanden. An den vier Ecken waren vier Hörner angebracht, welche aus einem Guß mit dem metallenen Überzug waren. In halber Höhe befand sich ein Umgang, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach von einem kupfernen Gitter getragen wurde. Ein Erdaufwurf führte statt der vom Gesetz (2 Mo. 20,26) verbotenen, offenbar als heidnisch angesehenen Stufen zum Altare hinauf. Der eherne Brandopferaltar des salomonischen Tempels war 10 Ellen hoch, 20 Ellen lang und breit. Nach der Gefangenschaft wurde der Altar aus unbehauenen Steinen errichtet und so blieb er auch im herodianischen Tempel.

Der im Heiligtum stehende Räucheraltar (Abb. 27) der Stiftshütte bestand gleichfalls aus Akazienholz, war aber mit Goldblech überzogen. Er war 2 Ellen hoch, nur 1 Elle lang und breit, und ebenfalls mit vier Hörnern versehen. Salomo ließ den Räucher-Altar aus Zedernholz herstellen. Auf diesem Altar wurde jeden Morgen und Abend Rauchwerk angezündet. An seine Hörner wurde von dem Blut der Sündopfer gestrichen, 3 Mo. 4,7. Dagegen der 3 Mo. 16,18 für den Versöhnungstag vorgeschriebene Reinigungsakt ist wahrscheinlich am Brandopfer-Altar vorgenommen worden.

Die Bedeutung der Hörner

Die Hörner an den Ecken beider Altar haben jedenfalls sinnbildliche Bedeutung. Es genügt nicht, wenn man sagt, sie seien daraus zu erklären, daß man Tieropfer darzubringen pflegte. Vielmehr scheinen die Hörner gerade die Hauptsache am Altar zu sein (Am. 3,14), dasjenige, was den Menschen in die nächste Verbindung mit Gott bringt. Darum wurde das Blut an die Hörner des Altar gestrichen und darum durfte der, welcher ohne Absicht einen Menschen getötet hatte, die Hörner des Altar ergreifen und dadurch sein Leben sichern, obwohl sonst nur die Priester dem Altar nahen durften. Ist das Horn im Alten Testament überhaupt ein Bild der Kraft, so wird durch die Hörner des Altar die göttliche Segenskraft dargestellt, welche gerade von der Opferstätte ausgeht. Bei den Babyloniern sind die Hörner eines Turmes die 4 Ecken. Vielleicht sind also mit den (vier) Spitzen des Altars symbolisch die 4 Himmelsgegenden, das heißt demnach der Himmel selbst, gemeint.

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