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Allgegenwärtig

Allgegenwärtig (das Wort selbst kommt in der Bibel nicht vor) heißt Gott, sofern wir glauben dürfen, dass er überall und immer uns allen nahe sei (Ps. 139,2-12; Apg. 17,27), ohne über seiner Nähe bei den einen die andern zu verkürzen (Ps. 145,18), aber auch ohne dass sich ein Mensch je der Nähe Gottes entziehen könnte (Jer. 23,24; Jon. 1,3. 4).

Wenn im Alten Testament einige Mal erzählt ist, dass Gott herniedergefahren sei (zum Beispiel 1 Mo. 11,5; 18,21), um nach dem Treiben der Menschen zu sehen, so ist damit nicht die Allgegenwart Gottes verkannt, sondern diese kindl. Erzählungsweise will nur sagen, dass nichts auf Erden geschehen könne, ohne dass Gott sogleich sich darum bekümmere, und, wenn nötig, einschreite. Schon das Alte Testament. verurteilt es als heidn. Aberglauben, wenn man meint, Gottes Kraft könne nicht an allen Orten gleich sich erzeigen (1 Kö. 20,28).

Die Allgegenwärtigkeit Gottes gehört zu den für unser Denken nicht völlig erreichbaren Glaubenswahrheiten (Ps. 139,6). Doch bietet der Geist des nach Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen insofern ein schwaches Nachbild dieser Eigenschaft, als er nicht nur den Leib ganz durchwaltet, sondern auch mit seinen Sinnen vieles Entfernte sich nahe bringt und durch Blick und Stimme vielen zugleich seine Gegenwart kundgibt.

Gott als der vollkommene Geist ist in viel höherer Weise allem nahe; sein Geist erkennt alle Dinge, auch die Tiefen des menschl. Herzens (Mt. 6,4); sein Geist durchwaltet wirkungsfähig alle Gebiete der Schöpfung (1 Mo. 1,2; Am. 9,6; Apg. 17,28); und sein Befehlswort wird überall vernommen und befolgt (Ps. 33,9). So ist es der allgegenwärtige Gott, der Himmel und Erde füllt (Jer. 23,24), ja den aller Himmel Himmel nicht zu fassen vermögen (1 Kö. 8,27), und der doch mit seiner ganzen Gnadenfülle jedem einzelnen zerbrochenen Herzen nahe ist (Ps. 34,19).

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