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Alexandrien

Einführung

Alexandrien ist die in der allgemeinen wie in der Religions- u. Kirchengeschichte hochwichtige Stadt an der Mündung des Nils, die den Namen ihres Gründers, Alexanders d. Gr., verewigt. Gegründet wurde sie 332 vor Chr. an einem hervorragend günstigen Punkt. (Man hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, welchen Scharfblick Alexander bewies, dass er nicht einen scheinbar günstigeren Platz weiter östlich wählte, sondern diese Stadt an der westlichen Ecke des Nildelta gründete, denn die an der Nordküste von Afrika von W. kommende Strömung treibt den vom Nil massenhaft ins Meer geschwemmten Schlamm nach Osten, und dadurch wäre mit der Zeit der an einem östl. Nilarm gelegene Hafen verschlammt.)

Hier war Afrika und Asien verbunden, hierher führte der Handelsweg von Europa. Die Stadt liegt auf einem schmalen Landstreifen, der das Meer von dem großen Landsee Mareotis trennt. Eines der Wunderbauwerke der alten Welt war der Pharus, ein riesiger, auf einer vorgelagerten kleinen Insel gebauter Leuchtturm. Berühmt war auch die überaus reiche Bibliothek von Alexandrien Die Stadt selbst wuchs rasch zu großer Bedeutung heran. Sie hatte zu der Ptolemäer Zeiten wohl 1 Mill. Einwohner, darunter sehr viele Juden. Wichtig war ihr Handel, ausgezeichnet ihre Schiffsbaukunst, vgl. Apg. 27,6; 28,11.

Zur biblischen Zeit

In der Zeit, welche für die bibl. Geschichte hauptsächlich in Betracht kommt, bildete Alexandrien eine eigentümliche Vermittlung zwischen dem, was aus Asien, besonders aus Palästina, an Weisheit u. Gelehrsamkeit, Religion u. Gottesdienst herbeikam, und dem, was europäische, namentlich griech.-röm. Bildung und Religionsanschauung zu bieten hatte. Daraus entstand eine eigentümliche Schule jüd.-griech. Gottesgelehrtheit u. Weltweisheit. Die Alexanderer, mit welchen Stephanus zu disputieren hatte (Apg. 6,9), gehören dahin.

Von besonderer Wichtigkeit ist die berühmte Übersetzung der Septuaginta, welche in Alexandrien entstand; der Sage nach von 70 (daher der Name Septuaginta) voneinander getrennten Übersetzern wörtlich gleich zustande gebracht, in Wahrheit erst allmählich etwa 250-130 v. Chr. entstanden und von verschiedenen Verfassern herrührend. (Weiteres s. Art. Schrift, heilige, und Kirchenlexikon I Art. Bibelübersetzungen.)

Von den gelehrten und berühmten Männern Alexandriens aus früherer Zeit ist der wichtigste der Jude Philo (ein Zeitgenosse Christi), der aber eben auch die griechische Weltweisheit gründlich in sich aufgenommen hatte und sie nun mit vielem, was er besonders der alttestamentlichen Weisheit entnahm, verschmolz. Apollo (s. d.) ist aus Alexandrien gebürtig (Apg. 18,24). Später, als das Christentum sich ausbreitete, wurde Alexandrien berühmt durch die alexandrinische Schule — deren wichtigster Vertreter der Kirchenvater Origenes — welche sich gleichfalls durch den Drang nach Erkenntnis, durch Forschen und Fragen nach den „Tiefen der Gottheit“ und den Geheimnissen des Menschen auszeichnete, aber auch manchen starken Glaubenshelden und heldenmütigen Märtyrer in Verfolgungszeiten hervorbrachte.

Heute

Auch heute noch ist Alexandrien eine wichtige Seestadt, in starker Zunahme begriffen (320 000 Einw.).

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