Älteste
In Israel
Das Alter stand bei den Israeliten in Ehren. Insbesondere genossen die Erstgeborenen, die Älteste des Stammes oder der Familie ein naturgemäßes Ansehen, wie sich dies auch bei andern Völkern wahrnehmen lässt. Übrigens wurde der Name eines Ältesten bald ein Ehrenname, der nicht notwendig durch ein höheres Alter bedingt war. (In Ägypten erscheinen 1 Mo. 50,7 die Älteste des Hauses Pharaos als eine Art von Hofbeamten).
Als das Volk Israel aus Ägypten zog, bestanden schon die Älteste, und dieselben wurden von Mose dazu gebraucht, um dem Volk die Befehle Gottes auszurichten. Mose sonderte sich aber 70 von ihnen aus, von denen berichtet wird, dass sie mit dem Geist Gottes ausgerüstet worden seien (4 Mo. 11,16 ff.). Schon 2 Mo. 24,1. 9 wird erzählt, dass 70 „von den Ältesten Israels“ mit Mose auf den Berg Sinai steigen durften. Die Ältesten waren vermöge ihres niemals ganz zurücktretenden Ansehens vorzüglich dazu geeignet, das Richteramt zu bekleiden; doch waren durchaus nicht alle Richter wirklich auch Älteste.
Nach der Ansiedlung in Kanaan traten außer den Stammes- und Familienhäuptern auch Ortsälteste hervor, welche fortan bei allen wichtigen Gemeindeangelegenheiten ein entscheidendes Wort zu sprechen hatten. Die Ältesten behielten auch unter den Königen ihre Geltung und erscheinen bisweilen als eine Art von Landständen, als Bewahrer der Tradition und der Volksrechte. Auch im Exil waren die Ältesten noch von Bedeutung, Hes. 8,1; 14,1; 20,1. 3.
Als nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft der Halt des nationalen Königtums fehlte, machte sich der Einfluss der Ältesten wieder besonders geltend und im hohen Rat waren neben den Priestern und Schriftgelehrten auch die Älteste vertreten durch die sogenannten Obersten. Wenn im Neuen Testament von den Aufsätzen der Ältesten die Rede ist (Mt. 15,2; Mk. 7,3), so darf man dabei nicht an das alttestamentliche Institut der Älteste denken, sondern an die alten Gesetzeslehrer, deren überlieferte Satzungen später eine Erweiterung des Gesetzes, eine Art „Tradition“ bildeten.
Bei Christen
Wohl nicht ohne Zusammenhang mit der jüdischen Gemeindeverfassung finden sich die Ältesten auch bei den Christen fast gleichzeitig mit der Entstehung der ersten christlichen Gemeinden. Sie begegnen uns zuerst in Jerusalem Apg. 11,30; 15,2, aber auch bald in heidenchristlichen Gemeinden. Die Apostel pflegten, wo sich neue Gemeinden bildeten, Älteste einzusetzen, Apg. 14,23. Dieselben sollten die Gemeinde leiten und Zucht in derselben üben.
Das Lehramt war nicht an das Amt eines Ältesten gebunden, sofern anfangs jeder in der Gemeindeversammlung reden durfte, der dazu durch den Geist befähigt war. Doch zeigt schon 1 Tim. 5,17, dass bald einem der Ältesten, wie das später die Regel war, die Aufgabe des Lehrens zufallen konnte.
In der nachapostolischen Zeit tritt unter den Ältesten, deren es von Anfang an in jeder Gemeinde mehrere waren, allmählich einer hervor, dem eine leitende Stellung eingeräumt wird. Es ist der Bischof (s. d. A.). In der ersten Zeit aber war zwischen den Bischöfen und den Ältesten (Presbytern) keinerlei Rangunterschied, wie mit aller Klarheit aus Stellen wie Apg. 20,17. 28; Tit. 1,5. 7; Phi. 1,1; 1 Tim. 3,1-8 hervorgeht. Johannes nennt sich im Eingang seines zweiten und dritten Briefs den Ältesten, um damit sein Aufsichtsrecht über die kleinasiatischen Gemeinden anzudeuten.
In der Off. werden mehrfach (4,4; 7,13 usf.) 24 Älteste genannt, welche mit Kränzen und weißen Kleidern geschmückt um den Thron Gottes sitzen. Sie sind die Vertretung der erlösten Christengemeinde, je 12 Repräsentanten aus den Heiden, wie aus den Stämmen Israels.