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Rund um Jesus (2/5)

Rund um Jesus, Teil 2/5
08.10.2024
SERIE - Teil 2 / 5Rund um Jesus

Einführung: Zweifel am Wahrheitsgehalt der Evangelien

Rund um Jesus
Fünf Antworten auf immer wieder gestellte Fragen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Wahrheitsgehalt der Evangelien.

Wenn man mit Menschen über Jesus redet, kommt ein Einwand gegen den Glauben immer wieder vor. Der Einwand lautet etwa so: Die Evangelien, also die Berichte über Jesus von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, sind nicht wahr. Sie sind erfunden.

Es gibt vielleicht hier und da einen wahren Kern, aber im Wesentlichen sind sie eine Sammlung von Legenden über Jesus. Legenden, die sich die Christen Jahrzehnte nach den Ereignissen ausgedacht haben, um Jesus als Prediger und Wunderheiler interessanter zu machen.

Es wird dann gerne gesagt, man müsse sich das ein wenig wie bei Stille Post vorstellen: Christen erzählen anderen Christen etwas über Jesus, diese erzählen es weiter, aber nur fast richtig. So geht das über Jahrzehnte, und schlussendlich schreibt einer alles auf.

Das, was hinten rauskommt, ist das Evangelium. Aber es hat natürlich mit den ursprünglichen Ereignissen fast nichts mehr zu tun.

So in etwa lautet der Einwand. Und wenn er wahr wäre, wäre ich kein Christ. Einfach deshalb nicht, weil ich es total blöd fände, an ausgedachte Geschichten und Legenden zu glauben.

Die Evangelien als antike Biografien: Drei Gründe für ihren Wahrheitsgehalt

Kommen wir zu den Gründen, warum ich glaube, dass die Evangelien keine Geschichten über Jesus sind, die mit mythologischen Elementen angereichert wurden, um sie spannender zu machen.

Es ist inzwischen akademischer Standard, dass die Evangelien als antike Biografien betrachtet werden. Dafür gibt es gute Gründe.

Drei Gründe möchte ich vorstellen, warum ich die Evangelien nicht für Legenden halte.

Grund Nr. 1: Die Sache mit den Augenzeugen.

Grund Nr. 1: Die Bedeutung der Augenzeugen

Der Einwand mit dem Stille-Post-Argument funktioniert nicht, wenn man die Person am Anfang der Kette fragen kann, was sie gesagt hat. Andersherum: Stille Post funktioniert als Spiel nur, weil man gerade nicht fragen darf. Und nur deshalb ist es ein lustiges Spiel.

Bei der Überlieferung der Jesusgeschichten war das ganz anders. Es gab viele Menschen, die von Anfang an dabei waren, und diese konnte man alle noch lange fragen.

Ich mache das an einem Beispiel deutlich: Nehmen wir an, ich lebe im ersten Jahrhundert in Ägypten und höre davon, dass es in Israel diesen Jesus gegeben haben soll. Ein Christ erzählt mir davon, und ich möchte wissen, ob seine Erzählungen stimmen. Was kann ich tun?

Ich kann ganz einfach nach Israel fahren und dort nachfragen. Ich frage, weil es dort noch viele Menschen gibt, die diesen Jesus erlebt haben, seine Predigten gehört haben oder vielleicht sogar seine Wunden gesehen haben.

Dabei muss man eines bedenken: Die Kultur damals hatte noch nicht das, was wir heute Reizüberflutung durch Medien nennen. Wir sind daran gewöhnt, Gehörtes schnell zu vergessen. Wir hören so viel, dass wir schnell vergessen müssen. Damals war das ganz anders. Hören und Auswendiglernen waren die Formen des Unterrichts. Was wichtig war, wurde ganzen Gruppen beigebracht, damit immer genügend Schüler vorhanden waren, die auf Fehler in der Überlieferung hinweisen konnten.

Bei Jesus war das nicht anders. Er hatte Dutzende von Jüngerinnen und Jüngern, die mit ihm unterwegs waren, ihm zuhörten und von klein auf darauf trainiert waren, sich das Gehörte zu merken.

Auf genau diese Augenzeugen greifen die christlichen Autoren zurück. Es ist eben nicht wie bei Stille Post, sondern man schnappt sich den Ersten in der Reihe und fragt ihn. Genau das haben die Autoren der Evangelien getan.

Entweder waren sie selbst Jünger Jesu, wie Matthäus oder Johannes, die Jesus live gehört hatten, oder sie waren ganz dicht dran, wie Markus, der Mitarbeiter von Petrus war. Oder sie haben, wie Lukas, vor Ort Augenzeugen befragt.

Lukas, der Mitarbeiter des Apostels Paulus, gehört definitiv zu den besten Historikern der Antike. Sein Evangelium, das Lukasevangelium, beginnt mit diesen Worten (Lukas 1,1-3):

„Schon viele haben versucht, diese Ereignisse zusammenhängend darzustellen, die Gott unter uns geschehen ließ und mit denen er seine Zusagen eingelöst hat. Diese Ereignisse sind uns überliefert in den Berichten der Augenzeugen – habt ihr es gehört? Nochmal: Diese Ereignisse sind uns überliefert in den Berichten der Augenzeugen, die von Anfang an alles miterlebt hatten und den Auftrag erhielten, die Botschaft Gottes weiterzugeben. So habe auch ich mich dazu entschlossen, all diesen Überlieferungen bis hin zu den ersten Anfängen sorgfältig nachzugehen.“

Schön, oder? Lukas kennt Augenzeugen und ihre Berichte und betont, dass er der ganzen Sache bis zu den ersten Anfängen auf den Grund gegangen ist.

Warum sind die Evangelien also keine Legenden? Ganz einfach: weil es die Augenzeugen gibt.

Grund Nummer zwei: Sie passen super in die Zeit.

Grund Nr. 2: Die Evangelien spiegeln die Zeit genau wider

Wenn die Evangelien keine Legenden sind, sondern historische Berichte, dann müssen sie die Zeit, in der sie spielen, genau abbilden.

Das bedeutet, ich erwarte eine Vertrautheit mit der Geographie, der Kultur und den religiösen Gepflogenheiten bis hin zur statistischen Verteilung der Namen, die für diese Zeit typisch waren. All das finde ich in den Evangelien.

Es geht noch weiter: Weil es historische Berichte sind, finde ich auch solche Details, die aus dem Rahmen fallen. Ich gebe ein gutes Beispiel.

Liest man die Berichte über die Auferstehung Jesu, spielen Frauen darin eine große Rolle. Sie stehen unter dem Kreuz, sie wissen, wo das Grab Jesu ist, sie sind am Ostersonntag die Ersten am Grab. Ihnen begegnet der auferstandene Jesus, und er schickt sie zu den Jüngern.

Für uns ist daran wenig bis nichts Außergewöhnliches. Aber damals galt das Zeugnis einer Frau viel weniger als das eines Mannes. Wären die Evangelien keine historischen Berichte, sondern Legenden oder etwas Erfundenes, um Glauben zu wecken, dann wären Männer als Zeugen angeführt worden.

Ein amerikanischer Autor hat es gut auf den Punkt gebracht, als er sagte: „Es ist ein unmissverständlicher Hinweis auf den Wahrheitsgehalt des Berichtes – gemeint ist die Auferstehung –, dass Jesus in einer von Männern dominierten Kultur zuerst Frauen erschien.“

Genau so ist es.

Also, Grund Nummer zwei: Die Evangelien passen genau in die Zeit, die sie beschreiben. Es sind historische Berichte, keine Legenden.

Und Grund Nummer drei...

Grund Nr. 3: Fehlende spätere Gemeindethemen in den Evangelien

Es fehlen die Themen, die später in der Gemeinde wichtig wurden. Dieses Argument klingt vielleicht etwas merkwürdig. Aber was würde man erwarten, wenn sich eine Legende nach der anderen entwickelt hätte?

Dann wäre der Großteil der Evangelien einem Denken entsprungen, das lange nach Jesus entstand. Davon müsste man doch etwas in den Evangelien wiederfinden.

Was jedoch geschildert wird, ist ein Jesus vor der Auferstehung. Es sind Jünger, denen an vielen Stellen noch der Durchblick fehlt – ein Durchblick, der ihnen später nicht mehr fehlte.

Auch die Probleme der jungen Gemeinde aus den Jahren 40 bis 60 nach Christus kommen in den Evangelien nicht vor.

Zusammenfassung: Warum die Evangelien historische Berichte sind

Kommen wir zum Schluss: Warum sind die Evangelien keine Legenden, sondern historische Berichte?

Dafür gibt es drei Gründe. Erstens, weil sie auf viele Augenzeugen zurückgehen, die teilweise auch namentlich genannt werden. Zweitens, weil sie sehr gut in die Zeit passen, die sie beschreiben. Drittens, weil sie nur die Themen behandeln, die zur Zeit Jesu bekannt und wichtig waren.

Alles entspricht genau dem, was man von einem historischen Bericht, einer antiken Biografie über das Leben Jesu, erwarten würde.

Ausblick und Segenswunsch

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir noch ein Video zu diesem Thema anschauen. Ein Link dazu ist im Skript enthalten.

Falls du noch nicht damit begonnen hast, regelmäßig Bibelverse auswendig zu lernen, dann fang doch heute damit an.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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