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Vom Reden und Denken über Politiker

Politisches Thema

Ihr habt diesen Sonntag unter ein politisches Thema gestellt, und dann habe ich mir gedacht, ich frag mal, ob ich dann auch eine politische Predigt machen darf - und ja, das darf ich. Und deswegen geht es heute nicht in der Apostelgeschichte weiter sondern ich spreche über ein Thema, was mir auf dem Herzen liegt; nämlich wie man über Politiker reden und für sie beten soll.

Ich tue das aus einer gewissen Betroffenheit heraus, weil ich nämlich in den sozialen Medien merke, wie auch Christen sich über Politiker und über Politik sich unterhalten. Und ich muss eigentlich sagen, dass das nicht ganz für mich vereinbar ist mit dem, wie Gott sich unser Reden über Politiker denkt. Ich hoffe, dass mich diese Betroffenheit nicht zu sehr einseitig werden lässt. Aber ich wollte euch das wenigstens vorneweg sagen.

Das ist ein Thema, das mich schon seit ungefähr einem Jahr beschäftigt und wo ich glaube, dass wir aufpassen müssen, dass wir uns nicht von dieser Welt beeinflussen lassen. Also - das Thema heute lautet: "Wie soll ich als Christ über Politiker reden und für Sie beten?"

Drei Vorbermerkungen
Drei Vorbemerkungen vorneweg, die mir ganz, ganz arg wichtig sind - und die drei Vorbemerkungen heißen:

  • Gott regiert
  • Gott richtet
  • Gott rettet

Weltgeschichte und Gott

Wir glauben als Christen an das, was Theologen Heilsgeschichte nennen. In dem Wort Heilsgeschichte, da steckt das Wort "Heil" drin - das bedeutet Rettung. Das Wort ist verbrannt, aber ich hab kein besseres Wort für euch - Heilsgeschichte. Es geht dabei um die Fragen: Wie bewerte ich eigentlich Geschichte? Wie gehe ich mit der Tatsache um, dass Geschichte stattfindet? Wenn ich das sehe, was da passiert, denke ich mir: "Naja das passiert halt einfach" oder denke ich: "Da ist schon so etwas wie eine Entwicklung dahinter"? Oder sehe ich bei Geschichte ein Ziel? Ein Ziel, das von außen vorgegeben wird.

Also ich schaue auf Geschichte; auf das, was ich jede Woche neu erlebe und stelle mir die Frage: "Haben wir es dabei mit Zufall zu tun, ist da eine innere Logik dahinter oder gibt es eine gottgegebene Absicht? Wirrwarr, Evolution oder Vorherbestimmung? Ich muss mich da entscheiden.

Und als Christen haben wir es tatsächlich einfach, weil diese Frage von der Bibel sehr eindeutig beantwortet wird. Diese Welt, in der wir leben, ist ein Ort, der mal sehr gut war und hat dann seine Unschuld verloren. Es ist ein Ort, wo Menschen sich heute unwohl fühlen, weil ihnen der Tod in allen seinen Facetten entgegentritt. Es kann sein, dass eine Beziehung scheitert. Es kann sein, dass ein Krankenhausaufenthalt ansteht. Es kann auch sein, dass Polizisten erschossen werden. Mord in allen seinen Facetten prägt diese Welt.

Und wir merken, in dieser Welt stimmt etwas ganz grundsätzlich nicht - und zwar auch mit uns nicht. Wir sehnen uns nach einer anderen Welt. Wir sehnen uns nach einer Welt, in der es keine Ungerechtigkeit gibt, keine Schmerzen gibt, in der es keine Demenz gibt und schon gar nicht dieses Säbelrasseln vor dem nächsten Krieg, weswegen man nie so genau weiß: "Wie wird das weitergehen?"

Wir als Christen haben die Hoffnung, dass sich diese Sehnsucht tatsächlich einmal in Realität verwandelt. Und das macht ganz viel Spaß, als ein Mensch zu leben, der diese Hoffnung hat. Geht mir wirklich so. Ich wüsste nicht, wie ich ohne diese Hoffnung leben könnte und ohne das Wissen, dass Gott ein Gott ist, der regiert, der richtet und der rettet. Ohne diese Gewissheit, dass ich Geschichte interpretieren darf, als einen Rahmen, in dem sich die Freiheit des Menschen mit der Vorherbestimmung Gottes trifft.

Und um ein Bild zu gebrauchen: Weltgeschichte ist aus einer biblischen Perspektive so, wie eine Reise auf einem Ozeandampfer. Ihr kennt diese riesengroßen Ozeandampfer. Es gibt den Kapitän und der weiß, was der Zeitplan und was das Ziel ist. Aber auf diesem riesigen Ozeandampfer können die Passagiere eigene und zum Teil auch eigenwillige Entscheidungen treffen. Das ist das, was wir im Blick auf diese Welt glauben. Gott regiert.
Das heißt er hat ein Ziel, das er mit dieser Welt ansteuert: Gott möchte die Weltgeschichte so lenken, dass am Ende möglichst viele Menschen bei diesem Neuanfang, den es am Ende gibt, dabei sind.

Es gibt Erde 2.0. Diese Sehnsucht wird Realität, diese Hoffnung wird erfüllt. Und Gott möchte Weltgeschichte so lenken, dass dann möglichst viele Menschen dabei sind. Dass möglichst viele Menschen durch den Glauben gerettet werden, das ist seine Absicht.

Das ist übrigens eine Absicht, in die er uns nicht mit hinein nimmt. Es ist nicht unser Job, Weltgeschichte zu machen, das macht Gott. Und deswegen, weil Gott ein Gott ist, der rettet und der richtet, lenkt Gott die Weltgeschichte so, dass möglichst viele Menschen Glauben finden können. Wir müssen das deutlich bekennen: am Ende dieser Reise steht ein Gericht. Und dann, wenn diese Reise vorbei ist, wehe denen die nicht geglaubt haben, wehe denen, die ein Leben geführt haben geprägt von Lüge, Betrug, Ungerechtigkeit oder Egoismus. Es wird für sie keine Hoffnung geben. Das ist unser christlicher Glaube.

Gott regiert und Gott richtet. Aber Gott bietet allen Menschen tatsächlich die Möglichkeit für einen Neuanfang. Mit den Worten Jesu: er bietet ihnen ewiges Leben an! Niemand muss ins Gericht. Aber jeder darf verloren gehen, wenn er das will. Gott regiert, Gott richtet und Gott rettet. Er tut das jetzt, nicht irgendwann einmal. Das ist unser Blick auf Geschichte.

Die Geschichte, die wir betrachten und erleben macht aus unserer Perspektive häufig keinen Sinn. Immer wieder wollen Leute verstehen, wie Weltgeschichte funktioniert. Was hat Gott vor, wenn Weltgeschichte genau so läuft, wie sie läuft? Ich kann dir jetzt schon sagen, dass du es nicht schaffen wirst, diesen Mix aus echter Freiheit und Evangelium zu durchdringen mit deinen Gedanken, diesen Mix der Weltgeschichte. Ich kann dir nur sagen: Gott regiert und er lenkt den Weg der Geschichte dorthin, dass aus Gnade durch Glauben an den Herrn Jesus möglichst viele Menschen gerettet werden.

Der Prediger macht uns deutlich, wie sinnlos es ist, diese Weltgeschichte durchschauen zu wollen. Prediger 8,17 für alle, die sagen "Ich würde es aber doch gerne verstehen": "Da sah ich am Ganzen des Werkes Gottes, dass der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das unter der Sonne geschieht."
Das ist nicht nur nicht unser Job, da fehlt uns Kompetenz. Du wirst es nicht schaffen. Du kannst nur darauf vertrauen, dass Gott weiß, was er tut und dass die Geschichte der Welt Gottes Heilsgeschichte ist, die darauf angelegt ist Raum zu schaffen für Menschen, die echten rettenden Glauben finden.

Und dazu, dass die Geschichte in ihrer Gesamtheit Gottes Geschichte ist: Im Rahmen dieser Geschichte spielen Gesellschaften eine Rolle. Ich könnte das aus der Apostelgeschichte zeigen und ich habe das mal in einem Podcast gemacht. Da ging es um das Thema Genozid an den Kanaanitern und dass Gott auch ganze Völker an bestimmten Städten wohnen lässt. Gott führt die Weltgeschichte so weit heruntergebrochen, dass er bestimmt, wann wer wo wohnt. Und in diesen Gesellschaften ist es wichtig, dass es politische Strukturen gibt.

Gott ist ein Freund von politischen Strukturen.

Gott ist ein Freund von politischen Strukturen. Und wer sagt, Anarchie wäre viel besser: jeder Slum dieser Welt beweist mir, dass Anarchie nirgendwohin führt, nur zu Mord und Totschlag. Deswegen: Gott ist ein Gott, der ein Freund von politischen Strukturen ist. Politische Strukturen unterschiedlichster Art, wie wir in der Weltgeschichte sehen. Aber es ist ganz wichtig, dass wir eines verstehen: Gott ist der, der Politiker einsetzt.

Politiker und Gott

Im Moment stehen bei uns Oberbürgermeisterwahlen an. Wer es wird, wird es, weil Gott ihn oder sie dafür eingesetzt hat. In Daniel 2,20-21 lesen wir das. Gott ist ein Gott, der Politiker einsetzt. Daniel fing an und sprach gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit (und hier spricht Daniel zu dem höchsten König der damaligen Zeit, dem Beherrscher eines Weltreiches, Nebukadnezar). Denn Weisheit und Macht, sie sind sein. Er ändert Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen.

Es ist Gott, der Könige einsetzt und absetzt. Und was für Könige gilt, das gilt auch für Bundeskanzlerinnen und Präsidenten und das gilt sogar für ganz einfache Beamte. Also das kann man von oben bis unten durchspielen. Römer 13,6 nach der guten Nachricht. Da heißt es: Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern, denn die Staatsbeamten handeln als Beamte Gottes, wenn sie beharrlich darauf bestehen, (dass du deine Steuern zahlst)

Ich musste staunen: meine Finanzbeamtin ist Gottes Dienerin für mich! Da fängt man an, ganz anders über diese Leute zu denken und vielleicht sogar für sie zu beten. Da fragt man sich: "Sollte ich vielleicht meiner Finanzbeamtin eine E-Mail schreiben? Einmal fragen, wofür ich für Sie beten kann? Wenn sie mir schon im Auftrag Gottes dient. Folgendes müsst ihr verstehen: Wir sehen Menschen in politischer Verantwortung, aber dahinter steht Gott

Vom Reden und Denken über Politiker

Unser Thema heute lautet nicht Unterordnung unter den Staat, sondern "Reden über Politikerinnen und Politiker". Was folgt daraus, dass ich glaube, dass Gott die Weltgeschichte in seinem Sinn lenkt und zum Abschluss bringt? Was folgt daraus, dass Geschichte eine Absicht hat, nämlich die Errettung von Menschen und dass politische Strukturen dafür unerlässlich sind? Was folgt daraus für mich heute?

Wir leben in einem Meckerstaat. So kommt es mir jedenfalls vor. Ich kenne nicht eine einzige Sendung im Fernsehen, die sich auf die Fahne geschrieben hat, positiv über Politiker zu informieren. Einfach nur nüchtern festzuhalten, was sie leisten.

Ich gebe offen zu, ich bin nicht sonderlich politisch interessiert. Ich bin nicht sonderlich politisch informiert und trotzdem merke ich, wenn ich mal anfange über Politikerinnen und Politiker nachzudenken, was sie eigentlich für eine enorme Leistung bringen, was ihnen täglich abverlangt wird und ich denke mir auch oft: gesund und familienfreundlich ist das nicht. Das ist eine Ochsentour und trotzdem werden sie eigentlich in den Medien kaum positiv erwähnt.

Da sind kaum Leute, die sich mal freuen darüber, dass wir solche Politiker haben. Ja, ganz am Ende gibt es dann vielleicht diesen großen Zapfenstreich und irgendjemand schreibt dann über ausgewählte Politiker auch eine Biografie. Aber bis dahin ist ihre politische Karriere doch im Großen und Ganzen von Dingen geprägt wie Meckerei, Diffamierung und anderen Hässlichkeiten von irgendwelchen Leuten, die an ihren Stühlen sägen.

Das ist doch das was diese Leute Tag für Tag erleben! Und wenn du jetzt denkst: "Jürgen, aber die sind ja genau so und die wussten doch, worauf sie sich einlassen". Dann sag ich: Stimmt, das kann sein. Und trotzdem muss ich schauen, was Gott von mir möchte im Blick auf die Politiker!

Der biblische Umgang mit Politikern: Ehren

In der Bibel steht, dass wir sie ehren sollen. Wir sollen Politiker ehren, das ist ein biblisches Gebot, schauen wir es uns einfach mal an. 1. Petrus 2,17, da schreibt Petrus interessanterweise zu Leuten, die gerade durch den aktuellen Kaiser vertrieben worden sind. Stell dir vor: Du hast also gerade alles verloren, musstest raus aus der Stadt, bist irgendwo ins Hinterland verbannt worden und jetzt schreibt er: Erweist allen Ehre, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König.

Und ich denke es ist keine komplexe Transferleistung "Ehrt den König" in eine Demokratie zu übertragen auf:
"Ehrt die Politikerinnen und Politiker!"

Wir sollen sie ehren. Aber wie macht man das? Ehren ist für dich vielleicht ein fremdes Konzept, du weißt gar nicht wie man jemanden ehrt. Wie könnte sowas gehen? Immer wenn du nicht weißt, wie man ein Gebot umsetzen soll, rate ich dir Matthäus 7,12. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Also wenn ich nicht weiß, wie ich einem anderen Gutes tun soll, dann überlege ich mir folgendes: Wenn ich jetzt an seiner Stelle wäre, wie würde sich das anfühlen, dass der andere richtig mit mir umgeht?

Wenn du also die Frage stellst: Wie ehre ich einen Politiker? Dann kannst du dir auch die Frage stellen: Was würde ich persönlich als entehrend empfinden? Und das mache ich dann einfach nicht. Völlig losgelöst von der Tatsache, dass wir es hier mit einer sogenannten Person des öffentlichen Interesses zu tun haben.

Und dann? Dann wende ich das einfach an. Möchte ich auf der Titelseite einer Boulevard Zeitung abgebildet werden, mit ein bisschen Winterspeck und einem viel zu kurzen Bikini? Möchte ich, dass Leute mir schon die Kompetenz absprechen, bevor ich auch nur 100 Tage im Amt war? Möchte ich, dass man über mich Karikaturen anfertigt? Über mich Witze reißt? Und schon merke ich: Nein, das würde ich alles als unglaublich entehrend empfinden!
Ich möchte über mich keine hässlichen Bilder in irgendwelchen Zeitungen, ich möchte nicht irgendwelche abwertenden Kommentare, ich möchte nicht in Comedy und irgendwelchen Gags verarbeitet werden! Ich möchte das für mich nicht und wenn ich das für mich als entehrend empfinde, dann machen wir das eben auch bei Politikern nicht. Ganz nach: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Ich weiß, wenn ich so drüber nachdenke, instinktiv, was sich ein Politiker als Mensch wünscht. Und das ist das, was ich ihm zu geben habe. Ehrt den König, beziehungsweise, ehrt die Politikerinnen und Politiker.

Dieses Ehren findet ganz stark statt im Bereich des Redens. Reden ist das, was man mitbekommt vom eigenen Herzen. Unser Reden offenbart unser Herz, vielleicht mehr als irgendetwas sonst. In Lukas 6,45 heißt es: Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor. Und der Böse bringt aus dem Bösen das Böse hervor. Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Ist das interessant? Aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Wenn wir schlecht über Politiker oder auch Politiker schlecht über uns Evangelikale reden, ja, das kann man auch durchaus umdrehen, dann offenbart das immer unser Herz. Unsere Worte sind ein Spiegel, und zwar ein Spiegel unserer Überzeugungen.

Unsere Worte - auch unser Reden über Politiker - sind ein Spiegel unserer Überzeugungen.

Und deswegen ganz klar von hier vorne, wenn du schlecht über Politikerinnen und Politiker redest, dann sündigst du. Warum? Weil wir den Auftrag haben zu ehren. Es ist uns schlichtweg verboten, schlecht über sie zu reden. Wo das geschieht müssen wir auf Abstand gehen.

Und ich möchte euch das noch deutlicher an einer Begebenheit aus der Apostelgeschichte zeigen: Paulus und der Hohepriester. Man muss an der Stelle wissen, dass Paulus vor den Hohen Rat geführt wird. Das ist das oberste politische Gremium der damaligen Zeit für die Juden. Und im Hohen Rat hatte der Hohepriester den Vorsitz. Er war also gleichzeitig religiöser und politischer Führer. Aber hören wir Apostelgeschichte 23,2-5: Der Hohepriester Hananias aber befahl denen, die bei ihm standen, ihm, das ist Paulus, auf den Mund zu schlagen
Das geht natürlich gar nicht. Schließlich ist es eine Gerichtsverhandlung, die hier beschrieben wird, da schlägt man nicht einfach mal den Angeklagten. Ab Vers 3: Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Und du sitzt da, mich nach dem Gesetz zu richten und gegen das Gesetz handelnd, befiehlst du, mich zu schlagen? Die Dabeistehenden aber sprachen: Schmähst du den Hohenpriester Gottes? Und Paulus sprach: Ich wusste nicht, Brüder, dass es der Hohepriester ist, denn es steht geschrieben von dem Obersten deines Volkes sollst du nicht schlecht reden.

Das ist die Geschichte. Halten wir fest: Der Hohepriester handelt gegen das Gesetz. Und Paulus wirft ihm, weil er das erlebt, ein "Du getünchte Wand" entgegen. Wir würden heute sagen: Außen hui, innen pfui! Mehr Schein als sein, das ist der Vorwurf der Heuchelei.

Und Paulus hat mit seinem Vorwurf Recht. Trotzdem, obwohl er im Recht ist, steht ihm so ein verächtlicher Ausdruck, ein Schlechtmachen nicht zu. Er weiß das, denn er entschuldigt sich sofort und er zitiert dann gleich noch 2. Mose 22,27. Lasst uns das Original nochmal anschauen: 2. Mose 22,27. Gott, sollst du nicht lästern und einem Fürsten in deinem Volk solltest du nicht fluchen. Fluchen hier nicht im Sinne von verfluchen, sondern von schlecht reden, so übersetzt Paulus das ja auch in der Situation vor dem Hohen Rat. Merke dir: genauso wie es falsch ist, Gott zu lästern - und ich glaube, da würde jeder denken: Ja klar, Blasphemie ist verboten - genauso falsch ist es, schlecht über Politiker zu reden! Auch dann, wenn die richtig Mist machen und wenn ich unter diesem Mist gerade richtig zu leiden habe.

Und jetzt wird es spannend. Habt ihr mal in den letzten eineinhalb Jahren auf Facebook, in WhatsApp-Gruppen oder auf Telegram geschaut, wie da über Politiker geredet wird? Werden die geehrt? Oder werden die diffamiert? Nimmt man zur Kenntnis, was das für eine Leistung ist so eine Krise zu meistern, die vor ihnen auch noch keiner gemeistert hat? Oder regt man sich über die Dinge auf, die schief laufen? Sogar bis dahin, dass man ihnen böse Motive unterstellt, Dummheit und Ähnliches. Was liest man da?

Und ich glaube persönlich, dass bei vielen Christen eine ordentliche Portion Buße angesagt ist. Buße weil es Dinge gibt, die wir als Christen einfach nicht tun. Oder nicht tun dürfen. Dann nicht tun dürfen, wenn wir das mit dem Ehren verstanden haben.

3 wichtige Dinge

1. Buße tun
Lasst uns Buße tun über alles schlecht reden und entehren was wir in den letzten Monaten und Jahren getan haben.
Darunter fällt auch, dass du irgendwelche Artikel und Beiträge nur geliked hast. Was du likest und weiterleitest, damit machst du machst du dich eins. Und jeder von euch kann jetzt überlegen: Wie ist es mir damit gegangen? Aber wenn du dich eins gemacht hast mit schlecht reden und mit schlechter Darstellung und Diffamierung, dann wäre es wirklich an der Zeit, Buße zu tun!

2. Schlechte Gesellschaft meiden
Lasst uns alle Gruppen verlassen, in denen schlecht über Politiker geredet wird. In Psalm 1,1 heißt es: Glücklich der Mann, der nicht folgt, dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt.
Wir sitzen da nicht, wir machen da nicht mit! Das ist völlig egal, ob das ein Stammtisch ist, ob das eine Telegramm-Gruppe ist oder ob das ein politischer Blog ist. In dem Moment, in dem gehetzt wird, sind wir raus. Du hast da nichts mehr verloren. Und du bist auch nicht mehr auf einem Weg, wo Gott sagt: "Ja". Es ist ein Weg, wo Gott sagt. "Will ich nicht! Raus da! Da hast du nichts verloren!" In dem Moment, wo wir uns gegen die Politiker wenden, gegen wen wenden wir uns in letzter Konsequenz? Gegen den, der sie eingesetzt hat.

3. Abwenden & zurechtweisen
Wir hören auf, entehrende Artikel zu lesen wir wenden uns bei Politikerwitzen einfach ab. Wir weisen Christen, die sich diffamierend über Politik äußern, zurecht.

Und wenn du denkst: "Das klingt heftig!", dann lass mich dir einen Vergleich machen. Das Konzept des Ehrens gilt ja nicht nur für Politiker. Es gilt zum Beispiel auch für meine Ehefrau. Gott fordert mich als Ehemann auf, meine Frau zu ehren. Meint ihr, ich würde einen Artikel lesen, der meine Frau schlecht macht? Meint ihr, ich würde gerne hören wollen, wie sie zum Gespött wird an einem Stammtisch, wo halb besoffene Stammtischbrüder sich das Maul über sie zerreißen? Oder ich möchte auf Facebook lesen, mit was für einer * ich verheiratet bin? Definitiv nicht! Mein Job ist, dass ich meine Frau ehre und jeder, der sie entehrt, den werde ich mit meiner Vorstellung von Mannsein konfrontieren. Deswegen, weil ich an dieser Stelle so genau weiß, was ehren ist, werde ich dieses Konzept einfach übertragen auf Politiker.

Bete!

Nun, ich werde nicht nur gut über sie reden und das, was sie tun, schätzen und versuchen sie zu ehren nach meinen besten Kräften - ich werde noch etwas tun: Ich werde für Sie beten. Und ich tue auch das, weil Gott es mir aufträgt.

Und ich möchte das einmal so deutlich sagen: wir bekommen genau die Regierung, die Gott uns zumutet und für die wir beten. Ich bin nicht sonderlich glücklich über den Koalitionsvertrag. Er entspricht in weiten Teilen nicht meinen Werten. Das wird jetzt keinen überraschen. Aber es ist die Regierung, die Gott mir gegeben hat. Es ist die Regierung, die Gott mir zumutet. Und es ist die Regierung, für die ich zu beten habe, damit jetzt im Rahmen dessen, was sie tut, möglichst viel Gutes entsteht. Eine Regierung ist von Gott eingesetzt und damit ihm gegenüber verantwortlich, nicht mir gegenüber verantwortlich.

Ich weiß nicht, warum das, was jetzt weltgeschichtlich passiert, gerade passiert. Gott weiß es und das reicht mir. Aber ich weiß auch, wenn die Regierung Gott gegenüber verantwortlich ist, kann ich dieses Geschick ihrer Regierung und was politisch passiert mitformen, indem ich bete.

Zwei Bibelstellen dazu. In Jeremia 29,7 heißt es: Und sucht den Frieden, sprecht das Wohlergehen der Stadt in die ich euch gefangen weggeführt habe und betet für sie zum Herrn. Hier sind Juden; weggeführt, das heißt, sie sind vertrieben worden. Und Jeremia sagt: Betet für den Frieden der Stadt! Warum? Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben.

Und der Apostel Paulus schlägt in die gleiche Kerbe in 1. Timotheus 2,1-2. Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen getan werden für alle Menschen. Und jetzt nimmt er da eine Gruppe besonders nochmal heraus für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit.

Jeremia und Paulus - derselbe Tenor: in Ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können. Diese Welt ist für mich als Christ nur eine Durchgangsstation. Ich bin hier, ich lebe mit Gott, er prägt mein Denken. Ich schaue, wo er gute Dinge vorbereitet hat, gute Werke, die ich tun kann. Ich bin aktiv in dieser Welt, aber diese Welt ist nur eine Durchgangsstation. Ich bin hier, weil ich mir wünsche, dass die Liebe, die Gott mir geschenkt hat, von anderen gefunden wird.

Deswegen bin ich noch hier: selber die Liebe Gottes erfahren, dann jemand werden, der es schafft, diese Liebe zu leben und dann diese Liebe weiterzugeben, an andere, die dann wiederum Gott finden, Liebe erfahren lernen, weitergeben. Dafür bin ich noch hier. Das ist das Ziel, warum Gott mich hier gelassen hat und für dieses Ziel, für Evangelisation,, ist das ganz wichtig: Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass wir ruhige Zeiten haben.

Evangelisation ist leichter wenn es keinen Krieg gibt, leichter, wenn Menschen nicht hungern, leichter, wenn die Dinge so ein Stückchen normal laufen, Leute Zeit haben. In der Antike hätte man gesagt, wenn die Männer nicht zum Krieg eingezogen werden und die Frauen die Arbeit der Männer zu Hause mit übernehmen müssen. Wenn Leute völlig dicht sind mit ihren Gedanken, weil sie überwältigt sind von den von den Ängsten der Zeit, dann sind sie häufig nicht offen für das Evangelium.

Und jetzt kommt Paulus, und sagt: lasst uns dafür beten, dass unsere Politiker kluge Entscheidungen treffen. Als sich im Herbst abzeichnete, welche Regierung wir bekommen und als dann Ende des Jahres deutlich abzeichnete, wer denn genau im Bundeskabinett sitzt und was da für politische Entscheidungen im Raum stehen, da dachte ich mir: "Boah!"

Also bei einzelnen Leuten dachte ich mir echt: "Du arme Socke." Ich nehme jetzt mal Frau Baerbock, weil es mir bei ihr so besonders deutlich wird. Von Null auf Außenpolitik ganz vorne dran und plötzlich stehst du mitten in einem Ukraine-Konflikt und du entscheidest mit und dann überleg mal: vor einem Jahr hat das noch niemand interessiert. Jetzt geht es um knallharte Fragen. Möchtest du solche Entscheidungen treffen? Was wir da machen, wenn es da einen Konflikt gibt? Ich nicht, ganz ehrlich.

So, ich hab mir gedacht: Jürgen, du musst jetzt ran! Du hast ja sowieso schon immer für die Politiker gebetet, aber du musst jetzt einfach noch ein Schippe drauflegen. Die sind zum Teil so jung. Die sind auch ein Stück weit noch unerfahren in dem Job und wir haben gerade eine sehr fragile weltpolitische Situation. China, Taiwan, Russland, Ukraine und dann gibt es noch 2 oder 3 Herde, die sind noch nicht so bekannt. Aber es ist relativ fragil gerade.

Freitags-Gebets-Liste für die Regierung

Ich möchte euch abschließend noch einen exklusiven Blick in mein Gebetsleben gewähren. Ich habe dann nämlich folgendes gemacht: Ich habe einmal in der Woche - freitags - das, was ich Fastengebet nenne. Ich verzichte auf das Mittagessen und nutze diese Zeit des Mittagessens, um zu beten. Da ist meine Fasten-Gebetsliste, meine Top-12-Liste und da taucht auch das Bundeskabinett auf. Da kann man sich eine App herunterladen von der Bundesregierung und da hat man sie vor sich. Und dann man für die Leute beten. Ich habe jeden Freitag für die Bundesregierung diese Gebetsanliegen, die ich gerne noch ergänze um aktuelle Entwicklungen im Staat, aber ich wollte euch mal zeigen, was mir wichtig ist und wofür ich bete, wenn es um Politiker geht.

Das ist, wofür ich jeden Freitag in meinem Fastengebet für die Bundesregierung, also das Bundeskabinett bete. Ich bete um Gesundheit. Ich bitte darum, dass Weisheit da ist. Ich bitte um Nüchternheit. Ich bete, dass Hilfe da ist, also auch kluge Berater. Ich bitte um Integrität und natürlich bete ich darum, dass sie sich bekehren, dass das Evangelium in ihrem Leben eine Rolle spielt.

Ich tue das, weil wir sollen vor allen Dingen für unsere Könige, sprich für unsere Politikerinnen und Politiker, beten und je mehr sie in Verantwortung stehen, je kitzliger die Situation. Darf ich das noch mal sagen: Wir bekommen genau die Regierung, die Gott uns verordnet und für die wir beten.

Wir bekommen genau die Regierung, die Gott uns verordnet und für die wir beten.

Zusammenfassung

Und deswegen lasst es mich nochmals zusammenfassen. Mir war heute wichtig: Gott regiert. Es ist seine Geschichte, die wir erleben und selbst, wenn die wildesten Verschwörungstheorien recht behalten sollten, wenn Bill Gates jedem von uns einen Chip einpflanzt und er die Weltbevölkerung auf eine halbe Milliarde reduziert, es wäre immer noch Gottes Geschichte, sein Plan und er verwirklicht im Hintergrund sein Ziel! Das ist das, was ich zumindest glaube, und das, was ich auch denke, dass die Bibel lehrt.

Und weil Gott die Politik auf eine so geheimnisvolle Weise vor seine Ziele spannt, deshalb beauftragt er uns als Christen dazu, für Politikerinnen und Politiker zu beten. Er beauftragt uns, nicht schlecht über sie zu reden und er beauftragt uns damit, sie zu ehren.

Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

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