Sollten Christen Weihnachten feiern? Antworten auf fünf Fragen zur Theologie, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Weihnachtsmann und den Kommerz.
Rückblick auf bisherige Fragen zum Weihnachtsfest
Sollten Christen Weihnachten feiern? Das war die Frage.
Hinter uns liegen Antworten darauf, ob Weihnachten in der Bibel erwähnt wird, ob der 25. Dezember ein heidnischer Feiertag ist und wie man den Weihnachtsbaum bewerten sollte.
Heute möchte ich abschließend einen Blick auf den Weihnachtsmann und den mit Weihnachten verbundenen Kommerz werfen.
Die Entstehung und Bedeutung des Weihnachtsmannes
So wie der Weihnachtsbaum von manchen als heidnisches Symbol verunglimpft wird, steht auch der Weihnachtsmann bei Weihnachtsskeptikern nicht gut da. Deshalb werfen wir einen kurzen Blick auf die Entstehung des Weihnachtsmannes.
Hier wird es tatsächlich ein wenig kompliziert, denn was genau ist der Weihnachtsmann? Ich frage das, weil der Weihnachtsmann eine Kunstfigur ist. Er ist nicht der Nikolaus, der bekanntlich am sechsten Dezember kommt. Der Nikolaus geht auf Legenden vom heiligen Nikolaus zurück, einem Bischof aus dem vierten Jahrhundert. Bereits im Mittelalter wurden Kinder am Gedenktag des heiligen Nikolaus, dem sechsten Dezember, beschenkt.
Wir haben also recht früh einen netten christlichen Brauch von einem Gabenbringer, der kurz vor Weihnachten Geschenke bringt. Aber die Geschichte endet hier nicht. Um das Interesse von der Heiligenverehrung auf den Herrn Jesus zu lenken, wurde im Zuge der Reformation das Beschenken der Kinder vom Nikolaustag auf den Heiligen Abend verlegt.
So entstanden zwei christliche Bräuche, die sich ums Schenken drehen. Spätestens im achtzehnten Jahrhundert entwickelte sich daraus der Weihnachtsmann. Allerdings bleibt offen, wie genau er zum Nikolaus steht.
Wir wissen jedoch, dass der Weihnachtsmann seinen Durchbruch als Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens spätestens im Jahr 1835 mit dem Lied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hatte. Dort heißt es – und der Text klingt für unsere modernen Ohren alles andere als politisch korrekt:
„Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben,
Trommel, Pfeife und Gewehr,
Fahn und Säbel und noch mehr,
Ja, ein ganzes Krieges Heer,
möchte ich gerne haben.
Bring uns lieber Weihnachtsmann, bring auch morgen,
Musketier und Grenadier,
Zottelbeer und Panthertier,
Ross und Esel, Schaf und Stier,
lauter schöne Dinge.
Doch du weißt ja unseren Wunsch,
kennest unsere Herzen,
Kindervater und Mama,
auch sogar der Großpapa,
alle, alle sind wir da,
warten dein Mitschmerzen.“
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde der Weihnachtsmann dann auch in Abbildungen mit Mantel und Zipfelmütze als rundlicher, älterer Herr mit Bart dargestellt. Diese Vorstellung machte sich Coca-Cola zu eigen.
Seitdem prägt Coca-Cola mit einer jährlichen Marketingkampagne zu Weihnachten ganz wesentlich das Bild vom Weihnachtsmann.
Der Weihnachtsmann zwischen heidnischem Ursprung und Kommerz
Also zuerst einmal die Frage: Hat der Weihnachtsmann einen heidnischen Ursprung? Auch diesmal kann man sagen, nein, hat er nicht.
Trotzdem mag ich ihn nicht. Für mich ist er zum Sinnbild des Kommerzes geworden, den ein säkularisiertes Weihnachtsfest jedes Jahr mit sich bringt. Ich mag ihn nicht, weil er sich vor Jesus stellt und in der Wahrnehmung der Menschen das Kind in der Krippe verdrängt.
Der Weihnachtsmann hat für mich etwas Falsches, Ablenkendes und Verdunkelndes an sich. Er mag zwar nicht heidnischen Ursprungs sein, aber als Idee empfinde ich ihn als heidnisch. Deshalb hat er in meinem Weihnachtsfest auch nie eine Rolle gespielt.
Persönliches Fazit zum Feiern von Weihnachten
Und so kommen wir zu einem abschließenden Fazit. Ist irgendetwas falsch daran, dass Christen Weihnachten feiern? Mir scheint daran nichts falsch zu sein.
Allerdings wird mir persönlich Weihnachten immer suspekter. Als Weihnachten erfunden wurde, war es das Fest einer kleinen, verfolgten Gemeinschaft. Für diese Gemeinschaft war das Weihnachtsfest der Versuch, sich einmal im Jahr ganz bewusst daran zu erinnern, dass Gott Mensch wurde. Die Heiden feierten ihre Feste, die Christen Weihnachten.
Heute feiern Heiden ein Weihnachtsfest. Aber sie wissen nicht, was sie tun. Das Weihnachtsfest ist eine leere Hülle für Feiertage, an denen man sich beschenkt, die Familie überlebt und sich – das trifft dann nur auf circa ein Viertel der Deutschen zu – einen Gottesdienst gönnt. Gutes Essen, Geschenke und ein paar sinnliche Momente.
Eine christlich sozialisierte Gesellschaft, für die es nichts Heiligeres mehr gibt als den Genuss und das Vergnügen, macht aus Weihnachten, was sie aus allem macht: ein Event. Und mit einem Mal wird es dann doch für mich irgendwie falsch, Weihnachten zu feiern. Nicht falsch im Sinn von „man darf es nicht tun“, aber falsch, wenn diese laxe, fast vulgäre Sicht auf die Geburt Christi anfängt, mich in ihrem Sinn zu manipulieren. Wenn der Gott des Konsums mir seine Regeln aufzwingt, dann merke ich, dass sich in mir etwas sträubt und dass ich nicht mitmachen will.
Deshalb möchte ich die Frage nach Weihnachten vielleicht so beantworten: Nein, es ist nichts falsch daran, Weihnachten zu feiern. Und alle Christen, die mit dem Weihnachtsfest Tage tiefer Besinnung verbinden, mögen bitte unbedingt weiterfeiern.
Aber gleichzeitig müssen wir unsere Herzen und die Herzen unserer Kinder vor diesem bösen Geist bewahren, der die Weihnachtszeit durchzieht – den Geist der Banalisierung und der Habgier.
Die Herausforderung eines modernen Weihnachtsfestes
Man wirft den Christen vor, dass sie ein heidnisches Fest umgewidmet haben. Meine Sorge ist heute jedoch genau das Gegenteil: Die Heiden haben unser Fest gekapert.
Während wir feiern wollen, dass Gott arm wurde, haben die meisten Deutschen nur Augen für das, was sie noch reicher macht. Weit entfernt davon, Gott für den unfassbaren Wohlstand zu danken, in dem wir leben dürfen, geht es heute hauptsächlich nur noch darum, noch mehr zu haben.
Mit dem Herrn Jesus hat das, was landauf, landab gefeiert wird, fast nichts mehr zu tun.
Ist irgendetwas falsch daran, dass wir als Christen Weihnachten feiern? Nein, das ist es nicht. Aber Jahr für Jahr frage ich mich, wie ich klug damit umgehen soll, dass Weihnachten immer heidnischer wird, dass der Weihnachtsmann wichtiger ist als der Herr Jesus, dass Essen wichtiger ist als Errettung und dass Geschenke wichtiger sind als die Geburt des Messias.
Insofern müssen wir uns nicht fragen, ob es falsch ist, Weihnachten zu feiern – das ist es nicht. Aber wir müssen uns fragen, in welchem Geist wir es feiern.
Segenswünsche zum Abschluss
In diesem Sinn wünsche ich allen meinen Hörern gesegnete, sinnliche und christuszentrierte Weihnachtsfeiertage.
Das war es für heute. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!