Einführung in das Thema geistliches Wachstum durch Bibelwissen
Was sagt die Bibel über den Umgang mit der Bibel? Fünf Punkte, die du wissen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um mein Lieblingsthema.
Lasst uns heute mit der Frage beginnen, worauf Erziehung abzielt. Die Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: Erziehung will Menschen befähigen, andere Menschen zu erziehen. Eltern erziehen ihre Kinder, damit diese wiederum in der Lage sind, ihre eigenen Kinder zu erziehen.
Ich habe dann eine Sache wirklich verstanden, wenn ich in der Lage bin, sie weiterzugeben, sie selbst zu erklären und so zur Lehrerin oder zum Lehrer zu werden.
Der Prozess des Lernens und Bewahrens
Aber hören wir ihr kurz zu, dieser Lehrerin.
Sprüche 22,17-18: Neige dein Ohr und höre die Worte von Weisen und richte dein Herz auf meine Erkenntnis. Denn lieblich ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst. Sie mögen sich alle miteinander auf deinen Lippen bereithalten.
Seht ihr, worum es geht? Der Weg beginnt mit dem Zuhören: Neige dein Ohr, höre die Worte von Weisen. Er führt vom Zuhören über das Nachdenken hin zum Bewahren. Denn lieblich ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst. Sie sollen sich alle miteinander auf deinen Lippen bereithalten.
Ich bin mit dem Lernen erst fertig, wenn ich das Gelernte in meinem Innern bewahrt habe. Wenn es abrufbar ist und sich auf meinen Lippen bereithält, um ausgesprochen zu werden. Wie mache ich das? Wer mich kennt, weiß, was jetzt kommt.
Ich mache das, indem ich Bibelverse und, wenn möglich, auch ganze Kapitel und Bücher der Bibel auswendig lerne. Heute möchte ich dich für das Auswendiglernen von Bibelversen gewinnen.
Das Herz als Ort des Bewahrens und Handelns
In der Bibel klingt das so, zum Beispiel in Psalm 119, den Versen 11 und 16:
„In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige. An deinen Satzungen habe ich meine Lust; dein Wort vergesse ich nicht.“
Im Alten Testament ist das Herz der Ort des Denkens und Wollens. „Im Herzen verwahren“ ist ein Bild für das Auswendiglernen.
Die Idee, das Wort zu bewahren, nimmt Jesus auf, wenn er das Gleichnis vom Sämann erklärt. Im Hinblick auf ein gelingendes geistliches Leben sagt Lukas 8, Vers 15:
„Aber die auf dem guten Land sind diejenigen, die in einem redlichen und guten Herzen das Wort bewahren, nachdem sie es gehört haben, und Frucht bringen mit Ausharren.“
Seht ihr? Hören, bewahren, Frucht bringen.
Das Bewahren steht zwischen dem Hören und dem Tun. Ich kann nur das in meinem Leben Wirklichkeit werden lassen, was ich vorher verinnerlicht, durchdacht und bewahrt habe. Was nicht in meinem Innern an Erkenntnis vorhanden ist, wird mein Leben nicht verändern.
Jesus und die Apostel als Vorbilder im Umgang mit dem Wort Gottes
Wenn es darum geht, Bibelverse auswendig zu lernen beziehungsweise das Wort Gottes im Herzen zu tragen, ist Jesus für mich das perfekte Vorbild. Er zeigt einen lässig-souveränen Umgang mit dem Wort Gottes, den ich mir wünsche.
In der Versuchung in der Wüste kann Jesus mit den Worten „Es steht geschrieben“ dem Teufel gezielt mit konkreten Bibelzitaten entgegentreten, bis dieser schließlich aufgibt. Egal ob Versuchung, Predigt oder Streitfragen, egal ob Evangelisation oder Seelsorge – bei Jesus erkenne ich immer dasselbe Muster: Er benutzt das Wort Gottes.
Dabei ist wichtig zu verstehen, dass er nicht einfach Zitate verwendet, die er aus dem Zusammenhang reißt und wie Glückskekse an die Leute verteilt. Das, was er sagt, ist verinnerlicht, durchdacht und für den richtigen Moment aufbewahrt.
Bei den Aposteln verhält es sich nicht anders. An Pfingsten steht Petrus auf und hält eine Spontanpredigt, in der er frei und souverän aus dem Alten Testament zitiert.
Darum geht es: einen Schatz im Herzen zu haben, der mit jedem Jahr wächst. Weil ich mehr Themen durchdenke, mehr Bibelverse verinnerliche und mehr Situationen mit einem „Es steht geschrieben“ begegnen kann.
Persönliche Erfahrungen und praktische Ermutigung zum Bibelauswendiglernen
Ich kann aus persönlicher Erfahrung nur Mut machen, damit anzufangen. Ich bedaure sehr, dass ich erst mit dreißig Jahren begonnen habe, Bibelverse auswendig zu lernen. Dabei fällt mir das Auswendiglernen richtig schwer.
Aufgrund meiner Biografie habe ich leider ein sehr löchriges Langzeitgedächtnis. Ich vergesse Bibelverse schnell wieder. Trotzdem bleibe ich dran, weil das tägliche Wiederholen und Lernen eine ganz einfache Form des Nachsinnens über Bibeltexte ist.
Wenn ich einen guten geistlichen Gedanken höre – sei es durch das Lesen der Bibel, eine Predigt oder ein Gespräch – reduziere ich diesen Gedanken auf den dazugehörigen Bibelvers und lerne ihn auswendig. So sorge ich dafür, dass ich guten geistlichen Input, den ich von Gott bekomme, nicht vergesse. Frei nach dem Prinzip: „Wer hat, dem wird gegeben.“
Das ist genial, denn weil ich so leicht vergesse, muss ich viel wiederholen. Dadurch habe ich ständig viele gute Bibelverse vor Augen. Diese motivieren mich, ermahnen mich, erinnern mich oder dienen mir als Sprungbrett für Gebete. Einfach super, wirklich. Eine Art geistlicher Tüft.
Beim Wiederholen sehe ich, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin oder ob sich irgendwo Laxheit und Sünde in meinem Leben eingeschlichen haben. Das Wiederholen bewahrt mich vor Einseitigkeit und Vergesslichkeit.
Die Bibelverse, die ich auswendig weiß, fallen mir in Zeiten der Versuchung ein. Dann kann ich dem Teufel mit einem „Es steht geschrieben“ im eigenen Leben entgegentreten.
Ich kann mir Heiligung als einen zielgerichteten, über Jahrzehnte andauernden Prozess tatsächlich nicht ohne das Auswendiglernen von Bibelversen vorstellen. Für mich sind Bibelverse in der Heiligung meine Orientierungspunkte.
Ich weiß, wo ich herkomme, und ich weiß, wo ich noch hinwill. Ich sehe, was ich schon gelernt habe, und ich erkenne, wo ich gerade kämpfe.
Egal, ob es sich um evangelistische oder seelsorgerliche Gespräche handelt, um Momente eigener geistlicher Not, Fragen von jungen Christen oder einfach nur Lebensplanung – immer, wirklich immer sind es die Verse, die ich auswendig gelernt habe, die mir am meisten helfen.
Diese Bibelverse sind die geistlichen Prinzipien, an denen ich mein Leben ausrichte. Sie prägen mein Denken, sie beeinflussen meine Entscheidungen und damit meine Zukunft mehr als alles andere.
Das ist mir wichtig, weil ich nicht auf den Zeitgeist, nicht auf Lügen oder auf meine eigenen Wünsche hören möchte, sondern auf Gott.
Ermutigung zum praktischen Handeln und Abschluss
Lass dich von dem Herrn Jesus, seinen Aposteln und auch von mir ermutigen, Bibelverse so zu verinnerlichen, dass du sie zitieren kannst.
Dabei geht es nicht darum, fehlerfrei aufzusagen oder immer genau die Stelle zu kennen. Vielmehr sollst du einen Schatz geistlicher Konzepte in deinem Herzen bewahren. Auf diesen Schatz kannst du im Rahmen deiner Möglichkeiten zurückgreifen – genau so, wie du es brauchst. Der Heilige Geist kann dich an diese Worte erinnern.
Glaub mir, du wirst es nicht bereuen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir vornehmen, in diesem Jahr jede Woche zwei Bibelverse auswendig zu lernen. Tipps dazu findest du auf www.frogwords.de. Gib in die Suchmaske einfach den Begriff „Bibelverse“ ein.
Tu es! Zieh es ein Jahr lang durch und entscheide an Silvester 2021, ob es gut für dich war.
Das war’s für heute. Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und schenke dir seinen Frieden. Amen.