Zum Inhalt

Johannesevangelium 6,38-50 Die Speise zum Ewigen Leben 3

Johannes-Evangelium, Teil 41/44
SERIE - Teil 41 / 44Johannes-Evangelium

Ich fange mal so an: Es gab da mal eine kleine Predigtreihe über das Johannesevangelium. Die lief gut und behauptete sich sogar in Zeiten von Corona – eine richtige Kämpferin.

Doch dann war Corona vorbei, und plötzlich kamen ganz andere Aufgaben auf. Niemand dachte mehr an diese kleine Predigtreihe.

Doch dann kam Weihnachten, die Zeit der Wunder. Die kleine Predigtreihe reckte und streckte sich und dachte, es sei vielleicht an der Zeit, sich mal wieder zu melden.

Deshalb machen wir heute weiter mit dem einundvierzigsten Teil unserer Johannesreihe. Dabei tun wir etwas, was man definitiv nie tun darf: Wir springen mitten hinein in einen Text, nämlich genau dort, wo wir stehen geblieben sind.

Es ist ein sehr schwerer Text. Die meisten von euch werden sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern, wo wir genau sind. Falls ihr euch fragt, was bisher vorgekommen ist: Ich habe heute Morgen frogwords.de aufgeräumt. Dort findet ihr alle Predigten und Skripte auf der Startseite – soweit ihr sie braucht.

Einführung und Kontext der Predigtreihe

Wir machen jetzt weiter mit dem Johannes-Evangelium, Kapitel 6, Vers 38. Doch bevor wir wirklich damit beginnen, eine kurze Standortbestimmung.

 Johannes Kapitel 6 beginnt mit einem Wunder: der Speisung der fünftausend. Die Menge ist begeistert und möchte Jesus tatsächlich zum König machen. Jesus zieht sich jedoch zurück.

Einen Tag nach diesem Wunder kommt es zu einer, ich nenne es mal, verbalen Auseinandersetzung. Dabei wird relativ schnell klar, wo das Problem liegt. Die Menge will noch einmal etwas zu essen. Das kann man sich auch vorstellen: Gestern gab es Fishburger, warum nicht heute wieder Fishburger?

Jesus möchte jedoch, dass sie nicht an den Gaben interessiert sind, sondern am Geber. In diesem Zusammenhang haben wir es, wie es mir scheint, mit einer Frage zu tun, die sich jeder Mensch stellen muss, bevor er sich bekehrt. Und diese Frage lautet: Geht es mir um die Gaben oder um den Geber?

Die zentrale Frage des Glaubens: Gaben oder Geber?

Will ich Gott, weil ich nur das ewige Leben haben möchte, oder will ich ihn selbst? Geht es mir um Gott, weil er mir Dinge schenkt, die mir gefallen? Dinge wie ewiges Leben, Versöhnung, Frieden mit Gott, Erlösung – das sind alles gute Dinge.

Will ich Gott also um der guten Dinge willen, oder will ich ihn wirklich?

Eine Sache muss uns klar sein: All diese guten Dinge, die ich eben aufgezählt habe, sind ohne ihn praktisch nicht zu haben. Das sind eigentlich alles Dinge, die ich als Anhängsel einer Beziehung zu Jesus bezeichnen möchte. Oder lasst es mich provokant so formulieren: Wir bekommen durch unsere Bekehrung kein ewiges Leben. Wir bekommen durch unsere Bekehrung eine Beziehung zu Jesus, und das ist ein wirklich wichtiger Gedanke.

Wenn wir diese Beziehung haben, wenn wir ihn haben, dann finden wir in ihm ewiges Leben, Versöhnung mit Gott, Frieden mit Gott, Gerechtigkeit, Hoffnung – was auch immer wir uns wünschen.

Lasst uns das bitte nie durcheinanderbringen. Das ist eine große Gefahr. Wir dürfen niemals denken, dass es im Christsein irgendwie um die Gaben geht – so wie die Leute hier, die sagen: „Hey, noch einen Fischburger.“ Nein, es geht immer um Jesus.

Deshalb dürfen wir uns als Christen immer wieder die Frage stellen, ob es uns genügt, Jesus zu haben. Ob seine Gegenwart in meinem Leben tatsächlich den Hunger und Durst nach Leben stillt – denn genau das will er tun.

Rückblick und Fortsetzung des Textes

Und an dieser Stelle, bei diesem Gedanken, waren wir beim letzten Mal stehen geblieben. Wir machen jetzt weiter in Johannes Kapitel 6, Vers 37. Oder ich lese schon mal Vers 36: „Aber ich habe euch gesagt, dass ihr mich gesehen habt und nicht glaubt.“

Das ist der Vorwurf, den Jesus in den Raum stellt. „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Jesus sieht die Menge, und er weiß, wer in der Menge gläubig ist und wer nicht.

Weil er weiß, dass fast alle seiner Zuhörer nicht gläubig sind und kurz davorstehen, ihn als Messias abzulehnen, beschreibt er das Problem – er beschreibt ihr Problem. Wenn sie nicht anfangen, an ihn zu glauben, dann beweisen sie damit etwas ganz anderes. Sie beweisen, dass sie nicht zu denen gehören, die Gott, der Vater, dem Sohn gibt.

Ihr Zögern und Zaudern im Umgang mit dem, was Jesus sagt, ist ein Beleg für ein viel größeres Problem in ihrem Leben. Wenn sie Jesus ablehnen, dann zeigen sie damit, dass sie auch keine Beziehung zum Vater haben.

Warum? Weil alle, die zum Vater gehören, also auf eine echte Weise gottgläubig sind, diejenigen sind, die der Vater nimmt und dem Sohn gibt.

Die Rolle des Vaters und die Unterscheidung im Volk Israel

Oder mit meinen Worten: Der Vater sorgt dafür, dass sie den Sohn erkennen und an ihn glauben. Wisst ihr, das ist eine ganz kritische Zeit, in der wir uns hier befinden. Es ist die Zeit, in der aus Juden Christen werden.

Was hier steht, ist, dass der Vater persönlich darauf achtet, dass keiner von den wirklich Gottgläubigen diesen entscheidenden Schritt verpasst. Für uns mag dieser Fokus etwas merkwürdig erscheinen, aber die Situation in Israel war einmalig.

Paulus wird später sagen, es gibt Israel in Israel. Komisch, oder? Ich habe ein Volk Israel, und in diesem Volk gibt es das eigentliche Israel. Es gibt diejenigen, die biologisch dazugehören, und dann gibt es diejenigen, die von ihrem Herzen her wirklich Israel sind, wirklich das Volk Gottes, wirklich gottgläubig.

Es gibt die, die nur religiös sind, und dann gibt es die, die von ihrem Herzen her an Gott hängen. Und das Interessante: Der Messias kommt jetzt. Mit seiner Botschaft zielt er hier in Johannes 6 auf diesen gottgläubigen Teil ab.

In Johannes 17,6 heißt es: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.“ Das ist am Ende, wenn der Herr Jesus auf seinen Dienst zurückblickt und noch einmal zusammenfasst, was er getan hat. „Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.“

Das ist eine ganz spannende Formulierung. Der Herr Jesus sagt, es gibt Menschen, die waren schon Gottes, dein waren sie, und mir hast du sie gegeben. Ich hoffe, ihr versteht diese Formulierung.

Jesus spricht hier von Juden, die gottgläubig sind, die Gott kennen und die jetzt, weil sie dem Vater gehören, vom Vater genommen und ein Stück weitergereicht werden an den Sohn. Dabei übernimmt der Vater selbst die Verantwortung dafür, dass sie diesen entscheidenden Sprung nicht verpassen.

Die Botschaft des Messias an Gläubige und Ungläubige

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Messias, wenn er kommt, für zwei Gruppen im jüdischen Volk eine Botschaft hat: für die Gläubigen und für die, ich nenne sie mal die Religiösen, die nicht wirklich gläubig sind.

Den ungläubigen Menschen sagt er: Tut Buße, glaubt an das Evangelium, bekehrt euch!

Aber auch die Gläubigen müssen etwas tun und etwas erkennen. Sie können nicht einfach stehenbleiben und sagen: „Super, ich bleibe jetzt hier.“ Auch die Gläubigen müssen in diesem Rabbi aus Nazaret jemanden erkennen, nämlich den Messias.

Sie müssen es schaffen, den Sprung von „Ich bin gottgläubig“ hin zu „Ich hänge mein Leben an diesen Messias“ zu machen. Diesen Sprung müssen sie schaffen.

Was ist, wenn ich mit diesem Jesus aus Nazaret nichts anfangen kann? Dann weißt du, wo du stehst. Und es liegt definitiv nicht an Jesus.

Jesus als vom Himmel Gesandter und der Wille Gottes

 Johannes 6,38: Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Jesus kommt also, und das, was er tut, entspricht genau dem Willen des Vaters. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Worin besteht nun der Wille Gottes für den Herrn Jesus?

Vers 39: Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, also der Wille Gottes, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag.

Erkennt ihr, warum wir den Sohn brauchen? Warum jeder Mensch den Sohn braucht? Wir brauchen jemanden, der auf uns achtgibt. Der Herr Jesus will genau das tun: Er will auf uns aufpassen und dafür sorgen, dass wir am Ende dabei sind. Er will uns am letzten Tag auferwecken.

Oder formulieren wir es noch etwas allgemeiner, wie in Vers 40: Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben hat. Und ich werde ihn auferwecken – gemeint ist zum ewigen Leben – ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.

Das Problem des Unglaubens und die Verbindung zu Gott

Und genau hier liegt das Problem der Zuhörer von Jesus: Sie glauben nicht an den Sohn. Erinnert euch an das, was in Vers 36 stand. Ich habe euch den Text ja gegeben, dieses nüchterne Fazit ganz am Anfang. Dort heißt es: „Ihr habt mich gesehen und glaubt nicht.“

Der Vater möchte jedoch, dass wir sehen und glauben. Deshalb gilt: Wenn wir uns an Jesus stoßen, dann sollten wir immer eines festhalten und auch anderen sagen: Niemand kann sich am Sohn ärgern, ohne sich gleichzeitig am Vater zu ärgern.

Ich kann nicht Gott begeistert sein und gleichzeitig bei Jesus unsicher sein, nicht wissen, was ich von ihm halten soll. Wenn ich glaube, gottgläubig zu sein, also eine Beziehung zu Gott zu haben, aber Jesus ist nicht Herr in meinem Leben, dann kenne ich ihn vielleicht gar nicht richtig. Oder ich sehe ihn nur als einen guten Lehrer, einen heiligen Engel oder als ein selbstgebautes Konstrukt aus Nettigkeiten, die ich mir wünsche, dass er sie hätte.

Solange ich Jesus nicht so annehme, wie er wirklich ist, und mich nicht mit ihm beschäftige, bin ich auch nicht gottgläubig – egal, was ich mir einbilde. Es ist der Vater, der dafür sorgt, dass der, der an den Vater glaubt, zum Sohn geführt wird.

Ich weiß, niemand hört das gern. Besonders religiöse Menschen genießen oft ihre kleine religiöse Show, die ihnen das Gefühl gibt, in einer Beziehung zum Höheren da oben zu stehen, der ja irgendwie existiert. Wir wollen immer gut dastehen, besonders zu Weihnachten.

Deshalb ist Johannes 6 ein genialer Weihnachtstext.

Die Herausforderung der Beziehung zu Jesus

Also für mich geht es um die Gaben – oder geht es um den Geber?

Und was, wenn der Geber, wenn dieser Jesus, Dinge sagt, die mich persönlich gar nicht gut dastehen lassen? Was mache ich dann mit ihm, wenn er ein bisschen angriffig und pieksig wird?

Wir werden das in der nächsten Predigt noch viel deutlicher mitbekommen. Da wird er Dinge sagen, bei denen sich die Leute einfach sträuben, so dass sie sich in die Nackenhaare greifen.

In Vers 41 murrten die Juden über ihn, weil er sagte: „Ich bin das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist.“ Da kommt einer und sagt: Hört mal her, nur damit wir nicht aneinander vorbeireden: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Versteht ihr? Ich bin das, was du zum Leben brauchst. Du hast Hunger auf Leben, Durst nach Sinn, Sehnsucht nach Ruhe – ich bin es.

Kannst du alles bei mir bekommen? Also nicht bei mir, sondern bei Jesus, logisch. Stellt euch das vor: Da kommt einer mit so einem Anspruch. Es muss ja förmlich sein, dass so ein Anspruch polarisiert, oder?

Ich muss mich bei Jesus tatsächlich immer entscheiden: Wo stehe ich?

Zweifel und kritische Fragen zum Glauben

Und das Verrückte daran ist, dass ich mir manchmal wirklich etwas anderes wünschen würde. Aber Gott weiß schon, warum er es so tut. Es ist so leicht, den Herrn Jesus abzulehnen.

In Vers 42 heißt es: „Und sie sprachen: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie sagt denn dieser, ich bin aus dem Himmel herabgekommen?“ Eine plausible Frage, oder? Wie kann das sein? Wie passt das, was Jesus sagt – „Ich bin vom Himmel gekommen“ – dazu, dass wir seine Eltern kennen?

Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis. Und das Geheimnis ist folgendes: Die Antwort findet sich immer in der Bibel. Das klingt vielleicht ein bisschen ungewöhnlich. Was meine ich damit? Menschen stellen kritische Fragen an den Glauben – kein Problem. Stelle so viele kritische Fragen an den Glauben, wie du möchtest. Ich habe das auch gemacht, und das ist nicht schlimm. Solange wir eine Sache nicht vergessen.

Und diese eine Sache lautet: Die Antwort steht in der Bibel. Das ist wichtig. Vielleicht findest du das nicht so wichtig, aber ich finde es total wichtig, dass wir nicht vergessen: Egal welche Frage wir haben – stelle deine kritischen Fragen. Schiebe sie nicht unter den Teppich und denke nicht, dass das den Glauben zerstört. Stelle deine Fragen, aber vergiss das eine nicht.

Das eine ist wirklich wichtig: Die Antwort auf deine kritische Frage findest du in der Bibel. Das ist wichtig, weil Menschen uns nur sehr bedingt weiterhelfen können, wenn wir Glaubenszweifel bekommen. In dem Moment brauchen wir immer die direkte Stimme Gottes. Wir brauchen es, dass der Geist Gottes uns die Antworten gibt, die uns wirklich durchtragen. Antworten, die uns mit der Realität in Kontakt bringen – oft Antworten, die uns nicht passen.

Und die Realität, wenn es um Jesus geht, wenn jemand die Frage stellt: „Wie kann das sein? Wir kennen doch seine Eltern.“ Nun ja, die Realität ist ein bisschen komplizierter. Ja, da gibt es diesen Josef, aber er ist nur der Adoptivvater. Ja, es gibt eine Vorgeschichte, die tatsächlich ein bisschen ungewöhnlich ist.

Man muss schon zweimal hinhören, bis man die Sache mit dem Engel, dem Heiligen Geist und der ganzen Weihnachtsgeschichte versteht. Aber es ist nicht so, dass man ein Genie sein müsste, um die Antwort zu verstehen.

Die Bedeutung des Wirkens Gottes beim Glauben

Kommen wir noch einmal zurück zu unserer Warnung, ab Vers 43. Die Leute stehen da und fragen: Wie kann das sein? Wie kannst du so etwas von dir sagen?

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: „Murrt nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht. Und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. Es steht in den Propheten geschrieben: Sie werden alle von Gott gelehrt sein. Jeder, der vom Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir.“

Das ist jetzt eine Wiederholung. Schaut noch einmal genau hin: Die, die der Vater zieht (Vers 44), sind in Vers 45 dieselben, die vom Vater gehört und gelernt haben. Es ist wichtig, dass wir das sehen und verstehen.

Grundsätzlich stimmt es natürlich, dass Gott Menschen zieht und dass niemand sich bekehren kann, wenn Gott nicht vorher an ihm wirkt – das ist ja logisch. Aber die Verheißung, die Jesus hier aus Jesaja 54 zitiert – „Sie werden alle von Gott gelehrt sein“ – ist eigentlich eine Verheißung im Blick auf die Gläubigen des neuen Bundes.

Diese Verheißung gilt hier explizit erst einmal denen, die zuhören, damit sie verstehen. Wenn es jetzt bei mir „Klick“ macht, wenn ich begreife, wer dieser Jesus ist, wenn ich es schaffe, mich auf diesen Anspruch einzulassen, dann ist das eigentlich ein Indiz dafür, dass jetzt in diesem Moment Gott selbst in mir am Wirken ist.

Warum hast du dich bekehrt? Warum warst du offen dafür? Die Antwort lautet: Weil du es zugelassen hast, dass Gott zu deinem Herzen spricht.

Wir stehen damit, wenn Gott zu uns spricht, noch lange nicht auf der Stufe von dem Herrn Jesus. Es gibt hier also noch einen Unterschied.

Exklusivität Jesu und unsere Verantwortung

Vers 46: Nicht, dass jemand den Vater gesehen hat, außer dem, der von Gott ist. Dieser hat den Vater gesehen. Es gibt wirklich nur einen, der vom Vater vom Himmel auf die Erde gekommen ist und zu Recht sagen kann: Ich habe den Vater gesehen.

Dies ist exklusives Gottwissen. Das können wir nicht einfach nachmachen. Jesus hat auch einen ganz exklusiven Umgang mit Gott. Das werden wir im Johannesevangelium noch sehen.

Das unterstreicht die Tatsache, dass Jesus anders ist. Gleichzeitig betont es unsere Verantwortung, wenn wir auf Jesus treffen. Wenn der Wille des Vaters für den Sohn darin besteht, keinen zu verlieren, alle aufzuerwecken und ihnen ewiges Leben zu geben, stellt sich die Frage: Was ist dann unser Auftrag? Was müssen wir tun? Wo kommt meine Verantwortung ins Spiel?

Hier, Vers 47: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer glaubt, hat ewiges Leben.

Das ist unsere Verantwortung. An dieser Stelle müssen wir glauben, wir müssen vertrauen. Worauf? Die Antwort ist ganz einfach: auf das, was Jesus gesagt hat.

Jesus als das Brot des Lebens

Und was sagt der Herr Jesus nun von sich?

In Johannes 6, Vers 48 sagt er: „Ich bin das Brot des Lebens.“

Ich selbst esse morgens meistens einen Buchweizen-Quark-Obstbrei. Das mag nicht jeder, aber ich finde es gut, denn es hält mich am Leben. Nun kommt der Herr Jesus und sagt: So wie dieser Brei dir morgens biologisches Leben schenkt, so möchte ich in dein Leben kommen. Ich möchte als Brot des Lebens in dein Leben hineinkommen und dir ewiges Leben schenken.

Paulus wird später sagen, dass durch den Herrn Jesus Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht wurden. Das bedeutet echtes, ewiges Leben und Unvergänglichkeit – also ein Leben, das wirklich dauerhaft ist. Es kann nichts mehr aufhalten, nicht einmal der Tod. Das hat Jesus durch das Evangelium gebracht.

Jesus ist wirklich die Offenbarung der Gnade Gottes. Er hat sich selbst so verstanden, und es ist wichtig, dass wir das begreifen. Denn es könnte ja jeder einfach behaupten: „Glaub an mich, und du bekommst ewiges Leben.“ Das könnte man ja nicht überprüfen. Wenn es aber so weit ist, sind wir alle schon weg.

In Johannes 6, Vers 49 heißt es: „Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies aber ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon isst und nicht mehr stirbt.“

Prophetische Bedeutung des Manna und die Weihnachtsfrage

Wir schauen ins Alte Testament. Ihr merkt, es lohnt sich, das Alte Testament zu kennen. Es gibt viele prophetische Lektionen, die sich mit bestimmten Themen beschäftigen. Eine davon erzählt, wie das Volk Israel in der Wüste morgens loszieht und Manna vom Himmel sammelt.

Ich habe das schon öfter gesagt: Die Geschichte Israels ist eine prophetische Vorschau auf das, was Jesus später sein wird. Viele Aspekte der Geschichte Israels lassen sich eins zu eins übertragen, unter anderem eben das Manna. Über Jahre hinweg kommt Brot vom Himmel und weist auf das Brot hin, das vom Himmel kommen soll.

Das eine Brot macht satt für den Tag, das andere macht satt für die Ewigkeit. Das eine gibt Leben, das andere ewiges Leben. Die Frage ist: Möchte ich dieses Brot, dieses Brot aus dem Himmel, wirklich haben?

Damit sind wir jetzt irgendwie bei Weihnachten angekommen. Mein Eindruck ist, dass uns keine Zeit im Jahr diese Frage dringlicher stellt als Weihnachten. Die Frage lautet: Bin ich noch religiös oder schon gläubig?

Wenn ich verstanden habe, dass es nicht reicht, nur von Jesus begeistert zu sein oder von dem ganzen Rummel, den er auslöst, dann stellt sich die Frage: Wo stehe ich? Wo stehe ich wirklich?

Herausforderung der Routine im Glaubensleben

Und die meisten von euch sitzen hier, weil ich euch erkenne. Die meisten werden sagen: „Boah, Jürgen, das mit dem Gläubigsein habe ich sauber geregelt. Oh, ich wurde bekehrt, Jesus ist Herr in meinem Leben geworden, das ist sicher.“

Ich möchte euch trotzdem ein ganz kleines bisschen herausfordern – herausfordern mit einer Idee, die ich in meinem eigenen Leben so wahrnehme. Obwohl ich gläubig bin, schleicht sich dieses Religiöse manchmal durch die Hintertür wieder in mein Leben ein. Und wisst ihr, wodurch das passiert? Durch Routine.

Ich will das mal so beschreiben: Wenn ich mir meine Ehe anschaue – und man verzeihe mir, dass ich immer diese Ehebeispiele bringe, aber ich finde, das ist an dieser Stelle so greifbar – was ist meine größte Sorge? Meine größte Sorge ist, dass ich aufhören könnte, meine Frau zu bewundern und zu genießen. Warum? An diesen zwei Dingen hängt die Qualität meiner Ehe.

Wenn ich meine Ehe schön halten möchte, muss ich eigentlich nur zwei Dinge tun: Ich muss der Bewunderung und dem Genuss genügend Aufmerksamkeit schenken. Aber soll ich euch etwas völlig Verrücktes erzählen? Genau an dieser Stelle gibt es ein Problem. Ich nenne das Problem mal Dummheit. Ihr könnt es auch Bequemlichkeit oder Besserwisserei nennen.

Ich weiß um die Notwendigkeit, ich weiß um den Wert von Bewunderung und Genuss. Aber irgendetwas in mir drin – Paulus würde diese Instanz wahrscheinlich „Fleisch“ nennen – boykottiert meine Ehe. Ist das verrückt? Einfach nur, weil ich weiß, wie es geht. Ich habe die Antworten, ich habe sie schon gepredigt.

Nur weil ich weiß, wie es geht, heißt das nicht, dass meine Ehe automatisch für die nächsten fünfzig Jahre schön bleibt. Wie gesagt, ich stehe mir an dieser Stelle manchmal selber im Weg. Es ist völlig verrückt. Ich weiß nicht, wie oft ich über mich selbst an dieser Stelle schon den Kopf geschüttelt habe.

Und genau das, was im Blick auf meine Ehe mich innen drin boykottiert, was mich mit den schrägsten und blödesten Argumenten hinters Licht führen will, dasselbe gilt auch im Blick auf meine Beziehung mit dem Herrn Jesus. Ist das verrückt?

Der Herr Jesus möchte mir mehr sein als meine Frau, mein bester Freund oder mein liebstes Hobby jemals sein könnten. Versteht ihr das? Der Herr Jesus möchte durch die Bibel jeden Tag in mein Leben hineinsprechen – als König.

Er möchte mich prägen, er möchte mir nahe sein. Der Herr Jesus erlaubt mir als König der Könige, dass ich jeden Tag im Gebet vor seinem Thron erscheine und ihm auf eine Weise begegne, dass meine Seele jeden Tag vor ihm satt wird, jeden Tag das bekommt, was sie wirklich im Allerinnersten braucht.

Was der Herr Jesus mir anbietet, das ist seine Nähe – und zwar, und das ist das Verrückte, seine Nähe auf eine Weise, die mir persönlich, Jürgen Fischer, entspricht. Ist das nicht der Hammer?

Deswegen sieht jede unserer Glaubensbeziehungen zu Jesus auch ein bisschen unterschiedlich aus. Ich habe halt die Beziehung, die mir entspricht, die ich im Moment verdauen kann, die ich brauche. Und ich hoffe, du hast verstanden, dass du ein Angebot von dem Herrn Jesus bekommst, genau das Gleiche bei ihm zu finden.

Was er mir anbietet, das ist er selbst als Person. Und deswegen formuliert er an anderer Stelle auch: „Bleibt in mir, und ich in euch.“ Merkt ihr, das ist eine Formulierung, die mit Nähe zu tun hat.

Die Gefahr eines programmierten Glaubens

Und nun zum Problem: Das ist das Angebot, das im Raum steht. Und jetzt kommt der Spielverderber.

Der Spielverderber ist die Routine. Routine macht nämlich aus Bewunderung und Genuss ganz schnell ein Programm – ein Programm, das ich einfach abspule. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, passiert Folgendes: Dann verliert sich mein Interesse an Gott.

Ich bete dann noch, wie gesagt, als Programm. Ich lese auch noch in der Bibel, komme vielleicht auch zum Gottesdienst und besuche vielleicht einen Hauskreis. Aber ich tue diese Dinge nur, weil ich es als Regel sehe. Ich tue sie, weil ich denke, dass ein guter Christ das eben tut. Oder ich tue sie, weil ich vielleicht ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich es nicht tue. Versteht ihr?

Jetzt kommt Johannes 6 mit diesem schrägen Thema: "Was wollt ihr, den Geber oder die Garne?" Und dann kommt Weihnachten mit der Frage: Wo stehe ich eigentlich? Will ich wirklich eine tiefe Beziehung zu Gott? Eine Beziehung, die mich definitiv ab und zu überfordert? Oder suche ich eigentlich nur ein bisschen christliche Kultur mit einem Tannenbaum und Odo Fröhlich?

Es ist eine Entscheidung, die ich treffen muss. Ich muss mich entscheiden.

Und hier möchte ich euch mit hineinnehmen: Es ist ein Wunsch. Ich wünsche mir für mich und für euch, dass wir nicht nur diese Entscheidung getroffen haben, Jesus soll Herr in meinem Leben sein.

Der Wunsch nach einer lebendigen Beziehung zu Gott

Ich wünsche mir, dass wir, die wir hier sitzen, uns immer wieder neu für das Echte entscheiden. Immer wieder neu für das Original. Immer wieder neu entscheidend für die Unberechenbarkeit und Faszination.

Für die Unberechenbarkeit und die Faszination einer echten, lebendigen, eigenen, wachsenden und manchmal auch schmerzhaften Beziehung zu Gott.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.