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Werdet wie die Kinder!

Lukas 18,15-17

Werdet wie die Kinder!

Lukas-Evangelium 18,15-17

Gliederung I. WER GERING SCHEINT, IST BEI JESUS WERTVOLL II. WER GERING WIRD, DEN MACHT JESUS REICH

Einleitende Gedanken

Eben haben wir Jorim gesegnet und für seine Eltern gebetet. Niemand hat sich ihnen in den Weg gestellt und gesagt das würde nicht gehen, Jorim sei zu klein dafür. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir für ihn beten können. Wir freuen uns, dass Jorim Eltern hat, die Jesus lieben. Aber damals, als Jesus in Israel lebte, hatten es die Eltern von kleinen Kindern nicht leicht, wenn sie zu Jesus gehen wollten. Jesus war oft von grossen Menschenmengen umringt, die alle etwas von ihm wollten. Die Jünger meinten dann, dass die Kleinkinder Jesus nicht auch noch belästigen sollten.

Was damals geschah und was wir daraus lernen können, werden wir heute miteinander ansehen. Ich lese den Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium Kapitel 18, die Verse 15-17. „Es wurden auch kleine Kinder zu Jesus gebracht; er sollte sie segnen. Aber die Jünger sahen das nicht gern und wiesen sie barsch ab.“ Lukas 18, 15Doch Jesus rief die Kinder zu sich und sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn gerade für solche wie sie ist das Reich Gottes.“ Lukas 18, 16„Ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen.“ Lukas 18,17

I. Wer gering scheint, ist bei Jesus wertvoll

Es war weit herum bekannt, dass Jesus viele Wunder tat und dass von ihm eine besondere heilsame Kraft ausging. „In allen Dörfern, Städten und Gehöften, in die Jesus kam, legte man die Kranken auf die Plätze und Strassen und bat ihn, er möge sie doch wenigsten den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ Markus 6, 56. Selbstverständlich wollten die Eltern ihre Säuglinge zu Jesus bringen. Normalerweise möchten Eltern das Beste für ihre Kinder. Und damals war die Überlebenschance für ein Kind nicht so hoch wie bei uns. Also, sie versuchten mit ihren Kindern auf dem Arm zu Jesus vorzudrängen. Er soll ihre Kinder segnen, damit sie gesund werden und gesund bleiben und eine gute Zukunft vor sich hätten. Viele von uns würden dasselbe tun! Doch es war gar nicht so einfach an Jesus heran zu kommen. Und als sie es endlich geschafft hätten, stellen sich die Jünger von Jesus ihnen entgegen. Sie benehmen sich wie Bodyguards. „Die Jünger sahen das nicht gern und wiesen sie barsch ab.“ Lukas 18, 15Sie waren nicht einmal freundlich zu diesen Eltern. Sie schnauzten sie an: „Verschwindet, ihr habt da nichts zu suchen!“ Vielleicht dachten die Jünger, Jesus hätte Wichtigeres zu tun, als sich mit so kleinen Menschen zu beschäftigen. Vielleicht wollten sie Jesus den Rücken freihalten, denn an Menschen, die etwas von Jesus wollten, mangelte es nicht und da sollen nicht noch Kinder, die weder laufen noch sprechen können, Jesus belasten. Glücklicherweise bemerkt Jesus, was hier vor sich geht, denn er verliert die Übersicht nie, selbst dann, wenn viel los ist und er von Menschen belagert und bedrängt wird. Es ist ganz typisch für Jesus, dass seine Aufmerksamkeit besonders den Menschen gilt, die in einer Gesellschaft nicht wirklich ernst genommen werden. Was scheinbar gering und unbedeutend ist, hat für ihn eben einen grossen Wert. So weist er seine Jünger zurecht und sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!“ Lukas 18, 16. Diese kleinen Kinder sind Menschen, Geschöpfe Gottes! Warum wollt ihr sie von mir fernhalten? Sie sollen zu mir kommen! Und Jesus macht jetzt gleich eine Art Gegenstandslektion für die Jünger und alle, die bei ihm standen. Die Kinder werden zu ihm gebracht und er sagt: „Gerade für solche wie sie ist das Reich Gottes.“ Lukas 18, 16. Gerade für solche Menschen, die in unserer Gesellschaft übergangen werden. Menschen, denen man keine Beachtung schenkt. Gerade für sie ist das Reich Gottes. Gerade sie sollen im Reich Gottes einen Platz bekommen können. Jesus hätte diese Eltern und Kinder übersehen können. Wir würden das verstehen, wenn lesen würden: „Und Jesus bedankte sich bei den Jüngern, dass sie ihn vor den Eltern mit ihren Kindern beschützt hatten, denn diese seien noch zu jung dafür und sie hätten ihn von wichtigen Hilfeleistungen abgehalten.“ Das würden wir doch verstehen! Daraus könnte man sogar eine Predigt machen.

Aber Jesus ist anders! Gott ist anders! Er sieht uns Menschen aus einer anderen Perspektive. Paulus beschreibt das im Brief an die Korinther: „Was in dieser Welt unbedeutend und verachtet ist und was bei den Menschen nichts gilt, das hat Gott erwählt, damit ans Licht kommt, wie nichtig das ist, was bei ihnen etwas gilt.“ 1.Korinther 1,28

Der allmächtige Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, kümmert sich besonders um Menschen, die in unserer Gesellschaft keine besondere Beachtung finden. Das ist übrigens eine Grundmotivation für die unzähligen christlichen Hilfswerke im In- und Ausland. Christen, die sich um Menschen in Not kümmern und ihnen damit zeigen, dass sie in den Augen Gottes wertvolle Menschen sind.

Gottes Wertmassstäbe sind eben ganz anders als unsere. Bei uns gilt Schönheit, Reichtum, Macht und Erfolg. Wer gut aussieht, reich ist, ein schönes Auto und Haus besitzt, wer intelligent ist usw. Findet in unsere Gesellschaft Beachtung. Gott hingegen interessieren solche Attribute nicht. Mit der Zuwendung von Jesus zu diesen Kindern, zeigt er wie wertvoll selbst ein kleines Kind in den Augen Gottes ist – egal, was einmal aus diesem Kind werden wird. Bei Jesus werden Menschen nicht erst dann wertvoll, wenn sie gross und erfolgreich sind. Für Jesus sind Menschen wertvoll, einfach weil sie Menschen, Geschöpfe Gottes, sind. Gott erbarmt sich gern über dem, der Schwach ist. Das soll auch in der Kirche so sein, dass die Christen dem Schwachen respektvoll begegnen. Paulus vergleicht die Kirche einmal mit einem Körper und sagt: „Gerade die Teile des Körpers, die schwächer zu sein scheinen, sind besonders wichtig; gerade den Teilen, die wir für weniger ehrenwert halten, schenken wir besonders viel Aufmerksamkeit; gerade bei den Teilen, die Anstoss erregen könnten, achten wir besonders darauf, dass sie sorgfältig bedeckt sind.“ 1. Korinther 12,22-23

Für uns ist darin eine fast unfassbare Nachricht enthalten: Egal wer Du bist, in den Augen Gottes bist du wertvoll. Du musst nicht erfolgreich sein, um von Gott bemerkt zu werden. Im Gegenteil, gerade dort, wo Du schwach bist, möchte sich Gott Dir zuwenden.

II. Wer gering wird, den macht Jesus reich

Jesus erklärt am Beispiel dieser Kinder, wie man in das Reich Gottes kommt. Diese Kinder sind sogar Vorbilder, wie man in das Reich Gottes kommt. „Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen.“ Lukas 18, 17. Diese kleinen Kinder zeigen, wie die Zutrittsbestimmungen für das Reich Gottes sind. Nun müssen wir uns fragen, wie ein Kind annimmt. Lasst mich das mit einer kleinen Geschichte verdeutlichen.

Zwei kleine Jungen unterhalten sich: „Du, ich hab eben ein Flugzeug in der Luft gesehen, das war so klein. Wenn das unten stände, ob das wohl so gross wäre wie ich?“ „Das ist viel grösser, das ist hundertmal so gross.“ Und nun versuchen sie auf der Wiese ein Feld in dieser Grösse abzustecken. Doch der eine kann nicht glauben, dass ein Flugzeug, das in der Luft so klein aussieht, auf der Erde so gross sein soll. „Hast du das denn gesehen?“ Fragt er den anderen. „Nein, aber mein Vater hat das gesagt.“ „Dein Vater hat dich angeschwindelt, das kann gar nicht sein.“ Da laufen dem Jungen Tränen über seine kleinen Wangen: „Das ist war!“ schluchzt er. „Was mein Vater sagt, stimmt.“ Dabei stampft er mit dem Fuss auf die Erde, um es zu bekräftigen. „Beweis es doch“, sagt der andere. Aber der Weinende wiederholt nur immer: „Das hat mein Vater gesagt, und weil mein Vater es gesagt hat, ist es wahr.“ Bsp.325

Das ist eben das kindliche – nicht das kindische – das kindliche ist, das vertrauensvolle Empfangen. Wie ein Kind empfangen heisst, dass ich nicht alles bis ins Letzte verstehen mussen, sondern dass ich dem vertraue, der es besser weiss, dem der die Übersicht hat. Beispiel der eigenen Kinder – z.B. Autofahren.

Um dem, was Jesus hier sagt mehr Nachdruck zu verleihen verwendet Lukas in dieser Erzählung ein Wort, mit dem man Kleinkinder bezeichnet, die noch nicht selber laufen können, sondern getragen werden müssen. Wie Kinder, die nicht selber laufen können, sollen wir werden. Wie Menschen, die nicht aus eigener Kraft leben können, sollen wir zu Jesus kommen – sozusagen mit leeren Händen. Aber, was meint Jesus wohl, wenn er sagt: Wer das Reicht Gottes nicht wie ein Kind annimmt? Wie kann man das Reich Gottes annehmen? Wie muss ich mir das vorstellen? Jesus verwendet hier den Begriff „Reich Gottes“ in einer ganz speziellen Weise. Am einfachsten lässt sich das an einem Gespräch mit den Pharisäern aufzeigen. Die Pharisäer fragten Jesus, wann das Reich Gottes komme. Darauf antwortete er: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äusseren Anzeichen erkennen kann. Man wird auch nicht sagen können: ›Seht, hier ist es!‹ oder: ›Es ist dort!‹ Nein, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Lukas 17,20-21

Das Reich Gottes ist in Eurer Mitte! Damit sagt Jesus den Pharisäern – natürlich in einer etwas verschlüsselten Weise, sonst wären sie geradewegs über ihn hergefallen – dass in seiner Person das Reich Gottes präsent ist. Jesus – der König des Reiches Gottes – ist in ihrer Mitte und deshalb ist das Reich Gottes immer da präsent, wo Jesus ist. Das Reich Gottes bricht nicht in pompöser Weise in unser Leben hinein. Das Reich Gottes beginnt mit der Beziehung zum König dieses Reiches: Jesus. Und das Jesus der König ist, das lehrt uns die Bibel ganz klar. Jesus antwortete Pontius Pilatus, der ihn fragte, ob er ein Könige sei: »Das Reich, dessen König ich bin, ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, dann hätten meine Diener für mich gekämpft, damit ich nicht den Juden in die Hände falle. Nun ist aber mein Reich nicht von dieser Erde.« Johannes 18, 36. Da sagte Pilatus zu ihm: »Dann bist du also tatsächlich ein König?« Jesus erwiderte: »Du hast Recht – ich bin ein König. Jeder, der auf der Seite der Wahrheit steht, hört auf meine Stimme.« Johannes 18, 37

Jesus ist der König eines anderen Reichs, eben des Reiches Gottes. Übrigens liess Pilatus bei der Kreuzigung eine Tafel über Jesus ans Kreuz schlagen, auf der in drei Sprachen (hebräisch, lateinisch u. griechisch) geschrieben stand: »Jesus von Nazaret, König der Juden.« Johannes 19, 19. Wer wie ein Kind zu diesem König kommt, der bekommt dadurch Zugang zum Reich Gottes. Er trägt ab diesem Moment eine grossartige Hoffnung in sich. Die Hoffnung auf die neue Erde und den neuen Himmel. Jesus sagte vor seiner Hinrichtung den Jüngern: „Wenn ich einen Platz für euch vorbereitet habe, werde ich wieder kommen und euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ Johannes 14, 3. Wenn Jesus nun sagt: „Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen.“ Lukas 18, 17So heisst das nichts anderes, als das wie ein Kind zu Jesus kommen und ihm unser Vertrauen schenken. Wenn wir erfolgreich sind, wenn wir reich sind, wenn wir ein Haus besitzen, dann müssen wir das nicht alles abgeben und arm werden. Wir müssen einzig unseren Stolz ablegen. Wir müssen wie diese kleinen Kinder werden und von Jesus empfangen, was er uns schenken möchte. Interessanterweise fügt Lukas in seinem Evangelium diese Begebenheit gleich nach dem Tempelbesuch des Pharisäers und Zöllners ein. Dort steht am Schluss: „Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Lukas 18, 14. Sich selber erniedrigen bedeutet, dass ich meinen Stolz ablege. Es bedeutet, dass ich akzeptiere, dass ich das Leben nicht wirklich verstehe. Es bedeutet, dass ich anerkenne, dass es einen Gott gibt, der die Welt erschaffen hat und der möchte, dass ich mich seiner Führung anvertraue – eben so wie ein kleines Kind. Es bedeutet, dass ich den König des Reiches Gottes einlade. Im Johannesevangelium steht: „All denen, die Jesus aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“ Johannes 1,12

Wir müssen Jesus wie Kinder begegnen, die auf Hilfe angewiesen sind. Kinder, die abhängig sind. Kinder die Unterstützung brauchen. So wie wir sind – ohne unsere Masken – sollen wir Jesus begegnen. Wir kommen nicht wie Kinder, wenn wir unsere Intelligenz, unseren Reichtum, unsere Erfolge vor uns herschieben. Wir kommen wie Kinder, wenn wir das hinter uns lassen und verstehen, dass das nicht die Werte sind, die im Leben zählen. Keine Frömmigkeit, keine grossen Taten, einfach ich, so wie ich bin, im Grunde hilflos und hilfsbedürftig, so kann ich zu Jesus kommen. Ein Mann (Ernst Völk), der fast 20 Jahre alkoholabhängig war und durch Jesus von seiner Sucht freigeworden ist, sagte mir, bei einem Besuch, er könne jetzt nicht einfach in eine Kirche gehen, er hätte jahrelang keine Kirche mehr besucht und in Anbetracht seiner Vergangenheit erachte er sich nicht als würdig genug, um in die Kirche zu gehen. Ich war froh, dass ich ihm sagen konnte, dass er die besten Voraussetzungen mitbringt, um in die Kirche zu gehen. Entscheidend ist nämlich nicht was er in der Vergangenheit getan hatte. Entscheidend ist, dass er wie ein Kind zu Jesus gegangen ist und er deshalb jetzt ins Reich Gottes gehört. Wenn wir zu Jesus gehen, dann müssen wir allein gehen und alles zurücklassen, denn Gott erbarmt sich nicht über denen, die ihn mit eigenen Werken und Leistungen beeindrucken wollen. Werde doch wie ein Kind und komme zu Jesus, er schenkt dir neues und ewiges Leben. Gerne helfen wir auf diesem Weg.

Schlussgedanke

Die Jünger meinten, die Kinder müssten erst noch erwachsen werden, um zu Jesus zu kommen. Jesus zeigt aber den Menschen, dass die Erwachsenen, wie die Kinder werden müssen, wenn sie den Reichtum empfangen möchten, den Jesus schenken will. Wie die Kinder werden heisst, dass wir unseren Hochmut ablegen und uns vor Gott demütigen. „Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt er seine Gnade erfahren. Beugt euch also unter die starke Hand Gottes; dann wird er euch erhöhen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“ 1. Petrus 5, 5-6. Sind wir bereit so wie Kinder das anzunehmen, was uns Gott schenken will? Sind wir bereit unsere Masken fallen zu lassen und das Grösste zu empfangen, was ein Mensch je empfangen kann?