Einleitung
Ein Erwachsener unterhielt sich mit einem Kind über den biblischen Glauben. Das Kind glaubte, der Erwachsene war sehr skeptisch. Nach einer Weile sagte das Mädchen: Gott ist so klein, dass er in meinem Herzen Wohnung genommen hat. Aber er ist so groß, dass er in deinem Kopf keinen Platz hat!"
Damit ist das Thema unserer Predigt angeschlagen. Was haben wir für einen Gottesbild? Ein philosophisches für den Kopf, oder ein biblisches für das Herz?
Für die meisten Menschen ist Gott eine Schlussfolgerung, keine Realität. Die meisten Menschen kennen Gott auch nur vom Hörensagen. Der Glaube an ihn ist lediglich ein Überbleibsel aus einem Glaubensbekenntnis, das sie mal als Kind gelernt haben. Für viele andere ist Gott nichts als ein Ideal, ein anderer Name für Güte, Schönheit oder Wahrheit. Alle diese Gottesvorstellungen haben eins gemeinsam: Es liegt ihnen keine persönliche Gotteserfahrung zugrunde. Was haben wir für einen Gottesbild? Ein philosophisches für den Kopf, oder ein biblisches für das Herz? Wer ist Gott? Und wie ist er? Das sind jahrtausende alte Fragen. Das bewegte schon die alten Ägypter, Babylonier, Chinesen, Griechen, Römer und Germanen. Ich kann jetzt unmöglich auf alle altertümlichen Gottesvorstellungen eingehen. Halten wir uns einmal vor Augen, welches Bild die Griechen im ersten Jahrtausend vor Christus entworfen haben, weil ihre Philosophie die Welt wohl bis in unsere Zeit hinein am meisten geprägt hat.
Der philosophische Gottesbegriff der alten Griechen
Gott der Philosophen Gott der Bibel
ein höheres Sein eine Person
ruht (statisch) handelt (dynamisch)
ist ein
Und genau das ist auch die Situation der meisten Menschen heute. Sie kennen Gott nicht. Und sie haben sich auch noch nie die Mühe gemacht, Gott zu suchen und kennen zu lernen. Darum spielt Gott keine wirkliche Rolle in ihrem Leben. Er wird ab und zu bemüht bei bestimmten Festtagen in der Familie wie Kommunion und Konfirmation oder an Festtagen wie Ostern und Weihnachten. Ansonsten hat Gott keine wirkliche Bedeutung im Leben. Und wenn dann mal etwas schief geht, wenn Krankheiten oder Todesfälle kommen, dann wird er noch auf die Anklagebank gesetzt mit der Frage: Wie konnte er das zulassen? Wenn einem Gott zerbricht, dann zerbricht immer das Bild, das man sich von Gott gemacht hat. Wir werden in unserem Leben niemals von Gott im Stich gelassen, wohl aber von unseren Gottesbildern. Die können zerbrechen, ja die müssen sogar zerbrechen, wenn wir den wirklichen, lebendigen Gott finden wollen.
Wenn mir einer sagt: Ich kann nicht mehr an Gott glauben. Seit Stalingrad und Hiroshima ist mir der Glaube an Gott zerbrochen...", seitdem mir meine Frau weggelaufen ist..., seitdem mein Sohn das Abi nicht geschafft hat..., seitdem unser Goldfisch so plötzlich gestorben ist...", dann antworte ich: Moment mal, dir ist ein bestimmtes Bild von Gott, ein Klischee, zerbrochen; aber den wirklichen Gott, den kennst Du vielleicht noch gar nicht!"
Wer ist Gott? Und wie ist er? Der Gott der Bibel kann zornig sein, er kann eifersüchtig sein, und es kann ihn reuen. Der Gott der Bibel kann denken und reden, er kann handeln, er kann seinen Arm bewegen, und er ist so etwas wie eine Person. Jawohl, der Gott der Bibel ist eine Person, mit der man in eine Beziehung treten kann! Welches Gottesbild haben wir? Unsere Gesellschaft, jeder einzelne, auch jeder von uns, wir haben alle ein bestimmtes Bild von Gott. Von welchem Gott reden wir eigentlich? An welchen Gott glauben wir eigentlich? An einen griechischen Gott oder an den lebendigen Gott der Bibel? Die griechischen Philosophen sagten: Wenn Gott Freude, Schmerz, Zorn oder Kummer empfinden könnte, dann wären ja die Menschen in der Lage, ihn zu beeinflussen. Das hieße aber, sie wären größer als Gott. Und so etwas kann nicht sein. Darf ich Ihnen einmal vor diesem Hintergrund die Grundzüge des biblischen Gottesbildes entfalten?
Grundzüge des biblischen Gottesbildes
1 Der Gott der Bibel ist ein lebendiger Gott
Diesen Gott kann man hören. Diesen Gott kann man erleben; er ist erfahrbare Wirklichkeit. Viele von uns haben ihn erlebt als den, der unser Leben verändert hat. Über diesen Gott kann man staunen.
Vielen von uns - auch mir - erging es so wie dem Hiob. Der dachte auch, er würde Gott kennen. Aber eines Tages musste er ausrufen: Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verwerfe ich mein Geschwätz und bereue in Staub und Asche" (Hiob 42, 5-6).
2 Der Gott der Bibel hat sich zu erkennen gegeben
Er hat sich offenbart. Er hat sich enthüllt, wie ein Denkmal enthüllt wird. Er hat sich gezeigt. Er ist nicht der unbewegte Beweger", der irgendwo unnennbar und ungreifbar über den Sternen thront. Die Bibel nennt Fünf Stufen der Gotteserkenntnis"
- in der Schöpfung (Römer 1)
- im Gewissen (Römer 2)
- in Israel (Römer 9 - 11)
- im Wort Gottes
- im Sohn Gottes (Philippus: Herr, zeige uns den Vater!")
3 Der Gott der Bibel begegnet uns menschlich
Die Bibel spricht von der Gestalt Gottes, vom Handeln Gottes und vom Fühlen Gottes. Wir können und dürfen also menschlich von Gott reden, weil uns Gott menschlich, d.h. auf unserer Ebene begegnet. Wenn Gott zornig ist oder wenn er Reue zeigt, dann sind das nicht nur Bilder, die man abstreifen muss, sondern das ist die Sache selbst. So ist Gott!
- Gott ist Vater;
- Gott kann trösten wie einen seine Mutter tröstet; (Mutterliebe eines Vatergottes)
- Gott ist Hirte; - Gott ist Arzt;
- Gott ist ein Fels und eine Burg, usw. So ist Gott! Und wie froh bin ich, dass er so ist! Wenn ich an Krankenbetten oder in Trauerfamilien gerufen werde, wie bettelarm wäre ich dann mit dem Gott der griechischen Philosophie!
Wenn Eheleute vor mir sitzen, die sich auseinander gelebt haben, könnte ich ihnen mit der hellenistischen Ethik nicht helfen. Und wenn junge Leute hier sind, die einen sauberen und ehrbaren Weg in Beruf und Ehe gehen wollen, und die göttliche Hilfe in ihren Anfechtungen brauchen, was nützte ihnen der eiskalte, starre, griechische Gott? Ich bin so froh, dass uns die Schrift einen anderen Gott offenbart.
Die ganze Bibel spricht von der Herablassung Gottes zu uns Menschen. Gott redet und hört. Gott fährt hernieder. Ihn zieht es unwiderstehlich zum Elend der Menschen herab. Gott hat eine ganz bestimmte Richtung, und zwar die nach unten". Gott erniedrigt sich um unsretwillen. Gott lässt sich herab. Das ist das Wesen Gottes. Er hat ein Herz. Er liebt. Und weil er liebt, deshalb zürnt er auch. Der Zorn ist die Kehrseite der Liebe. Liebe will den Geliebten allein und ganz, sonst ist es keine Liebe. Gott ist es nicht gleichgültig, wenn die, die er liebt, sich an andere Götter und Götzen hängen. Aber er zwingt nicht. Gott lädt ein, er wirbt, er bittet - aber er zwingt nicht. Mit Zwang arbeitet nur sein Gegenspieler, der Teufel. Der arbeitet immer mit Zwang, mit Bindung, mit Fessel und Eisen. Doch Gott ist Liebe. Und Liebe ist ohne jede Spur von Zwang. Liebe gibt frei zum Nein-Sagen. Das römische Recht wusste, was Liebe ist... Gott weiß auch, was Liebe ist. Gott ist Liebe! Er gibt jeden frei zum Neinsagen.
Darum ist die Geschichte Gottes mit dieser Welt keine Erfolgsstory. Gott geht bewusst das Risiko ein, dass Menschen seine Liebe ignorieren und verachten. Du kannst das tun, unter Umständen ein Leben lang. Aber wisse, dass Du moralisch voll verantwortlich bist. Du bist kein Hampelmann....
Gott nimmt Deine Entscheidung ernst. Wenn Du hier ohne Gott leben willst, dann wirst Du auch Deine Ewigkeit in der Gottesferne zubringen müssen! Wer Gottes heiligen Ernst nicht erfasst, der wird auch Gottes rettende Gnade niemals erfassen! Aber wenn Du hier in diesem Leben Gottes unbeschreibliche Liebe zu Dir erkennst und glaubst, und Gott wirklich der Herr Deines Lebens sein darf, dann wirst Du ihn persönlich kennen lernen, und er wird Dein Leben unendlich reich machen. Es ist besser, vor Menschen das Gesicht zu verlieren, indem wir einmal wahr werden, als vor Gott das ewige Leben.
4 Der Gott der Bibel leidet
Gott ist Liebe. Und wer liebt, der ist verletzbar. Seine Liebe kann ignoriert oder abgewiesen werden. Wie tut es uns weh, wenn wir wirklich lieben, und unsere Liebe wird nicht erwidert! Wie kann es Eltern in der Seele brennen, wenn sie jahrelang in ihre Kinder investiert haben....und die Kinder verachten diese Liebe, weil ihnen die Eltern vielleicht irgend etwas versagen, was sie nun gerade unbedingt haben wollen. Meine Freunde, Gott liebt! D.h. er ist verletzbar. Er empfindet Schmerz. Gott leidet. Die Bibel spricht von Gott
- als von einem Bauern, dem das Vieh weggelaufen ist (Jes.1),
- oder von einem Weinbergbesitzer, der von den Pächtern betrogen wird,
- oder sogar vom Vater, dem der Sohn wegläuft (Luk.15)! Der Gott der Bibel leidet. Gott ist Mensch geworden, um zu leiden wie ein Mensch. Das widerspricht natürlich den philosophischen Gottesvorstellungen, dass da irgendwo ein höheres Wesen ist, so ein Gedanke, eine Idee oder ein Prinzip, ein unbeteiligtes Es. Nach griechischer Vorstellung ist Gottes wesentliches Kennzeichen seine völlige Unempfindlichkeit, seine Apathie. Weißt Du, dass der wirkliche Gott ein leidender Gott ist? Weißt Du, dass er wegen Dir schon gelitten hat? dass er vielleicht jetzt in dieser Stunde leidet, wegen Deiner fehlenden oder nur oberflächlichen Beziehung zu ihm?
Gott ist nicht apathisch wie Zeus, sondern sympathisch! Gott hält sich nicht aus dem Leiden heraus, sondern er leidet mit! Den gebildeten Griechen war diese Botschaft damals eine genauso unbegreifliche Torheit wie den meisten Menschen heute. Paulus schreibt den Korinthern: Denn das Wort vom Kreuz (vom leidenden Gott) ist denen Torheit, die verloren gehen; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft" (1. Korinther 1, 18). Ein leidender Gott, ein Gottessohn in der Krippe und dann am Kreuz, das war und ist einfach für den natürlichen Verstand des Menschen unvorstellbar, und das wird immer so bleiben. Aber das Herz des Menschen kann diese Botschaft im Glauben fassen. Das Gewissen des Menschen kann durch dieses Evangelium Frieden finden. Kannst Du Dich an das Mädchen vom Anfang erinnern? Wo wohnt Gott? In Deinem Kopf oder in Deinem Herzen? Der französische Mathematiker, Physiker, Philosoph und Erfinder Blaise Pascal (1623-1662) war überzeugter Christ. Nach seinem Tode fand man in seinem Mantel einen Pergamentstreifen eingenäht, der sein persönliches Glaubensbekenntnis enthielt. Darauf stand zu lesen: Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, Gott nicht der Philosophen und Gelehrten ... Gott Jesu Christi. Man findet und bewahrt ihn nur auf den Wegen, die im Evangelium gelehrt werden..."
5 Der Gott der Bibel rettet
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Joh.3,16).
Das ist der Weg, der im Evangelium gelehrt wird! So schlicht und so einfach, dass es schon 8, 10, 12-jährige Kinder verstehen können. Gott macht sich so klein, dass er in meinem Herzen wohnen will. Also muss ich ihn aufnehmen. Er soll in meinem Herzen wohnen; d.h. er soll in meinem Leben der Herr sein! Ich will meinen selbstherrlichen Lebensweg bereuen. Ich will meine Schuld vor ihm bekennen. Ich will glauben, dass sein teures Blut dort am Kreuz auch für mich geflossen ist. Ich will seiner Zusage vertrauen und heute mit ihm ein neues Leben anfangen. Wenn ein Mensch irgendwo auf der Erde so oder ähnlich betet, dann wird er garantiert von Gott angenommen. Die Bibel sagt: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet werden!" Gott ist ein Gott der rettet! Bist Du noch zu retten? Wenn Du zugibst, dass Du verloren bist, dann bist Du schon halb gerettet. Alle, die an ihn glauben, werden nicht verloren gehen. Glaube doch Gottes Wort! Ein letztes muss ich noch sagen.
6 Der Gott der Bibel richtet
Der Apostel Paulus mutete den epikuräischen und stoischen Philosophen auf dem Areopag in Athen folgende unbequeme Wahrheit zu: Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen, weil er einen Tag gesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen dadurch den Beweis gegeben, dass er ihn auferweckt hat aus den Toten" (Apostelgeschichte 17,30- 31) - Jesus Christus! Gott ist kein Hampelmann. Du kannst nicht mit seiner Gnade spielen. Wenn Du Jesus als Retter ablehnst, dann wird er eines Tages Dein Richter sein, ob Du es wahrhaben willst oder nicht. Das Märchen vom lieben Gott
Schluss
Hast Du Gott gesucht und gefunden? Gib Dich doch nicht mit einer oberflächlichen Religion zufrieden, mit einem bisschen sentimentalen Kitsch an Ostern und Weihnachten. Es geht doch um alles! Und denk an das Kind: Gott ist so klein, dass er in meinem Herzen Wohnung genommen hat. Aber er ist so groß, dass er in deinem Kopf keinen Platz hat!"