Wo steigen denn die Großkopfigen ah? Jeder weiß, was ein Großkopfiger ist. Das ist nicht unbedingt ein Kahlköpfiger, bei dem der Kopf durch die Haare gewachsen ist, und das ist auch nicht unbedingt ein Schmalkopfiger, dem der Kopf zum Bügelbrett geraten ist. Nein, Großkopfige sind große Köpfe, bekannte Schädel, gekrönte Häupter. Diese VIP, diese sehr wichtigen Personen treten immer im Pulk von bodyguards auf, von Leibwächtern, von Adjudanten, von Referenten, von Fotografen, von allen möglichen Hofschranzen. Wenn sie ankommen, dann gibt es einen großen Bahnhof, einen roten Teppich, eine salutierende Ehrenkompanie und einen mordsmäßigen Dschindarassabumm. Aber wo steigen denn die Großkopfigen ab?
Denken wir nur ein paar Tage zurück. Da kam ein Großer nach Stuttgart. Bundeskanzler Kohl aus Bonn machte einen Besuch. Sein blaulichtfunkelnder Wagenkonvoi steuerte den Killessberg an. Dort hatte er seinen Auftritt. Dann kam noch ein Großer nach Stuttgart. Präsident Mubarak aus Kairo legte einen Zwischenstopp ein. Seine Begleiter führten ihn direkt in die Villa Reitzenstein. Dort hatte er seine Gespräche. Dann kam noch ein ganz Großer nach Stuttgart. Boris Becker aus Monaco holte sich sein Zubrot bei den Young-Masters ab. Der Bosch und Tiriac geleiteten ihn ins Ramada-Hotel. Dort erholte er sich von seinen Assen.
Heute aber, liebe Freunde, will der Allergrößte nach Stuttgart kommen. Nicht nur ein Kanzler, nicht nur ein Präsident, nicht nur eine Nr. 1 in der Weltrangliste, sondern die Nr. 1 in der ganzen Welt überhaupt, Jesus Christus höchstpersönlich, der Kanzler aller Kanzler und Präsident aller Präsidenten. König ist er, von Gott selber gekrönt. Über ihm kommt niemand mehr. Niemand kann ihm das Wasser reichen. Er ist die absolute Spitze.
Wo aber wird er absteigen? Das Fünfsternehotel bei der Liederhalle ist leider noch nicht gebaut. So wird er sich wohl oder übel mit dem Zeppelin oder dem Parkhotel begnügen müssen. Seine Quartiermacher suchen jedoch etwas ganz anderes. Er hält nichts von Höchstkomfort und English-style. Er will nichts von Superluxus und Galadinners. Er mag das Privatquartier. "Siehe dein König kommt zu dir." Die Dreizimmerwohnung im 2.Stock gefällt ihm. Das Einzimmerappartement im Parterre ist ihm nicht zu klein. In deiner Bude, wo die Poster hängen und die Stereoanlage steht, fühlt er sich wohl. Er bei mir. Und wenn einer sagt: Aber Herr, bei mir ist es überhaupt nicht aufgeräumt. Da liegt der Schmutz eines ganzen Jahres, da liegen Versäumnisse von 12 Monaten, da liegen die Sünden von 365 Tagen. Dann sagt er: Gerade deshalb komme ich zu dir. Ich bin dein Helfer! Ich helfe dir beim Saubermachen. Und wenn einer sagt: Aber Herr, bei mir ist so trostlos. Da fällt einem die Decke auf den Kopf, da ist keiner, der mich versteht, da bin ich so maßlos traurig. Dann sagt er: Gerade deshalb komme ich, ich bin dein Tröster. Ich tröste dich in aller Traurigkeit. Und wenn einer sagt: Aber Herr, bei mir ist so dunkel. Da ist kein Funke von Hoffnung, da zittre ich vor dem Morgen, da sehe ich überhaupt keinen Weg mehr. Dann sagt er: Gerade deshalb komme ich zu dir. Ich bin dein Licht. Ich mache dir deinen Weg hell.
Doch, er kommt. Er kennt deine Adresse. Er steigt bei dir ab. Er steht vor deiner Tür. Willst du ihn vielleicht auf der Matte stehen lassen? Sag doch: "Sei mir willkommen edler Gast, den Sünder nicht verschmähet hast." Nur wenn er mit dir feiert, wird's Weihnachten.
Amen