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Wir bleiben barmherzig

Wir warten auf Jesus!, Teil 2/4
22.11.2014Matthäus 24,45-51

Wir bleiben barmherzig

Matthäus-Evangelium 24,45-51 - Vom treuen und bösen Diener

Reihe: Wir warten auf Jesus! (2/4)

Einleitende Gedanken

Dieses Sprichwort wird allen bekannt sein: „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse.“ In meiner Rekrutenschule fand dieses Sprichwort häufig Anwendung. Die Katze war meist ein Offizier und die Mäuse waren die Rekruten. Stundenlang mussten wir verschiedene Übungen wiederholen: Manipulationen am Gewehr, das Verhalten bei Atomalarm usw. Sobald die Luft rein, die Katze, der Offizier, ausser Sichtweite war, gab es eine ausserordentliche Pause. Ein Rekrut musste den Platz überwachen und sobald er den Offizier entdeckte, ging es eifrig mit dem Üben weiter. „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse!“ Ich denke jeder von uns könnte eine Geschichte erzählen, wie er als Maus tanzte. Um etwas Ähnliches geht es im Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern im Blick auf seine Himmelfahrt und Wiederkunft erzählt. Es gehört zu den fundmentalen Überzeugungen des christlichen Glaubens, dass Jesus, der Auferstandene, ein zweites Mal auf dieser Erde erscheinen wird. Jederzeit könnte das geschehen und deshalb leben die Christen das ganze Jahr hindurch im Advent. Christen warten auf Jesus! In der Offenbarung macht uns Jesus eindringlich darauf aufmerksam: „Vergesst es nicht: Ich komme so unerwartet wie ein Dieb. Glücklich, wer wach bleibt und seine Kleider anbehält! Dann wird er, wenn ich komme, nicht nackt dastehen und sich nicht schämen müssen.“ Offb.16,15. Es ist Jesus wichtig, dass wir bereit sind, wenn er kommt. Deshalb erklärt Jesus seinen Jüngern mit verschiedenen Bildern und Gleichnissen, was in der Zeit des Wartens wichtig ist. Er erklärt ihnen und uns, wie wir warten können, damit wir von seiner Wiederkunft nicht unangenehm überrascht werden. Im Gleichnis, das wir heute anschauen, beantwortet Jesus die Frage: „Woran erkennt man einen treuen und klugen Diener?“ Mt.24,45. Der treue und kluge Diener ist nämlich der, der bereit sein wird, wenn Jesus kommt. Deshalb ist es schon wichtig, dass wir wissen, wie sich ein treuer und kluger Diener verhält. Jesus stellt zwei verschiedene Verhaltensweisen einander gegenüber. Er spricht vom treuen und bösen Diener. Oder man könnte auch vom glücklichen und vom autonomen Diener sprechen. Wir beginnen wie Jesus mit dem glücklichen Diener.

Der glückliche Diener

Ein Diener ist immer einem Herrn ergeben, sonst ist er kein Diener. Für seinen Herrn erledigt der Diener verschiedene Aufgaben. Jesus spricht nun über einen Herrn, der für eine unbestimmte Zeit verreist und seinem Diener noch eine Anweisung gibt. Jesus erzählt: „Ein Herr hat einem seiner Diener die Verantwortung übertragen, der ganzen Dienerschaft zur gegebenen Zeit das Essen auszuteilen.“ Mt.24,45. Eigentlich keine komplizierte Aufgabe. Er musste nur dafür sorgen, dass die Dienerschaft ihren Lohn bekommt. Sicher eine verantwortungsvolle Aufgabe, weil er damit über einen grossen Reichtum verfügen konnte. Ansonsten aber, war das eine einfache und überschaubare Aufgabe. Er war weder für das ganze Haus noch für die Beschaffung der Mittel verantwortlich. Er musste nur dafür sorgen, dass die Dienerschaft zur rechten Zeit das Essen bekommt. Dieser Job war bestimmt keine Überforderung. Es ist erstaunlich einfach, was dieser Herr von seinem Diener verlangt. Vielleicht waren die Jünger über diese einfache Aufgabe auch erstaunt. Das kann doch jeder! Damit sagt uns Jesus, dass seine Erwartungen unsere Kräfte nicht übersteigen werden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Christen einen unsichtbaren Berg vor sich herschieben, in dem sich alles aufgehäuft hat, was sie meinen, was sie tun müssten, um Gottes Ansprüchen gerecht zu werden. Aber eben, sie schaffen es nicht, sie schieben den Berg vor sich her und müssen aufpassen, dass sie von diesem Berg nicht erdrückt werden. Wer so lebt, läuft mit einem unterschwellig schlechten Gewissen herum. Beim Lesen der verschiedenen Berichte über die Endzeit beschleicht uns dann die Frage, ob wir das alles schaffen werden. Wir schaffen es schon unter normalen Umständen nicht! Werde ich genug stark sein? Ist mein Leben heilig genug? Bin ich treu genug? Wir haben uns damit abgefunden, dass wir schwach seien und deshalb nie so leben können, dass es Gott gefallen könnte. Doch wenn unser geistliches Leben so funktioniert, wird die Freude am Herrn Theorie bleiben und statt uns unser Glaube innerlich frei macht, ersticken wir daran. Wie befreiend ist es doch, wenn Jesus hier den Jüngern aufzeigt, dass sie eine überschaubare und für jeden erfüllbare Aufgabe erhalten. Niemand wird an der Aufgabe scheitern müssen. Niemand wird so schwach sein, dass er es nicht schaffen könnte. Vielen Christen fällt es schwer zu glauben, dass die Erwartungen nicht so gross sind. Sie tun sich schwer mit der Tatsache, dass die Gebote Gottes nicht schwer sind. Johannes schreibt: „Unsere Liebe zu Gott zeigt sich nämlich im Befolgen seiner Gebote. Und seine Gebote zu befolgen ist nicht schwer.“ 1.Joh.5,3. Es ist nicht schwer! Vielleicht macht sich bei dir ein innerer Reflex bemerkbar. Gerne würdest du Johannes widersprechen und ihm erklären, dass er das falsch sieht. Die Gebote Gottes seien alles andere, als leicht zu befolgen. Egal wie stark du dich wehren möchtest, Johannes würde bei seiner Aussage bleiben. Statt mit dieser Aussage des Johannes zu kämpfen, tun wir besser daran, unsere Überzeugungen selbstkritisch anzuschauen. Du musst dir überlegen, welche Gebote du für wichtig und notwendig hältst, die du nur unter grösstem Kraftaufwand halten kannst. Dann sprich mit Gott darüber und lies in der Bibel, schaffe dir Klarheit darüber, ob es sich tatsächlich um eine Erwartung handelt, die Gott an dich hat. Vielleicht ist das Gebot, das du nicht ausleben kannst eine Tradition oder eine Vorschrift, die mit den Geboten Gottes eigentlich nichts zu tun hat. Vielleicht kann es für dich hilfreich sein das mit einem Seelsorger anzuschauen. Jedenfalls war die Aufgabe, die der Herr seinem Diener gab überschaubar, leicht und deshalb auch gut zu erfüllen. Der erste Diener in diesem Gleichnis erfüllte diese Aufgabe mit Bravour. „Wenn nun sein Herr kommt und ihn bei der Arbeit findet – wie glücklich ist da der Diener zu preisen!“ Mt.24,46. Dieser Diener kann vom Besuch seines Herrn nicht überrascht werden. Klar, vermutlich hätte er ihn in diesem Moment nicht erwartet, er war bestimmt auch überrascht. Aber das war eine freudige Überraschung. Er hatte nichts zu verbergen – im Gegenteil! Wie glücklich kann dieser Diener sein, denn sein Herr wird sich über ihn freuen und er wird ihn für seine Treue belohnen. „Der Herr wird ihm die Verantwortung für seinen ganzen Besitz übertragen.“ Mt.24,47. Jesus sprach von seiner Wiederkunft. Er ist der Herr, der wiederkommen und seinen Diener belohnen wird. Mit anderen Worten sagte Jesus in Bezug auf seine Wiederkunft: So wird der treue und kluge Diener in der Herrlichkeit, im Himmel, reich beschenkt werden. Jesus wird ihn für seine Treue belohnen.

Der autonome Diener

Der zweite Diener reagiert völlig anders. Jesus erzählt weiter: „Wenn jener Diener aber ein böser Mensch ist und sich sagt: ‚Mein Herr kommt noch lange nicht!‘“ Mt.24,48. Dieser Diener hatte denselben überschaubaren und einfachen Auftrag. Die einzige Anforderung war, dass er das anvertraute Gut nicht missbraucht. Doch genau das tat dieser Diener. Er dachte sich: „Mein Herr kommt noch lange nicht!“ Mt.24,48. Mit anderen Worten. Warum soll ich diesen Auftrag ausführen? Warum soll ich die Dienerschaft mit Essen versorgen? Ich bin doch nicht blöd! Das brauche ich lieber für mich. Ich will Spass haben. Das ist schliesslich eine einmalige Gelegenheit. Die Chance meines Lebens. Diese Chance lass ich mir nicht entgehen. „Er fängt an, die anderen Diener zu schlagen, während er selbst mit Trunkenbolden schwelgt und prasst.“ Mt.24,49. Er missbraucht das Vertrauen seines Herrn. Er spielt sich selber als Herr und Besitzer auf. Er nimmt sozusagen die Stellung seines Herrn ein. Verprasst das Geld, das eigentlich der Dienerschaft zustünde, stattdessen schlägt und unterdrückt er sie – Korruption in Reinkultur. Der Diener hatte sich der Verantwortung gegenüber seinem Herrn entzogen und wurde sozusagen autonom. Autonom heisst ja, dass ich mir meine Regeln selber gebe. Die Geschichte gibt uns unendliches Anschauungsmaterial von Menschen, die sich gegenüber niemandem mehr verantwortlich fühlten und eigene Regeln bestimmten. Wenn Menschen meinen, sie wären niemandem gegenüber verantwortlich, verwandeln sie sich meist in herzlose, brutale, unbarmherzige und unberechenbare Scheusale. Wir sahen das in den Konzentrationslagern und natürlich sehen wir das heute in den verschiedenen aktuellen Kriegsgebieten. Auch in unserer Wirtschaft können wir solches Verhalten beobachten. Der böse Diener ist ein Bild für den autonomen Mensch, der sich von Gott gelöst hat und den seine Gebote überhaupt nicht interessieren. Der Diener lässt seiner Wut auch freien Lauf. Barmherzigkeit wurde für ihn zum Fremdwort. Der Diener meinte, dass es sich nicht lohnen würde, seine Aufgabe zu erfüllen. Es würde ihm eh nichts bringen. Sein Herr würde sich sowieso nicht erkenntlich zeigen. Und wenn er gar nicht kommt, dann wäre alles umsonst gewesen. Es ist schon verwunderlich, dass wir Menschen immer wieder den Gedanken Raum schenken, Gott wolle unser Leben einengen, er wolle Freude und Vergnügen nicht zulassen. Er wolle uns das Beste vorenthalten. Das suggerierte schon die Schlage, als sie zu Eva sagte: „Gott weiss: An dem Tage, da ihr von dieser Frucht esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Gen.3,5. Eva ist dir nicht klar, dass dir Gott das Beste vorenthalten will? Ihr könntet Gott ebenbürtig werden, viel mächtiger als ihr jetzt seid. Aber Gott will das verhindern. Das Beste will er euch nicht geben. Dieser böse Diener ist einmal mehr auf diese Lüge reingefallen. Statt die Kontrolle über sein Leben zu gewinnen, verlor er sie. Es ist ein grosser Irrtum, wenn Menschen glauben, sie würden frei, wenn sie sich von Gott lösen. In gewisser Weise stimmt das, denn sie werden frei von Gott, dafür werden sie auf andere Weise unfrei: Abhängigkeiten, Hörigkeit gegenüber anderen Menschen, Süchte, Profilierungssucht, zwanghaftes Verhalten, Streit, Gewalt usw. Natürlich nicht alles miteinander. Aber es ist eine Illusion, wenn wir meinen wir könnten völlig unabhängig leben. Das ist nämlich unmöglich. Niemand kann vollkommen frei und unabhängig sein. Paulus meinte zu dieser Art von Freiheit: „Welchen Gewinn brachte euch das? Dinge, über die ihr euch heute schämt, Dinge, deren Endergebnis der Tod ist.“ Röm.6,21. Wer frei von Gott ist, wer Gott aus seinem Leben verdrängt, der wird, wie dieser Diener, im Elend landen. Jeder Mensch, ob er es will oder nicht, bleibt Gott gegenüber verantwortlich. Diese Verantwortung lässt sich nicht delegieren. „Sein Herr wird an einem Tag kommen, an dem er ihn nicht erwartet, und zu einem Zeitpunkt, an dem er es nicht vermutet.“ Mt.24,50. Menschen kalkulieren gern und denken, sie werden den richtigen Zeitpunkt erwischen, um ihr Leben zu ändern. Leider verpassen sie diese Chance oft, wie dieser Diener. Sie denken, sie werden die richtigen Argumente finden, wenn sie Gott allenfalls doch begegnen würden, aber diese Argumente werden ihnen im Hals stecken bleiben. Die Folgen sind dramatisch. „Der Herr wird den Diener in Stücke hauen und dorthin bringen lassen, wo die Heuchler sind und wo es nichts gibt als lautes Jammern und angstvolles Zittern und Beben.“ Mt.24,51. Damit macht Jesus deutlich, dass er bei seinem Kommen zwei Aufgaben wahrnehmen wird. Zum einen wird er die treuen Diener zu sich holen und sie belohnen. Zum anderen wird er die Gerechtigkeit aufrichten. Er wird als Richter auftreten. Alle, die meinten sie müssten über Gott und sein Gericht Witze machen und spotten, werden schockiert sein, wenn sie Jesus sehen werden. Sie werden sofort erkennen, dass Gott nicht der alte, senile Mann ist, über den sie sich so oft lustig gemacht hatten. Mit Erstaunen werden sie sehen, wie heilig und gerecht Gott ist. Sie werden erkennen, dass Gott gnädig und barmherzig ist. Sie werden auch erfahren, dass er heilig und gerecht ist. Ein Gott voller Liebe, der vor den Ungerechtigkeiten die Augen nicht verschliesst. Das, was sie lauthals von ihm forderten, wird er dann tun: Er wird für Gerechtigkeit sorgen. Es wäre gut, wenn sich die Menschen etwas weniger wichtig nähmen und dafür mehr Respekt vor dem Heiligen Gott zeigen würden. Paulus warnt sogar die Christen, den Respekt vor Gott nicht zu verlieren: „Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Galater 6,7

Schlussgedanke

Diese Gleichnisse, die Jesus im Blick auf seine Wiederkunft erzählt sind von tiefem Ernst. Er will unbedingt, dass wir bereit sind, wenn er kommt, deshalb rüttelt er uns auf: „Hütet euch vor einem ausschweifenden Leben und vor übermässigem Weingenuss und lasst euch nicht von den Sorgen des täglichen Lebens gefangen nehmen. Sonst wird euer Herz abgestumpft, und ihr werdet von jenem Tag überrascht werden.“ Lk.21,34. Eines müssen wir uns tief einprägen: Die Erwartungen von Gott an uns sind nicht gross. Es ist eine Aufgabe, die jeder bewältigen kann. Was Gott von uns erwartet ist einzig, dass wir ihm treu sind. Die Klugheit besteht darin, dass wir verstanden haben, um was in diesem Leben geht, auf was es ankommt. Das Wichtigste ist die Treue. Jesus wollte nach seiner Auferstehung von Petrus, der ihn verraten hatte, nur eines wissen: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Joh.21,16. Bist du noch mit mir unterwegs Simon? Bist du mit mir verbunden? Liebst du mich? Und Paulus schrieb in seinem letzten Brief im Blick auf die Wiederkunft von Jesus: „Nun liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem grossen Tag geben wird – und nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die ihn lieben und auf sein Kommen warten.“ 2.Tim.4,8. Wo die Liebe zu Jesus intakt ist, da wird Jesus willkommen sein.