Wollen wir wirklich wachsen?

Wilfried Plock
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Einleitung:

Zurzeit sind drei Buchstaben in aller Munde: w w w = world wide web = Internet Ich möchte heute Morgen gerne noch eins drauf setzen und ein viertes w hinzufügen: w w w w Darum geht es hier in Kap. 15 des Römerbriefes, und unser Thema heißt dann: “Wollen Wir Wirklich Wachsen?”

1. Wollen wir im persönlichen Glaubensleben wachsen?

Paulus schreibt in V. 13: Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überreich seiet in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes! Alles echte geistliche Wachstum fängt im persönlichen Glaubensleben an.

  • Bin ich im zu Ende gehenden Jahr 2000 gewachsen in der Gnade und Erkenntnis Christi?
  • Habe ich ihn lieber gewonnen? Brauche ich ihn mehr denn je zuvor? Oh, dass wir erfüllt wären mit der Kraft des Heiligen Geistes! Wie können wir denn als Einzelne geistlich wachsen? 7 Dinge – alle beginnen mit dem Buchstaben G”:
  • Gottes Wort – Zeit mit der Bibel verbringen…
  • Gebet – lernen, ein Gebetsleben zu führen… an Gebetsveranstaltungen teilnehmen
  • Gehorsam – in kleinen Schritten des Gehorsams das Gelernte umsetzen…
  • Gemeinschaft – in der Gemeinde – aber auch in einer (gleichgeschlechtlichen) Zweierschaft
  • Geht hin! – Christus öffentlich bekennen läßt enorm wachsen… EijH
  • Gute Literatur – gute Bücher, die das Glaubenswachstum fördern (n. Krimis und Romane)
  • Gute Biographien (Hudson Taylor, Georg Müller und Jim Elliot)
  • Gute Kassetten
  • Gute Seminare besuchen (Kurzbibelschule, Kurz-Praktikum, etc.)
  • Ganzhingabe an den Herrn Jesus… Jim Elliot: Herr, zünde an… Möchtest Du erfüllt werden mit der Kraft des Geistes und im persönlichen Glaubensleben wachsen? Dann

2. Wollen wir im gemeindlichen Miteinander wachsen?

Lesen wir Vers 14: Ich bin aber, meine Brüder, auch selbst im Blick auf euch überzeugt, daß auch ihr selbst voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, fähig, auch einander zu ermahnen. Negativer Zusammenhang (das sind die Verhaltensweisen, die wir meiden wollen) Titus 3, 3 Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, irregehend, dienten mancherlei Lüsten und Vergnügungen, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhaßt und einander hassend… Galater 5, 15 Wenn ihr aber einander beißt und freßt, so seht zu, daß ihr nicht voneinander verzehrt werdet. Römer 14, 13 Lasst uns nun nicht mehr einander richten, sondern richtet vielmehr dieses: dem Bruder nicht einen Anstoß oder ein Ärgernis zu geben… Kolosser 3, 9 Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt… Galater 5, 26 Lasst uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden… Positiver Zusammenhang Römer 15,7 Deshalb nehmt einander auf, gleich wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit… Johannes 13, 34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt… Römer 16, 16 Grüßt einander mit heiligem Kuß…

  1. Korinther 12, 25 …auf daß… die Glieder dieselbe Sorge für einander haben möchten… Galater 5, 13 …durch die Liebe dient einander…
  2. Petrus 4, 10 Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander… Johannes 13, 14 Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen… Römer 15, 14 …fähig, auch einander zu ermahnen…
  3. Thessalonicher 4, 18 So ermuntert, (tröstet) nun einander mit diesen Worten…
  4. Thessalonicher 5, 11 Deshalb ermuntert einander und erbaut einer den anderen… Hebräer 10, 25 …indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, {O. aufgegeben} wie es bei etlichen Sitte ist, sondern einander ermuntern… Epheser 4, 2 …mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe Epheser 4, 32 Kolosser 3, 13 Seid aber gegeneinander gütig, mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott in Christo euch vergeben hat… Jakobus 5, 16 Bekennt denn einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet… Hier ist unser Programm zum Wachstum im gemeindlichen Miteinander! Es gilt, die ‘einander-Stellen’ auszuleben. Wenn wir das tun würden, ich glaube, wir hätten ein Stück Himmel auf Erden!

3. Wollen wir als Gemeinde auch nach außen - zahlenmäßig - wachsen?

In den Versen 15-21 plaudert Paulus ein wenig aus dem Nähkästchen. Er erzählt den römischen Christen von seinen Zukunftsplänen. Der Apostel hatte bereits von Jerusalem ausgehend bis nach Illyrien die Frohe Botschaft “völlig” verkündigt und Gemeinden gegründet. Illyrien lag nördlich von Mazedonien an der Adria. »Von Jerusalem bis nach Illyrien« beschreibt also die geographischen Ausmaße seines Dienstes, nicht die chronologische Reihenfolge. Aber jetzt kommt das Erstaunliche. Als er den Römerbrief schrieb, war Paulus bereits ca. 20 Jahre in Sachen ‘Evangelium’ unterwegs. Man sollte meinen, er wolle nun den wohlverdienten Ruhestand antreten. Pustekuchen! Weit gefehlt! Es zog ihn mit aller Macht weiter in die Pioniermission. Weil er zwischen Jerusalem und der Adria keinen Raum mehr hatte (V.23), wollte Paulus über Rom bis nach Spanien reisen (V.24). Es zog ihn zu den Unerreichten, ins geistliche Niemandsland! Wenn Paulus heute leben würde, wäre er wahrscheinlich Mitarbeiter bei New Tribes Mission (Holger & Christine….). “Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen”. Dieses Jesaja-Zitat stammt aus Kap. 52/53. Das ist der Abschnitt, in dem in einzigartiger Weise die große Erlösungstat Jesu am Kreuz von Golgatha beschrieben wird. Das sollten die Menschen hören. Das trieb Paulus. Ausgehend von seiner besonderen Berufung, unter den heidnischen Nationen zu wirken, spricht er davon, daß er “…priesterlich am Evangelium Gottes gedient hat, damit das Opfer der Nationen angenehm werde…” Campbell Morgan schrieb dazu: Welch ein strahlendes Licht wirft das auf all unsere evangelistischen Anstrengungen! Jede Seele, die durch die Predigt des Evangeliums gewonnen wird, wird nicht nur in einen Zustand der ewigen Seligkeit versetzt, sondern ist auch ein Opfer für Gott, eine Gabe, die ihm Befriedigung schenkt, nämlich das Opfer, das Gott sucht. Jede Seele, die sorgfältig und geduldig in der Lehre Christi unterwiesen ist und so in sein Bild verwandelt wird, ist eine Seele, an welcher der Vater sich erfreut. Deshalb arbeiten wir nicht nur, um Menschen zu erretten, sondern auch, um Gottes Herz zu erfreuen. Das ist das mächtigste unserer Motive. Wenn wir nun diese gewaltigen Wahrheiten auf uns anwenden, dann will ich zuvor betonen:

  • Keiner von uns hat auch nur annähernd die Berufung eines Apostels Paulus.
  • Und sein Beispiel in der Pioniermission ist nicht unbedingt eine Verpflichtung, daß andere Diener des Wortes genau auf dieselbe Weise handeln müssen. Manche Brüder sind z.B. berufen, um in bestehenden Gemeinden zu lehren. Aber unsere Frage lautet ja, ob wir wirklich auch als Gemeinde nach außen - zahlenmäßig
  • wachsen wollen? Als wir im Herbst 1992 von der Lemaitrestraße in die Edisonstraße zogen, da waren einigen diese Räume hier zu groß. Die Atmosphäre war nicht mehr so familiär wie bei Wunschiks im Haus, wo jeder jeden kannte. Ich weiß, daß einige heute noch dem Wohnzimmer nachtrauern… Wenn Gott will, werden wir in ein paar Monaten nach MA-Vogelstang umziehen. Ich möchte das Folgende sehr liebevoll sagen: Die Räume dort werden 100 qm größer sein. Ich fürchte, daß manche den jetzigen Räumen nachtrauern werden… Dabei geht es gar nicht in erster Linie um die Größe der Räume, sondern um die zahlenmäßige Größe der Gemeinde…! In der letzten Zeit habe ich mir eine Kassette über die möglichen Geschwister- konstellationen in der Familie angehört, und was das für Auswirkungen auf die Erziehung haben kann. Da wurde ich auch mit einem Phänomen konfrontiert, das die Fachleute ‘Geschwisterneid’ nennen. Was versteht man darunter? Wenn z.B. in einer Familie bereits ein Kind da ist, und dann ein weiteres geboren wird, kommt es bei dem ersten Kind sehr oft zum ‘Geschwisterneid’. Denn das erste Kind bekommt nun verständlicherweise weniger Aufmerksamkeit, Betreuung und Zuwendung als zuvor. Die natürliche Reaktion ist dann oft Neid auf den kleinen Säugling, um den sich Mama und Papa jetzt ja soviel kümmern. Dieser Vorgang beim erstgeborenen Kind wird in der Pädagogik auch als ‘Entthronung’ bezeichnet. So, jetzt würde ich am liebsten mal fünf Minuten schweigen, damit jeder die Anwendung selbst vollziehen könnte. Das wäre, nebenbei bemerkt, auch viel einfacher für mich… Wie ist das, wenn noch mehr Leute kommen, vor allem, wenn es vielleicht suchende Menschen sind, oder Junggläubige, die viel Zeit und Pflege brauchen? Werden die wenigen, die diesen wichtigen Dienst tun, dann nicht noch weniger Zeit für die älteren Kinder haben? Wird nicht die Zahl der Unterversorgten zunehmen? Kann es dann nicht sogar sein, daß sich einige ‘ältere Kinder’ schmollend zurückziehen werden? Ja, das kann sein. Deshalb meine Frage: Wollen wir wirklich wachsen? Nach meiner Überzeugung gibt es nur eine richtige Lösung für das aufgeworfene Problem: Das eine tun - und das andere nicht lassen! D.h. wir wollen weiterhin alles daran setzen, daß Menschen zu Gott umkehren und für Zeit und Ewigkeit errettet werden. Wir wollen eher mehr tun in dieser Hinsicht als weniger.
  • viel zu wenige von uns geben fleißig Traktate, Zeitschriften, Bücher und Kassetten weiter….
  • viel zu wenige von uns lesen mit Nichtchristen in der Bibel - dazu sollte grundsätzlich jeder Gläubige in der Lage sein!
  • viel zu wenige von uns evangelisieren mit guten Werken; auch dadurch können Herzen für das Heil vorbereitet werden.
  • und viel zu wenige von uns laden andere ein und nützen die fast unbegrenzten evangelistischen Möglichkeiten, die wir heute haben. Eine Handvoll Bekehrungswachstum im zu Ende gehenden Jahr ist für die Größe der Gemeinde einfach zu wenig. Dann wundern wir uns, wenn das sog. ‘Transferwachstum’ größer ist. Wißt Ihr, was das ist? ‘Zirkulation der Heiligen’! Also, laßt uns doch das eine tun und von der Gesinnung des Apostels Paulus lernen! “Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen”. Aber auch das andere nicht lassen.
  • Wir wollen keine Anonymität fördern!
  • Wir wollen keine geistlich und menschlich Unterversorgten! Positiv formuliert: Wir wollen - auch bei zahlenmäßigem Wachstum - herzliches, geschwisterliches Miteinander - sonntags in der Gesamtgemeinde, aber auch unter der Woche in den Hausbibelkreisen, Jugendgruppen, Gebetszellen und bei den Einladungen und Besuchen hin und her in den Häusern, bei Freizeiten, Wanderungen - und nicht zuletzt: beim gemeinsamen Dienst für den Herrn! Wir wollen gute, geistliche Versorgung der Jung- und der Altbekehrten… weil auch unter uns viele fähig und willig sind, ihre Gaben zum Nutzen aller einzubringen. Wir wollen also nach innen und nach außen gleichzeitig wachsen. Das ist nicht unmöglich. Es gibt genügend Gemeinden, die das bewiesen haben. Aber es wird uns nur gelingen, wenn wir den kritischen Punkt überwinden, und wenn möglichst alle von uns wirklich Wachstum wollen - auch wenn es Opfer kostet!

S - Zusammenfassung

a. Ein Wort an die unter uns, die von Herzen gerne wachsen wollen Liebe Geschwister, macht fröhlich weiter! Bringt Eure Gaben ein und nehmt andere mit auf Eurem Weg! b. Ein Wort an die unter uns, die eigentlich nicht unbedingt wachsen wollen Lieber Bruder, liebe Schwester, wenn Du ehrlicherweise zugeben mußt, daß Du geistlich stagnierst oder gar eher zurückgehst, dann setze bitte heute ein Stopzeichen. Laß den Herrn neu mit Dir beginnen, und es wird bald wieder vorwärts gehen! c. Ein Wort an die unter uns, die noch gar nicht errettet sind Wir haben die ganze Zeit vom Wachstum gesprochen. Wachsen kann man aber im vollen Sinn erst nach der Geburt. Wenn Du ohne die Wiedergeburt durch Gottes Wort und Gottes Geist versuchst, christlich zu leben, dann ist das genauso, als wenn ein Embryo im Mutterleib laufen oder sprechen lernen will. Das funktioniert nicht. Ein Kind muß erst mal geboren werden! Dann folgt das Wachstum. So ist es auch im geistlichen Bereich.