Einführung in die Apologetik und das Thema Wunder
Glaube und Wissenschaft
Fünf Antworten auf immer wieder gestellte Fragen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Glauben an Wunder.
Christen sollen fähig sein, ihren Glauben an Gott zu verteidigen. Das Fachgebiet, das sich damit beschäftigt, nennt man Apologetik. Apologetik ist die Lehre von der Verteidigung des Glaubens.
Diese Woche wollen wir uns mit fünf Einwänden beschäftigen, die gern gegen den Glauben an Gott vorgebracht werden. Alle diese Einwände haben eines gemeinsam: Sie kreisen um die Thematik Glaube und Wissenschaft.
Fangen wir mit dem ersten Einwand an: Wer an Wunder glaubt, ist naiv.
Wenn mir jemand das vorwirft, dann will er damit ausdrücken, dass ich blauäugig, ahnungslos oder vielleicht sogar ein bisschen beschränkt bin, wenn ich an Wunder glaube. Grundsätzlich finde ich es nicht gut, wenn mir jemand Blödheit vorwirft. Aber im Blick auf Wunder kann ich das verstehen.
An Wunder glauben – das hört sich erst einmal so an, als würde ich an den Osterhasen glauben. Tue ich natürlich nicht. Aber an Wunder glaube ich schon. Sowohl an solche, die früher mal passiert sind und in der Bibel aufgeschrieben wurden, als auch an solche, die heute noch passieren.
Dabei halte ich mich kein bisschen für naiv oder dumm. Und ich erkläre gern, warum das so ist.
Definition und Beispiele von Wundern
Fangen wir vorne an. Was ist ein Wunder?
Ein Wunder ist für mich ein Ereignis, das völlig überraschend ist und sich nicht wirklich erklären lässt, weil es eigentlich nicht möglich ist. Es widerspricht den Naturgesetzen oder dem, was wir für normal halten.
Ein typisches Wunder wäre zum Beispiel, wenn ein Blinder plötzlich wieder sehen kann, wenn Jesus auf dem Wasser geht oder Wasser in Wein verwandelt. Solche Ereignisse sind Wunder.
Gründe für den Glauben an Wunder
Also warum halte ich mich nicht für naiv und glaube trotzdem an Wunder? Das hat im Wesentlichen drei Gründe.
Erstens fällt mir auf, dass fast jeder Mensch an Wunder glaubt. Damit meine ich nicht, dass jeder Mensch an die Wunder der Bibel glaubt. Aber in jedem Menschen ist die Idee eingebaut, dass es Wunder geben kann. Wenn Nena singt: „Wunder geschehen, ich hab's gesehen, es gibt so vieles, was wir nicht verstehen“ – und ich mir dazu das Livevideo von ihrer Tour 2018 anschaue, dann sehe ich Menschen, die mitsingen und an Wunder glauben. Wunder geschehen, ich hab's gesehen.
Oder wenn Vincent Weiss in einem Lied behauptet: „Ey, es wär schön blöd, nicht an Wunder zu glauben“, dann bricht kein Shitstorm gegen ihn los. Und warum nicht? Weil er einen Nerv in uns trifft. Vielleicht können wir mit den Wundern der Bibel nichts anfangen, aber genauso wenig können wir etwas mit einer Welt anfangen, in der es keine Wunder geben darf.
Eigentlich glaube ich, dass jeder Mensch schon Wunder erlebt hat. Es gibt diese Momente, die so magisch sind, dass wir instinktiv wissen: Die gehören zu einer anderen Welt, sie sind nicht mehr normal. Und weil ich den Eindruck habe, dass viele Menschen für sich an Wunder glauben – daran, dass das Außergewöhnliche passieren kann, daran, dass es Ausnahmen gibt – deshalb halte ich mich nicht für naiv. Das war mein erster Grund.
Ein zweiter Grund: Wenn es Gott gibt, dann haben die Naturgesetze nicht das letzte Wort. Was meine ich damit? Der Vorwurf „Du bist naiv, wenn du an Wunder glaubst“ macht nur Sinn, wenn es Gott nicht gibt. Denn nur dann, wenn es Gott nicht gibt, wenn es nur das gibt, was man sehen, anfassen und messen kann, dann gelten immer und ausschließlich die Naturgesetze.
Dann kann man nicht auf dem Wasser laufen oder einem Blinden das Augenlicht schenken. Man kann es nicht, weil es nicht geht. Das Universum ist in diesem Denken eine gigantische Maschine. Auf eine bestimmte Ursache folgt immer dieselbe, vorherbestimmte Reaktion: Ursache – Wirkung, Ursache – Wirkung, keine Wunder.
Aber dass es Gott nicht gibt, das glaube ich nicht. Ich glaube an einen Schöpfer, der nicht Teil der Schöpfung ist. An einen, der sich die Naturgesetze ausgedacht und das Universum ins Dasein gesprochen hat. Ich glaube an einen hinter dem Universum, der superkreativ ist, unglaublich mächtig und einen Willen hat, sodass er irgendwann sprach: „Es werde Licht“, und es wurde Licht.
Ich glaube an einen Schöpfer. Und weil ich daran glaube, dass es mehr gibt als das Universum, als große Maschine, mehr gibt als Energie und Materie, deshalb ist es für mich überhaupt nicht naiv, wenn ich mir vorstelle, dass der Schöpfergott, der alles erschaffen hat, sich erlaubt, auch hier und da in seine Schöpfung einzugreifen und im ganz Kleinen etwas zu schaffen oder mal ein Naturgesetz auszuhebeln.
Ich stelle mir das vor wie Lego-Eisenbahn spielen mit den Enkeln. Das Universum ist die Eisenbahn. Aufgebaut fährt sie von allein, immer vorwärts und immer im Kreis – eben Naturgesetze, eine Runde nach der anderen. Und dann kommt der Schöpfer, blond, dreijährig, und entscheidet, dass sein Dinosaurier auf die Lok losgeht: Schluss mit vorwärts im Kreis fahren.
Und was mein Enkel mit seiner Lego-Eisenbahn darf, das darf Gott mit seiner Schöpfung auch mal eben eingreifen, wenn er das für richtig hält. Das meine ich mit dem Punkt: Wenn es Gott gibt, dann haben die Naturgesetze nicht das letzte Wort, dann sind Wunder möglich.
Wissenschaftliche Perspektive auf Wunder
Ein letzter Punkt, und dieser richtet sich eher an Naturwissenschaftler. Wir denken heute immer noch sehr mechanisch. Mechanisch im Sinne von: Es kann keine Wunder geben, weil sie den Naturgesetzen widersprechen.
Ich möchte niemandem zu nahe treten, der in der Schule keinen Spaß an Physik hatte. Aber die Vorstellung, das Universum sei eine große Maschine und Gott bestenfalls derjenige, der sie am Anfang in Gang gesetzt hat, ist leider ein Denken aus der Zeit vor Einstein. Heute sind wir deutlich weiter.
Die Ergebnisse der Quantenmechanik haben dazu geführt, dass wir heute nicht mehr von Vorherbestimmtheit sprechen – also nicht mehr von Ursache und Wirkung –, sondern von Wahrscheinlichkeit und Zufall. Deshalb ist es für mich als Naturwissenschaftler gar nicht mehr so einfach, ein Wunder zu beschreiben.
Vor Einstein war ein Wunder einfach ein Ereignis, das nicht möglich war. Heute ist jedoch alles möglich. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit vieler Ereignisse unglaublich gering, aber eben nicht mehr unmöglich.
Mir ist klar, dass die Ergebnisse der Quantenmechanik noch nicht vollständig im Denken der Gesellschaft angekommen sind. Man könnte ein Wunder aber auch als ein Ereignis beschreiben, das extrem unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich ist.
Wenn das stimmt, müsste Gott nicht einmal die Naturgesetze brechen, um ein Wunder zu tun. Er müsste nur einen möglichen, aber sehr unwahrscheinlichen Zustand herbeiführen.
Zusammenfassung und Ausblick
So weit, so gut. Der Einwand lautete, wer an Wunder glaubt, sei naiv. Darauf antworte ich: Nein, das ist er nicht.
Erstens glaubt jeder zumindest ein wenig an Wunder. Zweitens stellen Wunder kein Problem dar, wenn es einen Gott gibt, der als Schöpfer von außen in seine Schöpfung eingreift. Und drittens hat sich unser Denken über Wunder in den letzten hundert Jahren verändert. Die Erkenntnisse der Quantenmechanik machen Wunder nicht unmöglich, sondern lediglich unwahrscheinlich.
Was könnte man jetzt tun? Man könnte Kolosser 4,5-6 auswendig lernen. In diesen Versen geht es um Apologetik.
Das war's für heute. Ein kleiner Hinweis noch: Die apologetischen Themen werden zeitversetzt auch als eigene Reihe in einem anderen Podcast von mir veröffentlicht. Der Podcast heißt „Fragen, Glaube, Gott“.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.