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Die Zukunft der Gemeinde prägt das Leben in der Gegenwart

26.07.19971. Johannes 2,28-3,3

Einleitung

Am Comersee wanderte ich zur Villa Acronati, die im Zauber weltabgeschiedener Einsamkeit an der Spitze einer langgestreckten Halbinsel liegt. Ein älterer Gärtner schloß das schwere Tor auf und führte mich durch den entzückend gelegenen Garten.
"Wie lange sind Sie hier?"
"Vierundzwanzig Jahre."
"Und wie oft ist Ihre Herrin in dieser Zeit hiergewesen?"
"Viermal."
"Wann das letztemal?"
"Vor zwölf Jahren. Ich bin fast immer allein hier - sehr selten, daß ein Fremder sich hier umsieht."
"Sie haben aber den Garten so wunderschön imstande und gut gepflegt, daß ihre Herrin morgen kommen könnte!"
"Oggi, Signore, oggi!" (Heute, mein Herr, heute!) war die mich tief bewegende Antwort. Johannes weist nun die Gemeinde auch darauf hin, dass Jesus erscheinen wird, und was diese Tatsache für unser Leben bedeutet. Text lesen: 1.Joh.2,28 - 3,3

I. Leben in Erwartung (2,28)

Und nun Kinder, fährt Johannes fort. In Anbetracht dessen, was er vorher gesagt hatte über den antichristlichen Geist, der sich breit macht und über die Art wie sich die Gemeinde schützen kann. In anbetracht dieser Dinge: Bleibt in ihm! d.h. in Jesus. Bleibt in Jesus fest gegründet. Und nun weitet er den Blick in die Zukunft, denn in der Zukunft liegt der Antrieb in Jesus zu bleiben. Gemeinde Jesu ist sich der Tatsache bewusst, dass Jesus wieder erscheinen wird. Er wird in Zeit und Raum in Erscheinung treten. Maranata - Unser Herr kommt! ruft Paulus den Korinthern zum Schluss seines Briefes zu (1.Kor.16,22) und drückt damit aus, dass die Hoffnung und Sehnsucht eines Christen, die Begegnung mit Jesus ist. Im zweitletzten Vers der Bibel lesen wir: Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. Der dies bezeugt ist Jesus selbst, und Johannes als Schreiber der Offenbarung antwortet: Amen, ja, komm, Herr Jesus! Offb.22,20. Christen sind sich bewusst, dass ihre eigentliche Heimat im Himmel ist. Sie warten auf den Tag, wo sie in ihre Heimat gehen können, denn Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Retter, den Herrn Jesus Christus, Phil.3,20. Wir sollen in Jesus bleiben, damit wir Zuversicht haben und uns nicht schämend wegschleichen müssen, wenn er kommt. Wir sollen offen heraussagen können, was in unserem Herzen ist. Die Kirchenväter (Chrysostomus, Gregor von Nyssa) verglichen diese Zuversicht oder Offenheit mit der Haltung Adams vor dem Sündenfall, also der Unbekleidetheit im Paradiese. In diesem Zusammenhang deuteten sie dies im Sinn von "Sicherheit der Unschuld". Wer sich seiner Unschuld gewiss ist, der kann offen und frei Jesus begegnen, wenn er kommt. Wer sich dieser Unschuld nicht gewiss ist, der wird zuschaden werden, denn in der Gegenwart Jesu kommt alles ans Licht.

Anwendung

Unser Antrieb in Jesus zu bleiben, sollte das Wissen um seine Rückkehr auf diese Welt sein. Und dass er uns zu sich holen wird. Ein Leben als Christ ohne dieses Bewusstsein und diese Erwartung, ist kein wirkliches Christenleben, denn ihm fehlt das Ziel. Nur wer weiss und fest glaubt und hofft, dass Jesus wiederkommt, hat ein Ziel und eine Hoffnung im Leben, nur wer diese Überzeugung hat, dessen Leben wird davon bestimmt. Im Militär wusste man als Korporal, dass jederzeit der Leutnant oder sogar der Hauptmann oder ein Instruktuor erscheinen könnte. Die einen gingen mit der Tatsache so um, dass sie die Arbeit nicht so ernst nahmen, sie stellten Wachen auf, wenn Sie zusätzliche Pausen machten. Nur war es dann sehr peinlich, wenn einer dieser Hohen Herren erschiehn. Wir stehen alle in der Gefahr, die Wiederkunft von Jesus nicht so ernst zu nehmen und wir verlieren uns in vorläufigen Zielen. Nichts gegen vorläufige Ziele, aber wenn unser Hauptziel aus dem Blickfeld rückt, dann bekommen alle vorläufigen Ziele einen zu hohen Stellenwert. Und die Gefahr ist gross, dass wir dann nicht in Jesus bleiben.

II. Leben im Verborgenen (2,29-3,2)

Aus Gott geboren (2,29)

Wieder einmal mehr zeigt Johannes einen Gesichtspunkt auf, an dem deutlich wird, wer im rechten Glauben steht. Er schreibt: Wenn ihr wißt, daß er gerecht ist, so erkennt ihr auch, daß, wer recht tut, der ist von ihm geboren. 1.Joh.2,29. Was Johannes darunter versteht wenn er von denen spricht die "recht tun", erläutert er im folgenden Text genauer, den wir das nächste Mal betrachten werden. In jedem Fall müssen wir hier festhalten: Nicht das Tun der Gerechtigkeit ist die Bedingung dafür, dass wir aus Gott geboren sind, sondern es verhält sich gerade umgekehrt. Nur der aus Gott gezeugte, oder von Gott Geborene, kann die Gerechtigkeit tun und darum ist daran zu erkennen, ob er von Gott gezeugt ist.

Evangelisation

Dies ist wichtig zu erkennen, denn sonst könnten wir durch fromme Leistungen uns eine Gottgefälligkeit erarbeiten. Unser Leben gliche einem Leistungsparcour, der absolviert werden müsste. Gewinner wären die willensstarken Leute, die mit eiserner Disziplin durchhalten und mit verhaltenem Stolz die Laufkarte mit den ausgezeichneten Parcourergebnissen Gott auf den Tisch legen. Glücklicherweise sieht der Weg, um mit Gott Frieden zu bekommen nicht so aus. Gott will neue Menschen haben. Er gebiert neue Menschen. Es ist ein Geschenk Gottes an uns Menschen. So begegnet uns im Johannesevangelium derselbe Gedanke: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, / die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Joh.1,12-13. Bist Du von Gott geboren? Wohlverstanden, ich frage nicht: Bist Du fromm? oder: Betest du viel? oder: Besuchst Du eine Kirche? Nein - die entscheidende Frage ist: Bist Du von Gott geboren? Nur wer von Gott geboren ist, der kann vor seinem Gericht bestehen. Wer von Gott geboren ist, der ist für alle Ewigkeit gerettet, und was das heisst, werden wir in den folgenden Versen sehen. Grundvoraussetzung ist aber bei allem, dass wir von Gott geboren sind, und wie wir das können zeigt uns der eben gelesene Vers, nämlich, indem wir Jesus aufnehmen und an seinen Namen glauben - dann werden wir Gottes Kinder. Gerne zeige ich anhand der Bibel noch genauer, wie wir von neuem geboren werden. Wer sich nicht sicher ist, dem zeige ich gerne wie die Bibel das sieht. Eins müssen wir wissen: Wer von Gott geboren, der weiss es.

Gottes grosse Liebe (3,1a)

Bei diesen Zeilen ergreift Johannes eine tiefe Dankbarkeit, als ob er es nicht recht fassen kann, dass es so ist, er schreibt: Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen! Ja, was für ein Vorrecht ist das doch. Der die Welt erschaffen hat, der dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist. Dessen Kinder sollen wir sein!? Das ist doch wirklich überwältigend. Manch einer beneidet schon einen Kollegen, weil er aus einer angesehenen Familie kommt. Wieviele Menschen möchten gerne berühmt, angesehen und bedeutungsvoll sein. Aber was ist das schon - denn das alles ist vergänglich - gegen diese Tatsache, dass wir Kinder des Schöpfers, von Himmel und Erde sein dürfen. Gibt es eine höhere Würde, als Kind des Schöpfers zu sein? Das müsste uns überwältigen und mit tiefer Dankbarkeit erfüllen. Diese Gotteskindschaft ist nämlich nicht nur ein leere Floskel, die einige religiöse Schwärmer für eine kurze Zeit beglücken soll. Sondern es ist eine Realität, diese Kindschaft ist verbunden mit dem Erbrecht. Kinder Gottes heissen nicht nur so, sondern sie sind es mit allem was dazu gehört. So schreibt Paulus: Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. / Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Rö.8,16-17. Und damit kein Zweifel darüber aufkommen kann, bestärkt Johannes noch einmal: und wir sind es auch!

Wir sind, was wir sein werden (3,1b-3,2)

Diese Bestärkung, dass wir Gottes Kinder sind, hat ihren Grund. Denn nun kommt ein Problem, das uns alle beschäftigt: Die Menschen kennen unsere Stellung nicht. Wie schön wäre dies für uns! Wenn wir durch die Strassen gingen, und die Leute voll Erfurcht tuscheln und einander sagten: Sieh, dieser ist ein Kind dessen, der die Welt erschaffen hat und von dessen Güte wir leben. Aber, dies ist nicht so. Johannes gibt den Grund an: Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Wer Jesus nicht kennt, der weiss auch nichts von der Stellung seiner Nachfolger. Würde die Welt das Göttliche in der Gemeinde "erkennen", - so wie Johannes es versteht - so wäre sie im selben Augenblick nicht mehr wirklich "Welt". Diese Tatsache macht uns zu schaffen. Dass wir von der Welt nicht erkannt werden, als Gotteskinder. Und ständig sind wir der Versuchung ausgesetzt unsere Stellung doch irgenwie zur Geltung zu bringen. Wir versuchen von der Welt gewürdigt zu werden. Aber das wird uns nie gelingen. Im Gegenteil, es kann ein solches Ausmass annehmen, dass Kinder Gottes ermordet werden und die Mörder meinen, sie erwiesen damit Gott einen Dienst. So sagte es Jesus seinen Jüngern. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. / Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Joh.16,2-3. Johannes muss hier der Gemeinde zusprechen, indem er ihnen die wahren Verhältnisse aufzeigt: Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Ihr könnt gewiss sein, dass ihr Kinder Gottes seid, aber was ihr in Wirklichkeit seid, das ist im Moment nicht sichtbar - nicht in dieser Zeit! Aber es kommt die Zeit, da alles sichtbar werden wird. Die Gemeinde hat Jesus bis jetzt nicht gesehen. So wie auch Petrus den Gemeinden schreibt: Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 1.Petr.1,8. Die Gemeinden waren aber umgeben mit Götzenbildern. Gemeindeglieder lebten vorher in diesen Götzenkulten. Nun glauben sie an einen Gott, den sie nicht sehen und der auch für die Aussenstehenden nicht sichtbar war.

Anwendung

In dieser Spannung muss jeder Christ leben können. Er muss wissen, ich bin ein Gotteskind, aber meinem Leben sieht man nichts an. In dieser Welt werde ich als Gotteskind nie zu einer Anerkennung kommen. Auf der anderen Seite muss ein Christ wissen: Ich werde, wenn Jesus erscheinen wird, als Kind Gottes von der Welt erkannt werden. Für dieses Ziel sollen wir bereit sein Demütigungen in Kauf zu nehmen. Oder vielleicht besser ausgedrückt: Dieses Ziel befähigt uns überhaupt, mit Demütigungen zu leben. Unser Trost liegt in der Hoffnung auf Jesus, der wiederkommmen wird und wir völlige Erlösung erfahren werden.

Wir werden sein, was wir sind

Dann werden wir Jesus gleich sein, darum werden wir ihn sehen wie er ist. Wie gesagt, jetzt können wir Jesus nicht sehen. Jetzt leben wir im Glauben und nicht im Schauen (2.Kor.5,7). Damit wir Jesus sehen können, müssen wir in seinen Lebensraum Zugang bekommen. Mit unserem jetzigen Körper können wir Jesus nicht begegnen. Man kann das mit einer Sprache vergleichen. Wenn sich zwei Menschen begegnen, der eine spricht Chinesisch, der andere Deutsch, so werden sie sich nicht verständigen können. Sie müssen erst eine gemeinsame Sprache finden. Also müssen wir zuerst unseren Lebensraum verlassen, damit wir Jesus in seinem Lebensraum begegnen können. Paulus sagt dazu: Das sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. / Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; 1.Kor.15,50-51. Wenn diese Verwandlung geschehen ist, dann werden wir gleich sein wie Jesus. Nicht dass wir dieselbe Stellung haben werden, denn Jesus bleibt König aller Könige und Herr aller Herren, aber wir werden ihn sehen wie er ist. Dies können wir heute nicht, wir können Jesus nicht sehen, aber mit dem neuen Körper, werden wir ihm begegnen können und wir werden ihn sehen wie er ist.

Anwendung

Nochmals, das ist unser Ziel, wir strecken uns aus nach der ewigen Welt, wie Paulus auch sagt: Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. / Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. / Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. Kol.3,2-4. Welche Welt hat bei Dir Vorrang? Diese Welt oder die neue Welt?

III. Leben in Heiligkeit (3,3)

Nun zieht Johannes noch eine Folgerung aus dieser Tatsache, wenn er sagt: Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist. 3,3. Es handelt sich also, um eine selbstverständliche Folge. Wer so eine wunderbare Hoffnung hat, der kann nicht anders, als sich rein halten. Unter Reinheit versteht Johannes die moralische und kultische Reinheit (erklären). So wie etwa Petrus sagt: Habt ihr eure Seelen gereinigt im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe, so hat euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen. 1.Petr.1,22.

Anwendung

Wer wirklich um die herrliche Zukunft weiss, der wird bemüht sein, sich rein zu halten. Inhaltlich meint Johannes dasselbe wie, wenn er sagt, wir sollen in Jesus bleiben. Auf Jesus ausgerichtet sein. Nicht gejagt und getrieben, sondern zu ihm hin gezogen. In Erwartung leben, auf das hin leben, was kommt. Vom Ziel gezogen und nicht von hinten gepeitscht werden. Bsp. Sport, Schule, Beruf. Es geht hier übringes nicht um die Frage, ob wir genügend gebetet haben, sondern vielmehr um unsere moralische und geistige Reinheit, so sagt auch Paulus: Weil wir nun solche Verheißungen haben, meine Lieben, so laßt uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes. 2.Kor.7,1.

Schluss

Bsp. Arztbesuch von Dr. Kuhlmann als Lilian krank war. Ich musste erst nach Hause und Ordnung machen. Vielleicht sieht es in Dir so aus wie damals in unserer Wohnung. Dann pack es an und räume so auf, dass Du sicher bist über Deine Unschuld und Du Jesus in Offenheit und Freiheit begegnen kannst. Amen