Geld verdienen ist leicht im Vergleich mit der Kunst, es gut auszugeben.
Man wird nicht reich durch Geldeinnehmen, sondern durch Geldsparen. Viele Leute, die Geld haben, haben so wenig Verstand, wie ein Schwein Wolle hat. Auch wenn sie schon über vierzig sind, sind sie noch nicht vernünftig geworden und lassen die Hunderter über das Wasser tanzen, als wären es flache Steine zum Spielen für die Kinder.
Was ihre Väter mit der Harke zusammengebracht haben, das werfen sie mit der Schaufel weg. Auf den Geizigen folgt der Verschwender. Von ihm sagt man oft, sein alter Vater sei gegen niemand freundlich gewesen als gegen sich selber, und nun ist der Sohn gegen niemand feindlich als gegen sich selber.
Der Unterschied ist eigentlich nur der: der alte Herr ging zur Hölle auf dem mageren Weg, und sein Sohn will nun
auf dem fetten Weg dahingelangen. Sowie der Verschwender sein Vermögen bekommt, schmilzt es dahin wie Butter an der Sonne.
Bei ihm ist immer der I. April; er kauft auch einen Elefanten, wenn er ihm angeboten wird, und deckt sein Haus mit
Pfannkuchen. Nichts ist ihm zu närrisch, dass er nicht Gefallen daran fände. Sein Geld brennt ihm Löcher in die Taschen, er muss und muss es vergeuden und rühmt sich dabei, dass sein Wahlspruch sei: „Wer's Geld spendet, dem's Gott sendet.“
Er schert schon seine Schafe, ehe er sie hat, nimmt sein Einkommen vorweg, greift sein Kapital an und tötet also die Gans, die ihm die goldenen Eier legt, und dann schreit er: „Wer hätte so etwas gedacht?“
Er sorgt für hohe Zinsen bei der Firma Raube, Trüge & Schwindelmann, und wenn er dann vollständig ausgebaggert ist, so schreibt er alle Schuld den Advokaten zu oder aber den schlechten Zeiten. Die Zeiten sind aber noch nie gut gewesen für faule Verschwender, und wenn sie gut für solche wären, so wären sie schlecht für die ganze übrige Welt.
Warum die Menschen solche Eile haben, sich an den Bettelstab zu bringen, ist ein Rätsel. Und doch scheint heutzutage, wenn man all das Wetten bei Pferderennen, die Arbeitsscheu und das Spekulieren bedenkt, eine regelrechte Schnellpost nach Notheim eingerichtet worden zu sein. Bargeld muss für einige Leute eine wahre Seltenheit geworden sein, und doch geben sie es aus wie Grafen und Herzöge. Sie sind große Herren ohne Mittel, was ebensoviel ist wie Rosinenpudding ohne Rosinen.
Wenn dann mit solch flottem Leben auch etwas Spielen verbunden wird, so schmilzt das Geld wie ein Schneeball im Ofen. Ein junger Spieler wird gewiss ein alter Bettler, wenn er lange genug lebt. Es gibt mehr Esel als die, die vier Beine haben.
Leider gibt es sie ebenso gut unter den arbeitenden Klassen wie unter den feinen Herren. Leute, die kein Vermögen haben als ihre Arbeit und kein anderes Familienwappen als ihr Werkzeug, bringen dennoch ihren kleinen Verdienst im Wirtshaus oder mit Verschwendung durch. Kaum ist ihnen der Lohn ausgezahlt, so geht's hinüber zum „Grünen Baum“ oder in den „Weißen Adler“, um dort ihren Beitrag an Narrengroschen zur Aufrechterhaltung des roten Gesichts und der Korpulenz des Gastwirts zu leisten.
Wasser trinken bringt einem Menschen weder Krankheit noch Schulden, noch macht es seine Frau zur Witwe, und doch wissen einige Leute kaum, was es für einen Geschmack hat. Das viele Bier aber, das mancher Arbeiter die Kehle hinuntergießt, ist nicht besser als der braune Tod. Da sitzen dieses Schafsköpfe auf der Bierbank und schwemmen das bisschen Verstand, das sie je gehabt haben, vollends weg.
Ich glaube zwar, dass die Landleute besser mit ihrem Geld zu wirtschaften verstehen als die Städter. Denn obwohl ihre Einnahmen sehr gering sind, sehen ihre Kinder sonntags doch rein und ordentlich aus. Allerdings ist die Miete auf dem Land nicht so hoch wie in der Stadt, und man hat da auch ein Stück Garten. Jedoch verdienen die Leute in den großen Städten auch ihr gutes Geld und haben viele Gelegenheiten, billig einzukaufen, die der arme Landbewohner nicht hat.
Doch ist es im allgemeinen wohl nur auf das gute Wirtschaften zurückzuführen, dass die eine Familie mit drei
oder vier Talern die Woche auskommt, und auch schlechtes Wirtschaften, dass eine Familie mit doppelt oder dreimal so viel in der Stadt nicht bestehen kann. Leben doch einige Familien bei sehr geringem Verdienst so lustig wie die Mäuse im Speck und andere mit doppelt so viel so elend wie Ratten in der Falle. Freilich weiß jeder am
besten, wo ihn der Schuh drückt, doch ist Sparsamkeit ein sehr wertvolles Ding und macht, dass 20 Groschen weiter reichen als ein Taler. Einige schaffen es, auch aus Kieselsteinen Suppe zu bereiten, während andere selbst aus Filet keine Nahrung gewinnen können.
Einige gehen auf den Markt mit gerade soviel Verstand, wie Simson in seinen beiden Schultern hatte, aber nicht mehr. sie verstehen es nicht einzukaufen. Sie wissen nicht ihr Geld vorteilhaft anzulegen.
Käufer sollten hundert Augen haben, aber sie haben nicht einmal ein halbes Auge, und auch das machen sie nicht einmal auf. Es ist ganz richtig gesagt worden, dass, wenn keine Narren zum Markt kämen, schlechte Waren gar nicht verkauft werden würden. Sie bekommen nie, was ihr Geld wert ist, und das häufig deswegen, weil sie ihr Augenmerk auf billige Gegenstände gerichtet haben und dabei vergessen, dass das Billigste meist das Teuerste ist und dass sie ihr gutes Geld für einen schlechten Artikel hingeben.
Wenn es fünf Eier für einen Groschen gibt, so sind vier davon faul. Arme Leute kaufen oft in sehr kleinen Quantitäten ein und bezahlen doppelt soviel dafür; denn wer groschenweise einkauft, unterhält sein eigenes Haus und das eines anderen dazu. Warum kauft man nicht den Bedarf von zwei oder drei Wochen auf einmal ein
und bekommt es dann umso billiger?
Vorrat ist kein Unrat. Man spart oft an der falschen Stelle und lässt das Schiff verrotten, weil man nicht für einen Sechser Teer daran verwenden will.
Andere sparen bei den kleinen Dingen und vergessen größere Dinge. Sie sind weise mit ihren Groschen und töricht mit den Talern. Sie sparen am Hahn und lassen's weglaufen am Spundloch.
Einige kaufen Sachen, die sie gar nicht brauchen, nur weil sie sie billig bekommen können: dabei ist, was man nicht braucht, für einen Pfennig noch zu teuer. Schöne Kleider machen ein großes Loch in das Einkommen armer Leute.
Was in aller Welt hat der Pflüger Hans und ihr, die ihr sonst euer tägliches Brot mit schwerer Arbeit verdienen müsst mit Samt und Seide zu tun? Das wäre so, als wenn sich ein Schmied eine weiße Schürze umbinden wollte.
Warum takeln sich manche Mädchen so auf, als ob sie dächten, man würde sie für eine große Dame halten.
Eine Kaulquappe von einem Fisch zu unterscheiden, dazu gehört nicht gerade viel Weisheit niemand hält einen Mohnkopf für eine Rose. Wenn ein Mädchen ein paar Groschen übrig hat, so soll sie sich lieber etwas aus Wolle für
den Winter kaufen, als sich von hübsch aussehendem, aber völlig nutzlosem Putz in Versuchung führen zu lassen.
Kaufe, was du tragen magst, und wenn es andere Leute nicht mehr passend finden, so können sie ja ihre Augen zumachen. Alle Frauen sind gut – entweder zu etwas oder zu nichts, zu welchem von beiden, kann man meistens schon an ihrer Kleidung erkennen.
Ich denke, wir machen alle die Erfahrung, dass das Geld rasend schnell alle wird. Doch es ist nun einmal zum Zirkulieren gemacht, und es nützt nichts, es aufzuspeichern. Es ist schlimm, wenn unser Geld wie ein Diener wird, der uns wegläuft und uns verlässt.
Aber es wäre noch schlimmer, wenn es sich bei uns niederließe und unser Herr würde. Wir sollten den Mittelweg ausfindig machen, und weder verschwenderisch sein noch geizig. Der gibt sein Geld am besten aus, der die beste Frau hat. Der Mann kann Geld verdienen, aber sparen kann es nur die Frau.
„Die Weisheit der Frauen baut ihr Haus. aber ihre Torheit reißt's nieder mit eigenen Händen.“
(Sprüche 14,1). Ein Mann hat kein Glück, wenn es ihm seine Frau nicht erlaubt. Eine wirtschaftliche haushaltende Frau ist besser als ein großes Einkommen.
Eine gute Frau und Gesundheit sind der größte Reichtum, den ein Mensch haben kann. Die guten Frauen – was sollten wir wohl ohne sie anfangen? Es heißt, dass sie gern ihren eigenen Willen haben wollen, doch sagt das Sprichwort man muss ihnen schon im Leben ihren Willen lassen, weil sie vor dem Sterben einen Letzten Willen
machen können.
Übrigens ist es heute so heiß, dass ich meine Rede nicht weiter fortsetzen kann. Ich schließe mit dem Lob der tüchtigen Hausfrau: „Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird ihm nicht mangeln… Lieblich und schön sein ist nichts;
ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben.“
Sprüche 31 10-11.30.