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Vom Gefallen zum Fall

Der König Josafat, Teil 2/5
02.08.20042. Chronik 18,1-19,3

Einleitung

Ahab, der König des Nordreiches, war ein gottloser Herrscher, das Gegenteil von Josafat. Über in steht im Buch der Könige: Noch mehr als seine Vorgänger tat er, was dem HERRN missfiel. (1. Könige 16, 30)Es war noch das wenigste, dass er an dem Götzendienst Jerobeams festhielt. Was viel schlimmer war: Er heiratete Isebel, eine Tochter Etbaals, des Königs der Phönizier, und er ging so weit, dass er dem Gott Baal Opfer darbrachte und sich vor ihm niederwarf. (1. Könige 16, 31)Er baute ihm in Samaria einen Tempel und errichtete dort einen Altar für ihn. (1. Könige 16, 32)Ausserdem liess er ein Bild der Göttin Aschera aufstellen. Mit diesen und ähnlichen Taten beleidigte er den HERRN, den Gott Israels, mehr als alle Könige, die vor ihm im Reich Israel regiert hatten. (1. Könige 16, 33)Isebel, die Frau von Ahab förderte die Götterverehrung stark und kämpfte mit allen Mitteln gegen die Verehrung des Gottes Israels. Sie scheute sich nicht, die Propheten Gottes ermorden zu lassen. Nur durch den Einsatz Obadjas, der im Königshaus tätig war, überlebten 100 Propheten, die er in zwei Höhlen versteckte und dafür sorgte, dass sie zu Essen hatten. Als Isebel die Propheten des HERRN ermorden liess, hatte er hundert von ihnen in Sicherheit gebracht, sie zu je fünfzig in zwei Höhlen versteckt und mit Brot und Wasser versorgt. (1. Könige 18, 4)Isebel beschäftigte 450 Propheten des Baal und 400 Propheten der Aschera. Aber jetzt ist es soweit: »Schicke Boten aus! Ganz Israel soll zu mir auf den Gipfel des Berges Karmel kommen. Rufe auch die 450 Propheten Baals und die 400 Propheten der Aschera, die von Isebel mit Essen und Trinken versorgt werden!« (1. Könige 18, 19)Mit Ahab und Josafat treffen zwei Persönlichkeiten zusammen, die in Ihrer Einstellung nicht unterschiedlicher sein konnten. Ein Mann, der mit ganzem Herzen dem Gott Israels dient und ein Mann, der mit ganzem Herzen Götter verehrt. Nun wollen wir betrachten was geschieht, wenn diese beiden Männer zusammenspannen.

I. Der Gefallen – oder unsichtbare Banden (18, 1-11)

Es geschah etwa im 20 Jahr, der Regierung des Königs Josafat. Sein Reich war stark und mächtig. Kaum ein Volk wagte es ihn anzugreifen. Aus irgendeinem Grund zog er nach Samaria, dem Regierungssitz des Königs Ahab. Vielleicht war das eine Art Verwandtschaftsbesuch, denn sein Sohn Joram war seit 9 Jahre mit der Tochter Ahabs, der Athalia, verheiratet. Nun, Ahab empfing Josafat mit grosser Ehrerbietung, was ja nichts als recht war, denn Josafat war diesem Mann um längen überlegen. Ahab liess für ihn und sein Gefolge eine Menge Schafe und Rinder schlachten. (2. Chronik 18, 2a)Es gab also ein riesiges Festmahl zu Ehren von Josafat und bei dieser Gelegenheit überredete er ihn, mit ihm zusammen die Stadt Ramot in Gilead anzugreifen. (2. Chronik 18, 2b)Dumm war Ahab nicht. Er wusste, wenn er Josafat für die Schlacht gewinnen könnte, ihm die Eroberung von Ramot in Gilead gelingen wird. Mit dem starken Heer Josafats würde er es schaffen Erstaunlicherweise liess sich Josafat für das Vorhaben gewinnen. Er stellte nur eine, für ihn typische Bedingung: Aber dann sagte er: »Du solltest doch zuerst den HERRN fragen, was er dazu meint.« (2. Chronik 18, 4)Für Josafat war das selbstverständlich, für Ahab war das eigentlich eine überflüssige Übung, denn er wusste was er wollte und nichts sollte ihn davon abhalten. Aber allein konnte er Gilead nicht erobern, so ging er auf den Wunsch des Josafat ein.

II. Reif zum Gericht (18, 12-27)

Was sich nun abspielt ist ein eindrückliches Schauspiel. Vierhundert Propheten versammelten sich, um den Königen Gottes Ratschluss mitzuteilen. Aber woher kamen diese Propheten? Ahab und Isebel hatten die Propheten des Gottes Israel ausgerottet und es konnten noch 100 in Höhlen versteckt werden. Vermutlich waren dies Propheten der Aschera. Für Josafat war es offensichtlich, dass es sich hier um Propheten eines anderen Kultes handelte, deshalb fragte er Ahab: Aber Joschafat zögerte und fragte: »Gibt es hier keinen Propheten, durch den wir den HERRN fragen könnten?« (2. Chronik 18, 6)Waren ihm denn diese 400 Propheten nicht genug, die alle übereinstimmend dasselbe sagten z.T. in sehr eindrücklicher Weise, wie Zedekia: Einer von ihnen, Zidkija, der Sohn von Kenaana, er hatte sich einen Helm mit eisernen Hörnern aufgesetzt und rief: »So spricht der HERR: 'Unbesiegbar wie ein Stier mit eisernen Hörnern wirst du gegen die Syrer anrennen und sie völlig vernichten.'« (2. Chronik 18, 10)Das alles schien Josafat nicht sonderlich zu beeindrucken. Er wollte einen Propheten, der im Namen des Gottes Israels spricht. Ahab kannte sogar einen, aber der passte ihm ganz und gar nicht, denn der sagte ihm nie etwas Gutes. So nebenbei, wie sollte er diesem gottlosen König, der nie bereit war auf Gott zu hören, je etwas Gutes sagen können. Also, nun wurde dieser Prophet Micha herbeigebracht und die Boten schärften ihm ein, er soll den König ja nicht enttäuschen und ihm eine gute Nachricht bringen, so wie die anderen 400 Propheten, die das übereinstimmend taten. Ein Gedanke zur Faszination der Prophetie unter Christen und deren negative Entwicklung. Jetzt stand er vor den Königen und musste sich zur Frage äussern, ob sie in die Schlacht ziehen sollten. Als erstes antwortete er: Als Micha vor den König trat, fragte ihn der: »Micha, sollen wir Ramot angreifen oder nicht?« Micha antwortete: »Greift die Stadt nur an; ihr werdet siegen. Der HERR wird sie in eure Hand geben.« (2. Chronik 18, 14)Der Tonfall und die Art und Weise wie Micha antwortete musste dem König klar signalisiert haben, dass er es nicht so meint, die Ironie war eindeutig. So insistierte Ahab: Aber der König sagte zu ihm: »Ich beschwöre dich, mir nichts als die reine Wahrheit zu sagen! Was hat der HERR dir gesagt?« (2. Chronik 18, 15)Nun erzählte Micha, was er vom Herrn erfahren hatte. Für Ahab tatsächlich eine schlechte Nachricht, denn, wenn er hinaufzieht, wird er sterben müssen. Auf der anderen Seite war es eine gute Nachricht, denn, hätte er auf Micha gehört, wäre er nicht hinaufgezogen und wäre am Leben geblieben. Aber Ahab wollte um jeden Preis in diese Schlacht ziehen, zumal er jetzt durch Josafat einen starken Partner hat. Ahab ärgerte sich und sagte zu Josafat: Der König von Israel wandte sich zu Joschafat und sagte: »Habe ich nicht recht? Er kündigt mir immer nur Unglück an!« (2. Chronik 18, 17)Nun erklärte Micha weiter, was ihm Gott offenbarte: Aber Micha sprach weiter: »Weil das so ist, hört nun, was der HERR euch sagt! Ich sah den HERRN auf seinem Thron sitzen. Rechts und links stand das ganze Heer der Engel. (2. Chronik 18, 18)Da fragte der HERR: 'Wer ködert Ahab, den König von Israel, und bringt ihn dazu, dass er Ramot angreift und dort den Tod findet?' Der eine hatte diesen Vorschlag, der andere jenen, (2. Chronik 18, 19)bis zuletzt ein Geist vor den HERRN trat und sagte: 'Ich werde ihn ködern.' 'Womit?' fragte der HERR, (2. Chronik 18, 20)und er antwortete: 'Ich werde als Lügengeist aus dem Mund aller seiner Propheten sprechen.' Da sagte der HERR: 'Du darfst ihn ködern, dir wird es gelingen. Geh hin und tu es!' (2. Chronik 18, 21)Zedekia war entrüstet über diese Rede. Er wollte es nicht begreifen, dass er von einem Lügengeist bestimmt wurde. Was ist hier geschehen. Sendet Gott Lügengeister zu den Propheten. Ja, das steht da, aber wir dürfen nicht übersehen, dass es die Propheten des Ahabs sind. Es sind nicht die Propheten Gottes, denn diese und für diese Propheten stand Micha, er sagte die Wahrheit.

Gericht

Nun, die Frage bleibt: Warum lässt Gott so etwas zu? Warum schickt er Ahab direkt in den Tod? Die Antwort ist eigentlich einfach: Es ist Gottes Gerichtshandeln. Das Mass der Sünde ist im Leben des Ahabs voll. Nun greift Gott ein und übt Gericht. Diesen Gedanken finden wir auch im NT: An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes setzten sie das Abbild des vergänglichen Menschen und die Abbilder von Vögeln, vierfüssigen Tieren und Kriechtieren. / Deshalb hat Gott sie den Begierden ihres Herzens überlassen und der Unsittlichkeit preisgegeben, sodass sie ihre eigenen Körper entwürdigen. Römer 1, 23-24. Gott lässt sich eben nicht alles gefallen. So schrieb auch Paulus den Galatern: Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Jeder Mensch wird ernten, was er gesät hat. (Galater 6, 7)So harmlos, wie Menschen Gott gerne hätten, ist er eben nicht. Ahab erntete, was er gesät hatte. Er wollte nicht auf Gott hören und ihn ehren, so hatte ihn Gott preisgegeben.

Pseudofromm

Ahab ist der Typus des pseudofrommen Menschen. Die Religion dient ihm nur dann, wenn es für ihn einen Vorteil gibt. Er befragt Propheten, macht dann aber doch das, was er sich vorgenommen hatte. Ein eindrückliches Beispiel dieser Haltung musste Jeremia erleben. Die Führer des Volkes baten ihn, er soll den Herrn für sie befragen und sie schworen folgendes: Sie versicherten ihm: »Der HERR soll als unbestechlicher Zeuge gegen uns auftreten, wenn wir nicht genau das tun, was er uns durch dich befiehlt! (Jeremia 42, 5)Nun, das war für Jeremia eine gute Ausgangslage. Er konnte jetzt davon ausgehen, dass diese Menschen tatsächlich den Willen Gottes erkennen wollten. So befragte er für sie den Herrn und berichtete ihnen über die Antwort, die er erhalten hatte. Sie waren mit der Antwort ganz und gar unzufrieden, denn was sie vorhatten, wurde durch Jeremia nicht bestätigt. sagten Asarja, Johanan und alle anderen, die ebenso anmaßend waren wie sie: »Du lügst! Durch dich spricht nicht der HERR, unser Gott, wenn du sagst, dass wir nicht nach Ägypten auswandern sollen. (Jeremia 43, 2)Dein Schreiber Baruch hetzt dich gegen uns auf! Er will, daß wir den Babyloniern in die Hände fallen, damit sie uns umbringen oder in ihr Land verschleppen.« (Jeremia 43, 3)Kommt uns das nicht bekannt vor? Der Wille Gottes als Rechtfertigung für falsche Wege? Ich frage Gott und mache was ich will. Wenn wir wirklich ernsthaft nach Gottes Willen fragen wollen, dann müssen wir zuerst ganz ehrlich mit uns selber sein, ob wir wirklich bereit wären eine Antwort zu akzeptieren, die uns nicht gefällt.

III. Der Fall – oder gerade noch davongekommen (18, 28-19,3)

Warum Josafat trotzdem mit Ahab in den Krieg zog ist mir unerklärlich. Ahab muss irgendwie das Vertrauen von Josafat erschlichen haben. Josafat hatte nicht die Kraft sich zurückzuziehen. Ahab hatte mit Josafat keine guten Absichten. Er war bereit ihn zu opfern, wenn nur er, Ahab, überlebt. Unterwegs sagte der König von Israel zu Josafat: »Ich werde verkleidet in die Schlacht ziehen, aber du kannst unbesorgt deine königlichen Kleider tragen.« Der König von Syrien hatte nämlich den Anführern seiner Streitwagentruppe befohlen: »Ihr sollt nur den König von Israel angreifen. Lasst euch mit keinem anderen ein, und wenn er einen noch so hohen Rang hat!« Deshalb zog der König von Israel verkleidet in die Schlacht. (2. Chronik 18, 29)Der Kampf geht los und Josafat wird zu Zielscheibe und in die Enge getrieben, während sich Ahab unerkannt bewegen konnte. Als Josafat realisierte, dass seine Chance hier raus zukommen gering war, rief er in seiner Not zum Herrn: Als die Wagenkämpfer Josafat sahen, riefen sie: »Da ist der König von Israel!« und setzten von allen Seiten zum Angriff gegen ihn an. Joschafat aber schrie; und Gott, der HERR, half ihm und lenkte sie von ihm ab. (2. Chronik 18, 31)Gott half ihm aus seiner aussichtlosen Lage und als die Syrer erkannten, dass er nicht Ahab war, liessen sie ganz von ihm ab. Ein einfacher Soldat aber schoss aufs Geratewohl einen Pfeil ab, der den König von Israel an einer ungeschützten Körperstelle traf. Da befahl der König seinem Wagenlenker: »Dreh um und bring mich aus der Schlacht! Ich bin verwundet.« (2. Chronik 18, 33)Ja, es gab kein Entrinnen für Ahab. Obwohl er sich alles gut ausgedacht hatte, wurde er getroffen und verblutete – scheinbar war es wie zufällig geschehen. Josafat kehrte zurück und ein Prophet stellte sich ihm entgegen. Da trat ihm der Prophet Jehu, der Sohn von Hanani, entgegen und sagte zu ihm: »Musstest du dem Feind des HERRN helfen und dich mit Leuten anfreunden, die den HERRN hassen? Der HERR ist deswegen zornig auf dich! (2. Chronik 19, 2)Zu deinem Glück hat er aber auch Gutes bei dir gefunden: Du hast die geweihten Pfähle aus dem Land beseitigt und bemühst dich, den Willen Gottes zu befolgen.« (2. Chronik 19,3)

Anwendung

Josafat zog durch sein Handeln, das Bündnis, das er mit Ahab einging, Gottes Missfallen auf sich. Fast wäre er selber umgekommen, hätte alles verloren, was er all die Jahre aufgebaut hatte. Aber Gott sah nicht nur sein Fehlverhalten, sondern auch alles Gute, was er in den letzten Jahren tat. Bei Josafat wog das Vergehen noch stärker, denn er hatte es überhaupt nicht nötig Ahas zu unterstützen. So wie der Chronist am Anfang der Erzählung betont: Josafat war sehr reich und stand in hohem Ansehen. Er verheiratete seinen Sohn mit einer Tochter des Königshauses Ahab. (2. Chronik 18, 1)Und zum andern war er durch den Propheten Micha eindeutig gewarnt worden. Er hätte sich noch zurückziehen können. Er hätte dem Ahab sagen können: Nein, da komme ich nicht mit, denn der Prophet des Herrn sagt uns ja, dass wir verlieren werden, dann können wir uns den Aufwand sparen. Doch eines sehen wir aus dieser Geschichte, nämlich, dass es Gott missfällt, wenn wir mit Ungläubigen gemeinsame Sache machen. So sagte es auch Paulus den Christen in Korinth. Macht keine gemeinsame Sache mit Ungläubigen! Wie passen denn Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zusammen? Was hat das Licht mit der Finsternis zu tun? (2. Korinther 6, 14)

Schluss

Vom Gefallen zum Fall. Josafat wollte Ahab gefällig sein, obwohl er es nicht nötig gehabt hätte. Josafat zeigte sich sehr zuvorkommend gegenüber Ahab und er wollte nicht besser sein, denn er sagte: Ahab, der König von Israel, sprach zu Joschafat, dem König von Juda: Willst du mit mir nach Ramot in Gilead ziehen? Er sprach zu ihm: Ich bin wie du und mein Volk wie dein Volk; wir wollen mit dir in den Kampf. (2. Chronik 18,3)In seiner Gutmütigkeit setzte er sich mit Ahab gleich, obwohl sie so verschieden waren. Er wollte nicht besser sein. Das wurde ihm zum Verhängnis. Seine Gutmütigkeit wurde ihm zum Verhängnis. Nimm keinen Jähzornigen zum Freund und verkehre nicht mit jemand, der sich nicht beherrschen kann. (Sprüche 22, 24)Sonst gewöhnst du dich an seine Unart und gefährdest dein Leben. (Sprüche 22, 25)Es war nicht Stolz oder Habsucht, die Josafat bewegten. Es war die Gutmütigkeit. Das zeigt wie komplex und manchmal auch wie kompliziert unser Leben als Christen ist. Bleiben wir wachsam und suchen immer wieder die Nähe zu Gott, damit wir in jeder Situation seinen Willen erkennen können.

Amen