Unser Glaube im Test

Wilfried Plock
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1 UNSER GLAUBE IM TEST

  • Markus 6, 45-52 - Einleitung: Zugegeben, das ist eine sehr einfache Geschichte, und wahrscheinlich ist sie uns allen gut bekannt. Aber einfache Geschichten haben es manchmal ganz besonders in sich… Es geht heute Morgen um unseren Glauben. Und wenn es um Glauben geht, dann müssen wir zunächst zwei ganz verschiedene Arten von Glauben unterscheiden: a) es gibt in der Bibel den rettenden Glauben
  • ein Mensch hat die Wahrheit der Bibel gehört
  • er weiß, daß er vor Gott ein sündiger, verlorener Mensch ist
  • er tut Buße, d.h. er ändert seinen Sinn, er ändert seine ganze bisherige Lebensrichtung
  • er bekennt seine Schuld und setzt sein ganzes Vertrauen auf Jesus Christus, der am Kreuz ein vollkommenes Opfer für Sünder gebracht hat
  • er nimmt im Glauben die Vergebung Gottes an und erfährt die Errettung; Als der Gefängnisdirektor von Philippi aus dem Schlafe fuhr, und fragte …, da antwortete ihm Paulus: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du …!” das ist rettender Glaube. Frage: Warum sind eigentlich einige unter uns noch immer nicht errettet?
  • entweder noch keine Sünder in ihren Augen … oder
  • noch nicht wirklich ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn Jesus gesetzt … b) die Bibel spricht auch vom vertrauenden Glauben Wenn ein Sünder den Herrn Jesus als Herrn und Retter erfaßt hat, dann wird ihm die Gerechtigkeit Gottes geschenkt, und der ehemalige Sünder wird von Gott gerecht gesprochen, für gerecht erklärt. Er ist jetzt ein Gerechter. Und die Bibel sagt: Der Gerechte wird aus Glauben leben.” D.h. er beginnt, mit dem unsichtbaren Gott zu rechnen – bis in die alltäglichen Kleinigkeiten des Alltagslebens hinein.
  • Er beginnt aus dem vertrauenden Glauben zu leben.
  • Er beginnt, dem Herrn im Blick auf Essen und Trinken zu vertrauen. 2
  • Er beginnt, dem Herrn im Blick auf Arbeitsstelle, Praktikumsplatz, Lebenspartner und Familie zu vertrauen.
  • Er fängt an, dem Herrn im Blick auf seine Gesundheit und ganze Lebenszeit zu vertrauen. Der Gerechte wird aus Glauben leben. Der Fisch lebt im Wasser, der Vogel lebt in der Luft, und ein Christ lebt im Glauben. Das ist sein Lebenselement! Und dieser vertrauende Glaube ist nichts Statisches, sondern etwas sehr Dynamisches. Darum kann vertrauender Glaube wachsen – er kann aber auch zurückgehen. Schaut, und darum geht’s heute Morgen. Wie steht’s um unsere Vertrauensbeziehung zu Gott? Haben wir einen Schön-Wetter-Glauben? Oder haben wir ein krisenfestes Vertrauen auf unseren Herrn? Ich meine, dieser schlichte Text aus dem Markusevangelium kann uns helfen, uns zu prüfen. Sehen wir zuerst, was ein starker Glaube ist.
  1. Starker Glaube Jesus schickte die Jünger mit dem Boot voraus, während er allein auf den Berg hinauf stieg, um zu beten. Die Jünger ruderten über den See, wie sie es schon oft zuvor getan hatten. Bis hierhin währte die Idylle. Dann kam nämlich Wind auf; und der Wind war ihnen entgegen (V.48). Wie hätte in dieser Situation ein starker Glaube ausgesehen? (Ich muß im Konjunktiv formulieren, denn die Jünger hatten keinen starken Glauben.) Da ist ein Sturm aufgekommen. Aber unser Herr ist auf dem Berg und ER sieht uns! Wir vertrauen ihm. ER wird uns nicht untergehen lassen. Er hat gesagt, daß wir vorausfahren sollen, also wird er noch kommen – und zwar zu seiner Zeit. Er ist der HERR. Er hat alles im Griff. ER verspätet sich nicht.” Das wäre ein starker Glaube gewesen. 3
  2. Moderater Glaube Moderat kommt eigentlich aus der Musiksprache und bedeutet soviel wie nur mäßig bewegt”. Aber mir ist kein treffenderes Wort eingefallen. Moderater Glaube heißt jetzt hier soviel wie zufriedenstellender Glaube. Note befriedigend. So mitten drin. Also, wie hätte das in jener Nacht auf dem See ausgesehen? Wenn die Jünger zwar geglaubt hätten, daß der Herr Jesus sie vom Berg aus sieht, aber sie hätten vielleicht gezweifelt wegen des Zeitpunktes: Herr, wenn du uns siehst, und wenn du für uns betest, warum kommst du denn nicht?” Weißt Du, Allmacht kann es sich leisten zu warten. Gott ist nicht unser Oberkellner, der auf das erste Fingerschnalzen antanzen muß. Er kann warten! Das nennen wir moderaten Glauben. Wir wissen, Gott hat alles unter Kontrolle; aber wir fangen an zu wanken, weil sich sein Eingreifen so hinauszögert.
  3. Schwacher Glaube Das ist es, was wir hier sehen. Warum? Zum einen war es noch nicht lange her, daß ihr Meister auf demselben See Genezareth den Sturm gestillt hatte (Markus 4, 35-41). Die Situation war also nicht neu. Die Jünger hatten bereits die Erfahrung des Eingreifens Jesu und seiner Macht über die Naturgewalten gemacht. Das war hier Wiederholung! Und zum andern: Was war denn in Markus 6 unmittelbar vorausgegangen? V.30-44: die Speisung der Fünftausend. Die Zwölf hatten unmittelbar zuvor miterlebt, wie der Herr Jesus mit wenigen Broten und Fischen Tausende von Menschen satt gemacht hatte. Das war unmittelbar vor ihrer Abfahrt auf den See gewesen. Das lag jetzt ein paar Stunden zurück. Wieso war ihr Glaube schon wieder so mickrig? Wir finden die Antwort in V. 52: … denn sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet. Sie hatten die Brote so schnell vergessen. D.h. sie konnten keinen geistlichen Gewinn ziehen aus dem, was sie mit Christus erlebt hatten. Ihr geliebten Geschwister, geht es uns nicht ganz ähnlich wie den Jüngern? Wir können heute in irgendeiner Sache den Herrn mächtig erleben; und wenn morgen eine andere Herausforderung kommt, dann versagen wir. Ist es nicht so? Wie oft hab ich das bei mir selbst schon beobachtet! 4 Ex.: Wir sollten lernen, aus dem, was wir mit dem Herrn erleben, geistlichen Gewinn zu ziehen. Eine gute Möglichkeit ist z.B., Glaubenserfahrungen in einem Tagebuch festzuhalten. Erstens würde sich das Erlebte allein schon durch das Aufschreiben tiefer einprägen, … und zweitens könnten wir uns in einer angefochtenen Situation die Aufzeichnungen durchlesen und uns die Treue des Herrn vor Augen führen. Meine Sylvia macht das ganz fleißig… Was könnte uns noch helfen, im Glauben zu wachsen und fest zu werden? Ich nehme doch mal an, daß hier viele sind, die sich das wünschen. Ich glaube, es kommt ganz entscheidend darauf an, daß wir mehr und mehr lernen, unser Leben aus der Perspektive Gottes zu sehen. Gott hat mich vor Grundlegung der Welt erwählt. Er hat mich jetzt in dieser Zeit durch sein herrliches Evangelium zu Christus gerufen. Mein Leben gehört Ihm. Er hat alle Verantwortung übernommen. Nun möchte Gott gerne durch mein Leben verherrlicht werden. Du fragst, wie das gehen soll? Ich bin kein Abraham und kein Elia und kein Paulus. Wie soll ich mit meinem kleinen Leben Gott verherrlichen? Höre, Gott wird durch Vertrauen geehrt! Gott wird durch ein Leben im Glauben verherrlicht! Der Gerechte wird aus Glauben leben! Ich möchte jetzt etwas sehr Grundlegendes sagen; und ich gäbe viel darum, wenn ich es jedem verständlich machen könnte. Seid Ihr alle wach? Die Bibel offenbart unseren Gott als einen Gott der Liebe. Liebe ist ihrem Wesen nach Beziehung. Liebe drängt sich zwar nicht auf, aber sie möchte beim andern Gegenliebe erwecken. Schaut, das ist das Thema der gesamten biblischen Offenbarung. Gott sucht ein Volk, das seine große Liebe aus freien Stücken erwidert. Wenn ihm das gelänge, so würde er dadurch geehrt. Am Anfang des Buches Hiob kommt der Satan mit einer ungeheuren Unterstellung vor Gott: Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig?” (Hiob 1, 9) 5 Mit anderen Worten: Du glaubst doch nicht etwa, daß der Kerl nur um deinetwillen so fromm ist; der wartet doch auf Gegenleistung. Der schielt doch nach deinem Segen. Er gibt dir seine Frömmigkeit, und als Gegenleistung gibst du ihm Gesundheit, Wohlstand und Lebensglück. Stimmt’s?” Merkt Ihr, worauf der Teufel hinaus will? Er klagt Gott der Unfähigkeit an, in seinen Geschöpfen eine aufrichtige Zuneigung und ein kindliches Vertrauen in seine Güte hervorzurufen. Das trifft ins Mark! Nebenbei bemerkt, hier sehen wir welches Gottesbild der Widersacher hat. Gott ist für ihn nur ein Mächtiger, dem Feiglinge schmeicheln. Gott hat weder Freunde, noch Kinder, sondern allenfalls Diener und Sklaven – meint der Satan. Halten wir einen Augenblick inne. Hat er Recht? Oder hat er Unrecht? Wie ist das mit meiner Gottesbeziehung? Ist Gott für mich mehr ein mächtiger Herrscher, oder mehr ein liebender Vater? Liebe ich Gott um seiner selbst willen? Ist er mir nur nahe, wenn es mir gut geht und alles glatt läuft? Oder habe ich schon ein wenig gelernt, ihm auch in dunklen Stunden zu vertrauen? Gott wird durch Liebe und Vertrauen geehrt. ER hat die Verantwortung für mein Leben völlig übernommen. Ich glaube das, weil es die Bibel sagt. In welche Situation ich auch immer kommen mag, ich weiß: Jesus Christus ist auf dem Berg und sieht mich! Ich muß ihn nicht sehen. Aber er sieht mich. Das genügt mir. Er sah damals, daß die Jünger Not litten beim Rudern. Und genauso sieht er heute Deine gegenwärtige Not.
  • Er sieht Deine Vorgesetzten und Deine Arbeitskollegen, Deine Lehrer und Deine Mitschüler …
  • Er sieht Prüfungstermine und Bewerbungen …
  • Er sieht auch die Untersuchungen, Medikamente und Eingriffe …
  • Er sieht Schmerzen des Leibes und der Seele …
  • Er sieht Unter- und Überforderung …
  • Er sieht Deine Ehe und Deine Kinder …
  • Er sieht jedes Unrecht, das Dir widerfährt, …
  • … 6 Bitte fasse es im Glauben und dann halte daran fest: Jesus Christus ist - im Bild gesprochen – auf dem Berg und sieht Dich! Wenn Dein Christenleben von dieser Wirklichkeit geprägt wird, dann wird Dein Glaube mehr und mehr stark werden! Und noch etwas könnte uns helfen, im Glauben zu wachsen und fest zu werden: Starker Glaube weiß, daß Versuchungen und Prüfungen kommen müssen. Sie dienen uns zur Vor- und Zubereitung für künftige Aufgaben. Schaut, der Herr Jesus war und ist der beste Pädagoge. Er will seine Jünger erziehen. Als die Zwölf zum ersten Mal in Seenot kamen, da war er mit ihnen im Boot (Mark. 4). Und dann stillte er den Sturm mit majestätischer Geste: Schweig und verstumme!” – Jetzt hatte er sie wieder auf den See geschickt – aber allein. Das war eine Stufe schwieriger. Das war eine Prüfung für die Jünger. Und vielleicht ist Euch aufgefallen: Jesus kam um die vierte Nachtwache, d.h. etwa um drei Uhr nachts. Er hätte auch sofort erscheinen können. Aber er hat es nicht getan. Er wollte, daß seine Jünger etwas lernen. Hast Du das auch schon gemerkt: in Zeiten, wo alles glatt geht, lernen wir fast gar nichts. Solche Zeiten können sogar für unser Glaubensleben gefährlich werden. Da kommen wir leicht auf dumme Gedanken. Wir lernen viel mehr in Schwierigkeiten. Prüfungszeiten sind zwar schwere Zeiten; aber wenn sie mit dem Herrn durchstanden sind, haben sie meistens Wachstum und Reife bewirkt. Ist es nicht so? Und ein letztes will ich noch anführen. Starker Glaube hält sich allein ans Wort. Gott hat geredet. Es steht geschrieben. Darauf vertraue ich.” Starker Glaube ist verwurzelt im Wort. Starker Glaube ist Wort-Glaube, Vertrauen aufs Wort. Zusammenfassend möchte ich sagen: Starker Glaube weiß Christus auf dem Berg. Er braucht nicht zu sehen. Er hält sich einzig ans geschriebene Wort der Bibel. Einem solchen Glauben muß nur gesagt werden, was zu tun ist. 7 Moderater Glaube weiß auch um Christus auf dem Berg, aber dieses Wissen genügt nicht. Moderater Glaube braucht sichtbare Zeichen - wie die Jünger, denen sich Christus auf dem See zeigen mußte. Dem Thomas wurde aber gesagt: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.” Und der Apostel Paulus fügte hinzu: Wir leben im Glauben und nicht im Schauen.” Beim schwachen Glauben muß schließlich der Herr Jesus – bildlich gesehen – mit im Boot sitzen, helfen und alles für die Christen tun. Das mag vielleicht für die Anfangszeit im Glauben berechtigt sein, ist aber wirklich nicht das Ziel, das Gott mit einem jeden Gläubigen hat. Wir sollen keine Babys bleiben, sondern wachsen im Glauben zum vollen Mannesalter. Schluss Wilfried Plock, Mannheim 07/99 8 STARKER GLAUBE … sieht Christus auf dem Berg … weiß, daß Versuchungen und Prüfungen kommen müssen