I. Verliebt
Die Ohrläppchen kribbeln, die Pupillen sind starr und gross, der Puls galoppiert: Zwei Menschen im Ausnahmezustand. Sie stammeln verworrene Sätze, unterbrechen sich, nicken im falschen Moment, antworten zu früh auf falsch verstandene Fragen. Die Diagnose ist klar: Es hat gefunkt. Da sind zwei drauf und dran, sich ineinander zu verlieben. Facts titelt am 27. April 2000: Irrtum Liebe – Der Wahn der Verliebten. Und im Artikel wird dann ganz dick aufgetischt: Ewig diese Liebe – Verliebte sind psychisch Gestörte, die sich irren. Sie meinen, ihr Ausnahmezustand habe etwas mit Liebe zu tun. S.112. Aus ärztlicher Sicht sei Verliebtheit eine „ernsthafte, psychische Störung“. So das Facts es gerade heraus sagt: Wer verknallt ist, hat einen Knall. Bei Verliebten sei fast alles gestört: die Wahrnehmung, das Denken, das Gefühlsleben, das Verhalten. Dieses Verhalten sei glücklicherweise von kurzer Dauer. Denn: „Kaum einer würde es aushalten, jahrelang verliebt zu sein. Das würde zur totalen Erschöpfung führen. Meist dauert diese Ausnahmezustand drei Monate. Verantwortlich für diesen Ausnahmezustand ist ein körpereigenes Protein (DARPP-32), das man erst Anfang dieses Jahres entdeckte.
Sobald der Rausch die vernebelten Sinne wieder freigibt, bricht die Realität mit ihrer ganzen Banalität über die Verliebten herein. Von einem Tag auf den anderen verwandelt sich der feinfühlige, zurückhaltende Liebhaber in einen ätzenden Langweiler. Und die temperamentvolle, selbstbewusste Geliebte wird über Nacht zur egoistischen Nörglerin. Facts bringt es dann auf den Punkt: Dumm, dass wir Liebe und Verliebtheit so leicht verwechseln.
Das Dumme an der Sache ist, dass man tendenziell zu stark an solchen Gefühlen misst ob noch Liebe vorhanden ist. Aber entflammte Leidenschaft hält kein Mensch auf die Dauer aus. Verliebte und Verheiratete scheitern oft an übersteigerten Erwartungen von Glück und Leidenschaft. Das Resultat schlägt sich in erschreckenden Statistiken nieder. Blick brachte die Schlagzeile: Neue Rekordzahl: Jede zweite Ehe scheitert. Das Statistische Amt bestätigt diese Schlagzeile annähernd. 1997 wurden von 100 Ehen 41 geschieden. Damit sind wir in der Schweiz bezüglich Scheidungswille bei den Top Ten. Wir belegen in Europa den 2. Platz. Eine Umfrage nach 6 Jahren Ehe zeigt ein ernüchterndes Bild. 52% der Frauen sagen: Diesen Mann würde ich nie mehr heiraten. 20% der Männer sagen: Diese Frau würde ich nicht mehr heiraten.
Aber interessant ist, dass offenbar nicht mangelnde Liebe zu einem Problem in der Beziehung führt. Eine Untersuchung der Universität Minnesota kommt zum Schluss: Das Problem, sich nicht mehr über das verständigen zu können, was zwischen den Partnern wichtig ist, ist der häufigste Grund für Scheidungen -– noch vor erloschener Liebe. Es ist also tatsächlich die Unfähigkeit zu kommunizieren. Man spricht aneinander vorbei. Mary sagt zu ihrem George, als sie am Abend zusammen sitzen: „George, komm wir wollen uns unterhalten.“ Er antwortet: „Worüber möchtest du denn reden, Mary?“ Diese unschuldige Antwort würde den Zorn der meisten Frauen erregen, wenn sie eine solche Bemerkung aus dem Mund ihres Mannes hören, weil sie zeigt, wie wenig ein Mann zu verstehen scheint, das Kommunikation zu den Grundbedürfnissen einer Frau gehört. Vielleicht würde George Marys Verärgerung besser verstehen, wenn er die folgende Unterhalten mit ihr hätte: „Komm, Mary, wir wollen miteinander schlafen.“ „Warum, George? Wollen wir denn schon Kinder haben?“ Wenn wir uns Marys Unterhaltung mit George über Sex anschauen, wird klar, wie lächerlich einer Frau die Frage nach einem Gesprächsthema erscheinen muss, doch in vielen Durchschnittsehen ist genau dies der Fall. Wie wir gesehen haben, wollte die Frau in unserem Anspiel eigentlich nichts mehr, als dass ihr Mann an ihrem Leben teilnimmt und sich interessiert, wie es ihr geht. Der Mann hingegen kommt nach Hause und möchte sich eine Art Belohnung holen. Er denkt sich nichts dabei. Lange Austauschen scheint für ihn blosse Zeitverschwendung.
Was viele Frauen, von Ihrem Männern möchten, ist, dass die mit ihnen sprechen. Männer versuchen oft grosse Heldentaten zu bringen, dabei möchten viele Frauen einfach die Aufmerksamkeit. Schlicht und ergreifend wünschen sie: Sprich mit mir! Vielleicht ist das ein Grund, dass meistens die Frauen die Initiative zu einer Scheidung ergreifen, wenn sie Ihre Männer nicht zum sprechen bringen, dann handeln sie plötzlich. Gespräch ist in einer Beziehung sehr wichtig und in offenen Gesprächen entsteht eine nicht zu unterschätzende Intimität. Die meisten sind leider keine Helden darin und so erreichen wir mit unseren Gesprächen oft das Gegenteil und hüllen uns dann in Schweigen. Die Bibel gibt uns diesbezüglich einen guten Rat: Denkt daran: Jeder soll stets bereit sein zu hören, aber sich Zeit lassen, bevor er redet, und noch mehr, bevor er zornig wird. Jak.1,19. Aber eben – wir meinen fast keine Zeit mehr für unsere Beziehungen zu haben. Wir sind von der Angst getrieben, wenn wir zu viel investieren, würden wir das Leben verpassen. Alles muss schnell und möglichst schmerzlos gehen. So schreibt der Stern (erklärt Fthenakis): "Heirat hat heute das Ziel ein Maximum an individuellem Glück zu erreichen." Wem die Genuss Dividende seiner Partnerschaft nicht mehr hoch genug ist, der findet sich damit nicht mehr so leicht wie früher ab. So verhalten sich Paare wie Blutegel. Man holt sich, was man will und zu brauchen meint. Aber das funktioniert eben nur eine bestimmte Zeit. Und besonders schwierig wird es, wenn zwei Blutegel sich aussaugen. Eine Blutegel-Beziehung. Plötzlich stehen sich die Paare wie bankrotte Geschäftsleute gegenüber, bei denen jeder vom anderen erwartet, dass er das Kapital für eine neue gemeinsame Unternehmung vorschiesst. Das Unternehmen ist zum vornherein zum Scheitern verurteilt.
Modersohn teilte die Ehen in vier Kategorien ein:
- In der ersten Kategorie leben die Eheleute gegeneinander. In solchen Ehen ist immer "dicke Luft". Da ist ständiger Kampf, da ist die Liebe erkaltet, das Glück zerbrochen.
- In der zweiten Kategorie leben die Ehen nebeneinander. Das sind die kalten, frostigen Ehen. Da weiss keiner vom andern, was er denkt, was ihn innerlich bewegt, was ihn erfreut. Hier ist man einsam trotz der Ehe.
- Die dritte Kategorie scheint schon idealer zu sein. Da lebt man miteinander. Man arbeitet miteinander, man verdient das Geld miteinander, man kauft sich die Möbel miteinander, man schafft sich miteinander Kinder an. Ist das nicht wunderschön, wenn das äussere Miteinander zur Geltung kommt? Und doch ist das noch immer nicht die Idealehe. Dazu gehört viel, viel mehr.
- In der vierten Kategorie fahren alle Ehen, die füreinander leben, unter dem Gesichtspunkt: Nicht ich, sondern du! Da heisst es: Ich liebe dich, ich helfe dir, ich mache dich glücklich, ich will den untersten Weg gehen, ich will verzichten, ich will vergeben und vergessen.
II. Geliebt
Wenn es um Beziehungen geht, ist die Bibel geradezu ein Fachbuch. In schlichten, aber tiefgründigen Aussagen gibt sie uns hilfreiche Hinweise. Es geht nicht um den schnellen Profit, sondern darum, dass jede Seite gewinnt. Das wird deutlich an einer Aufforderung an die Männer: Männer sollen ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Körper. Denn ein Mann, der seine Frau liebt, liebt sich selbst. Eph.5,28. Oder anders gesagt:: Geben macht mehr Freude als nehmen. Apg.20,35.
Und dann wird es ganz praktisch: Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet euren Nächsten mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen, jeder und jede von euch! Phil.2,3-4. Nun mögen sie einwenden, das sei ein doch eher hoher Anspruch. Da muss ich ihnen wirklich recht geben. Es entspricht ganz und gar nicht unserem Wesen. Selbstverständlich möchten wir selber so behandelt werden, aber wir wissen genau, dass wir uns selber eher schwer tun, wenn wir uns so verhalten sollten. Liebe ist eben nicht nur ein Gefühl, denn Gefühle können uns sehr täuschen. Liebe ist immer auch eine Entscheidung. Ich entschliesse mich einen Menschen zu lieben. Wir meinen, wir seien nur echt, wenn unsere Gefühle mit unseren Handlungen völlig übereinstimmen. Wenn das so wäre, dann muss ich ihnen gestehen, dass ich meistens am Morgen unecht bin. Meine Gefühle sagen mir nämlich meistens, bleibe noch ein bisschen liegen. Es ist so schön im Bett. Es gibt auch viele hilfreiche Bücher, einige haben wir aufgelegt und sie können sie kaufen. Hier einige Tipps:
- Wir geben nicht auf / Meine Wünsche – Deine Wünsche / Und dann war da noch Liebe
- Die fünf Sprachen der Liebe
Auf ein Kapitel in diesem Buch möchte ich besonders hinweisen. Diese Bücher sind sicher sehr hilfreich, Vielleicht können sie es sogar gemeinsam lesen. Aber bei allem Lesen von Büchern und Besuchen von Eheseminaren bleibt immer noch die Frage, woher ich die Liebe bekomme, dass ich mich nicht einzig auf meine Gefühle abstelle, sondern für den anderen leben kann.
Es gibt eine Art Tankstelle, die ausserhalb von uns und ausserhalb unseres Partners liegt. Es ist die Liebe Gottes. In der Bibel steht warum die Christen lieben können: Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat. 1.Joh.4,19. Geliebt hat uns Gott nicht indem er in einem Anfall von Verliebtheit handelte, die nach kurzer Zeit wieder verschwindet. Nein – er liebte uns, indem er das tat, was für uns gut ist. Das Einzigartige an der Liebe Gottes ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt. Er hat seinen Sohn gesandt, damit er durch seinen Tod Sühne leiste für unsere Schuld. 1.Joh.4,10.
Wenn Sie mehr über diese Liebe Gottes erfahren möchten, können sie an einem unsere Kurse in die Einführung in den christlichen Glauben teilnehme. Auf dem Talon können Sie, wenn sie interessiert sind ein Kreuz machen, dann werden wir Ihnen eine Einladung schicken, wenn der nächste Kurs stattfindet. Gott gebraucht oft das Bild der Ehe für die Beziehung zwischen Ihm und uns Menschen. Er möchte nämlich mit uns in enger Verbindung leben. Nur verhalten wir uns ihm gegenüber oft einfach stumm, wie wenn er nicht existent wäre. Er möchte aber, dass wir mit ihm in Beziehung treten mit anderen Worten: Gott sagt Dir: Sprich mit mir! Komm setze Dich mit mir auseinander, denn ich habe die Lösung für Deine tiefsten Sehnsüchte. Paulus schreibt nach Rom: Alle, die sich zu Jesus bekennen und seinen Namen anrufen, werden gerettet. Röm.10,13.
Schluss
Wir können uns in unseren Beziehungen abrackern wie wir wollen. Wenn nicht Gott unsere tiefsten Sehnsüchte gestillt hat, werden wir immer in mehr oder weniger egoistischer Weise unsere Beziehungen missbrauche. Sind wir aber mit Gott versöhnt, so sind wir frei füreinander zu leben.
Facts. S. 113.
Stern, Heft Nr. 37, 9.9.1999, S. 50.
Willard F. Harley: Meine Wünsche, Deine Wünsche, (Schulte & Gerth), S. 77.
Stern, Heft Nr. 37, 9.9.1999, S. 50.