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Gott wird Mensch in einer speziellen Zeit

Gott wird Mensch..., Teil 2/3
23.11.2013Lukas 2,1-7

Gott wird Mensch, in einer speziellen Zeit

Reihe: Gott wird Mensch (2/3)

Lukas 2,1-7

Einleitende Gedanken Als meine Frau und ich nach Deutschland zogen, weil ich dort eine theologische Ausbildung machen wollte, fanden wir in einem Haus eine kleine Wohnung. In diesem Haus wohnte eine christliche Familie und wir besuchten den Gebetskreis, der sich bei ihnen traf. Das führte schliesslich – um es kurz zu machen – dazu, dass ich nach zwei Jahren nach Giessen zog, um dort zu studieren. Hätten wir diese Wohnung nicht bekommen, hätten wir diese Familie nicht kennengelernt, dann wäre ich nicht in diesem Gebetskreis gewesen und ich hätte nicht in Giessen studiert. Mein Leben hätte sich anders entwickelt. Wenn in unserem Leben etwas Besonderes geschieht, spielen immer verschiedene Faktoren zusammen. Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Im Rückblick können wir oft erkennen, wie Gott unsere Geschicke gelenkt hat. Als Gott Mensch wurde, mussten verschiedene Faktoren zusammenspiele. Der richtige Ort und die richtige Zeit, waren sehr wesentlich. Gott wird Mensch in einer speziellen Zeit! Wir lesen zuerst den Abschnitt der Geburt von Jesus.

„In jener Zeit erliess Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen. Es war das erste Mal, dass solch eine Erhebung durchgeführt wurde; damals war Quirinius Gouverneur von Syrien. So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zum Haus und zur Nachkommenschaft Davids und begab sich deshalb von seinem Wohnort Nazaret in Galiläa hinauf nach Betlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort zusammen mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war schwanger. Während sie nun in Betlehem waren, kam für Maria die Zeit der Entbindung. Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz in der Unterkunft bekommen.“ Lk 2,1-7

I. Es ist alles bereit

Zur Zeit des Kaisers Augustus war für die Geburt von Jesus alles bereit. Die Zeit war reif. Gott konnte Mensch werden. Eine wichtige Voraussetzung wurde bereits im dritten Jahrhundert vor Christus geschaffen. Damals eroberte Alexander der Grosse die Welt in rasendem Tempo. Mit Alexander begann die Hellenisierung der damaligen Welt. D.h. die griechische Kultur durchdrang den Orient und im Gegenzug beeinflusste die orientalische Kultur die Griechen. So entstand eine alle Völker verbindende Kultur, die sich weit über den politischen Zusammenbruch des Alexanderreiches erhalten hat. Eine grosse Errungenschaft dieser Hellenisierung war die Verbreitung der griechischen Sprache. Vergleichbar mit der englischen Sprache heute. Auf das Alexanderreich folgte das römische Reich. In diesem Reich war die griechische Sprache immer noch die völkerübergreifende Sprache, deshalb ist das Neue Testament in Griechisch verfasst und das Alte Testament wurde vom Hebräischen ins Griechische übersetzt. Das römische Reich festigte seine Macht unter Kaiser Augustus. Er schuf die Pax Romana, das römische Friedensreich. Es gab zwar Kriege in den Grenzgebieten des Reichs, aber innerhalb dieses grossen Reiches herrschte Frieden. Die Verkehrsverbindungen waren für die damalige Zeit hervorragend. Eine Art Schengenraum, in dem sich jeder frei bewegen konnte. So waren es zwei wesentliche Voraussetzungen, die die Verbreitung des Evangeliums begünstigen: Eine einheitliche Sprache und ausgezeichnete Verkehrswege. Alles ist vorbereitet, jetzt kann es losgehen! Der Auftakt kommt aus Rom. „In jener Zeit erliess Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs.“ Lk.2,1. Dieser Kaiser Augustus, geboren 63 v.Chr. (23. September), starb im 76. Lebensjahr 14 n.Chr. (19. August). Er war der bedeutendsten Kaiser des römischen Reiches. 31 v.Chr., als 32 jähriger Mann, kam Augustus an die Macht und nach vier Jahren verlieh ihm der römische Senat den Ehrentitel Augustus, das heisst so viel wie "Erhabener", „Verehrungswürdiger“ oder „göttlich Geweihter“. Im Laufe seiner 45 Regierungsjahre wurden ihm weitere Ehrentitel verliehen. Er wurde als Gott religiös verehrt. Die Menschen opferten vor seinen Statuen, die im ganzen Reich aufgestellt wurden. Dieser mächtige Kaiser erliess seinen bedeutungsvollsten Befehl: „Alle Bewohner seines Weltreichs, sollen sich in Steuerlisten eintragen lassen.“ Lk.2,1. Er wollte wissen, wie reich und mächtig er ist. Wie viel Steuern er kassieren kann, denn Rom benötigte viel Geld. Drei solche Volkszählungen soll Augustus während seines Lebens veranlasst haben. Vermutlich handelt es sich bei der Volkzählung, von der Lukas berichtet, um die zweite Volkszählung, jedoch um die erste Schätzung seit Quirinius Statthalter in Syrien war. Israel wurde damals von einem römischen Statthalter von Syrien aus verwaltet. Alle Bewohner des römischen Reichs mussten diesen Befehl befolgen und in die Stadt ihrer Herkunft reisen. Wer den Gehorsam gegenüber dem Kaiser verweigerte, riskierte sein Leben. Schliesslich war Augustus der mächtigste Herrscher. Wer sich den Befehlen von Augustus widersetzte, beleidigte seine Majestät und bei einer Majestätsbeleidigung wurde die Todesstrafe angeordnet. „So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen.“ Lk.2,3. Erstaunlich, wie mächtig Augustus wurde. Er kann Befehle erteilen und ein riesiges Reich kommt in Bewegung. Die Menschen müssen machen, was er sagt. Doch egal wie mächtig ein Herrscher sein mag, im Vergleich zu Gott ist jeder Herrscher machtlos. Sie können ihre Macht nur in den Grenzen ausüben, die ihnen von Gott gesetzt sind. Auch Augustus erfüllt mit seinem Befehl die Anweisungen Gottes, ohne es selber zu merken. Diese Volkszählung veranlasste nämlich Gott. Gott gab Augustus den Gedanken, genau zu jener Zeit eine Volkszählung durchzuführen, denn Gott hatte bestimmt, dass sein Sohn in Betlehem geboren werden soll. Das sagte er durch den Propheten Micha: „Und du, Betlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Mi.5,1. Maria musste also irgendwie von Nazaret nach Betlehem kommen. Selbstverständlich hätte Gott auch andere Möglichkeiten wählen können, um Maria und Joseph nach Betlehem zu bringen. Zum Beispiel hätte der Engel Gabriel, als er Maria die Geburt von Jesus ankündigte, sagen können, sie soll möglichst bald nach Betlehem reisen. Doch Gott wählte einen anderen Weg. Jeder der es sehen will, soll erkennen, dass hier Gott am Werk ist. Jeder soll wissen, dass hier Gott Mensch wird. Wäre Maria ohne diesen Befehl nach Betlehem gereist, könnte man ihr vorwerfen, sie hätte sich so selber zur Mutter des Retters legitimieren wollen. Durch den Befehl des Kaisers Augustus setzt Gott ein Weltreich in Bewegung, damit der Retter der Welt dort zur Welt kommt, wo es Gott vorausgesagt hat. Maria hatte gar keine Wahl. Gott hat die Geschicke gelenkt. Es ist schon sehr erstaunlich, dass während der 45 jährigen Regierungszeit von Augustus, die Volkszählung gerade zu diesem Zeitpunkt stattfand. Ein Jahr früher oder später, oder nur wenige Monate früher oder später und Maria hätte ihr Kind in Nazaret zur Welt gebracht. Jesus wurde jetzt aber genau an dem Ort geboren, den der Prophet schon vor über 700 Jahren vorausgesagt hatte. Das ist Gottes souveränes Handeln in der Weltgeschichte. Das ist seine Perfektion. Im Rückblick sehen wir, wie Gott seine Macht demonstrierte. Die Geburt von Jesus in Betlehem ist ein Beweis dafür, dass Gott die Weltgeschichte nicht entgleitet. Er ist und bleibt Herr über allem Geschehen. Es ist und bleibt so, wie Daniel anbetend sagt: „Gott ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand.“ Dan.2,21. Unsere Welt droht aus den Fugen zu geraten. Man bekommt den Eindruck, dass sich in vielen Gebieten dieser Erde die Konflikte und Katastrophen zuspitzen. Niemand hat eine durschlagende Idee, wie die Konflikte gelöst werden könnten. Selbst die UNO, die eigentlich Frieden stiften sollte, muss oft hilflos zusehen, wie die Kriege wüten. Nüchtern betrachtet ist das auch gar nicht so erstaunlich. Mir ist das klar geworden, als ich als Schulbussfahrer arbeitete. Diese kleinen herzigen Kinder steigen in meinen Bus. Sie könnten jetzt friedlich miteinander nach Hause fahren. Doch plötzlich sagt einer zum anderen für alle hörbar, sein Vater würde stinken. Jetzt wird gleich noch einer mit einem hässlichen Spitzname angesprochen und je mehr sich dieses Kind darüber ärgert, je intensiver wird der Spitzname wiederholt, bis alle Kinder im Chor den Namen schreien. Ich muss eingreifen, um dieses Treiben zu unterbinden. Diese herzigen kleinen Kinder verwandeln sich plötzlich – wie aus dem Nichts – in kleine Bestien. Was hier im kleinen Schuldbus geschieht, das geschieht leider auch in der grossen Welt. Deshalb hören die Kriege nicht auf. Jesus sagt seinen Jüngern: „Ihr werdet von Kriegen hören; ihr werdet hören, dass Kriegsgefahr droht. Lasst euch dadurch nicht erschrecken. Es muss so kommen, aber das Ende ist es noch nicht.“ Mt.24,6. Aber, es wird ein Ende kommen und darüber hat Gott die Kontrolle. Einmal wird Gott diesem Treiben ein Ende setzen. Gott verliert die Kontrolle über diese Welt nie, selbst wenn wir den Eindruck haben, er würde tatenlos zusehen. Gott sieht nicht tatenlos zu. Es kommt die Zeit, in der er eingreifen wird – dann, wenn die Zeit reif ist. Deshalb können wir als Christen mit gutem Grund gelassen bleiben. Wir wissen, Gott hat alles im Griff und was er versprochen hat, wird er auch tun. Wir verlieren die Übersicht, aber Gott verliert sie nie. Wie zur Zeit des Kaisers Augustus, hält Gott die Weltgeschichte auch heute in seinen Händen. Im Rückblick werden wir einmal darüber staunen, wie er das alles gemacht hat. Das Weihnachtsgeschehen sagt uns: Gott wird alle Versprechen voll und ganz erfüllen. Wir können uns darauf verlassen. Er wird zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.

II. Jetzt kann Jesus kommen!

Die Voraussetzungen sind also geschaffen. Jetzt kann Jesus kommen. „Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zum Haus und zur Nachkommenschaft Davids und begab sich deshalb von seinem Wohnort Nazaret in Galiläa hinauf nach Betlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort zusammen mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war schwanger.“ Lk.2,4-5. Ungefähr 170 km war die Stecke von Nazaret nach Betlehem. Soweit wie von Zürich nach Arosa, Beatenberg, Bellinzona, Davos, Fribourg, Neuenburg usw. Mindestens fünf Tagesreisen und das mit einer hochschwangeren Frau. Was hätten sie sonst tun sollen? Sie mussten dem Befehl von Augustus folgen. Endlich in Betlehem angekommen, hatten sie Schwierigkeiten eine Unterkunft zu finden. „Sie hatten keinen Platz in der Unterkunft bekommen.“ Lk.2,7. Damit ist deutlich, wie sich das Leben von Jesus entwickeln wird. Schon bei seiner Geburt bekommt er keinen angemessenen Platz. Seine Geburt ist Programm: „Er kam zu seinem Volk, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen.“ Joh.1,11. Es muss nicht böser Wille der Menschen gewesen sein, dass Maria und Josef keinen Platz gefunden hatten. Es hatte einfach keinen Platz mehr – das Boot war sozusagen voll. Lukas macht nämlich niemandem deswegen einen Vorwurf. Er schreibt einfach wie es war. Kaum in Betlehem angekommen, war es mit der Schwangerschaft soweit: „Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz in der Unterkunft bekommen.“ Lk.2,7. Jetzt ist er gekommen. Jetzt ist Gott Mensch geworden. Er hat sich selbst verletzlich gemacht, wie das der Prophet Jesaja ankündigte: „Ein Spross wächst aus dem Baumstumpf Isai, ein neuer Trieb schiesst hervor aus seinen Wurzeln.“ Jes.11,1. Verletzlich wie ein Trieb aus einem Baumstumpf beginnt das Erlösungswerk von Jesus. Oder wie es Paulus eindrücklich sagt: „Jesus Christus, der reich war, wurde arm, damit ihr durch seine Armut reich werdet.“ 2.Kor.8,9. Betlehem heisst übrigens "Brothausen" oder "Haus des Brotes", denn „Beth“ heisst Haus und „Lechem“ heisst Brot. Jesus, sagte doch einmal von sich: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ Joh.6,35. Das Brot des Lebens ist in Brothausen zur Welt gekommen! Wenn du diesem Jesus, der das Brot des Lebens ist, vertraust. Wenn du an ihn glaubst, dann wirst du ewiges Leben bekommen. Jesus sagt: „Wer glaubt, hat das ewige Leben.“ Joh.6,47. Glaubst du an Jesus? Etwas später sagte Jesus zur Martha: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?“ Joh.11,25-26. Glaubst du das?

Schlussgedanke Gott wird Mensch! Und wenn Gott Mensch wird, dann bewegt er den ganzen Erdkreis. Die Vorbereitungen dauerten Jahrhunderte bis im römischen Reich, als der Kaiser Augustus regierte, die Zeit reif war. Jetzt kann Gott Mensch werden: „Als die Zeit dafür gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Er wurde als Mensch von einer Frau geboren und war dem Gesetz unterstellt.“ Gal.4,4. Alles war bereit für den Herrn aller Herren und für den König aller Könige. Hat er bei dir Platz gefunden? Hören wir zum Schluss, wie Johannes dieses einzigartige Ereignis beschreibt: „Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“ Joh 1,14