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Die Grundlage der christlichen Gemeinschaft

01.12.19971. Johannes 1,3-4

I. Fassbare Rettung (Rückblick Verse 1+2)

Johannes macht in den ersten beiden Versen deutlich, dass das Wort des Lebens fassbar geworden ist. Er gehört zu den Zeugen, die das Wort des Lebens, das Wort das von Anfang an war, welches Jesus Christus ist, gesehen, beobachtet und sogar betastet hatte. Durch diese Einführung in seinen Brief will er den angefochtenen Gläubigen helfen. Sie stehen in Gefahr, die apostolische Überlieferung zu verlassen und sich einer angeblich freieren und höheren Erkenntnisslehre anzuschliessen. Entgegen diesen Erkenntnislehren, macht Johannes deutlich, dass die Rettung und Erlösung nicht in einer Philosophie oder in einer inneren Erkenntnis liegt, sondern dass die Rettung einzig und allein im Wort des Lebens liegt. Welches Jesus von Nazareth ist, der in Bethlehem geboren und in Jerusalem gekreuzigt und auferstanden ist. Ewiges Leben kann man nicht irgendwo haben. Es geht nicht an, beliebig in allen möglichen Spezialgemeinschaften oder willkürlichen Gotteslehren herumzuzigeunern und sein „eigenes“ Christentum pflegen zu wollen. Die Rettung des Menschen hat nichts mit dem philosophischen oder theologischen „Geschmack“ des Menschen zu tun, sondern, so ärgerlich das klingen mag, mit dem ganz bestimmten Zeugnis der Apostel, die direkte Zeugen des Lebens, Sterbens und der Auferstehung von Jesus sind. Einzig und allein in diesem Zeugnis. Einzig und allein durch den Jesus, den die Apostel verkündigen, gibt es Rettung für alle Ewigkeit. Eben - Ewiges Leben ist nicht eine Bezeichnung der Länge, als würden die mit Ewigem Leben weiterleben und die anderen würden dann im Nichts verschwinden. Ewiges Leben ist ein Begriff der Qualität. Alle Menschen leben ewig. Entweder in ewiger Verdammnis, oder in ewiger Gemeinschaft mit Gott. Das ist ja gerade der Kern der Frohen Botschaft des Evangeliums, dass Gott uns aus unserer Verlorenheit und Verdammnis retten will. Nur spotten leider so viele Menschen über diese biblische Tatsache, anstatt sie ernst zu nehmen. Es gibt keine Rettung ausserhalb der Lehre der Apostel. Sie verkündigen uns wer Jesus ist. So hielten wir fest, dass die Rettung nicht auf einer inneren Erfahrung beruht, der wir irgendeinmal begegneten, sonders sie ist allein auf Jesus von Nazareth gegründet. Wir vertrauen den Berichten und Lehren der Apostel, die Jesus gesehen, beobachtet und betastet hatten.

Anwendung

Die Rettung liegt allein in Jesus von Nazareth begründet, wie Paulus sagt: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1.Kor.3,11. Um es ganz zugespitzt zu sagen: Nicht das Bekehrungserlebnis hat mich gerettet, denn wäre Jesus nicht in diese Welt gekommen, so würde auch mein Bekehrungserlebnis bedeutungslos. Jesus hat mich gerettet und ist für meine Sünden gestorben, darum habe ich mich ihm zugewandt und deshalb bin ich gerettet - Nochmals: Ohne Jesus keine Rettung. Unser Glaube gründet in einer geschichtlichen Tatsache und entspringt nicht irgendwelchen Gedankengebäuden. So ist auch die Rettung kein Gefühl, sondern eine Tatsache. Es ist nicht meine Erfahrung die zählt, sondern die Wirklichkeit von Jesus von Nazareth. Natürlich hat unser Glaube viel mit Gefühlen und Erfahrungen zu tun. Ich könnte vermutlich einige Bücher füllen mit Erfahrungen, die ich im Glauben gemacht habe. Ich könnte viel erzählen über Gefühle, die ich in Verbindung mit meinem Glauben an Jesus habe. Aber das sind alles Folgen meiner Rettung. Die Rettung ist allein in Jesus von Nazareth.

II. Gemeinschaft im Wort

Nun schreibt Johannes nochmals: was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch 1.Joh.1,3a. Und nun begründet er, warum er dies verkündigt, nämlich: damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 1.Joh.1,3b. Hier ist das bekannte Wort "koinonia" verwendet. Es könnte auch als Teilhabe verstanden werden, was der Gemeinschaft ja auch eigen ist. Es sagt, dass man an etwas, sei es ein Gegenstand oder ein Mensch Anteil hat - beteiligt ist. Wie Konkret der Gedanke von Teilhabe verstanden wird, macht Paulus deutlich, indem er sagt: Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so dass wir hinfort der Sünde nicht dienen. Rö.6,6. Wir haben Anteil an der Kreuzigung, als ob wir selbst gekreuzigt worden wären. Gemeinschaft ist also nie nur so Verstanden, als dass man es schön miteinander hat usw. sondern ein Teilhaben am Andern. Durch die Verkündigung verschafft Johannes den Hören Anteil an dem, was er schon weiss und was ihm eigen ist. Die Gemeinschaft, die Johannes meint, basiert auf Information oder man kann auch sagen auf einer Lehre. Er verkündigt wer Christus ist und wer ihm glaubt, wer mit ihm von ganzem Herzen übereinstimmt, der bekommen dadurch Anteil an der Lehre. Inhalt dieser Lehre ist ja, die Versöhnung durch Jesus Christus mit Gott dem Schöpfer. Wer nun seine Einstellung ändert und dem, was die Apostel verkünden von Herzen folgt, wird in diese Gemeinschaft eingebunden so wie Paulus sagt: Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Rö.10,9. Es handelt sich hier nicht um eine gefühlsmässige Gemeinschaft, sondern um eine überzeugungsmässige Gemeinschaft, und wenn diese Übereinstimmung eintrifft, dann sind die Gefühle automatisch da. Durch die Verkündigung der Apostel, also durch die Apostellehre haben wir Gemeinschaft miteinander. Das verbindet uns. Es ist also nicht Sympatie oder Antipatie, so entstehen unsere Gemeinschaften, sondern es ist die gemeinsame Überzeugung, die uns verbindet. So beobachtete ein scharfer Kritiker der Christen, etwas für ihn fast unverständliches. Er sagte: An geheimen Zeichen und Merkmalen erkennen sie einander und lieben sich schon, fast ehe sie sich noch kennen. (1) Die Tatsache, dass wir denselben Herrn anerkennen und kennen, verbindet uns als Christen. Jesus ist die einzige Grundlage für unsere Gemeinschaft.

Anwendung

Man kann ja das Objekt der Gemeinschaft verschieben. So sind beispielsweise bei einem Kaninchenzüchterverein, die Kaninchen das gemeinschaftsbildende Objekt. Bei einer Fussballmannschaft ist es das Fussballspiel usw. Bei den Christen ist es Jesus Christus, der von den Aposteln verkündigt wurde. Nun kann man aber die Apostellehre leicht verändern, man muss ja nur einige Akzente verschieben Paulus muss der Gemeinde in Korinth schreiben: Denn wenn einer zu euch kommt und einen andern Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben ... so ertragt ihr das recht gern! 2.Kor.11,4. Ja - es wird noch Jesus gepredigt, aber eben ein anderer Jesus.

Die Frage wer Jesus ist hat über Jahrhunderte die Christen geteilt oder verbunden. Es ist ja die zentrale Frage unseres Glaubens, denn mit Jesus steht oder fällt unser Glaube. Nun kann man sich stillschweigend oder ausgesprochen darüber einigen, dass man einen neuen Jesus nimmt, somit kann die Gemeinschaft trotzdem weiterbestehen und man kann es sehr schön miteinander haben. So sagte Paulus dem Timotheus: Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken. 2.Tim.4,3. Vermutlich haben diese Leute Gemeinschaft miteinander, aber das gemeinschaftbildende Element ist falsch. Übrigens müssen wir an diesem Punkt auch mit uns selbstkritisch sein und beachten, dass wir von unserem Konzept her die Möglichkeit haben unsere Lehrer selber zu wählen und wir dies in der Praxis auch tun. So suchen wir uns selbst die Gemeinde und machen uns ein Bilde davon. Oder als Gemeinde wählen wir einen Verkündiger. Wir müssen uns diesem Sachverhalt bewusst sein und nicht so tun, als beträfe das nur immer die anderen. Umsomehr muss uns klar sein, auf was wir achten müssen, wenn wir uns unsere Lehrer wählen. Also, eine sogenannte gute Gemeinschaft bildet noch lange keine Garantie, dass wir mit unserem Glauben richtig liegen. Es ist richtig, dass wir als Christen in einer guten und liebenden Gemeinschaft leben sollen, und das dies ein Zeugnis ist für das Evangelium. Das macht ja gerade Johannes in seinem Brief sehr deutlich. Und Paulus fasst die Auswirkung einer gesunden Lehre folgendermassen zusammen: Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben. 1.Tim.1,5. Aber eine gute Gemeinschaft ist noch lange nicht die Garantie für den rechten Glauben. Hätten die Propheten dieses Kriterium als Orientierung genommen, ob sie noch im rechten Glauben stehen, wäre z.B. ein Jeremia nicht auf dem rechten Glaubensweg gewesen. Die einzige Garantie gibt uns das Wort Gottes, die Lehre der Apostel, wenn dies die Grundlage unserer Gemeinschaft ist, dann haben wir das einzige Fundament, das für Zeit und Ewigkeit bestehen bleibt. Deshalb ermahnt Paulus den Timotheus: Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören. 1.Tim.4,16. Ist das Fundament unserer Gemeinschaft die Lehre der Apostel? Ist es Dir wichtig, was in der Gemeinde über Jesus und die Versöhnung mit dem Schöpfer gelehrt wird oder ist es Dir einfach wichtig, ob es hier schön ist, ob alle nett sind, ob Du von genügend Leuten gegrüsst wirst usw. Oder gründet die Gemeinschaft, die wir leben tatsächlich auf der einen und einzigen Überzeugung, dass wir Jesus von Nazareth kennen. Eine Unterschrift, die ich gerne unter Briefe an Christen verwende ist: Verbunden durch unseren lieben Herrn. Diese Verbindung ist nämlich die Grundlage der christlichen Gemeinschaft.

III. Besondere Qualität der Gemeinschaft

Der Grund unserer Gemeinschaft soll die Verkündigung und das Zeugnis der Apostel sein, unsere Beziehung zu Jesus, dann haben wir - und nur dann - haben wir Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 1.Joh.1,3b. Die Gemeinschaft ist nicht nur in dieser Welt begründet. Sie findet kein Ende mehr. Die Gemeinschaft bekommt eine, diese Welt übersteigende Dimension. Eine Dimension, die kein Verein, kein Gruppierung erreicht. Natürlich ist diese Gemeinschaft durch einen ungeheuren Ernst der Einseitigkeit gekenntzeichnet, nicht einer rechthaberischen, sturen, toten, sondern der Entscheidung für Christus. Die Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft mit Gott dem Schöpfer und seinem Sohn Jesus Christus.

Evangelisation

Diese Qualität der Gemeinschaft erfahre ich aber nicht, wenn ich mich Christen anschliesse, die mit Jesus verbunden sind, die der Apostlehre folgen, ohne sich selbst Jesus zu öffnen und die Lehre der Apostel sich zu eigen zu machen. Diese Gemeinschaft ist nicht ansteckend, es ist nicht ein Virus, das einem befällt, ohne dass man das möchte. Sicherlich, wenn man unter Christen ist, die Jesus lieben und dadurch auch die Liebe untereinander und die Hoffnung und Zuversicht zum Ausdruck kommt, so kann das sehr wohltuend sein. Aber es ist nicht ansteckend. Sie können Holz über Jahrhunderte neben Gold lagern, aber es wird immer Holz bleiben, oder es wird verrotten, während das Gold Gold bleibt. Die Qualität der Gemeinschaft erfährt man erst, wenn man sich selber der Botschaft der Apostel öffnet. Paulus ruft auf uns sagt: Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. / So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 2.Kor.5,19-20Willst Du diesem Aufruf folgen, wenn Du das noch nicht getan hast? Es ist eigentlich einfach, wie ich bereits gelesen hatte: Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Rö.10,9. Genau so wirst Du gerettet! Und genauso wirst Du in die christliche Gemeinschaft eingebunden. Johannes schreibt dies nun, damit seine Freude vollkommen ist, denn der Glaubende freut sich, wenn er den Glauben mit andern teilen kann, denn geteilte Freude ist doppelte Freude. So erlebte ich es oft. Z.B. im Militär freute ich mich immer, wenn ich auf einen Christen traf, der Jesus liebte. Manchmal habe ich den Eindruck, wir lernen einen Christen erst dann richtig schätzen, wenn wir nicht mehr von Christen umgeben sind.

Schluss

Die Grundlage der christlichen Gemeinschaft ist Jesus selbst. Nur Jesus, der von den Aposteln verkündigt wird. Echte christliche Gemeinschaft geschieht da, wo Menschen zusammentreffen, die mit Jesus verbunden sind, die mit Jesus Gemeinschaft haben. Gemeinde Jesu bildet sich in erster Linie nicht durch eine Gemeindeordnung, die sicherlich wichtig ist, aber keine Gemeindeordnung kann Gemeinde und christliche Gemeinschaft begründen, sie kann Gemeindeleben ordnen, aber nicht begründen. Einzig Jesus Christus bildet Grund und Ziel christlicher Gemeinschaft. Unser Glaube und unsere Hoffnung ist an diese Person gebunden, die in der Geschichte offenbar wurde. Der Widersacher hat natürlich Interesse, uns von diesem Jesus wegzubringen und uns einen anderen Jesus anzubieten. Wir brauchen aber keinen anderen, als den, der in diese Welt gekommen ist, der für uns am Kreuz starb und auferstand, und der, welcher nun zur Rechten Gottes sitzt. Er soll Grundlage und Inhalt unserer Gemeinschaft sein. Amen

_ (1) M.Minucius Felix. Octavius, 9,2.