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Gott hat mir Schweres angetan!

Eine dramatische Geschichte mit Happy End, Teil 1/4
22.04.2017Rut 1,1-22

Gott hat mir Schweres angetan!

Reihe: Eine dramatische Geschichte mit Happy End (1/4)
 Ruth, Kapitel 1

Einleitende Gedanken Wir starten heute mit einer neuen Predigtreihe, in der wir uns mit der dramatischen Lebensgeschichte von Noomi und ihrer Schwiegertochter Ruth beschäftigen werden. Überliefert ist uns diese Geschichte im Buch Rut, das im Alten Testament auf das Buch der Richter folgt, denn diese Geschichte ereignete sich in der Richterzeit. Die hebräische Bibel ordnet die alttestamentlichen Schriften in anderer Reihenfolge. Wie wir hier bei dieser Aufstellung sehen, befindet sich das Buch Ruth in der hebräischen Bibel an einem ganz anderen Ort. Es ist eines der fünf Megillot – der fünf Festrollen, zu denen noch Hohelied, Prediger, Klagelieder und Ester gehören. Festrollen nennt man diese fünf Bücher, weil sie alljährlich an wichtigen jüdischen Fest gelesen werden. Das Buch Ruth beim Wochenfest (Pfingsten). Von daher ist es sehr passend, dass wir uns zu dieser Jahreszeit mit Ruth beschäftigen. Das Hohelied wird am Passahfest und das Predigerbuch am Laubhüttenfest gelesen. Die Klagelieder von Jeremia werden am Gedenktag für die beiden Tempelzerstörungen von 587 v. Chronik durch die Babylonier und 70 n. Chronik durch die Römer verlesen. Die Klagelieder beginnt mit dem Aufschrei: „Ach, wie einsam ist die Stadt geworden, die früher voller Menschen war! Einst war sie bei allen Völkern geachtet, jetzt gleicht sie einer schutzlosen Witwe. Sie, die Herrin über viele Länder, muss nun als Sklavin Frondienst leisten.“ Klagelieder 1, 1. Und das Buch Ester wird am Purimfest gelesen. Die Juden freuen sich an diesem Fest über das Wunder, dass das Volk Israel unter persischer Herrschaft nicht vernichtet werden konnte. Wir werden uns jeden Sonntag eines der vier Kapitel im Buch Ruth genauer anschauen. Für das erste Kapitel habe ich diese Überschrift gewählt: Gott hat mir Schweres angetan!

Der Super-Gau des Lebens

Die Erzählung berichtet uns gleich zu Beginn, die tragische Ausgangslage der Geschichte. Es ist wie bei einem Krimi, bei dem zuerst jemand ermordet wird und danach fragt man sich, wer wohl der Täter sein könnte. So ähnlich ist das hier. Zuerst erlebt eine Frau den Super-Gau ihres Lebens und wir fragen uns, wie sich das Leben dieser Frau gestalten wird. Wie wird sie ihr zerstörtes Leben meistern und wird Gott ihr Schicksal wenden? Wird sie Gott treu bleiben oder wird sie ihn anklagen? „Es war die Zeit, als das Volk Israel noch von Richtern geführt wurde.“ Ruth 1, 1. In jener Zeit lebte Noomi. Richterzeit nennen wir diesen Zeitabschnitt in der Geschichte Israels, der mit der Landname und Besiedelung des Landes Kanaan unter der Leitung von Josua begann, ca. 325 Jahre dauerte und mit dem ersten König Israels, dem König Saul, endete (1375 – 1051 v. Chronik ). Die Richterzeit war eine düstere und turbulente Zeit, denn das Volk Israel wandte sich immer wieder von Gott ab. „Die Leute von Israel taten, was dem HERRN missfällt: Sie verliessen den Gott ihrer Vorfahren, der sie aus Ägypten herausgeführt hatte, und liefen fremden Göttern nach. Sie fingen an, die Götter ihrer Nachbarvölker anzubeten, und beleidigten damit den HERRN.“ Richter 2, 11. Solches Verhalten blieb nicht ohne Folgen. „Gott liess immer wieder räuberische Beduinen über sie herfallen, die sie ausplünderten. Er gab sie auch den feindlichen Nachbarvölkern preis, sodass sie ihnen nicht mehr standhalten konnten.“ Richter 2, 14. Als das Elend den Israeliten unerträglich wurde, erinnerten sie sich wieder an ihren Gott und sie schrien zu ihm, er soll helfen. Tatsächlich hörte Gott immer wieder auf ihr Schreien! Er berief Richter, wie z.B. Gideon, die das Volk führten und von den unterdrückenden Völkern befreiten. Doch kaum ging es den Israeliten besser, verliessen sie ihren Gott, der ihnen geholfen hatte, und sie begannen erneut mit der Verehrung fremder Götter. Die Folgen waren Niedergang und Unterdrückung. In Zeiten des Niedergangs waren auch landesweite Hungersnöte nicht selten. So flohen viele Juden in die Nachbarländer, um dort zu überleben. „Weil im Land eine Hungersnot herrschte, verliess ein Mann aus Betlehem im Gebiet von Juda seine Heimatstadt und suchte mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen Zuflucht im Land Moab.“ Ruth 1, 1. Diese Familie wird uns gleich namentlich vorgestellt: „Der Mann hiess Elimelech, die Frau Noomi; die Söhne waren Machlon und Kiljon. Die Familie gehörte zur Sippe Efrat, die in Betlehem in Juda lebte.“ Ruth 1, 2. Betlehem war ihre Heimatstadt und wer die Bibel kennt, wird ahnen, dass diese Geschichte etwas mit Jesus zutun haben könnte, denn die Herkunftsfamilie von Jesus war auch von Betlehem. Wir werden das im vierten Teil dieser Reihe genau anschauen. Dieser Familie gelang es dem Hungertod zu entkommen, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen. „Während sie im Land Moab waren, starb Elimelech und Noomi blieb mit ihren beiden Söhnen allein zurück.“ Ruth 1, 3. Das muss ein schwerer Schlag für die Familie gewesen sein. Doch Noomi hatte noch zwei Söhne, die sich um ihren Lebensunterhalt kümmern konnten und diese Söhne heirateten moabitische Frauen: Orpa und Ruth hiessen sie. Das übriggebliebene Glück wurde nach wenigen Jahren total zerstört. „Zehn Jahre später starben auch Machlon und Kiljon.“ Ruth 1, 4. Das war nun der absoute Tiefschlag im Leben von Noomi. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Ihr Mann und ihre beiden Söhne gestorben und da beide Söhne kinderlos waren, hatte sie auch keine Enkel. „Noomi war nun ganz allein, ohne Mann und ohne Kinder.“ Ruth 1, 5. Sie hatte keine Nachkommen mehr und lebte als Ausländerin in Moab! In der damaligen Gesellschaft war das die totale Katastrophe. Noomi erlitt den grösst möglichen Schicksalsschlag: den Super-Gau des Lebens. Wenn wundert es, wenn diese Frau enttäuscht ist und verbittert wird? Wird sie diese Schicksalsschläge verkraften, ohne sich von Gott abzuwenden, den sie für ihr Schicksal verantwortlich macht?

Eine unzumutbare Zukunft

Noomi hörte, dass Gott dem Volk Israel geholfen hatte und die Hungersnot zu Ende sei. Selbst wenn ihre beiden Schwiegertöchter bei ihr geblieben wären, wollte sie in ihre Heimat nach Betlehem zurück. Die beiden Schwiegertöchter begleiteten sie. Unterwegs wurde Noomi immer klarer, dass es für ihre Schwiegertöchter nicht zumutbar ist, mit ihr in Betlehem zu leben. Sie forderte die beiden auf: „Kehrt wieder um! Geht zurück, jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR vergelte euch alles Gute, das ihr an den Verstorbenen und an mir getan habt.“ Ruth 1, 8. In Israel werden sie als moabitische Frauen keinen Mann finden und somit auch keine Kinder bekommen. Noomi wünschte ihnen: „Gott gebe euch wieder einen Mann und lasse euch ein neues Zuhause finden.“ Ruth 1, 9. So küsste sie ihre Schwiegertöchter und verabschiedete sich. „Doch sie weinten.“ Ruth 1, 9. Und sie sagten, dass sie sich von ihr nicht trennen wollten. Aber Noomi insistierte. Es schien ihr einfach unzumutbar. Unbeeindruckt von ihren Tränen forderte sie sie erneut auf: „Kehrt doch um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne zu erwarten, die eure Männer werden könnten?“ Ruth 1, 11. Hätte nämlich Noomi noch andere Söhne gehabt, so hätten diese die Frauen ihrer verstorbenen Brüder heiraten müssen und so für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Sie hätten auch dafür sorgen müssen, dass das Erbe ihres Bruders erhalten bleibt. Aber Noomi hatte keine Söhne mehr, die sich ihrer Schwiegertöchter annehmen könnten. Nochmals forderte sie die beiden auf umzukehren und erklärte ihnen, wie aussichtslos die Situation für sie wäre: „Geht, meine Töchter, kehrt um! Ich bin zu alt, um noch einmal zu heiraten. Und selbst wenn es möglich wäre und ich es noch heute tun würde und dann Söhne zur Welt brächte – wolltet ihr etwa warten, bis sie gross geworden sind? Wolltet ihr so lange allein bleiben und auf einen Mann warten? Nein, meine Töchter! Ich kann euch nicht zumuten, dass ihr das bittere Schicksal teilt, das der HERR mir bereitet hat.“ Ruth 1, 12–13. Die beiden Schwiegertöchter waren erschüttert. „Ruth und Orpa weinten noch mehr.“ Ruth 1, 14. Sie waren hin- und hergerissen. Offensichtlich hatten sie ein sehr gutes Verhältnis zu Noomi und der Gedanke, sie allein ihrem Schicksal zu überlassen, schmerzte sie. Aber Noomi hatte recht. Nüchtern betrachtet war es nicht zumutbar, dass sie sich jede Möglichkeit verbauten eine Familie zu gründen. Schweren Herzens verabschiedete sich Orpa. „Orpa küsste ihre Schwiegermutter und nahm Abschied.“ Ruth 1, 14. Noomi wollte verhindern, dass ihre Schwiegertöchter ihr schweres Schicksal mit ihr teilen müssen. Sie sollen ihr eigenes Leben leben und gestalten können.

Ein verblüffender Entschluss

Orpa befolgte also den Rat Noomis und das können wir gut verstehen. Vermutlich hätten wir uns auch so entschieden. Doch Ruth weigerte sich. Sie wollte an der Seite ihrer Schwiegermutter bleiben. Noomi war total dagegen. Nochmals drang sie auf Ruth ein, sie soll endlich nach Moab zurückkehren. „Du siehst, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem Gott zurückgegangen. Mach es wie sie, geh ihr nach!“ Ruth 1, 15. Es nützte alles nichts. Ruth war entschlossen bei ihrer Schwiegermutter zu bleiben. Sie wollte nicht zu ihrem Volk und auch nicht zu ihrem Gott zurückkehren. Sie beschwor Noomi: „Dränge mich nicht, dich zu verlassen. Ich kehre nicht um, ich lasse dich nicht allein.“ Ruth 1, 16. Basta! Jeder weiter Versuch mich zurückzuschicken ist sinnlos, ich werde nicht gehen. Ich werde bei dir bleiben. Du kannst mit deiner Schwarzmalerei aufhören, sie beeindruckt mich nicht. Mein Entschluss steht fest: „Wohin du gehst, dorthin gehe ich auch; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.“ Ruth 1, 16. Das ist ein verblüffender Entschluss einer Moabiterin! Damit sagte sie klar und deutlich, dass sie nicht nur äusserlich ihr Land und ihr Volk verlassen hatte, sondern dass sie sich nun zum Volk Israel zugehörig versteht. Heute würde man sagen, dass sie sich voll und ganz in das Volk Israel integrierte. Zudem hatte sie auch den Gott der Moabiter verlassen, den Glauben, mit dem sie gross geworden war und sie wandte sich dem Gott Israels zu: „Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.“ Ruth 1, 16. Es ging Ruth also nicht nur darum, ihre Schwiegermutter zu begleiten. Sie wollte zum Gott der Israeliten gehören. Das ist ein klassisches Beispiel einer Bekehrung im Alten Testament. Ruth kann bis heute als Vorbild einer richtigen, ernstgemeinten und tiefgreifenden Umkehr angesehen werden. Sie änderte ihre Überzeugungen, ihren Glauben und ihre Traditionen mit denen sie aufwuchs, total. Das ist genau das, was bei einer Bekehrung geschieht. So sagte Petrus den Menschen, die fragten, wie sie auf die Verkündigung des Evangeliums reagieren sollten: „Ändert eure Gesinnung!“ Apostelgeschichte 2, 38. Und Paulus schreibt über die Gesinnungsänderung der Thessalonicher folgendes: „Die Leute erzählen, wie ihr euch von den Götzen abgewandt und dem lebendigen und wahren Gott zugewandt habt, um ihm zu dienen.“ 1. Thessalonicher 1, 9. Wer sich entschliesst, Jesus nachzufolgen, der trifft, wenn er es wirklich ernst meint, immer eine radikale Entscheindung. Man kann eben nicht nur ein bisschen Christ werden. Man kann vielleicht ein bisschen christlich werden, aber nicht Christ. Entweder vertrauen wir Jesus oder wir lassen es. Jesus sagte das einmal so: „Keiner kann von euch mein Jünger sein, wenn er sich nicht von allem trennt, was er hat.“ Lukas 14, 33. Wir können nicht ein bisschen Jesus nachfolgen und nebenbei noch einige Heilige verehren. Von den Christen in Ephesus wird uns berichtet, wie konsequent sie Jesus nachfolgen wollten. Sie trennten sich von allem, was ihnen bis dahin wichtig und wertvoll war. „Zahlreiche Christen, die Zauberei getrieben hatten, brachten ihre Zauberbücher und verbrannten sie öffentlich. Als man den Wert der Bücher zusammenrechnete, kam man auf eine Summe von 50‘000 Silberdrachmen.“ Apostelgeschichte 19, 19. Sie hätten diese wertvollen Bücher verkaufen können. Doch sie wollten damit nichts mehr zu tun haben und sie wollten auch nicht die Zauberei fördern, sondern nun soll Jesus im Zentrum ihres Lebens stehen.

Hast du schon einmal einen solchen radikalen Schnitt in deinem Leben gemacht? Hast du dich einmal wirklich konsequent dazu entschlossen Jesus nachzufolgen und alles andere, auf das du bis anhin vertrautest, loszulassen? Oder müsstest du noch einiges ausmisten und verbrennen, so wie die Christen in Ephesus es getan hatten? Die Entscheidung von Ruth war konsequent und sie liess keine Hintertüre offen, durch die sie von ihrem Entschluss hätte abrücken können. Ihr Entschluss war definitiv: „Wo du stirbst, da will auch ich sterben; dort will ich begraben werden. Der Zorn des HERRN soll mich treffen, wenn ich nicht Wort halte: Nur der Tod kann mich von dir trennen!“ Ruth 1, 17. Was den Entschluss von Ruth noch erstaunlicher macht ist die Tatsache, dass sie dadurch keinen sichtbaren Gewinn hatte. Bei Noomi hatte sie die Fürsorge Gottes nicht erkennen können. Noomi war über die Führungen Gottes enttäuscht. Ruth konnte nicht erwarten, dass sie durch die Hinwendung zum Gott Israel in Zukunft erfolgreicher sein würde. Ruth vertraute ihr Leben nicht dem Gott Israels an, weil sie hoffte, er würde dann ihr Schicksal und das Schicksal ihrer Schwiegermutter wenden. Ruth vertraute ihr Leben dem Gott Israels an, weil sie erkannte, dass der Gott Israels der lebendige und wahre Gott ist. Der Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat. Wenn nicht ihm, wem sollte sie sonst vertrauen? Wenn nicht ihn anbeten und verehren, wenn könnte sie sonst verehren? Das ist wahrer und tiefer Glaube! Wer Jesus nachfolgen will, weil er hofft, dass er in diesem Leben dadurch mehr Erfolg haben wird, der hat nicht begriffen, wer der lebendige Gott ist und um was es im Glauben geht. Nun, Noomi war klar geworden, dass Ruth um keinen Preis von ihr weichen wird und so beendete sie ihre Versuche, sie zur Rückkehr zu bewegen.

Ein bitteres Schicksal

Sie reisten nach Betlehem und dort angekommen, wurde ihre Ankunft zum Stadtgespräch. Als Noomi und Ruth in Betlehem ankamen, sprach es sich sofort in der ganzen Stadt herum und die Frauen riefen: „Ist das nicht Noomi?“ Ruth 1, 19. Noomi war immer noch zutiefst enttäuscht und verbittert über ihr Schicksal. Sie erwartete nichts Gutes mehr vom Leben und selbst die Tatsache, dass Ruth bei ihr bleiben wollte, konnte sie in ihrer depressiven Stimmung nicht umstimmen. Sie antwortete den Frauen: „Nennt mich nicht mehr Noomi.“ Ruth 1, 20. Noomi bedeutet «die Liebliche». „Nennt mich Mara.“ Ruth 1, 20. Mara bedeutet «die Bittere». „Gott, der Gewaltige, hat mir ein sehr bitteres Schicksal bereitet.“ Ruth 1, 20. Und damit die Frauen verstehen, was sie so zermürbt hat, erzählt sie, was ihr zugestossen war: „Mit meinem Mann und mit zwei Söhnen bin ich von hier weggezogen; arm und ohne Beschützer lässt der HERR mich heimkehren. Warum nennt ihr mich noch Noomi? Der HERR, der Gewaltige, hat sich gegen mich gewandt und mich ins Elend gestürzt.“ Ruth 1, 21. Noomi war eine enttäuschte und gebrochene Frau. Kein Lichtblick, der ihr noch Hoffnung geben konnte. Wir können das nur zu gut verstehen.

Schlussgedanke Noomi fühlte sich von Gott schlecht behandelt. Er hatte ihr Schweres angetan. Doch obwohl sie das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnte, hatte ihr Gott durch ihre Schwiegertochter Ruth eine Frau zur Seite gestellt, die ihr Schicksal noch zum Guten wenden wird. Bei Ruth sehen wir, wie echter und tiefer Glaube aussieht. Ein Glaube, der nicht die Erfolge in dieser Welt sucht, sondern sich einfach an den lebendigen Gott klammert. Das möchte ich zum Schluss mit einem schweren Schicksalsschlag eines jüdischen Mannes, der mit seiner Frau und seinem Kind der spanischen Inquisition entflohen war, zeigen. Auf der Flucht trieb er im stürmischen Meer mit seinem kleinen Boot auf eine steinige Insel zu. Durch einen Blitzschlag starb seine Frau und der Sturm schleuderte sein Kind ins Meer, wo es ertrank. Allein, elend, nackt und geschlagen geht der Jude seinen Weg weiter und spricht zu Gott: „Gott Israels, ich bin hierher geflohen, um dir ungestört dienen zu können, um deine Gebote zu erfüllen und deinen Namen zu heiligen; du aber hast alles getan, damit ich nicht an dich glaube. Solltest du meinen, es wird dir gelingen, mich von meinem Weg abzubringen, so sage ich dir, mein Gott und Gott meiner Väter: Es wird dir nicht gelingen. Du kannst mich schlagen, mir das Beste und Teuerste nehmen, das ich auf der Welt habe. Du kannst mich zu Tode peinigen - ich werde immer an dich glauben. Ich werde dich immer lieben - dir selber zum Trotz!” (Zvi Kolitz) Oder wir können es mit Asaph sagen: „Auch wenn ich Leib und Leben verliere, du, Gott, hältst mich; du bleibst mir für immer!“ Psalm 73, 26. Oder wie Jakob im Kampf mit Gott schrie: „Ich lasse dich nicht los, bevor du mich segnest!“ 1.Mose 32,27