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Weltlichkeit oder Gottseligkeit

Römer 8,1-11

Einleitung

Heute nicht Vers für Vers, sondern mehr sinngemäße Auslegung. Ich möchte sprechen über unser Verhältnis zur Welt.

Kap. 8 beginnt mit der gewaltigen Aussage: „So gibt es nun keine Verdammnis....in Christus sind.“ In Christus = herausgenommen aus dieser Welt. Jesus Christus lehrte: Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Wir können uns vergleichen mit den Israeliten, die aus Ägypten errettet worden waren. In Ägypten waren sie Sklaven des brutalen Pharao. Sie führten ein Sklavenleben. Aber Gott errettete sie durch große Machttaten. Er schenkte ihnen das Blut des Passalammes und später die Teilung des Roten Meeres. Als die Israeliten auf der anderen Seite standen, waren sie keine Sklaven mehr. Sie waren frei. Und doch - wenn wir die Mose-Bücher aufmerksam lesen, werden wir etwas feststellen: > sie waren zwar aus Ägypten heraus, aber Ägypten war nicht aus ihren Herzen heraus!

Genauso war es zuvor schon Lots Frau ergangen. Sie mußte förmlich aus dem untergehenden Sodom hinausgezerrt werden. Und dann war sie draußen - aber Sodom war nicht aus ihrem Herzen draußen; sie schaute zurück und starb auf der Stelle.

Ihr Lieben, das sollte uns zu denken geben. Errettung wird überall in der Bibel als die Flucht aus dieser gerichtsreifen Welt beschrieben. Diese Welt ist böse. Diese Welt wird vom Teufel regiert. Diese Welt wird vergehen. Darum müssen wir aus ihr entfliehen. Darum bedeutet Errettung „entfliehen aus dem Verderben dieser Welt“.

Johannes schreibt in seinem ersten Brief, daß wir diese Welt nicht lieben sollen. Die Menschen in dieser Welt sollen wir lieben, aber das System dieser Welt sollen wir nicht lieben. Denn die Welt besteht aus Lust des Fleisches, Lust der Augen und aus Hochmut des Lebens (1. Johannes 2, 16). In dieser Welt ist die Gesinnung des Fleisches, wie Paulus sie hier in Römer 8 nennt. Mit einem Wort ausgedrückt: in dieser Welt ist Weltlichkeit. Wenn Menschen so denken, wie man in dieser Welt eben gerade denkt; wenn Menschen so leben, wie man eben gerade lebt; wenn Menschen nach allen Dingen streben, die eben gerade „in“ sind, dann ist das Weltlichkeit.

Vielleicht denkst Du jetzt: „Na und, was ist so böse an dieser Welt? Warum ist Weltlichkeit so schlimm?“ Nun, diese Welt ist auch schön. Das will ich nicht verneinen. Gott hat uns einen Sinn für Schönheit gegeben. Wir dürfen diese Welt genießen. Eine schöne Wanderung oder ein strahlender Sternenhimmel oder das Tauchen an einem Korallenriff oder ein gutes Essen kann etwas Herrliches sein - wenn wir diese Dinge in der Gemeinschaft mit Gott genießen! Aber die Bibel berichtet uns auch, daß der Feind Gottes die Welt eroberte. Seither wird er der „Fürst dieser Welt“ genannt. Wie hat er das gemacht?

Er nahm die Gaben Gottes und bot sie den Menschen an. Er flüsterte den Menschen ein: wenn du Leben genießen willst, dann kannst du es am besten ohne Gott und ohne sein Wort! Und, liebe Geschwister, das ist Weltlichkeit: der Genuß der guten Gaben Gottes unabhängig von seiner Person und von seinem Wort! Der Teufel nahm die Gaben Gottes und damit verführte er die Welt. Ich hörte einmal, wie in Indien Getreide von einem Schiff verladen wurde. Ein Mann beobachtete, wie sich ein paar Arbeiter an den Getreidesäcken zu schaffen machten. Das ging den ganzen Tag lang. Am Abend ging der Mann hin und sah, wie diese Hafenarbeiter die Aufschrift auf den Säcken überpinselt hatten. Vorher stand da: „Freundschaftliches Geschenk der USA“. Jetzt war zu lesen: Geschenk der UdSSR! Seht Ihr, das ist genau das, was der Teufel tut. Er nimmt die guten Gaben Gottes, dann verleumdet er Gott, und er verspricht ein erfülltes Leben durch die Gaben Gottes - aber getrennt von dem Geber, d.h. in der Finsternis, außerhalb der Gemeinschaft mit Gott.

Macht er’s nicht mit uns nach dem selben Strickmuster? Alles, was wir tun, ohne dabei Gott zu danken, ist Finsternis.

  • Kannst Du Gott dafür danken, wenn Du Dich mit Süßigkeiten vollstopfst, bis Dir fast schlecht wird?
  • Kannst Du Gott dafür danken, wenn Du Dir das fünfte Glas Bier oder Wein einschenkst?
  • Kannst Du Gott dafür danken, wenn Du die von Gott geschenkte Gabe der Sexualität auf falschem Wege befriedigst?
  • Kannst Du Gott dafür danken, wenn Du das Materielle, das Gott Dir anvertraut hat, mit vollen Händen für irgendeinen Luxus hinauswirfst, aber jeder 20-Mark-Schein für Gottes Sache fällt Dir ungeheuer schwer?
  • Kannst Du Gott danken für die Software auf Deinem Computer, die Du von anderen kopiert und damit geklaut hast?
  • Und kannst Du Gott dafür danken, wenn Du Deine geistigen und geistlichen Gaben lieber für weltliche Ehre und Selbstverwirklichung einsetzt als für den Herrn der Herrlichkeit?

Liebe Geschwister, das ist Weltlichkeit! Ich mußte neulich mal denken: wie selbstverständlich bringen wir für unsere Firma Opfer. Wenn es sein muß, stehen wir um 5 Uhr auf. Wenn es sein muß, arbeiten wir Nachtschicht oder Wochenende oder gehen gar eine ganze Woche auf Dienstreise, und, und, und. Aber wie schwer fällt es uns, wenn es gilt für den Herrn, der soviel für uns getan hat, konkret in seiner Gemeinde ein kleines Opfer zu bringen! Ich frage mich, ob da bei uns im Westen die Prioritäten stimmen? Johannes schreibt: Liebt nicht die Welt - liebt den Vater! Weltlichkeit ist eine Herzenssache!

Wißt Ihr, ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der mir auf Schritt und Tritt vermittelt wurde: Weltlichkeit, Gesinnung des Fleisches, das ist Tanzen, Rauchen, Biertrinken, ins Lokal gehen, bestimmte Kleidung tragen und sich schminken. Ich glaube, bei manchen von uns war es ebenso. Aber Weltlichkeit ist eine Herzenssache! Sie begann, als Adam und Eva die guten Gaben Gottes ohne den Geber genießen wollten. Wenn wir heute etwas tun, wo wir Gott bewußt oder unbewußt ausklammern, wo er nicht dabei sein darf, dann ist das Weltlichkeit. Das kann die Dinge betreffen, die ich eben aufgezählt habe; das können aber auch ganz andere Dinge sein. Geht es uns nicht ähnlich wie dem Volk Israel damals? Viele von uns sind aus der Welt draußen, aber die Welt ist nicht unbedingt aus unseren Herzen draußen. Seien wir ehrlich, in jedem von uns ist noch ein Stück Weltlichkeit. Vielleicht bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger. Auch ich bin nicht gefeit davor. Laßt uns einander helfen, ihr zu entfliehen! Wie können wir nun die Weltlichkeit in unseren Herzen bekämpfen? Man kann das sicherlich auf verschiedene Weise tun. Du kannst z.B. Regeln aufstellen. Aber Regeln sind sehr problematisch. Denn Leute brechen Regeln oder Regeln brechen Leute!

Es gibt einen anderen Weg. Stell mir Jesus Christus vor Augen! Das wird mir wirklich helfen. Aber ich fürchte, viele christliche Leiter werden eher den ersten Weg gehen und Regeln gegen Weltlichkeit aufstellen. Ich weiß von einer konservativen Gemeinde in Amerika mit sehr, sehr lieben Geschwistern, deren Leitung leider bis heute diesen Weg beschreitet. Um zu dieser Gemeinde zu gehören, muß man nicht weniger als 12 Regeln unterschreiben. Ich nenne mal ein paar davon: kein Fernsehen, kein Kino, eine gewisse Haartracht, immer Kopfbedeckung für die Frau, keine Hose, kein Schmuck, immer lange Röcke, keine Krawatte für die Männer, usw.

Wißt Ihr, was da passieren kann? Da kann es sein, daß aufrichtige Christen mit dem Anliegen der Bekämpfung der Weltlichkeit auf diese Weise junge Leute oder Neubekehrte zurück in die Welt treiben! Ist das nicht erschütternd?! Letztes Jahr war ich hier in Deutschland in einer Gemeinde, die es ähnlich hält. Wißt Ihr, was ich den versammelten Ältesten ins Gesicht gesagt habe? Wenn ihr nicht das Joch leichter macht, dann werdet ihr einen großen Teil eurer prachtvollen jungen Leute verlieren - und vielleicht nicht nur die! Paulus schreibt in Vers 3: „Denn das dem Gesetz Unmögliche....das tat Gott...!“ Das Gesetz konnte uns nicht vor Gott gerecht machen, und das Gesetz kann uns auch nicht vor Weltlichkeit bewahren! Oh bitte, laßt uns Weltlichkeit nicht mit Regeln bekämpfen! Bitte stell mir den Herrn Jesus vor und zeig mir, warum ich anders leben soll! So geht auch der Apostel Paulus vor. Er hat den Christen in Rom einige Kapitel lang geschrieben, was Gott getan hat. Und er zeigt ihnen und uns, was wir in Christus haben. Und erst jetzt in Röm. 8 spricht er die Gesinnung des Fleisches an, die Weltlichkeit, bevor er in Kap. 12 ganz konkret wird und schreibt: „...seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes...“ Wörtl.: nehmt nicht das gleiche Schema an wie diese Welt!

Paulus zeigt zuerst, was Gott in Christus für uns getan hat, und dann sagt er, was wir tun sollen. In den Versen 12-14 spricht er davon, daß wir im Geist Sieg haben können über das Fleisch, und daß wir uns durch den Geist Gottes führen lassen sollen. Darauf kommen wir - wenn Gott will - in einer späteren Predigt.

„Denn das dem Gesetz Unmögliche...das tat Gott...!“ Was hat Gott getan, um unser Problem zu lösen? Er hätte damals die Welt zerstören können. Er hätte den Teufel in seine Schwefelsuppe schmeißen können, und er hätte ein neues Universum schaffen können. Aber überleg mal mit! Dann hätte der Teufel in seinem letzten Atemzug sagen können: „Aha, Gott, ich hatte doch mehr Anziehungskraft als du. Ich habe deinen Plan kaputt gemacht.“ Da ging es um Gottes Ehre! Gottes Antwort war eine andere. „Denn das dem Gesetz Unmögliche...das tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Römer 8, 3). Das spricht vom Kreuz!

Gottes Mittel, um Menschen aus dem Griff dieser Welt zu entreißen, ist, uns die Herrlichkeit des Gekreuzigten vor Augen zu stellen! Da steht auf der einen Seite der Fürst dieser Welt mit den Gaben Gottes in seiner Hand. Und er lockt und zieht in die Finsternis hinein. Dort auf der anderen Seite steht ein Kreuz. Ein Galgen. Ein Tötungsinstrument. Und da ist einer angenagelt. Er trägt eine Dornenkrone. Seine Lippen sind aufgeplatzt. Speichel läuft in seinen Bart. Seine Wunden bluten. - Welch eine Attraktion hat dieser? Aber ich frage Dich heute morgen: was hat Dich mehr angezogen, mehr bereit gemacht, nach dem Willen Gottes zu leben, als dieser, der für Dich an ein Kreuz geheftet wurde? Das ist Gottes Mittel gegen Weltlichkeit, verstehst Du? Schau, da war ein Abraham, Bürger einer Weltstadt. Wir wissen heute, daß die Kinder in Ur Logarithmen gelernt haben. Sie hatten eine der größten Bibliotheken der Welt. Sie hatten eine Art Zentralheizung und fließendes Wasser in ihren Häusern. Ur in Chaldäa war eine Weltstadt. Und Abraham verließ diese Stadt, angezogen von dem Gott der Herrlichkeit, der ihm erschienen war. So beschreibt es Stephanus in seiner Rede (Apostelgeschichte 7, 2). Und Gott sagte: Geh aus deiner Familie und Sippe - ich habe ein besseres Land für dich! Was anders hätte Abraham bewegen können, ...? Die Herrlichkeit seiner Heimat, die Herrlichkeit der hochstehenden Kultur und Zivilisation seines Landes verblaßte im Licht der Herrlichkeit des lebendigen Gottes, den er erlebt hatte. Darum war er bereit, den Rest seines Lebens in einem Zelt zu leben und auf die zukünftige Stadt zu warten. Abraham entfloh der Welt durch die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes. Ich denke an Mose..... Er war am ägyptischen Königshof groß geworden und in allen Wissenschaften der Ägypter unterwiesen. Er hatte eine glänzende Karriere vor sich.

Was um alles in der Welt hätte ihn bewegen können, das aufzugeben? Der Hebräerbrief gibt die Antwort: „...und er zog es vor, lieber mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuß der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens...“ (Hebräer 11, 25-26). Mose glaubte und er hielt sich an Gott als sähe er den Unsichtbaren. Zuletzt noch ein neutestamentliches Beispiel.

Ich denke an Paulus....  Philipper 1, 21:Gottseligkeit

„Selig ist es, den Herrn zu erfreuen.“ (Hudson Taylor)