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Mose

Jugendgottesdienst, Teil 54/180
11.05.19802. Mose 2,11-15
SERIE - Teil 54 / 180Jugendgottesdienst

Mose – Vom Findelkind zum ägyptischen Prinzen

Liebe Freunde,

Mose heißt also das Findelkind, von dem ich euch das letzte Mal erzählt habe. Er wurde vor etwa 4 Jahren vom ägyptischen König geboren und war vom Tode bedroht. Doch seine Tochter, die Pharaonentochter, nahm ihn als Adoptivkind auf. Am Hofe des Pharao erhielt er eine hervorragende Erziehung.

Mose bekam mit, wie ein Staatswesen regiert wird, und er verspürte den Wunsch, daran mitzuwirken. Er sah sagenhafte Perspektiven für seine eigene Zukunft: eine Karriere als hohes Tier, vielleicht sogar ein Ministerposten. Das war ohne Weiteres möglich, vorausgesetzt, er machte keine Schwierigkeiten und hielt sich an die Spielregeln der Herrschenden.

Denn Mose, ihr erinnert euch, war von Geburt ein Israelit, also ein Mitglied des Volkes, das von den Ägyptern versklavt wurde. Während das Volk Israel in den ägyptischen Zwangslagern hungerte, lebte Mose als ägyptischer Prinz in Saus und Braus. Er verspeiste täglich das feinste Futter, ruhte sich auf weichen Divans aus und badete morgens in Milch und abends in Sekt.

Zwischen ihm und dem Volk Israel, diesen armen Menschen, die sich in der Ziegelei zu Tode schuften mussten und nichts Anständiges zu essen hatten, lagen Welten. Er lebte auf der Seite der Herrschenden, und es wäre töricht gewesen, sich mit dem unterdrückten Volk zu solidarisieren. Wenn er zu seinem Volk zurückkehrte, hätte er nur Nachteile gehabt: Sklaverei, ein niedriger Lebensstandard, ein menschenunwürdiges Leben und Zwangsarbeit.

Mose sagte sich: Lieber reich und frei als arm und versklavt. Außerdem, wem würde es nützen, wenn er seinen guten Posten aufgäbe und sich auf die Seite des Volkes stellte? Im Gegenteil, diese Gedanken kennen wir gut: Er könnte seinem Volk auf seinem hohen Posten mehr nützen, vielleicht könnte er dessen Schicksal mildern, wenn er seine Beziehungen am Hofe ausnutzte.

Ein Egoist, der sich für eine egoistische Lebensweise entscheidet, für ein bequemeres Schicksal, wird nie zugeben, dass er sich bewusst für Egoismus entschieden hat. Stattdessen wird er immer ehrenwerte Gründe vorschieben. Gründe, warum jemand, der einen hohen Lebensstandard unbedingt halten will, bei einer ungerechten Sache mitmacht, gibt es immer.

Doch wer eine verlogene Politik mitmacht, muss sich selbst belügen. So wie Mose, der sich sagte: Ich kann den Leuten da unten viel besser helfen, wenn ich meine Beziehungen da oben ausnutze. Ich muss also nicht nur meinen Posten behalten, sondern nach einem noch höheren, einflussreicheren Posten streben. So geht das Streben nach dem höheren Posten weiter. Auch Mose war so ein Streber.

Er scheute das harte Schicksal der Sklaverei und blieb bei den weichen Polstern am Torrenhof. Aber auch dort waren seine Tage gezählt, denn auch für ihn kam eines Tages die entscheidende Frage: Was willst du? Willst du Karriere machen oder mit Gott leben?

Mit Gott zu leben ist schön, aber nicht einfach. Du hast es einfacher, wenn du mit der breiten Masse mitschwimmst. Dann brauchst du dir keine Gedanken zu machen, wo es langgeht. Es gibt ja genug andere, die für dich denken und dich lenken. Wie es in dem Lied heißt: Es ist sehr bequem, den breiten Weg zu gehen.

Aber wenn du aus der breiten Masse heraustrittst, trittst du ins Fettnäpfchen. Wenn du dich auf die Seite Gottes stellst, wirst du zum Außenseiter und bekommst Schwierigkeiten. Es kann dir zum Beispiel passieren, dass du deine Karriere, von der du träumst, bereits mit der zehnten Klasse beendest.

Es gibt viele hier in der Kirche, die das in ihrem eigenen Leben erlebt haben, die das riskiert haben, sich zu Jesus zu bekennen, und deswegen im Leben nicht vorangekommen sind. Du kannst es ohne Jesus im Leben sehr weit bringen. Aber ohne Jesus wirst du es niemals bis zum ewigen Leben schaffen.

Das ewige Leben ist das, was dir Gott verspricht, wenn du an ihn glaubst. Jesus sagt: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben. Verstehst du? Ewiges Leben ist nicht etwas, das erst beginnt, wenn du tot bist. Jesus sagt, du hast es jetzt schon.

Natürlich bedeutet ewiges Leben auch, dass du mit Christus ewig leben kannst, über den Tod hinaus. Es bedeutet aber auch, dass dein Leben jetzt eine völlig neue Qualität bekommt. Zum Beispiel erhältst du in deinem Leben Frieden, Frieden mit dir selbst, und du bekommst ein gutes Gewissen.

Und das ist die große Frage: Willst du wegen ein paar Jahrzehnten eines höheren Lebensstandards auf dein gutes Gewissen und deinen Seelenfrieden verzichten? Wegen ein paar hundert Euro mehr im Monat auf die Ewigkeit mit Gott verzichten?

Die Ewigkeit steht ja auf alle Fälle vor dir. Du wirst sie entweder mit Gott verbringen – das ist der Himmel – oder ohne Gott, und das ist die Hölle. Aber du wirst die Ewigkeit genauso verbringen, wie du dein Leben jetzt führst.

Wo du die Ewigkeit verbringst, erfährst du beim Jüngsten Gericht. Dort wird das Urteil gefällt, basierend auf dem Leben, das du jetzt führst. Es entscheidet sich also heute, wie du dann leben wirst und was dann sein wird.

Im Gericht wirst du nicht gefragt, wie viel Geld du verdient hast, wie weit du es im Leben gebracht hast, was die Leute über dich gedacht haben oder was in deiner Akte stand. Diese Fragen sind dann völlig uninteressant.

Im Gericht geht es nur um eine einzige Frage: Hast du auf der Seite von Jesus gestanden? Bist du mit ihm durch dick und dünn gegangen? War Jesus der Maßstab für dein Leben, für deine Moral, für dein Verhältnis zu Mitmenschen, zum Geld und so weiter?

Wer nicht auf Jesus steht, der steht falsch. Ich möchte dich davor bewahren, dass du auf der falschen Seite stehst. Deshalb bitte ich dich, dein Leben Jesus zu geben. Orientiere dich nicht an vergänglichen Dingen, die sowieso kaputtgehen, sondern an ihm. Sieh auf die Belohnung, die er für dich bereithält, wenn du zu ihm hältst.

So hat es Mose gemacht. Sein Schicksal wird im Hebräerbrief im Neuen Testament beschrieben:

 Hebräer 11,24-26: Mose glaubte an Gott. Deshalb weigerte er sich, als er groß war, den Namen eines Sohnes der ägyptischen Königstochter zu tragen. Er zog es vor, mit dem Volk Gottes zu leiden, anstatt für kurze Zeit gut zu leben und dabei Schuld auf sich zu laden. Er war sicher, dass alle Schätze Ägyptens nicht so viel wert waren wie die Verachtung, die einer für Christus auf sich nimmt. Er sah hin auf die Belohnung.

Mose entschied sich also, als er groß war, für das Volk Gottes. Es steht extra da: „als er groß war“. Bis zu einem gewissen Lebensalter kann man bestimmte Entscheidungen einfach noch nicht treffen. Bis zu einem gewissen Alter ist es normal, dass man das nachplappert, was einem die Erwachsenen erzählen.

Aber spätestens ab 14 oder 15 gehen einem die Augen auf. Man merkt, dass in dieser Welt nicht alles rund läuft. Man fängt an, sich eigene Gedanken zu machen, selbst zu bestimmen, welche Bücher man liest und welche Informationen man in seinen Kopf lässt. Man prüft kritisch, ob das, was einem die Erwachsenen gesagt haben, wirklich stimmt.

Dem guten Mose hatten sie Jahr für Jahr eingetrichtert: Die Juden sind dumm, weil sie an Gott glauben; die Juden muss man hassen; die Juden sind Untermenschen. Weil er seine Nase nie aus dem Königspalast herausstecken konnte und nur diese einseitigen Informationen besaß, glaubte er das alles bis zu dem Tag, an dem er selbst mit eigenen Augen die Wirklichkeit überprüfte.

Er macht einen Spaziergang ins Freie, verlässt die Abgeschlossenheit seines goldenen Käfigs und geht auf die Straße, um zu sehen, was Fakt ist. Das ist das, was ich dir auch empfehlen möchte: Prüfe mit deinen eigenen Augen, ob das, was du hörst und liest, wirklich stimmt.

Er kommt an einer Großbaustelle vorbei. Dort müssen die Israeliten die ägyptischen Pyramiden bauen. Er sieht nun das Elend seines Volkes.

 2. Mose 2,11: Zu der Zeit, als Mose groß geworden war, ging er hinaus zu seinen Brüdern und sah ihren Frohdienst.

Mose geht hinaus und sieht. Diese beiden Dinge sind wichtig: Dass sein Volk von den Ägyptern unterdrückt wurde, hatte er schon immer gewusst. Aber das war ein rein theoretisches Wissen. Wie das praktisch aussieht, wenn ein Aufseher einen Juden schlägt, hatte er noch nie gesehen.

Jetzt sieht er es.

Vers 11: Er sieht, dass ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlägt. In diesem Augenblick wird Mose zum Freiheitskämpfer.

Mit diesem Sehen beginnen alle Freiheits- und Befreiungskämpfe der Menschheit. Karl Marx, der Intellektuelle, der in einer ganz anderen Welt lebte, sah das Elend des Proletariats. Martin Luther King, der junge Gelehrte aus den Nordstaaten, sah das Elend der Schwarzen im Süden der USA. David Wilkerson, ein Kleinstadtpfarrer, sah das Elend der drogenabhängigen Jugend von New York.

Das waren alles Menschen, die etwas sahen und handelten. Wir sehen auch vieles, aber wir übersehen es. Wir sitzen auf unseren vier Buchstaben in unseren vier Wänden und begnügen uns mit Feierabend, Filzpantöffeln, Flaschenbier und Fernsehen.

Im Fernsehen sehen wir täglich die Leiden und Probleme der ganzen Welt vor unseren Augen. Wir glotzen, aber wir sehen nicht. Wir sehen keine Möglichkeit, was wir tun oder wie wir handeln könnten. Wir fühlen uns machtlos.

Mose sieht, was gespielt wird. Ihm gehen die Augen auf, und er stellt sich spontan auf die Seite seines Volkes. Dass er Partei für sein Volk ergreift, ist gut. Aber wie er es macht, ist total falsch.

Vers 12: Da schaute er sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand.

Mose wird zum Meuchelmörder.

Am nächsten Tag treibt er sich wieder auf der Baustelle herum. Diesmal beobachtet er, wie zwei Hebräer sich streiten. Als sie anfangen zu kämpfen, mischt er sich ein und sagt zu dem, der im Unrecht war: Warum schlägst du deinen Nächsten?

Da sagt dieser Mann zu ihm: Wer hat dich denn zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt? Willst du mich vielleicht auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast?

Da packt Mose die Angst. Er erkennt, dass er erkannt worden ist. Es gibt einen Augenzeugen für den Mord von gestern. Auch der Pharao bekommt Wind von der Sache.

Mose bleibt nichts anderes übrig als die Flucht. Der Totschlag an dem Ägypter hat sein Leben schlagartig verändert.

Der verwöhnte Prinz, dem abends die Diener die gewärmten Pantoffeln ans Bett brachten und Wein in goldenen Bechern servierten, wird ein Flüchtling. Die schöne Karriere ist vorbei. Am Ende sitzt er als Häufchen Elend in der Wüste an einem Brunnen und trinkt Wasser aus dem gleichen Eimer wie das Vieh.

Dabei hatte die Geschichte so gut begonnen: als Kind die wunderbare Errettung, als junger Mann der Platz an der Sonne, er kommt in die Nähe des Hebels der Weltgeschichte – und plötzlich landet er als Flüchtling in der Wüste.

Es gibt junge Leute, die machen einen verheißungsvollen Anfang. Ich habe schon viele erlebt, auch in diesem Gottesdienst, junge Menschen, von denen man sagt: Das wird mal einer, zu dem andere aufschauen können. Oder: Die wird mal eine richtige christliche Mutter, das wird mal ein guter Mitarbeiter.

Und plötzlich, zack, da sacken sie ab.

Gerade bei solchen Menschen, die mal wirklich gut gestartet sind, tut es in der Seele weh, wenn man sieht, wie einer plötzlich wieder vergammelt und ins alte Leben zurückfällt.

Mose, dieser begabte junge Mann, vergammelt in der Wüste.

Die Frage ist: Wie konnte Gott so etwas zulassen?

Leute, Gott ist ein großer und heiliger Gott. Er meint es mit den Menschen sehr ernst und will auch ernst genommen werden. Wenn seine Auserwählten eigensinnig werden und eigene Wege gehen, dann lässt Gott sie laufen, und dann geht es rasend schnell bergab.

Gott hat Mose auserwählt, der Erretter Israels zu werden. Aber er sollte kein Gorillakrieger und kein Totschläger werden.

Natürlich hatte Mose die besten Absichten, als er diese Mordtat beging. Er hatte es gut gemeint, sein Motiv war von edelster Sorte: Er kämpfte für die Freiheit, bekämpfte die Unterdrückung und protestierte gegen die Ungerechtigkeit. Er half einem Menschen in Not.

Das ist alles gut und schön.

Er handelte in bester Absicht. Aber die beste Absicht nützt nichts, wenn kein Auftrag von Gott vorliegt.

Als Mose sich in den Streit der beiden Männer einmischt, fragt einer: Wer hat dich eigentlich zum Richter über uns gemacht?

Diese Frage enthüllt das ganze Problem. Es geht um den Angelpunkt der Geschichte: Wer bist du eigentlich, in wessen Auftrag redest du?

Mose muss auf diese Frage schweigen. Er kann nicht sagen: Ich handle im Auftrag Gottes. Im Namen Gottes habe ich diesen Mann ermordet und die Leiche im Sand verscharrt. Hinter mir steht Gottes Autorität.

Das wäre gelogen.

Wenn Mose ehrlich wäre, müsste er sagen: Ich habe keinen Auftrag. Hinter mir steht niemand. Das war meine eigene Idee, den Freiheitskampf mit Mord einzuleiten. Ich bin ein eigenmächtiger und unbeherrschter Mensch.

Das will er nicht sagen. Den Satz „Ich bin ein Mörder von Gottes Gnaden“ kann er nicht sagen, denn das ist Unsinn. Es gibt keine Mörder von Gottes Gnaden.

Wer einen Mord begeht und Menschen umbringt, hat Gott nicht hinter sich.

Mose kann die Frage, wer ihn beauftragt hat, nicht beantworten. Er muss schweigen.

Das ist peinlich, wenn ein erwachsener Mann dasteht wie ein dummer Schuljunge. Wenn das, was als große Heldentat gedacht war, sich als eine große Dummheit herausstellt.

Das ist peinlich, wenn ein erwachsener Mensch keine plausiblen Gründe für sein Handeln angeben kann.

Das ist peinlich, wenn ein Kind Gottes sich nicht auf Gott berufen kann.

Ich möchte dich fragen: Kannst du dich mit deiner Lebensweise eigentlich auf Gott berufen? Zum Beispiel: Auf welche Bibelstelle berufst du dich, wenn du mit jemand anderem schläfst? Oder wenn du deine Zeit totschlägst, dein Leben vergammelst, Filme ansiehst, die Gewalt verherrlichen oder Unzucht verharmlosen?

Wie vereinbarst du das mit Gottes Willen? Dass du Dinge sagst, tust, schreibst oder unterschreibst, die du mit deinem Gewissen nicht vereinbaren kannst?

Auf welchen Auftrag Gottes berufst du dich eigentlich, wenn du dich volllaufen lässt mit Alkohol? Hält jemand ein Taxi an und sagt: Haben Sie noch Platz für einen Kasten Bier und ein paar Bockwürste? Sagt der Chauffeur: Ja, und dann geht alles auf den Rücksitz?

Wenn du mit deiner Lebensweise dich selbst und andere Menschen anekelst, dann ist das der Beweis, dass du dein Leben nicht nach dem Willen Gottes führst.

Wenn dich jemand fragt nach deiner Handlungsweise, musst du doch geraden Blickes sagen können: Ich lebe so und so, weil es Gott von mir verlangt, weil es Gottes Wille ist.

Wenn du dich auf Gott berufen kannst, kann die ganze Welt Kopf stehen, und alle können dich für verrückt erklären. Du bist auf jeden Fall richtig.

Wenn du dich nicht auf Gott berufen kannst, dann kannst du dir leid tun. Denn wenn dein Leben nicht mit Gottes Willen übereinstimmt, dann läuft es schief – wie bei Mose.

Mose hatte keinen Auftrag von Gott, jemanden umzubringen. Er hatte keinen Auftrag, eine Theologie der Revolution zu entwickeln oder Gewalt anzuwenden.

Es mag Fälle geben, in denen Gewalt die letzte, wirklich die allerletzte Möglichkeit ist, nachdem alle anderen gewaltlosen Mittel ausprobiert wurden. Aber für uns Christen kann Gewalt niemals der Normalfall sein, sondern immer nur der Ausnahmefall.

Deshalb sind wir Christen auch gegen den Wehrdienstunterricht, weil dort militärische Gewalt als natürliches und erstes Mittel sozusagen selbstverständlich gelehrt wird.

Wir sind dagegen für eine Erziehung zum gewaltfreien Lösen von Konflikten.

Wir wissen selbst gut genug, wie wir uns zu wehren haben. Aber wie wir uns miteinander vertragen, wie wir Frieden halten und uns versöhnen, das müssen wir lernen.

Für die Zukunft und den Frieden wird es entscheidend sein, ob die Jugend dieser Welt auf Gewalt oder auf Versöhnung programmiert wird.

Mose hatte keinen Auftrag, Gewalt anzuwenden oder sich zum Terroristen zu entwickeln. Er handelte eigenmächtig, und das war sein Fehler.

Mit einem so fehlerhaften Werkzeug kann Gott nicht arbeiten. Für Gottes Pläne war Mose zunächst unbrauchbar, und Gott legte ihn beiseite.

Mose musste lernen zu warten.

Der Mann konnte nicht warten. Das war sein Fehler. Er dachte, er müsste Gott ein bisschen unter die Arme greifen.

Aber das hat Gott nicht nötig. Auch den Zeitpunkt, wann etwas geschehen soll, lässt Gott nicht von einem Menschen bestimmen.

Mose war der Ansicht: Die Zeit ist reif, es muss etwas geschehen, und zwar sofort. Das Volk hat lange genug gelitten. Wir können keine Stunde länger warten mit der Befreiung. Es ist Zeit zum Lossschlagen.

So dachte Mose.

Aber Gott denkt in der Frage der Zeit offenbar ganz anders als wir Menschen.

Wir denken zum Beispiel heute: Wenn ein alter Mensch auf dem Sterbebett leidet, warum warten, bis Gott ihn sterben lässt? Gebt ihm eine Spritze, damit er endlich stirbt.

Das Motiv ist gewiss edel: Der Leidende soll von seinen Schmerzen befreit werden. Das Töten geschieht in bester Absicht, aber ohne Gottes Auftrag und ohne Rücksicht auf seinen Zeitplan.

Denn wie gesagt: Gott denkt in der Frage der Zeit anders als wir.

Wo wir denken, jetzt muss Gott eingreifen und unbedingt handeln, und ungeduldig auf eine sofortige Entscheidung Gottes pochen, nimmt sich Gott manchmal noch viel Zeit.

Und manchmal ist es genau umgekehrt: Wo wir denken, wir haben noch massenhaft Zeit, da ist Gottes Uhr vielleicht schon abgelaufen. Wo Gott von uns zum Beispiel eine sofortige Bekehrung verlangt.

Da tun wir so, als ob wir noch viel Zeit hätten.

Vielleicht hat Gott heute zu dir gesprochen, vielleicht vorhin, als ich gesagt habe, wie Mose gelebt hat, dass er sein Leben selbst bestimmt und gehandelt hat.

Vielleicht hast du gemerkt, dass du auch so ein unbeherrschter Mensch bist, der ohne Gottes Auftrag irgendetwas inszeniert. Und du hast erkannt, dass es so nicht weitergehen kann, weil es in deinem Leben schiefläuft.

Vielleicht hast du heute gemerkt, dass Gott dich haben will, dass Gott dir sagt: Heute ist der Tag deiner Bekehrung – jetzt oder nie.

Und du sitzt da unten und behauptest, noch viel Zeit zu haben.

Woher weißt du das eigentlich?

Ich weiß, wie viele hier in der Kirche sitzen, die eine Entscheidung immer wieder vor sich herschieben und nicht bekehrt sind.

Es ist möglich, dass Gott dir noch öfter die Chance gibt, ihm dein Leben zu schenken.

Aber es ist genauso gut möglich, dass heute deine letzte Chance ist.

Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur: Es gibt ein Zu-Spät.

Ob du morgen, übermorgen oder irgendwann noch einmal Gelegenheit hast, Gott dein Leben zu geben, darüber kann ich keine sicheren Aussagen machen.

Aber eins weiß ich mit absoluter Sicherheit, das kann ich dir im Namen von Jesus klipp und klar heute versichern:

Heute, jetzt, ist es für dich jedenfalls nicht zu spät.

Jetzt hörst du die Botschaft.

Jetzt bekommst du die Einladung von Gott: Komm und gib mir dein Leben.

Er lässt dir durch mich jetzt sagen: Lass dich versöhnen mit Gott.

Ich bin froh, dass ich mir so etwas nicht selbst ausdenken muss, sondern mich auf das Wort berufen kann, das Gott selbst gesagt hat.

Es ist die Willenserklärung Gottes in der Bibel. Wir haben es vorhin ja sogar zusammen gesungen: Gott will, dass alle Menschen – alle, auch du – gerettet werden.

Ich habe den klaren Auftrag von Gott, dir das so zu sagen. Und ich denke, du solltest Gott heute eine klare Antwort geben.

Ewiges Leben als Alternative zum irdischen Erfolg

Du kannst es im Leben ohne Jesus sehr weit bringen. Aber ohne Jesus wirst du es niemals bis zum ewigen Leben schaffen. Das ewige Leben ist das, was dir Gott verspricht, wenn du an ihn glaubst. Jesus sagt: Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben.

Verstehst du, ewiges Leben beginnt nicht erst nach dem Tod. Jesus sagt, dass du es jetzt schon haben kannst. Natürlich bedeutet ewiges Leben auch, dass du mit Christus ewig leben kannst – über den Tod hinaus. Es bedeutet aber auch, dass dein Leben jetzt eine völlig neue Qualität erhält. Zum Beispiel bekommst du in deinem Leben Frieden – Frieden mit dir selbst – und ein gutes Gewissen.

Das ist die große Frage: Willst du wegen ein paar Jahrzehnten eines höheren Lebensstandards auf dein gutes Gewissen und deinen Seelenfrieden verzichten? Willst du wegen ein paar hundert Euro mehr im Monat auf die Ewigkeit mit Gott verzichten?

Die Ewigkeit steht auf jeden Fall vor dir. Du wirst sie entweder mit Gott verbringen – das ist der Himmel – oder ohne Gott, und das ist die Hölle. Aber du wirst die Ewigkeit genauso verbringen, wie du dein Leben jetzt führst. Wo du die Ewigkeit verbringst, erfährst du beim Jüngsten Gericht. Dort wird das Urteil gefällt – basierend auf dem Leben, das du jetzt führst.

Es entscheidet sich also heute, wie dein Leben dann aussehen wird. Im Gericht wirst du nicht gefragt, wie viel Geld du verdient hast, wie weit du es im Leben gebracht hast oder was die Leute über dich gedacht haben. Auch nicht, was in deiner Personalakte stand. Diese Fragen sind dann völlig uninteressant.

Im Gericht geht es nur um eine einzige Frage: Hast du auf der Seite von Jesus gestanden? Bist du mit ihm durch dick und dünn gegangen? War Jesus der Maßstab für dein Leben, deine Moral, dein Verhältnis zu Mitmenschen, zu Geld und so weiter?

Wer nicht auf Jesus steht, der steht falsch. Ich möchte dich davor bewahren, auf der falschen Seite zu stehen. Deshalb bitte ich dich, dein Leben Jesus zu geben. Orientiere dich nicht an vergänglichen Dingen, die sowieso kaputtgehen, sondern an ihm. Sieh auf die Belohnung, die er für dich bereithält, wenn du zu ihm hältst.

Mose als Vorbild des Glaubens und der Entscheidung

So hat Mose gehandelt. Sein Schicksal wird im Hebräerbrief im Neuen Testament beschrieben. Dort heißt es: „Mose glaubte an Gott. Deshalb weigerte er sich, als er erwachsen war, den Namen eines Sohnes der ägyptischen Königstochter zu tragen.“ Er zog es vor, mit dem Volk Gottes zu leiden, anstatt für kurze Zeit ein angenehmes Leben zu führen und dabei Schuld auf sich zu laden.

Er war überzeugt, dass alle Schätze Ägyptens nicht so viel wert waren wie die Verachtung, die jemand für Christus auf sich nimmt. Mose richtete seinen Blick auf die Belohnung. Er entschied sich also, als er erwachsen war, für das Volk Gottes. Im Text wird ausdrücklich betont: „als er erwachsen war.“

Bis zu einem gewissen Alter kann man bestimmte Entscheidungen einfach noch nicht treffen. In jungen Jahren ist es normal, dass man das nachplappert, was einem die Erwachsenen erzählen. Aber spätestens mit 14 oder 15 Jahren öffnen sich einem die Augen. Dann merkt man, dass in dieser Welt nicht alles in Ordnung ist. Man beginnt, sich eigene Gedanken zu machen und selbst zu bestimmen, welche Bücher man liest und welche Informationen man in seinen Kopf aufnimmt. Man prüft kritisch, ob das, was einem die Erwachsenen erzählt haben, wirklich stimmt.

Dem guten Mose hatten sie jahrzehntelang eingetrichtert, dass die Juden dumm seien, weil sie an Gott glauben, dass man die Juden hassen müsse und dass sie Untermenschen seien. Da er seine Nase nie aus dem Königspalast herausstecken konnte und nur diese einseitigen Informationen besaß, glaubte er all das brav – bis zu dem Tag, an dem er die Wirklichkeit mit eigenen Augen überprüfte.

Die Erkenntnis auf der Straße und der Wendepunkt

Er macht einen Spaziergang ins Freie. Das heißt, er verlässt die Abgeschlossenheit seines goldenen Käfigs und geht auf die Straße, um einmal zu sehen, was wirklich Fakt ist.

Das ist auch das, was ich dir empfehlen möchte: Prüfe mit deinen eigenen Augen nach, ob das, was du hörst und liest, tatsächlich stimmt.

Er geht auf die Straße, dorthin, wo das Leben sich abspielt. Dabei kommt er an einer Großbaustelle vorbei. Es ist eine der Großbaustellen, auf denen die Israeliten die ägyptischen Pyramiden bauen müssen. Dort sieht er nun das Elend seines Volkes.

Im Zweiten Buch Mose, Kapitel 2, Vers 11 heißt es: „Zu der Zeit, als Mose groß geworden war, ging er hinaus zu seinen Brüdern und sah ihren Frohdienst.“

Mose geht also hinaus und sieht. Diese beiden Dinge sind wichtig. Dass sein Volk von den Ägyptern unterdrückt wurde, das hatte er schon immer gewusst. Aber das war ein rein theoretisches Wissen. Wie das praktisch aussieht, wenn ein Aufseher einen Juden schlägt, das hatte er noch nie gesehen. Jetzt sieht er es.

In Vers 11 sieht er, dass ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlägt. In diesem Augenblick wird Mose zum Freiheitskämpfer. Mit diesem Sehen beginnen alle Freiheits- und Befreiungskämpfe der Menschheit.

Karl Marx, der Intellektuelle, der in einer ganz anderen Welt lebte, sah das Elend des Proletariats. Martin Luther King, der junge Gelehrte aus den Nordstaaten, sah das Elend der Schwarzen in den Südstaaten. David Wilkerson, ein Kleinstadtpfarrer, sah das Elend der drogenabhängigen Jugend von New York.

Das waren alles Menschen, die etwas sahen und daraufhin handelten.

Wir sehen auch vieles, aber wir übersehen es. Wir sitzen auf unseren vier Buchstaben in unseren vier Wänden und begnügen uns mit den vier F: Feierabend, Filzpantöffeln, Flaschenbier, Fernsehen.

Im Fernsehen sehen wir täglich die Leiden und Probleme der ganzen Welt vor unseren Augen. Wir glotzen, aber wir sehen nicht. Wir erkennen keine Möglichkeit, was wir tun könnten, wie wir handeln könnten. Wir fühlen uns machtlos.

Mose sieht, was gespielt wird. Es gehen ihm die Augen auf, und er stellt sich spontan auf die Seite seines Volkes. Dass er Partei für sein Volk ergreift, ist gut, aber wie er es macht, ist total falsch.

Der Fehler des eigenmächtigen Handelns

Vers zwölf: Da schaute er sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Mose wird zum Meuchelmörder.

Am nächsten Tag treibt er sich wieder auf der Baustelle herum. Diesmal beobachtet er, wie zwei Hebräer sich streiten. Als die beiden sich zu prügeln beginnen, mischt er sich ein und sagt zu dem, der im Unrecht war: „Warum schlägst du deinen Nächsten?“

Da antwortet dieser Mann zu ihm: „Wer hat dich denn zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt? Willst du mich vielleicht auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast?“

Nun packt Mose die Angst. Er erkennt, dass er entlarvt wurde. Es gibt einen Augenzeugen für den Mord von gestern. Auch der Pharao bekommt von der Sache Wind.

Mose bleibt nichts anderes übrig, als zu fliehen. Der Totschlag an dem Ägypter hat sein Leben schlagartig verändert. Der verwöhnte Prinz, dem abends die Diener die gewärmten Pantoffeln ans Bett brachten und Wein in goldenen Bechern servierten, wird zum Flüchtling.

Die schöne Karriere ist vorbei. Am Ende sitzt er als ein Häufchen Unglück in der Wüste an einem Brunnen. Er trinkt Wasser aus dem gleichen Eimer wie das Vieh.

Dabei hat die Geschichte so gut angefangen: Als Kind erlebte er die wunderbare Errettung, als junger Mann hatte er den Platz an der Sonne. Er kommt in die Nähe des Hebels der Weltgeschichte – und plötzlich landet er als Flüchtling in der Wüste.

Die Herausforderung des Scheiterns und Gottes Plan

Es gibt junge Leute, die machen einen verheißungsvollen Anfang. Ich habe schon viele erlebt, auch in diesem Gottesdienst hier, junge Menschen, von denen man sagt, das wird mal einer, zu dem andere aufschauen können. Oder man sagt, das wird mal eine richtige christliche Mutter, das wird mal ein guter Mitarbeiter. Und plötzlich, zack, da sacken sie ab.

Gerade bei solchen Menschen, die mal wirklich gut gestartet sind, tut einem das in der Seele weh, wenn man sieht, wie einer plötzlich wieder vergammelt und in das alte Leben zurückfällt. Mose, dieser begabte junge Mann, vergammelt in der Wüste. Die Frage ist: Wie konnte Gott so etwas zulassen?

Leute, Gott ist ein großer und heiliger Gott, und er meint es mit den Menschen sehr ernst. Er will auch ernst genommen werden. Wenn seine Auserwählten eigensinnig werden und eigene Wege gehen, dann lässt Gott sie laufen. Und dann geht es rasend schnell bergab.

Gott hat Mose auserwählt, damit er der Erretter Israels wird. Aber er sollte kein Gorillakrieger und kein Totschläger werden. Natürlich hatte Mose die besten Absichten, als er diese Mordtat begangen hat. Er hat es gut gemeint, sein Motiv war von der edelsten Sorte. Er hat für die Freiheit gekämpft, er hat die Unterdrückung bekämpft, er hat gegen die Ungerechtigkeit protestiert, er hat einem Menschen in Not geholfen.

Das ist alles gut, edel und schön. Er hat in der allerbesten Absicht gehandelt, aber die beste Absicht nützt doch nichts, wenn kein Auftrag von Gott vorliegt.

Als Mose sich in den Streit dieser beiden Männer einmischt, sagt der eine zu ihm: „Wer hat dich eigentlich zum Richter über uns gemacht?“ Diese Frage enthüllt das ganze Problem. Hier geht es um den Angelpunkt der ganzen Geschichte. Es geht um die Frage der Legitimation: Wer bist du eigentlich? In wessen Auftrag redest du?

Mose muss auf diese Frage schweigen. Er kann ja nicht sagen: „Ich handle im Auftrag Gottes. Im Namen Gottes habe ich diesen Mann ermordet, in seinem Namen habe ich die Leiche im Sand verscharrt, hinter mir steht Gottes Autorität.“ Das wäre gelogen gewesen.

Wenn Mose ehrlich wäre, müsste er sagen: „Ich habe keinen Auftrag. Hinter mir steht überhaupt niemand. Das war meine eigene Idee, den Freiheitskampf mit einem Mord einzuleiten. Ich bin ein eigenmächtiger und unbeherrschter Mensch.“ Das will er nicht sagen.

Den Satz „Ich bin ein Mörder von Gottes Gnaden“ kann er nicht sagen, denn dieser Satz ist Unsinn. Das ist ein Widerspruch in sich selbst. Es gibt keine Mörder von Gottes Gnaden. Wer einen Mord begeht und Menschen umbringt, der hat Gott nicht hinter sich.

Mose kann die Frage, wer ihn beauftragt hat, nicht beantworten. Er muss schweigen. Das ist peinlich, wenn ein erwachsener Mann dasteht wie ein dummer Schuljunge. Und wenn das, was als große Heldentat gedacht war, sich als eine große Dummheit herausstellt.

Das ist peinlich, wenn ein erwachsener Mensch keine plausiblen Gründe für sein Handeln angeben kann. Das ist peinlich, wenn ein Kind Gottes sich nicht auf Gott berufen kann.

Die Herausforderung der Lebensführung im Licht Gottes

Ich möchte dich fragen, ob du dich mit deiner Lebensweise eigentlich auf Gott berufen kannst. Zum Beispiel würde mich brennend interessieren, auf welche Bibelstelle du dich berufst, wenn du da bist und mit jemand anderem schläfst.

Oder wenn du deine Zeit totschlägst, dein Leben vergammelst, indem du dir Filme ansiehst, die Gewalt verherrlichen oder Unzucht verharmlosen. Wie vereinbarst du das mit Gottes Willen? Wie kannst du Dinge sagen, tun, schreiben oder unterschreiben, die du mit deinem Gewissen nicht vereinbaren kannst?

Auf welchen Auftrag Gottes berufst du dich eigentlich, wenn du dich volllaufen lässt mit Alkohol? Hält jemand ein Taxi an und sagt: „Haben Sie noch Platz für einen Kasten Bier und ein paar Bockwürste?“ Sagt der Chauffeur „Ja“ und alles landet auf dem Rücksitz?

Wenn du mit deiner Lebensweise dich selbst und andere Menschen ankotzt, dann ist das der Beweis dafür, dass du dein Leben nicht nach dem Willen Gottes führst. Wenn dich jemand nach deiner Handlungsweise fragt, dann musst du doch geraden Blickes sagen können: „Ich lebe so und so, weil es Gott so von mir verlangt, weil es Gottes Wille ist.“

Wenn du dich auf Gott berufen kannst, kann die ganze Welt Kopf stehen, da können dich alle für verrückt erklären. Du bist auf alle Fälle richtig. Wenn du dich nicht auf Gott berufen kannst, dann kannst du dir leid tun. Denn wenn dein Leben nicht mit Gottes Willen übereinstimmt, dann stimmt etwas nicht. Es läuft schief, wie bei Mose.

Gewalt und Gottes Auftrag

Mose hat keinen Auftrag von Gott, jemanden umzubringen. Er soll keine Theologie der Revolution entwickeln oder Gewalt anwenden. Es mag zwar Fälle geben, in denen Gewalt die letzte Möglichkeit des Handelns ist – wirklich die allerletzte –, nachdem alle anderen gewaltlosen Wege ausprobiert wurden. Für uns Christen kann Gewalt jedoch niemals der Normalfall sein, sondern immer nur der Ausnahmefall.

Deshalb sind wir Christen auch gegen den Wehrerziehungsunterricht. Dort wird militärische Gewalt als natürliches und erstes Mittel sozusagen selbstverständlich gelehrt. Demgegenüber setzen wir uns für eine Erziehung zum gewaltfreien Lösen von Konflikten ein. Wir wissen selbst gut genug, wie wir uns wehren können. Aber wie wir miteinander auskommen, wie wir Frieden bewahren und uns versöhnen, das müssen wir lernen.

Für die Zukunft und den Frieden wird es entscheidend sein, ob die Jugend dieser Welt auf Gewalt oder auf Versöhnung programmiert wird. Mose hatte keinen Auftrag, Gewalt anzuwenden oder sich zum Terroristen zu entwickeln. Er sollte keinen Menschen töten, sondern hat eigenmächtig gehandelt. Das war sein Fehler.

Mit einem so fehlerhaften Werkzeug kann Gott nicht arbeiten. Für Gottes Pläne war Mose zunächst unbrauchbar, und Gott legte ihn beiseite. Mose musste lernen zu warten. Doch er konnte nicht warten, das war sein Fehler. Er dachte, er müsste Gott ein wenig unter die Arme greifen. Das aber ist nicht nötig, und auch den Zeitpunkt, wann etwas geschehen soll, bestimmt Gott – nicht ein Mensch.

Gottes Zeitplan und die Geduld im Glauben

Mose war der Ansicht, die Zeit sei reif und es müsse sofort etwas geschehen. Das Volk habe lange genug gelitten. Er dachte: Wir können keine Stunde länger mit der Befreiung warten, es ist Zeit zum Lossschlagen.

Doch Gott denkt offenbar ganz anders über die Frage der Zeit als wir Menschen.

Wir denken zum Beispiel heute oft so: Wenn ein alter Mensch auf dem Sterbebett leidet, warum warten, bis Gott ihn sterben lässt? Man solle ihm eine Spritze geben, damit er endlich stirbt. Das Motiv ist gewiss edel, denn der Leidende soll von seinen Schmerzen befreit werden. Das Töten geschieht in bester Absicht, aber ohne Gottes Auftrag und ohne Rücksicht auf seinen Zeitplan.

Wie gesagt, Gott denkt in der Frage der Zeit anders als wir. Wenn wir denken, jetzt müsse Gott eingreifen und unbedingt handeln, wenn wir ungeduldig auf eine sofortige Entscheidung Gottes pochen, nimmt sich Gott manchmal noch viel Zeit.

Manchmal ist es genau umgekehrt: Wenn wir denken, wir hätten noch massenhaft Zeit, ist Gottes Uhr vielleicht schon abgelaufen. Zum Beispiel verlangt Gott von uns manchmal eine sofortige Bekehrung. Doch wir tun so, als hätten wir noch viel Zeit.

Die Dringlichkeit der Entscheidung für Gott

Vielleicht hat Gott heute zu dir gesprochen, vielleicht vorhin, als ich davon erzählt habe, wie Mose gelebt hat. Er bestimmte sein Leben selbst, entschied, wann er handelt. Vielleicht hast du dabei gemerkt, dass du selbst auch so ein unbeherrschter Mensch bist, der ohne Aufträge Gottes irgendetwas inszeniert.

Vielleicht hast du erkannt, dass es so nicht weitergehen kann, weil in deinem Leben vieles schiefläuft. Vielleicht hast du heute gespürt, dass Gott dich haben will. Dass Gott dir sagt: Heute ist der Tag deiner Bekehrung – jetzt oder nie. Und du sitzt da und behauptest, zu wissen, dass du noch viel Zeit hast. Aber woher weißt du das eigentlich?

Viele Menschen, die hier in der Kirche sitzen, haben eine Entscheidung bisher vor sich hergeschoben und sind noch nicht bekehrt. Es ist möglich, dass Gott dir noch öfter die Chance gibt, ihm dein Leben zu schenken. Aber genauso gut ist es möglich, dass heute deine letzte Chance ist. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es ein „zu spät“ gibt.

Ob du morgen, übermorgen oder irgendwann noch einmal die Gelegenheit hast, Gott dein Leben zu geben – darüber kann ich keine sicheren Aussagen machen. Aber eins weiß ich mit absoluter Sicherheit, das kann ich dir im Namen von Jesus heute klipp und klar versichern: Heute, jetzt, ist es für dich jedenfalls nicht zu spät. Jetzt hörst du die Botschaft, und jetzt bekommst du die Einladung von Gott. Er sagt: Komm und gib mir dein Leben.

Er lässt dir durch mich sagen: Lass dich versöhnen mit Gott. Ich bin froh, dass ich mir so etwas nicht selber ausdenken muss, sondern mich auf das Wort berufen kann, das Gott selbst gesagt hat. Es ist die Willenserklärung Gottes in der Bibel. Wir haben es vorhin sogar zusammen gesungen: Gott will, dass alle Menschen – alle, auch du – gerettet werden.

Ich habe den klaren Auftrag von Gott, dir das so zu sagen. Und ich denke, du solltest Gott heute eine klare Antwort geben.