Der Heilige Geist ist gebunden

Jürg Birnstiel
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Serie | 3 Teile

Was Jesus über den Heiligen Geist sagt

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Reihe: Was Jesus über den Heiligen Geist sagt (3/3)

Johannes-Evangelium 16,12-15

Einleitende Gedanken

Jesus gibt uns – in seinen Abschiedsreden an die Jünger – wichtige, interessante und grundlegende Tatschen über den Heiligen Geist weiter. In einem ersten Teil sahen wir, wie Jesus betont, dass der Heilige Geist zu uns, in unser Leben kommt, dass Gott sozusagen in einem jeden Menschen lebt, der Jesus liebt und ihn nachfolgt: „Der Heilige Geist kommt zu mir.“ Im zweiten Teil haben wir gesehen, wie Jesus seinen Jüngern erklärt, dass eine der zentralsten und wichtigsten Aufgaben des Heiligen Geistes, die Verkündigung des Evangeliums ist: „Der Heilige Geist missioniert.“ Und heute beschäftigen wir mit einem dritten ausserordentlich wichtigen Aspekt: „Der Heilige Geist ist gebunden.“ Vielleicht hat Sie die Formulierung des heutigen Themas etwas irritiert. Wir verbinden doch den Heiligen Geist mehr mit dem Begriff Freiheit, statt mit Gebundenheit. Jesus sagte doch selbst zu Nikodemus: „Der Wind weht, wo er will. Du hörst zwar sein Rauschen, aber woher er kommt und wohin er geht, weisst du nicht. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Johannes 3, 8) Da haben wir es, der Heilige Geist ist frei, er weht wo er will. Das ist richtig, wie könnte ich Jesus widersprechen. Doch Jesus meint hier die Freiheit des Heiligen Geistes gegenüber den Menschen. Es gibt nämlich keine Freiheit ohne Gebundenheit. Absolute Freiheit gibt es nicht. So bin ich z.B. mit meinem Auto frei, ich kann wann ich will und wohin ich will fahren. Doch bin ich von den Tankstellen abhänging – genauer vom Treibstoff. Paulus wendet dieses Prinzip, dass Freiheit auch immer eine Seite der Gebundenheit kennt auch den Glauben an Jesus an. Er erklärt den Christen in Rom: „Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr der Gerechtigkeit gegenüber frei.“ Römer 6, 20 (EÜ) Damals waren sie an die Sünde gebunden, deshalb waren sie der Gerechtigkeit, d.h. dem Massstab Gottes gegenüber frei. Gebunden an die Sünde, frei von einem Leben, das Gott gefällt. Wer zu Jesus kommt, bei dem ändert das radikal: „Jetzt, da ihr aus der Macht der Sünde befreit und zu Sklaven Gottes geworden seid, habt ihr einen Gewinn, der zu eurer Heiligung führt und das ewige Leben bringt.“ Römer 6, 22 (EÜ) Also, jetzt sind sie frei von der Sünde geworden, dafür haben sie sich in den Dienst Gottes gestellt. Das Resultat ist das ewige Leben, „Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.“ (Römer 6, 23) Jeder Mensch ist frei, die Frage ist nur, von was er frei ist und an was oder an wen er gebunden ist. Das Beste ist, wenn wir an Jesus gebunden sind, denn dann sind wir frei von der Macht der Sünde und der Weg in den Himmel steht uns offen. Es gibt also keine Freiheit ohne Abhängigkeit. Wie der Heilige Geist gebunden ist, das sagt Jesus in aller Deutlichkeit, denn der Heilige Geist ist kein autonomes Wesen, das willkürlich agiert. Lesen wir, was Jesus sagt: „Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr wärt jetzt überfordert.“ (Johannes 16, 12) „Doch wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden.“ (Johannes 16, 13) „Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.“ (Johannes 16, 14) „Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.“ (Johannes 16, 15)

Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 3,8; Römer 8,6-23; 2.Korinther 1,21-22

I. Er führt in die Wahrheit

Die Jünger sind – wie Jesus selber erwähnte (Johannes 16, 6) – traurig. Und wer traurig ist, der ist mit sich selbst so beschäftigt, dass er sich nicht auf neue Gedankengänge einlassen kann. So sagt Jesus: „Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr wärt jetzt überfordert.“ (Johannes 16, 12) Es wäre sinnlos, sie mit viel Informationen vollzustopfen. Es ist für die Jünger schon schwierig genug, zu verstehen, was Jesus ihnen bis jetzt erklärte. Vieles werden sie wieder vergessen, was aber nicht schlimm ist, denn Jesus sagte ihnen vorher schon: „Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14, 26) Der Heilige Geist, der in ihnen wohnen wird, der wird ihnen alles in Erinnerung rufen, was Jesus ihnen je gesagt hat. Das ist ja wirklich toll! Aber nicht nur das, jetzt verspricht Jesus ihnen sogar, dass der Heilige Geist noch viel mehr tun wird: „Wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen.“ (Johannes 16, 13) Sie werden sich nicht nur an das erinnern, was Jesus ihnen bereits sagte. Sie werden in besonderer Weise die Wahrheit erkennen - und „Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden.“ (Johannes 16, 13) Also, der Heilige Geist erinnert die Jünger an das, was Jesus ihnen gesagt und was sie mit ihm erlebt haben. Und er sagt Ihnen Dinge, die sie von Jesus noch gar nicht gehört haben. Darüber hinaus spricht der Heilige Geist über die Zukunft, über das, was noch geschehen wird. Was Jesus hier sagt, das gilt zunächst einmal für die Jünger. Für die Apostel, die diese Botschaft weitergegeben und selber aufgeschrieben oder jemand ihre Reden aufgeschrieben hat, wie z.B. Markus, man geht nämlich davon aus, dass er in seinem Evangelium die Reden von Petrus niedergeschrieben hat. Im Neuen Testament finden wir das, was Heilige Geist den Aposteln in Erinnerung gerufen hat, was er sie lehrte, was Jesus noch nicht sagte und das, was er ihnen über die Zukunft sagte. Deshalb schreibt Petrus: „Ihr habt das Evangelium gehört; es wurde euch von denen verkündet, die dafür mit dem Heiligen Geist ausgerüstet waren, den Gott vom Himmel gesandt hat.“ (1. Petrus 1, 12) Das ist der Grund, warum wir so viel wert auf die Bibel legen, weil wir Glauben, dass der Heilige Geist den Aposteln besondere Offenbarungen geschenkt hat, die wahr sind und auf die wir uns bis heute verlassen können. Das gilt auch für die Propheten des AT’s. Aber, da wäre noch die Frage, warum sind diese Offenbarungen wahr? Jesus sagt: „Wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen.“ (Johannes 16, 13) Warum wird der Heilige Geist zum vollen Verständnis der Wahrheit führen? Weil er der Geist der Wahrheit ist? Ja – klar! Aber warum ist er der Geist der Wahrheit? „Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört.“ (Johannes 16, 13) Aha, der Heilige Geist wirkt also nicht autonom, sondern ist abhängig. Er ist ein Vermittler. Er sagt nichts aus sicher heraus. Und von wem hört er das, was er weitersagt? Jesus sagt: „Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.“ (Johannes 16, 14) Was der Heilige Geist sagt kommt von Jesus, deshalb ist er der Geist der Wahrheit und deshalb kann er zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Jesus sagt selbst von sich: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben.“ (Johannes 14, 6) Deshalb ist der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, weil er an Jesus gebunden ist, der die Wahrheit in Person ist. Und wenn der Heilige Geist das sagt, was von Jesus kommt, dann hören wir im Grunde Jesus sprechen. Deshalb schreibt Paulus: „In Christus sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen.“ (Kolosser 2, 3) Einen grossen Teil dieser Schätze entdecken wir tatsächlich, wenn wir in der Bibel lesen. Doch wir verstehen das, was wir in der Bibel lesen in ihrer besonderer Tiefe erst, wenn der Heilige Geist in uns wohnt. Johannes schreibt: „Euch aber hat der, der heilig ist, Jesus Christus, seinen Geist gegeben, und durch diese Salbung habt ihr alle die nötige Erkenntnis.“ (1.Johannes 2,20)

Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 4, 23; Johannes 14, 6.26; 1. Korinther 2, 10-15; 1. Korinther 12, 8; 2. Korinther 3, 3; Epheser 3, 5; Epheser 6, 17; Kolosser 2, 3; 1. Timotheus 4, 1; 1. Petrus 1, 12; 1.Petrus 4,14; 2.Petrus 1,21; 1.Johannes 2,20.27; 1.Johannes 4,6

II. Er stellt Jesus ins Zentrum

Der Heilige Geist stellt Jesus ins Zentrum. Oswald Sanders sagt in seinem Buch „Der Heilige Geist der Verheissung“: „Der Dienst des Geistes ist christozentrisch. Genauso wie es die Aufgabe eines Teleskops ist, nicht sich selbst, sondern die Herrlichkeiten, die es sichtbar macht, zu enthüllen, so ist der artverwandte Dienst des Heiligen Geistes, hinter die Szenerie zurückzutreten und Christus denen zu enthüllen, die mit ihm durch den Glauben verbunden sind.” Jesus ist das Hauptthema des Heiligen Geistes. Jesus sagt: „Er wird meine Herrlichkeit offenbaren.“ (Johannes 16, 14) Anders gesagt: Der Heilige Geist wird Jesus gross machen. Er wird Jesus ins Zentrum stellen und sagen, was er für uns getan hat. Das kommt ja schon zum Ausdruck, bei dem, was wir letzten Sonntag angeschaut haben. „Er wird den Menschen die Augen öffnen für die Sünde, für die Gerechtigkeit und für das Gericht.“ (Johannes 16, 8) Bei diesen drei Punkten geht es immer um Jesus, sein Opfer am Kreuz und seine Auferstehung und Himmelfahrt. Nur so, also in Bezug auf Jesus, kann man von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht sprechen. Es versteht sich wie von selbst, dass der Heilige Geist nie Anbetung für sich fordern wird, sondern vielmehr unterstützt er uns im Gebet, wie Paulus schreibt. „Der Geist Gottes tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein; er bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten.“ (Römer 8, 26) Aber nun noch kurz zur Fragen, warum ich diese Predigt mit „Der Heilige Geist ist gebunden“ überschrieben habe. Es ist ja bereits angeklungen. Der Heilige Geist ist an Christus gebunden und zwar voll und ganz. Er stellt nicht nur Christus ins Zentrum. Er sagt schliesslich auch nur das, was er von Jesus hört. Dreimal hintereinander betont das Jesus, so blieb mir im Grunde keine andere Wahl für die Überschrift dieser Predigt. Zuerst sagt Jesus: „Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört.“ (Johannes 16, 13) Im nächsten Vers sagt Jesus, von wem er das hört, was er sagen wird: „Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.“ (Johannes 16, 14) Er ist also das Sprachrohr von Jesus! Und dann um jedes Missverständnis zu beseitigen und nochmals zu betonen wie die wahren Verhältnisse sind, sagt Jesus: „Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.“ (Johannes 16, 15) Der Heilige Geist stellt Jesus ins Zentrum, indem er in 100%iger Abhängigkeit von Jesus spricht und handelt. Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 14, 24; Johannes 15, 26; Römer 15, 13; Epheser 3, 14-21 (unbedingt in der NGÜ nachlesen!); 1.Petrus 4, 14; 1.Johannes 5,6

Schlussgedanke

Wir haben gesehen, der Heilige Geist ist gebunden. Er ist zu 100% an Jesus gebunden. Wie ich eingangs erklärte, sind auch wir gebunden. Wir sind ebenfalls an Jesus gebunden, aber diese Bindung führt uns in eine echte Freiheit. Jesus sagt selbst: „Nur wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei.“ (Johannes 8, 36) Wenn wir uns an Jesus binden, dann erleben wir echte Freiheit. Eine Freiheit, die auch darin besteht, dass Jesus selbst in uns lebt. Paulus schreibt: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3, 17) Geniessen wir diese Freiheit und geben wir dem Heiligen Geist Raum in unserem Leben, damit das, was Jesus gefällt und was von ihm kommt in unserem Leben zur Entfaltung kommt. Nehmen wir die Ermutigung des Paulus zu Herzen: „Lasst in eurem Eifer nicht nach, sondern lasst das Feuer des Heiligen Geistes in euch immer stärker werden. Dient dem Herrn.“ (Römer 12,11)

Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 8,36; Römer 12,11; 2.Korinther 3,17; 2.Korinther 5,5; 1.Thesslonicher 5,19