I. Gott wirkt dort, wo jeder hingehen kann
- ANWENDUNG
II. Gott handelt dort, wo man es nicht erwartet
- ANWENDUNG
Einleitung
- Heute beschäftigen wir uns mit der Aussage im Alten Testament, aufgrund der, die jüdischen Priester und Schriftgelehrten wussten, wo der König der Juden, Jesus, zur Welt kommen wird.
- Sie fanden diesen Hinweis beim Propheten Micha. Er wirkte in der Zeit von ca. 740-710 v.Chr.. Regierungszeit Jotham, Ahas und Hiskia Folie (Könige und Propheten in Israel)
- Er war ein Zeitgenosse des Jesaja, der auch in Jerusalem weissagte und des Hosea, der mehr für das Nordreich predigte.
- Er gehörte zu den Propheten, die die Verschleppung der zehn Stämme Israels (722) durch das assyrischen Reich miterlebten.
- Die Menschen, die Micha anspricht, sahen mit eigenen Augen, wie Gott über ihrem Brudervolk Gericht übte. Das führte offensichtlich nicht zur Veränderung der Menschen, denn Micha beklagt die Verderbtheit der Priester, Propheten und der Führungsschicht, und kündigt an, dass über Jerusalem ebenso, wie über das Nordreich, ein Gericht hereinbrechen wird. Zion wird euretwegen zum Acker, den man umpflügt, Jerusalem wird zu einem Trümmerhaufen, der Tempelberg zur überwucherten Höhe. (Micha 3, 12)
- Erfreulicherweise wird diese düstere Sicht der Zukunft nicht das Ende sein. Sein Blick geht weiter über dieses Elend hinaus und er berichtet von einer zukünftigen Hoffnung und Rettung, von einem kommenden Friedensreich. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. (Micha 4, 3)
Und schliesslich berichtet er uns wo dieses Friedensreich beginnt, nämlich in Bethlehem: Folie Aber du, Betlehem-Efrata, so klein unter den Orten Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen. (Micha 5, 1)
Gott wirkt dort, wo jeder hingehen kann
- An einem kleinen unbedeutenden Ort beginnt dieses Friedensreich: in Bethlehem. Einer kleinen unbedeutenden Stadt in Juda.
- Bethlehem war zwar der Geburts- und Bürgerort des Königs Davids, aber es war eher in Vergessenheit geraten.
- Es liegt ca. 9 Km von Jerusalem, der Hauptstadt Judas entfernt. Ein unbedeutender Flecken. David selbst mass seinem Geburtsort keine besondere Bedeutung zu. Wenn man von der Stadt Davids sprach, dann meinte man nicht Bethlehem, sondern Jerusalem. Denn nachdem David Jerusalem eroberte, gab er ihr den Namen: Stadt Davids: Darauf machte David die Festung zu seiner Residenz und gab ihr den Namen »Davidsstadt«. Er baute sie ringsherum aus, vom Millo stadteinwärts. (2. Samuel 5, 9)
- Die Könige wurden in der Regel in der Stadt Davids, in Jerusalem geboren. In der Königsstadt, wo man dies auch erwartete.
- Nun soll der, welcher über Israel herrschen sollte in diesem unbedeutenden Bethlehem geboren werden.
- Eigentlich warteten die Juden sehnlichst auf einen König, der sie von der schrecklichen Herrschaft des Herodes und der römischen Oberherrschaft befreite.
- Der König wird nun tatsächlich geboren, aber nicht im Machtzentrum in Jerusalem, nicht in einem feinen und gediegenen Umfeld. Er wird im unbedeutenden Bethlehem geboren und selbst in Bethlehem fand er kaum Platz.
1 Anwendung
- Bethlehem steht für Gottes Art und Weise, wie er in dieser Welt wirkt. Der Geburtsort seines Sohnes war ein deutlicher Hinweis, wie sich das Leben von Jesus entwickeln wird. Was sein Ziel sein wird.
- Hätte Gott seinen Sohn in Jerusalem im Palast zur Welt kommen lassen, was in unseren Augen angemessen gewesen wäre, hätten ihn nur ausgewählte Menschen besuchen können. Jesus wäre von den Menschen ferngehalten worden. Die Hirten hätten keine Chance gehabt Jesus in der Wiege zu bewundern.
- Oder können Sie sich vorstellen, wenn sich im englischen Königshaus Nachwuchs einstellt, Sie dort einen Besuch machen könnten?
- Jesus kam eben nicht in die Welt für eine besonders auserlesene Schicht von Menschen. Er kam für alle Menschen. Jeder soll zu ihm kommen können.
- Gott wirkt dort, wo jeder hingehen kann. Er wirkt dort, wo ausgestossene der Gesellschaft leben. Das zeichnete das ganze Leben von Jesus aus. Als sich die Pharisäer darüber entrüsteten mit welchen Leuten Jesus verkehrte, sagte er ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Matthäus 9, 12. 20. Man brauchte nicht Rang und Namen, um mit Jesus in Kontakt zu kommen. Bethlehem ist die unmissverständliche Einladung Gottes an jeden Menschen. Egal wer Du bist, Du bist bei Jesus willkommen. Es gibt kein Hindernis, keinen Numerus Clausus.
- Jesus sagte sogar einmal zu den Leuten, die sich für sehr wichtig hielten: Die Zolleinnehmer und die Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Matthäus 21, 32. 22. Warum wohl kommen Zöllner und Huren eher ins Reich Gottes als die religiösen Führer und Theologen jener Zeit? Waren Zöllner und Huren die besseren Menschen?
- Nein – im Gegenteil – sie führten ein moralisch verwerfliches Leben. Aber sie fanden es nicht unter ihrer Würde, sich vor Jesus zu beugen und ihre Schuld zu bekennen.
- Drastisch machte es der Waisenvater Zeller einmal den Kindern bei einer Weihnachtsfeier deutlich, worum es geht. Auf die eine Seite stellte er ein feines Fräulein mit einem gelben Köfferchen. Aus dem Köfferchen schauten viele schöne mit Gold- und Silberpapier eingewickelte und mit bunten Bändern verschnürte Päckchen heraus. Auf die andere Seite stellte er einen Bauernknecht mit einem alten Tragkorb auf dem Rücken. Darin sah man Pakete mit zerrissenem Papier und alten Kordeln verpackt. "Kinder", sagte er, "ihr seht jetzt vor euch das Fräulein mit seinem Köfferchen und den Paketen darin, den Knecht mit seinem Korb und seinen Paketen. Jedes von euch darf sich wählen, wo es sich etwas holen will." Da laufen natürlich fast alle Kinder zu dem Fräulein und holen sich die schön eingewickelten Päckchen. Nur eines ist unter den Kindern, das holt sich sein Paket aus dem Korb des Knechtes. Und dann geht es ans Auspacken. Das erste Kind wickelt sein Goldpapier auf. Aber was kommt zum Vorschein? Sand ist in der Schachtel, nichts als Sand. Die zweite silberbeklebte Schachtel wird geöffnet. Was ist das? Eine Wurst! Aber eine Wurst aus Holz. Die dritte enthält einen schön rot bemalten Apfel aus Pappdeckel, innen hohl. Dann wird das andere Paket aufgemacht, das mit dem alten Papier eingewickelt war und das sich das Kind aus dem alten Tragkorb geholt hatte: Ein paar neue Schuhe! Nie haben die Kinder und auch die Grossen, die dabei waren, vergessen, dass es nicht auf den Schein ankommt, sondern auf das Wesen, nicht auf die Schale, sondern auf den Kern, und dass in einem unscheinbaren Äußeren das Beste und Grösste verborgen sein kann - wie in dem armen Kind von Bethlehem der ewige Sohn Gottes mit all seinem Reichtum. Bsp. 91.
Gott verwehrt niemandem den Zugang, jeder kann dorthin gehen, wo er wirkt. Aber das sind meist keine Paläste, sondern armselige Orte, denen ein besonderer Reichtum zuteil wird, weil Gott sich darin offenbart. Paulus schrieb einmal den Korinthern: Folie Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen. (2. Korinther 8, 9)
Gott handelt dort, wo man es nicht erwartet
- Micha schrieb diese Voraussage ca. 700 vor der Geburt Jesu auf. Wir können nur staunen, dass Jesus tatsächlich in Bethlehem geboren wurde. Denn seine Eltern lebten ca. 170 km Fussmarsch entfernten in Nazareth. Folie
- Gott setzte zu diesem Zweck ein Weltreich in Bewegung und liess Kaiser Augustus eine Volkszählung durchführen. So mussten Joseph und Maria nach Bethlehem reisen.
- Und dort gebar Maria ihren Sohn, wie auch der Zeitgenosse des Micha ankündigte: Deshalb wird der Herr euch von sich aus ein Zeichen geben: Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuël (Gott steht uns bei) nennen. (Jesaja 7, 14)
- Die jüdischen Schriftgelehrten wussten genau, wo ihr Retter zur Welt kommen wird. Das hörten wir in dem Bericht über die Weisen, die zu Herodes kamen, um zu erfahren, wo der neugeborene König zu finden sei (sie suchten ihn – wohlgemerkt – in der Königsstadt). Sie antworteten: »In Betlehem in Judäa. Denn so hat der Prophet geschrieben:(Mt 2,5) 'Du Betlehem im Land Juda! Du bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten in Juda, denn aus dir wird der Herrscher kommen, der mein Volk Israel schützen und leiten soll.'« (Matthäus 2, 6)
- Man muss sich wirklich fragen, weshalb an der Krippe Hirten und Weise aus dem Morgenland (Ausländer) standen, aber keine Priester, keine Hohenpriester, keine Schriftgelehrte, keine Pharisäer.
- Alle hätten aufhorchen müssen.
- Der König Israels war gekommen. Der von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Gott selbst besucht die Welt und keiner geht hin!
- Warum rennen sie nicht? Warum suchen sie ihn nicht?
- Was nützt ihnen die Kenntnis der Schrift, wenn sie nicht gehen?
- Vermutlich war es für sie nicht spektakulär genug.
1 Anwendung
- Gott wirkt so, wie man es oft nicht erwartet. Die Armseligkeit, in der Jesus geboren wurde, liess nicht sofort erkennen, dass Gott hier am Wirken war.
- Gott wählte die Niedrigkeit, um uns Menschen zu begegnen. Sozusagen neben der Welt kommt Gott in die Welt. Er wird nicht wie ein König von den Grossen gefeiert und bejubelt, nein – er wurde verachtet, verfolgt und hingerichtet.
- Gott wirkt oft unscheinbar, so wie man das nicht erwartet. Was in den Augen von Menschen belanglos oder sogar anstössig ist, ist in den Augen Gottes grossartig. Jesus sagte einmal seinen Jüngern. Es kommt eine Zeit, wo jeder, der euch tötet, meint, Gott damit einen Dienst zu erweisen. Johannes 16, 2.
- So verborgen ist Gottes Wirken in unserem Leben. Vieles geschieht unscheinbar und wird verachtet, aber Gott ist am Werk. Das erstaunliche dabei ist, dass er uns gewählt hat, um in und durch uns zu wirken.
- So unbedeutend wir sind. Unser Leben ist ein Nichts, im Blick auf die Menschheitsgeschichte, aber trotzdem wirkt Gott in uns, in Dir und in mir. Ein anscheinend unwürdiger Ort, aber Gott macht uns würdigt.
- Gott wirkt in uns meistens nicht so spektakulär, wie wir uns das vorstellen, aber er verleiht unserem Leben Bedeutung.
- Manchmal fragen wir uns doch, ob unser Leben mit Jesus wirklich Auswirkungen hat, ob uns Gott tatsächlich gebrauchen kann.
- Plötzlich kann sich eine grosse Enttäuschung über uns und über Gott breit machen. Dabei kann uns vielleicht die Geschichte der drei Bäume etwas helfen. Folienreihe
- Drei Bäume standen nebeneinander und sprachen über Ihre Träume, was sie einmal werden möchten.
- Der erste Baum wollte eine Schatztruhe werden. Der zweite Baum wollte ein Königsschiff werden. Der dritte Baum wollte ein bedeutendes Denkmal werden.
- Aber es kam ganz anders, als sie eines Tages gefällt wurden, erfüllten sich ihre Träume nicht. So waren sie sehr enttäuscht. Das wollen wir uns jetzt anhören.
- Lied: ich bin enttüscht…
- Vielleicht kennst Du diese Enttäuschung. Je älter man wird, muss man sich damit abfinden, dass das Leben nicht so gelaufen war, wie man es sich erhofft hatte. Sich Träume nicht erfüllten, die man träumte. Gebete scheinbar an der Decke hängen geblieben sind.
- Nun das ist meist unsere Sicht des Lebens. Sehen wir, wie es mit den Bäumen weiterging.
- Der Baum eine Schatztruhe werden wollte, wurde aber zur Futterkrippe verarbeitet.
- Der Baum ein Königsschiff werden wollte, wurde ein Fischerboot.
- Der dritte Baum wollte ein bedeutendes Denkmal werden, wurde aber ein Kreuz.
- Doch sie hatten das wunderbare Vorrecht in ihrer Unscheinbarkeit eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
- In die Futterkrippe wurde Jesus gelegt, auf dem Fischerboot predigte Jesus und an dem Kreuz vom dritten Baum wurde Jesus hingerichtet.
- So hatten diese drei Bäume die vornehmste Aufgabe, die es überhaupt gibt.
- So werden auch wir einmal staunen, was Gott durch unser Leben bewirken wollte und bewirkt hat.
- Nehmen wir einmal den Bücherstand von gestern am Helvetiaplatz. Da ist nicht besonders viel gelaufen. Da und dort einmal ein Gespräch. Wir konnten vielleicht etwa 80 Zeitungen weitergeben. Ab und zu eine Schrift. Aber es könnte sehr wohl sein, dass jemand von diesen Menschen durch unsere Anwesenheit einmal Gott begegnen wird…
- Wir machen uns im Moment besondere Gedanken über unsere Gemeinde, wollen wissen wie weiter und was wir tun sollen. Wir sind nicht so gross, wie wir gerne sein möchten. Wir sind nicht so stark wie wir es gerne hätten. Vielleicht wären wir viel lieber in einer grossen und blühenden Gemeinde.
- Vielleicht werden wir einmal staunen, was Gott durch uns bewirkt hat. Vielleicht müssen wir wieder einmal Gott ganz klar sagen: Brauche Du mich dort wo Du es für richtig hältst. Bewahre mich davor, dass ich mich verwirklichen will, sondern hilf, dass Dein Name gross wird. Hilf mir Dir einfach treu zu sein.
Schluss
- Zusammenfassung
- Bethlehem, der unscheinbare Ort, bekommt grosse Bedeutung, weil Gott dort in die Welt kommt. Es ist ein grossartiges Geschenkt Gottes. Er schenkt uns seinen Sohn, so dass jeder von uns, egal woher er kommt, Zugang zu ihm findet, denn Gott wirkt dort wo jeder hingehen kann.
- Gott wirkt dort, wo man es nicht erwartet, nämlich in uns. Bei ganz normalen und unscheinbaren Menschen. Das ist die Botschaft von Weihnachten. Jesus brachte in unser Leben einen unfassbaren Reichtum. Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen. (2. Korinther 8, 9)
Dieser Reichtum wird eines Tages in seiner ganzen Fülle sichtbar werden. Freuen wir uns doch jetzt schon darüber.
Amen