Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir hatten uns vorgenommen, die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten zu nutzen, um das Leben des Apostels Philippus näher zu betrachten. Heute halte ich die letzte Predigt über Philippus.
Dazu lese ich noch einmal den Text aus Johannes 1,43: "Des andern Tages wollte Jesus wieder nach Galilea ziehen. Er findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! Philippus aber war von Bethsaida, der Stadt des Andreas und Petrus."
Verheilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Die Bedeutung von Glaubensvorbildern in der Gegenwart
In der vergangenen Woche erhielt ich einen Brief, in dem sich eine Frau bitterlich über mich beschwerte. Das heißt, ich bekomme oft solche Briefe, aber dieser ist mir besonders aufgefallen.
In dem Brief beklagt sich die Frau über das von mir herausgegebene Blatt „Licht und Leben“. Ich lasse in diesem Blatt gern die Väter des Glaubens zu Wort kommen, etwa durch Beiträge von Wörtchen und Hofacker und von Menschen, durch die Gott im vorigen Jahrhundert Erweckung gegeben hat. Oder ich erzähle von diesen Männern.
Nun schreibt diese Frau, wir lebten doch in der Gegenwart und müssten unsere Gegenwartsprobleme lösen. Wir müssten für die Zukunft bauen, und es sei einfach lächerlich – nämlich für einen Jugendpfarrer lächerlich –, wenn er immer in die Vergangenheit hineinstirbt und auf Leute schaut, die längst vergangen sind und vor 150 Jahren ihre Probleme lösen mussten. Sie fordert: Hören Sie doch damit auf!
Als ich den Brief bekam, wollte mir das nicht einleuchten. Wir haben Gegenwartsprobleme – was geht uns da die Väter der Vergangenheit an? Gerade in diesem Moment hatte ich eine Bekannte zu Besuch. Ich legte ihr den Brief vor und fragte, was sie darauf antworten würde. Ich kann mit Frauen nicht so gut umgehen, deshalb wollte ich ihre Meinung hören.
Sie sagte: „Ich würde so schreiben: Die Bibel ist anderer Ansicht.“ Zum Beispiel steht in der Bibel im Hebräerbrief ein ganzes Kapitel, in dem den Lesern ausführlich das Vorbild des Glaubens aus dem Alten Testament vor Augen gemalt wird. Ich hoffe, Sie kennen das Kapitel Hebräer 11.
Das Schreiben des Hebräerbriefs schließt diesen Blick auf die Väter und Mütter des Glaubens der Vergangenheit mit dem Wort „Ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach“ ab. Die Bibel ist also der Ansicht, dass es sehr gut sei, diese Glaubensvorbilder der Vergangenheit anzusehen.
Meinen Sie, hat die Frau Recht, oder wer hat Recht?
In allen pädagogischen Konferenzen oder ähnlichen Instituten und Akademien wird unaufhörlich darüber geklagt, dass unsere Zeit keine Leitbilder habe. Man sagt dann gern, die Jugend habe keine Leitbilder. Dass die Alten noch viel „verrottet“ seien, darüber spricht man nicht gerne, denn die Alten reden das. Aber de facto ist es so, dass die ganze Zeit keine Leitbilder hat. Die Zeit hat keine Vorbilder, Persönlichkeiten, nach denen man sich ausrichten könnte.
Oder meinen Sie, ich mache mal Ihre Ohren zu: Ihre Eltern, dass Sie so sind, dass Sie sagen können, nach uns können unsere Kinder sich orientieren? Nein, es fehlen die Leitbilder. Unsere Jugend hat so schrecklich viel Charakterlosigkeit erlebt, dass es fast nicht tragbar ist.
Darum glaube ich, dass es gar keine besseren Leitbilder gibt als die Männer und Frauen der Bibel. Dort werden Menschen gezeigt mit Fleisch und Blut, mit ihren Fehlern wie wir, aber Menschen, an denen Gott etwas tut, an denen man sozusagen zur Charakterbildung arbeiten kann. Die biblischen Leute sind rechte Leitbilder.
Deshalb tun wir gut daran, die Väter und Mütter des Glaubens in der kirchlichen Geschichte und die Namen in der Bibel anzusehen. Es ist sehr nutzlos, bloß in der Gegenwart herumzupaddeln. Es wäre sehr gut, wenn wir mehr in die Geschichte schauten, auch in die Geschichte der Christenheit und Kirche.
Sehen Sie, darum schäme ich mich also nicht, wenn ich hier in einem Jugendgottesdienst einen Mann wie Philippus bespreche, der regelmäßig kommt und weiß, dass wir alles, was von Philippus zu sagen ist, miteinander betrachtet haben.
Jetzt habe ich am Schluss noch einmal so eine Art Ehrenlese, was übrig geblieben ist, was auch noch gesagt werden muss.
Einblicke in das Leben eines Jesusjüngers: Vom Philippus zum Theophil
Ich möchte einiges aus dem Leben eines Jüngers Jesu erzählen. Wie üblich habe ich drei Teile vorbereitet. Das ist eine Beschränkung, denn eigentlich hätte ich gerne sechs Teile, aber ich will mich an die drei halten.
Zuerst geht es vom Philippus zum Theophilus. Das klingt vielleicht etwas ungewöhnlich, aber ich werde es erklären.
Philippus, oder wie wir sagen, Philipp, stammte aus dem nördlichen Teil Israels, aus Galiläa. Dort, im Norden, mischten sich schon stark heidnische beziehungsweise hellenistische Elemente unter das Volk Israel. Man spürt diese hellenistischen Einflüsse auch im griechischen Namen dieses Mannes. Alle anderen Apostel hatten hebräische Namen, bis auf zwei, und einer davon war Philippus. Er trug keinen hebräischen Namen, sondern einen griechischen. Das zeigt, wie stark in seiner Heimat die hellenistische Welt präsent war.
Der Name Philippus bedeutet auf Deutsch „Pferdefreund“, also „Thielemann“. Nun würde mich natürlich sehr interessieren, warum dieser Mann diesen Namen bekommen hat. Darüber kann man nachdenken. Vielleicht bekamen Kinder damals nicht einfach bei der Geburt oder der Taufe den Namen, sondern erst im Laufe des Lebens. So erhalten wir heute auch manchmal im Leben Namen oder Spitznamen, die nicht bei der Geburt vergeben wurden. Vielleicht war Philippus als junger Mann ein besonderer Pferdefreund. Das ist durchaus möglich, und deshalb nannte man ihn so. Reiten ist ja auch ein schönes, elegantes Hobby.
Vielleicht aber hat ihn sein Vater Philippus genannt, in Erinnerung an den großen mazedonischen König Philippus. Sehen Sie dieses Bild von König Philippus von Mazedonien? Er prägte die damalige hellenistische Welt sehr stark, obwohl er schon dreihundert Jahre tot war. Philippus war ein König, der sein kleines Land aus bescheidenen Anfängen zu großer Macht führte. Sein Sohn Alexander der Große machte Mazedonien für eine kurze Zeit zum Weltreich. Vielleicht hat der Vater den jungen Philippus so genannt mit dem Gedanken: „Hoffentlich wirst du auch einmal, du, der du aus kleinen Verhältnissen kommst, ein großer und mächtiger Mann. Wenn nicht gleich König, dann vielleicht Oberpostdirektor oder etwas ganz Bedeutendes.“
Vielleicht aber hat Philippus den Namen auch einfach bekommen, weil es ein Mode-Name war. Man kann das heute noch beobachten: Ein Jahrgang heißt bei uns alle Ingrid oder alle Karl-Heinz, und dann kommt ein Jahrgang mit Klaus. Es gibt eben Modenamen. Vielleicht hießen damals viele so wie bei uns Karl I., eben Philippus.
Sei es, wie es wolle, ich kann sagen: Der Name passte weder so noch so. Philippus wurde nicht berühmt als Turnierreiter, davon hören wir nichts. Er wurde auch kein Machtmensch in der Welt. Er war aber auch nicht ein Mann, der einfach nur einem Modetrend folgte. Aus welchen Gründen auch immer der Mann Philippus hieß: Der Name passte nicht. Jedenfalls nicht mehr in dem Moment, als wir Philippus kennenlernen.
Ich habe mich umgeschaut und im Neuen Testament nach einem griechischen Namen gesucht, der besser passen könnte. Da stieß ich auf den Namen Theophilus, der „Freund Gottes“ bedeutet. Ach, dieser Pferdefreund ist vielmehr ein Gottesfreund geworden. Der Name Philippus passt nicht mehr gut, aber Theophilus würde gut passen: Nicht mehr Pferdefreund, sondern Gottesfreund.
Ich muss jetzt kurz etwas einschieben. Wir haben meistens auch Namen, die nicht passen. Es geht uns oft wie jenem Strolz, den jemand fragte: „Wie heißen Sie denn?“ Da sagte er: „Ich heiße Eugen.“ Eugen bedeutet „hochwohlgeboren“, doch das passt beim Strolz gar nicht. So ist es meistens mit unseren Namen. Wir haben sie irgendwann bekommen. Ich wurde Wilhelm genannt, weil damals der alte Kaiser Wilhelm so beliebt war und alle Jungen eben Wilhelm hießen. Aber was habe ich mit dem alten Kaiser zu tun? Es wäre fast eine amüsante Aufgabe, einmal die Bedeutung der Namen zu erforschen und sich totzulachen darüber, wie wenig sie passen.
Ich kenne einen, der heißt Kühn und ist immer eine erschrockene und schüchterne Seele. Deshalb hat es mich immer sehr interessiert, dass im Neuen Testament der Herr Jesus sagt: „Wer überwindet, dem will ich geben einen weißen Stein, und darauf einen neuen Namen.“ Ich möchte zu denen gehören, die ihr Erlöser in der neuen Welt einen neuen Namen gibt. Das gehört zur Wirklichkeit der neuen Welt, des Seligwerdens, das vom Himmel kommt. Das Alte ist vergangen, und es gibt einen neuen Namen.
In der Hölle bekommt man keinen neuen Namen. Dort behält man seinen alten Namen in alle Ewigkeit – mit seinen Befleckungen und Nöten. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich im Leben nie etwas Entscheidendes geändert hat. In der Hölle trägt man seinen alten Namen für alle Ewigkeit. Du bist immer derselbe geblieben. Du hast nie etwas von der neuen Kurve erlebt, nie etwas erfahren von Wiedergeburt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich nichts Entscheidendes geändert hat.
Beim Philippus hat sich etwas Entscheidendes geändert. Von dem Moment an, als ihm Jesus begegnete und sagte: „Folge mir nach!“ – da kam die entscheidende Änderung, eine völlig neue Richtung seines Lebens.
Christentum heißt bei uns oft, dass man sein gottloses, selbstsüchtiges, verlogenes Leben nur ein bisschen religiös anstreicht. Das ist ein Irrtum. Von solchen Christen wird die verdammte Hölle einmal wimmeln. Philippus aber hat es richtig gemacht. Als ihm Jesus begegnete, kam eine ganz neue Lebensrichtung. Dazu ist der Sohn Gottes aus der anderen Welt gekommen, dazu ist er am Kreuz gestorben und auferstanden. Und dazu ruft er uns. Darum wirkt er durch seinen Geist an uns, damit unser Leben diese neue Richtung bekommt, dass sich etwas entscheidend ändert.
Ich habe überlegt, wie ich Ihnen das kurz sagen könnte, worin diese neue Lebensrichtung besteht. Wenn im Alten Testament der Hohepriester ins Heiligtum ging, trug er einen Turban. Auf diesem war ein schmaler Goldreifen, ein Diadem befestigt. In diesem Goldstreifen war eingraviert die drei Wörtlein „Kadosh le Yahweh“ – „Heilig dem Herrn“, „Beschlagnahmt für Gott“, „Geheiligt Yahweh“, „Heilig dem Herrn“.
Nun sagt die Bibel zur neutestamentlichen Gemeinde: Gott hat uns durch Jesus zu Priestern gemacht. Ein tolles Wort! Das ist die neue Lebensrichtung, die unsichtbar über unserem Leben steht: „Geheiligt dem Herrn.“ Ich gehöre jetzt ihm, nicht mehr mir, nicht mehr den Menschen, nicht mehr dem Teufel, nicht mehr der Welt.
„Geheiligt dem Herrn“ – das ist die entscheidende neue Lebensrichtung. Und sehen Sie, beim Philippus war durch die Begegnung mit Jesus diese neue Richtung gekommen: „Geheiligt dem Herrn.“ Und das darf uns geschehen.
Es geht nicht um Dogmatik oder Anschauung, sondern darum, dass unser Leben diese neue Richtung bekommt: „Geheiligt dem Herrn.“ Beim Philippus war es geschehen. Aus Philippus wurde Theophilus, aus dem Pferdefreund ein Freund Gottes.
Eine entscheidende Wendung unseres Lebens steht vielen von uns noch bevor. Gott möge es geben, dass wir damit nicht warten, bis die Zeit der Gnade abgelaufen ist.
Ein Brand aus dem Feuer gerettet: Die Herkunft und Bedeutung von Bethsaida
Lassen Sie mich zweitens etwas aus dem Leben eines Jesusjüngers erzählen: vom Philippus zum Theophilus. Zweitens möchte ich überschreiben mit „Ein Brand aus dem Feuer gerettet“.
Ich habe natürlich ein bisschen Mitleid mit Ihnen bei dieser ungeheuren Hitze hier, aber ich gebe Gott die Ehre. Ich weiß nicht, ob bei mir irgendwas nicht stimmt, aber viel wichtiger ist es, wenn wir den Heiligen Geist haben und Gottes Wort richtig hören. Ein Brand aus dem Feuer gerettet – so möchte ich das Thema nennen.
Der Erbar heißt hier aus Bethsaida. Bethsaida heißt auf Deutsch „Stätter Fischer“ oder „Stätter Jäger“. Das erzählt mir schon viel. Bethsaida lag lieblich zwischen dem herrlichen großen See Genezareth und den Bergen. Die Berge waren damals in Israel noch bewaldet und wildreich – tatsächlich die Stätter Jäger. Und der See gab den Fischern reiche Naschen. Bethsaida war eine reiche, gesegnete, hübsche und schöne Stadt.
Wenn man durchs Ruhrgebiet fährt – ich bin gern im Ruhrgebiet – denke ich von dort aus an Bethsaida und stelle mir vor, wie schön es sein muss, in so einer Stadt zu leben. Dort war Philippus her. Aber über dieser lieblichen Stadt Bethsaida hing eine dunkle Wolke, die niemand sehen wollte: die Wolke der Verwerfung Gottes.
Jesus, der es ja wissen muss, hat von dieser lieblichen Stadt Bethsaida einmal ein schauerliches Wort gesagt: „Weh dir, Bethsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Du wirst in die Hölle hinuntergestoßen werden. Wahrlich, Tyrus und Sidon werden am Jüngsten Gericht erträglicher ergehen als du, Bethsaida.“
Sehen Sie, in Bethsaida waren sehr große Dinge geschehen. Dort hatte der Herr Jesus zuerst einem Blinden die Augen geöffnet – eine wundervolle Geschichte, wie er ihm bei Bethsaida die Augen auftut. Immer wieder strömte das Volk mit ihren Elenden zusammen, und sie erlebten Jesu Barmherzigkeit. Bei Bethsaida hielt Jesus seine größten Predigten.
In der Nähe von Bethsaida fand die Speisung der Fünftausend statt, bei der er mit wenigem die vielen satt machte. Während solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, war Großes in Bethsaida geschehen. Jesus offenbarte seine Herrlichkeit als Sohn Gottes – und die Menschen veränderten sich nicht. Sie blieben in ihrem Herzen, sie blieben in ihren heidnischen Sünden oder in ihrer harten Selbstgerechtigkeit: „Ich glaube an Gott, ich brauche keinen Heiland.“
Der gute Hirte rief, aber sie blieben auf ihren Irrwegen. Gott klopfte durch Jesus an, aber die Türen der Herzen blieben verschlossen. Wovon rede ich eigentlich? Rede ich von Bethsaida oder von Essen? Ich glaube, ich rede von Essen.
Es gibt wenige Städte, in denen Gott so viel getan hat. Seit der Reformation ist hier in Essen immer wieder das Kreuz Jesu gewaltig aufgerichtet worden. Essen hat große und gewaltige Evangelisationen erlebt. Essen erlebte um die Jahrhundertwende eine mächtige Erweckung bis in die Gegenwart hinein und wurde immer wieder mächtig gerufen.
Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Man hat den Eindruck, dass in Essen viele umkehren. Doch das Wort Jesu ist erschreckend: „Du wirst in die Hölle hinuntergestoßen werden.“
Ich bitte Sie, nehmen Sie das nicht als Metapher, sondern ganz ernst. Jesus übertreibt nicht. Wenn er sagt: „Du wirst in die Hölle hinuntergestoßen werden“, dann meint er die Hölle.
Als ich bei meinen großen Evangelisationen in Kiel das Wort „Hölle“ aussprach, kamen später viele Menschen und sagten, sie könnten sich die Hölle nicht vorstellen. Ich weiß nur, dass heute Morgen viele Leute Tennis spielen, reiten, Ausflüge machen und Gott nicht wollen. Und sie dürfen ihn in Ewigkeit los sein, denn Gott drängt sich niemandem auf.
In der Hölle darfst du stundenlang Sonntagmorgen Sport treiben. Du darfst gottlos sein, aber nichts anderes mehr. Er bietet die Hand zum Frieden nicht mehr. Dort gibt es keine Evangeliumspredigt, das Wort vom Kreuz wird nicht mehr gesagt. In der Hölle weiß man nichts vom Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Das Einzige, was man von der Hölle weiß, ist, dass die völlige Welt ohne Gott ist.
Nehmen wir sehr ernst, was Jesus hier sagt: „Armes Bethsaida, armes Bethsaida, so werden die Hölligen hinabgestoßen.“
Aus dieser Stadt aber werden nun drei Männer herausgerissen: Andreas, Petrus und Philippus. Aus einer ganzen Stadt nur drei Männer – unser Philippus.
Im Propheten Sacharja steht ein wundervolles Wort über den Hohenpriester Josua: „Er ist wie ein Brand aus dem Feuer gerettet.“ Sei es wörtlich oder nicht – ist er nicht ein Brand aus dem Feuer gerettet? Philippus ist aus der von Gott bereits verurteilten Stadt wie ein Brand aus dem Feuer gerettet.
Meine Freunde, das ist ein wunderbares Bild, wie es nur die Bibel bieten kann. Stellen Sie sich vor, es ist Krieg, Plünderer haben ein Schloss überfallen und angezündet. Sie werfen alles hinein, was brennt: Möbel, alles Mögliche. Auf einmal sieht einer, dass ein kostbares Gemälde mit hineingeworfen wird. Es fängt schon an zu brennen. Er packt es und reißt es heraus – es ist angeschmort, aber ein Brand aus dem Feuer gerettet.
So ist Philippus aus Bethsaida gerettet. Und jetzt will ich Ihnen sagen: Darum geht es tatsächlich bei Jesus, nicht um ein bisschen Weihrauch und Religion, sondern um Errettung von der tiefen Hölle.
Das hören wir im Psalm 86: „Du hast mich errettet von der tiefen Hölle.“ Es geht um eine ernste Sache, wenn der Sohn Gottes auf Golgatha stirbt – einen Brand aus dem Feuer zu retten.
Philippus, was ist dir geschehen?
Und nun höre ich die Stimme meiner heimgegangenen Mutter, die uns Kinder oft einfach so ermahnte: „Kinder, seht zu, dass ihr nicht mit der Welt ewig verloren geht.“ Das ist mir tief eingeprägt. „Kinder, seht zu, dass ihr nicht mit der Welt ewig verloren geht.“
Im Blick auf das Reich der Geretteten, das Reich Gottes, haben unsere Väter gebetet: „Kommen viele nicht hinein, lassen wir lieber wenige sein.“ Jungs, wagt euch los von der Masse, aber seht zu, dass ihr selig werdet! Kommen viele nicht hinein, dann lasst mich unter den Wenigen sein!
Habt den Mut, den schmalen Weg zu leben, allein zu gehen, wie Philippus, Petrus und Andreas – drei Männer gegen den Strom, auf dem Weg zum Leben. Ach, im Leben mit Jesus! Jesus sagt: „Ich bin das Leben.“
Unberühmt und doch Werkzeug Gottes
Lassen Sie mich noch kurz ein Drittes sagen, eigentlich aus dem Leben eines Jesusjüngers: Vom Philippus zum Theophilus – ein Brand aus dem Feuer gerettet.
Und lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes sagen: Unberühmt und doch Werkzeug Gottes! Philippus steht nicht in den Büchern der Weltgeschichte, wie sein großer Namensvetter, König Philippus von Makedonien. Philippus steht nicht einmal in den Büchern der Kirchengeschichte groß da, wie Petrus. Nicht mit dem Petrus-Motsporai bis zum heutigen Tag. Aber wer spricht schon von Philippus? Wir wissen schrecklich wenig, jämmerlich wenig von ihm.
Sehen Sie, in der Apostelgeschichte kommt Philippus vor, als bei der Geschichte mit dem Kämmer aus Äthiopien, das war ein anderer – das war Diakon Philippus. Als die Apostelgeschichte weitergeht, ist Philippus nicht mehr bei den Zwölfen. Es gibt nur ein Gerücht, dass er in Kleinasien, in Phrygien missioniert habe und dann als Märtyrer gestorben sei. Aber auch das ist ein Gerücht. Wir wissen einfach nichts – ein unberühmter Mann. Und doch gesegnet.
Woher ich das weiß, das muss ich Ihnen eben noch kurz sagen: Sehen Sie, es gibt eine Szene in der Bibel, die muss ich noch erwähnen, wenn ich über Philippus predigen will. Eine unerhörte Szene, die so beginnt: Die Feinde Jesu wurden unsinnig vor Zorn und überlegten, wie sie ihn töten könnten.
Als Antwort darauf geht Jesus eine Nacht ganz allein auf einen Berg und erbittet vom Vater seine Apostel. Und als es Morgen wird, geht er auf einen Berg, ruft die Zwölf mit Namen und sagt ihnen, dass sie seine Gesandten, Gesandte des Reiches Gottes, sein sollen.
Wissen Sie, wie das Deutsche Reich gegründet wurde? In Versailles, während die Kanonen vor Paris donnerten im Jahr 1870. Nein, so wird hier gleichsam das Apostolat begründet, während die Feinde Jesu unsinnig überlegen, wie sie ihn töten. Eine erhabene Stunde: Er ruft sie und setzt sie zu Aposteln. Und da wird gesagt, unter diesen Zwölfen ist Philippus.
Und wenn Jesus einen Menschen ruft und zum Segen setzt, dann ist er zum Segen gesetzt. Darauf kann man sich verlassen. Und wenn die Welt keine Notiz davon nimmt, dann nehmen die Bücher Gottes umso mehr davon Notiz.
Damit stehen wir vor einer sehr wichtigen Frage, die ich an die Jüngeren richte: Mir scheint, es ist viel wichtiger, ob ich in der Welt etwas werde, ein Segen Gottes sein. Ich will nicht segnen und du sollst ein Segen sein – ein Segen und Erquickung für deine Umwelt.
Ihr seht alle unter der Peitsche, was werden ist gut. Ich wünsche euch allen, dass ihr Generaldirektor werden könnt, von mir aus. Aber ihr habt nur ein Leben, und man könnte am Ende zu wenig geworden sein.
Der Lebensinhalt ist, dass ich mich von Jesus zum Segen setzen lasse – für meine Umwelt. Seht zu, wie ihr euer Leben hinbringt.
Wir wollen beten:
Herr, wir danken dir, dass du einem Leben einen völlig neuen Inhalt, eine völlig neue Richtung und ein völlig neues Heil geben kannst. O Herr, lass uns doch nicht leer ausgehen. Lass uns dabei sein. Herr, wir sind so abhängig von der Umwelt. Lass uns da abhängig werden von dir und deiner Wahrheit. Amen.