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Nun freut euch, liebe Christen gmein

31.12.1522

Nun freut euch, lieben Christen gmein

  1. Nun freut euch, lieben Christen gmein, / und lasst uns fröhlich springen, / dass wir getrost und all in ein mit Lust / und Liebe singen, was Gott an uns gewendet hat / und seine süße Wundertat; / gar teuer hat er´s erworben.
  2. Dem Teufel ich gefangen lag, / im Tod war ich verloren, / mein Sünd mich quälte Nacht und Tag, / darin ich war geboren. / Ich fiel auch immer tiefer drein, / es war kein Guts am Leben mein, / die Sünd hatt mich besessen.
  3. Mein guten Werk, die galten nicht, / es war mit ihn verdorben; / der frei Will hasste Gotts Gericht, / er war zum Gutn erstorben; / die Angst mich zu verzweifeln trieb, / dass nichts denn Sterben bei mir blieb, / zur Höllen musst ich sinken.
  4. Da jammert' Gott in Ewigkeit / mein Elend Übermaßen; er dacht an sein Barmherzigkeit, / er wollt mir helfen lassen; / er wandt zu mir das Vaterherz; es war bei ihm fürwahr kein Scherz, / er ließ's sein Bestes kosten.
  5. Er sprach zu seinem lieben Sohn: / >Die Zeit ist hier zu erbarmen; / fahr hin, meins Herzens werte Kron, / und sei das Heil dem Armen / und hilf ihm aus der Sünden Not, / erwürg für ihn den bittern Tod / und lass ihn mit dir leben.<
  6. Der Sohn dem Vater ghorsam ward, / er kam zu mir auf Erden / von einer Jungfrau rein und zart; / er sollt mein Bruder werden. / Gar heimlich führt er sein Gewalt, / er ging in meiner armen Gstalt, / den Teufel wollt er fangen.
  7. Er sprach zu mir: >Halt dich an mich, / es soll dir jetzt gelingen; / ich geb mich selber ganz für dich, / da will ich für dich ringen; / denn ich bin dein, und du bist mein, / und wo ich bleib, da sollst du sein; / uns soll der Feind nicht scheiden.
  8. Vergießen wird er mir mein Blut, / dazu mein Leben rauben; / das leid ich alles dir zugut, / das halt mit festem Glauben. / Den Tod verschlingt das Leben mein, mein / Unschuld trägt die Sünde dein; / da bist du selig worden.
  9. Gen Himmel zu dem Vater mein / fahr ich von diesem Leben; / da will ich sein der Meister dein, / den Geist will ich dir geben, / der dich in Trübnis trösten soll / und lehren mich erkennen wohl / und in der Wahrheit leiten. 10.Was ich getan hab und gelehrt, / das sollst du tun und lehren, / damit das Reich Gotts werd gemehrt / zu Lob und seinen Ehren; / und hüt dich vor der Menschen Satz, / davon verdirbt der edle Schatz: / das lass ich dir zur Letze*.<

_ *Satzung, Gesetz **zum Abschied