Spannungen im Volke Gottes

Wilfried Plock
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Einleitung

Das Volk Israel unterwegs ins verheißene Land. 4. Mose 32 beschreiben (Karte)

Sprung: Josua 21, 43-45 Land eingenommen. Josua 22, 1-8  Entlassung ins Ostjordanland. Josua lebt: Gehorsam gegen den Herrn - Treue in der Bruderschaft (V.2-3) Josua 22, 5:  Verpflichtung zur Hingabe (Liebe!) Josua 22, 6:  Segen - friedliches Auseinandergehen. Bis hierhin ist der Himmel hell … aber es ziehen bereits dunkle Gewitterwolken auf! Es kommt zu Spannungen zwischen den Bruderstämmen.

Spannungen im Volke Gottes

1. Die Ursache von Spannungen

Josua 22, 9+10 lesen: Der Altarbau an der Jordangrenze. W as war das Motiv? Josua 22, 24-28: Heimliche Sorge über Generationen hinaus. “… eure Söhne könnten sagen …” “Ihr habt keinen Teil am Herrn!” Was tun? Eine vorbeugende Maßnahme: Altar! Dieser Altarbau sollte keine Provokation sein, sondern er war gut gemeint, sehr gut gemeint. Letztlich ging es darum, dass auch die nächste Generation den Herrn fürchten sollte! Ist das nicht großartig, wenn sich Menschen Sorgen machen um das geistliche Wohl ihrer Kinder? Damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Sehen Sie, das war die Sorge der 2,5 Stämme, Ruben, Gad und halb Mamasse. Sie haben`s wirklich gut gemeint. Keinerlei böse Absicht. Man wollte nur einer negativen Eventualität vorbeugen. Eigentlich eine eher harmlose Sache. Aber sie führte zu schweren Spannungen. Meine persönliche Beobachtung, dass Spannungen heute oft in ganz ähnlichen Situationen entstehen: gut gemeint und eigentlich harmlos - aber vom Bruder / Schwester anders aufgefasst u. U. größter Ärger!

Beispiele:

  • jemand grüßt den anderen besonders freundlich, und der andere sieht darin Ironie und Spott … Spannungen!
  • jemand schenkt einem anderen ein bestimmtes Buch zum Geburtstag, und der andere fasst den Titel oder einen bestimmten Abschnitt falsch auf … Spannungen!
  • jemand übernimmt freiwillig aus Liebe zu Jesus / oder Liebe zum Menschen eine bestimmte Sache / Amt, und andere denken: der / die will sich bloß in den Vordergrund stellen … Spannungen!
  • jemand schenkt einem anderen etwas Bestimmtes, und andere, die das mitbekommen, denken, warum denn nicht auch uns (Urlaubsgrüße)? … Spannungen! Gut gemeint - aber falsch verstanden! Eine kurze Nachfrage hätte alles aufklären können! Aber man interpretiert falsch, nimmt meistens gleich das Schlimmste an und reagiert völlig unangemessen.

Kennen Sie das nicht auch? Gemeinde? Genauso menschlich reagieren die 9,5 Stämme auf den Altarbau der Heimziehenden.

Josua 22, 11+12 lesen. Zwei Dinge fallen besonders auf: Zum einen: die Israeliten hatten vom Altarbau am Jordan nur gehört! Wer ihnen berichtet hat, wird hier nicht erwähnt. Auf jeden Fall gefärbte Information! Vielleicht: “Riesenaltar!” …. Nachrichtenquelle: Hörensagen! nicht ungefährlich! - am Telefon: Hast du schon gehört, ….? - im persönlichen Gespräch: Hast du schon gehört, ….? Wie viele Spannungen entstehen auch unter uns, weil irgendjemand gesagt hat: Hast du schon gehört? Wie viel Klatsch wird weitergegeben? Wie viel ungesichertes Gerede, wie viel unverbürgte Informationen, wie viele Vorurteile?

Kurt Scherer vom ERF: “Die üble Nachrede durch Christen ist auf dem besten Wege Satans wirkungsvollste Waffe zu werden, um die Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde Jesu zu zerstören.” “Hast du schon gehört?” - Ich frage mich, ob wir da nicht Buße tun müssen….

Also zum einen fiel uns auf, dass die Informationen der Israeliten auf Hörensagen basierte … und zum anderen: auf die unsichere Information folgte eine sehr schnelle Reaktion! V.12: “… da versammelte sich die ganze Gemeinde Israel im Silo, um gegen sie zu Felde zu ziehen.” Ist das nicht bei uns oft genauso? Irgendetwas Unerfreuliches dringt an unser Ohr / oder in unser Auge, und wir reagieren spontan. Nichts gegen Spontaneität - aber diese Art Spontanreaktionen sind meistens falsch. Weil sie aus dem Fleisch kommen. Weil sie meistens unangemessen sind. Weil dann leicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Und weil dann sehr leicht der Grundsatz herrscht: Wie du mir, so ich dir! Seien wir doch ehrlich, das ist doch unsere natürliche Verhaltensweise. Auch bei mir. Leider. Aber ich möchte mich auch in dieser Beziehung von Jesus verändern lassen. Zwei Dinge … oft geholfen: (1. Samuel 10, 27) - Saul / von Samuel zum König gesalbt / einige Kritiker: “Was soll der uns helfen?” Und sie verachteten ihn. Saul: Aber er tat, als hörte er’s nicht. (–> Gebet) - wenn Reaktionen, dann Bw - Prinzip: nach Ablauf einer Nacht! Aber zum Glück wurde auch in Israel nicht alles so heiß gegessen, wie’s gekocht war. In Vers 13-15 lesen wir, dass doch zunächst eine Verhandlungsdelegation an den Ort des Geschehens gesandt wurde. Josua 22, 13-15 lesen! Priesterliche Menschen! Und jetzt erfahren wir im Folgenden, wie Israel die gut gemeinte, vorbeugende Maßnahme des Altarbaus völlig falsch aufgefasst und gedeutet hatte. Also ein klassischer Fall von Missverständnis! Wir lesen Vers 16: “Wie versündigt ihr euch an dem Gott Israels, dass ihr euch heute abkehrt von dem Herrn und dass ihr euch einen Altar baut und von dem Herrn abfallt?” Warum Altarbau = Abfall vom Herrn? Antwort: 3. Mose 17, 8+9! Merken Sie, was für verschiedene Betrachtungsweisen ein und derselben Sache hier vorliegen!? Die heimziehenden Stämme wollten nur sicherstellen, dass auch ihre Kinder und Enkel zu Gott finden … und die Israeliten erkannten in der selben Handlung einen Abfall von Gott! Gegensätzlicher geht es kaum noch! Und so hätte es beinahe wegen eines reinen Missverständnisses einen erbitterten Bruderkrieg im Volke Gottes gegeben. Und der Teufel hätte sich die Hände gerieben. Wenn Spannungen zwischen Gläubigen auftreten, steht da immer Satan, der alte Durcheinanderbringer dahinter. Er ist der große Spannungserzeuger! Und meine seelsorgerliche Beobachtung an mir und anderen ist die, dass der Feind mit Vorliebe unsere Charaktereigenschaften ausnutzt. D.h. wenn jemand von Natur aus sehr empfindlich ist, oder sehr aufbrausend, oder sehr spontan, dann wird es in seiner Umgebung leichter zu Spannungen kommen, als wenn einer ruhig und zurückhaltend ist und von Natur aus schon eine ganze Menge vertragen kann. Darum möchte ich hier betonen, dass alle Gotteskinder vom NT her zu einem biblischen Heiligungsleben gerufen sind. Gott will unseren Charakter verändern! An dieser Stelle zeigt es sich, wie weit wir im Glauben gewachsen sind. –> Früchte des Geistes! (Liebe, …) Matthäus, Petrus, Jakobus und Johannes, Paulus! … dass der Teufel nicht unsere Charakterschwächen ausnutzen kann!

2. Das Überwinden von Spannungen

Wir sahen eben bereits, dass die Spannungen innerhalb des Volkes Israel auf ein reines Missverständnis zurückgingen. Beide Seiten meinten es im Grunde gut - es fehlte nur … das klärende Gespräch! Wie leicht hätte der Konflikt verhindert werden können, wenn die heimziehenden Stämme eine kurze Nachricht an Josua gesandt hätten: “Wir bauen an der Grenze einen Altar. Habt keine Sorge. Wir wollen nicht vom Herrn abfallen, sondern im Gegenteil mit diesem Zeugnis die Zugehörigkeit zum Bundesvolk bekräftigen, auch wenn wir landschaftlich von euch durch den Jordan getrennt sind.” Das hätte genügt! Die anderen Stämme hätten gewusst, was da vor sich geht, und es hätte gar keine Spannungen gegeben. die Kunst, sich in den anderen hineinzuversetzen. Aber selbst jetzt in der Konfliktsituation war das Gespräch miteinander ungeheuer wichtig. Wie gut, dass Israel zuerst den Priester Pinhas mit seinen zehn Leuten sandte. Durch das Miteinanderreden wurden die Motive des Handelns offenbar, man erkannte die gute Absicht und schon waren die gefährlichen Spannungen überwunden.

Ihr lieben Geschwister, ich kann es vielleicht gar nicht genug deutlich machen, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Das gilt für die Ehe, das gilt für die Familie, das gilt für die Gemeinde und darüber hinaus für alle Bereiche des menschlichen Lebens! Was für eine Not, wenn Eheleute nicht mehr miteinander reden, wenn zwischen ihnen so eine Art Berliner Mauer ist. Ich habe erst vor kurzem von einer Frau gehört, die nahm nachts immer alle Sofakissen aus dem Wohnzimmer mit ins Bett und baute damit eine symbolische Mauer.  Es gibt auch unsichtbare Mauern! Was für eine Not, wenn sich in der Familie ein Glied absondert und das Gespräch verweigert. Vielleicht ein Kind, das mit 17 seine eigenen Wege geht … Und was für eine Not, wenn in der Gemeinde einzelne Glieder nicht mehr miteinander im Gespräch sind. Da ist irgendetwas vorgefallen, vielleicht war man bloß in einer Sachfrage nicht einer Meinung und schon zieht sich jemand innerlich zurück. Andere kriegen das gar nicht mit. Aber man selber spürt, wie einem der Betreffende aus dem Weg geht, nicht in die Augen schauen kann oder sich sonst irgendwie abweisend verhält. Weißt du, der Teufel hat viele Gesichter. Wenn er uns nicht von Christus trennen kann, versucht er uns wenigstens vom Bruder zu trennen - dann hat er genau das gleiche Ziel erreicht. Mit dieser Taktik bringt er Gotteskinder aus dem Segensbereich des Herrn, befleckt mit der bitteren Wurzel die ganze gemeinde und zerstört letztlich das Zeugnis der Christen vor den Ungläubigen, denn an der Liebe soll die Welt erkennen, dass wir Jesu Jünger sind (Johannes 13, 25). Wir sprachen nun über Ursachen und Überwindung von Spannungen. Noch kurz ein Drittes:

3. Das Vermeiden von Spannungen

Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir Konflikte weitgehend vermeiden könnten. Ganz wird es hier auf Erden nicht möglich sein; da macht unser sündiges Herz nicht mit - aber in der ewigen Welt Gottes wird es gewiss keine Spannungen mehr geben. Trotzdem sollten wir alle gemeinsam an der Vermeidung von Konflikten arbeiten und mithelfen. Ich habe in Anlehnung an Kurt Scherers Buch “Vergebung - das zentrale Problem” ein paar gute Regeln formuliert, die es zu beherzigen gilt.

Als erstes wollen wir unser eigenes böses Herz erkennen, das zu allem fähig ist. Das wird uns ins Gebet treiben: “Herr Jesus, bewahre mich davor, dass ich zu Spannungen Anlass gebe!”

Dann sollten wir uns alle strikt weigern, üble Nachrede zu praktizieren und anzunehmen. Wenn wir den Mut aufbringen, schlechtes Reden über Nichtanwesende frühzeitig abzublocken, werden Schwätzer in unserer Gegenwart verstummen müssen! - Wir wollen uns befleißigen mehr für den anderen zu beten, mehr für ihn zu danken und ihn mehr zu lieben - besonders der oder die, der uns von Natur nicht liegt! Wir wollen uns üben darin, andere im Glauben und Gebet zu segnen!

Häufig entstehen Spannungen durch hartes, liebloses Kritisieren. An diesem Punkt wollen wir zuerst beten, dann das Positive sagen und dann mit viel Liebe und Weisheit das Negative.

Wenn eine spannungsträchtige Situation entsteht, wollen wir um jeden Preis das Gespräch suchen und im Gespräch bleiben. Wenn alle Beteiligten den Frieden und der Liebe nachjagen, wird dem Streitgeist bald das Wasser abgegraben sein. Wenn etwas zu bereinigen ist, wollen wir einander vor Christi Angesicht betend vergeben. Nur so kommt es zu einer herzlichen Vergebung! Wo Spannungen lange währten und die Gemeinde befleckt haben, ist eine öffentliche Bekanntgabe der Versöhnung notwendig.

Schluss

Hochdramatische Situation endet sehr friedlich (Vers 30-33) Loben Gottes - Ziel des Herrn auch im NT (Römer 15, 5+6)