I. Losgelöst vom Vater (V.11-16)
Ein Mensch hatte zwei Söhne. Der jüngere Sohn bat seinen Vater, ihm, den ihm zustehende Erbteil, auszuhändigen. Gemäss Gesetz standen dem älteren Sohn zwei Drittel des Erbes zu und dem Jüngeren ein Drittel. und die Zeit kommt, dass er seinen Söhnen das Erbe austeile, so kann er nicht den Sohn der Frau, die er liebhat, zum erstgeborenen Sohn machen vor dem erstgeborenen Sohn der ungeliebten; / sondern er soll den Sohn der ungeliebten Frau als den ersten Sohn anerkennen und ihm zwei Teile geben von allem, was vorhanden ist; denn dieser ist der Erstling seiner Kraft, und sein ist das Recht der Erstgeburt. Dt.21,16-17. Diese Bitte des Sohnes ist nicht ungewöhnlich für die damalige Zeit. Jedoch kam die Forderung praktisch der Aufkündigung des Sohnesverhältnisses gleich. [1] Wenige Tage nachdem er sein Erbe bekommen hatte, verkaufte er alles und zog mit dem Erlös in ein fernes Land. Er verwaltet seinen Besitz nicht, sondern verschleuderte sein Geld. Er lebte in Saus und Braus, d.h., er führte ein zügelloses Leben, das sich nur um den höchsten Genuss mühte. Aber auch grosse Vermögen zerrinnen, wenn man sich nur mit dem Verbrauch beschäftigt. Zu seinem finanziellen Fiasko traf das Land, in dem er lebte auch noch eine grosse Hungersnot. Er erlitt eine gewaltige Bruchlandung, aus dem Saus und Braus wurde Elend und Jammer. In seiner aussichtslosen Lage stellt er sich einem Bürger des Landes zur Verfügung, der ihn zum hüten der Schweine auf dem Feld schickte. Tiefer kann ein Jude gar nicht fallen! Sie dürfen ja nicht einmal Schweinefleisch essen. Es waren unreine Tiere. Jeder das hörte, musste ein Schaudern überkommen. Er wäre sogar froh gewesen, wenn er sich vom Schweinefutter hätte ernähren können, aber selbst das wurde ihm nicht erlaubt. So tief ist er gefallen, der das Leben eigentlich auskosten wollte.
Dieser Sohn ist ein Bild für den Menschen, der sich von Gott gelöst hat. Er verschleudert sein Leben in der Illusion er gewönne das Leben. Man lebt schliesslich nur einmal, sie leben dann nach dem Prinzip, das Paulus auch anwenden würde, wenn er keine echte Hoffnung und kein echtes Ziel im Leben hätte, dass Prinzip heisst: Wenn die toten nicht auferstehen, können wir es gleich mit denen halten, die sagen: „Kommt, wir essen und trinken, denn morgen sind wir tot! (Jesaja 22,13). 1.Kor.15,32b. In einem alten Schlager wird diese Lebenshaltung in einem schlichten Satz auf den Punkt gebracht: Ich will alles, ich will alles und noch viel mehr... Wer das Lebensprinzip befolgt, bei dem fallen über kurz oder lang auch jegliche moralische Schranken. Was Spass macht, das ist Gut, das ist die moderne Vorstellung von Moral. Jeder soll das machen, was ihm Freude macht. Du bist dumm, wenn du nicht alles aus deinem Leben herausquetschst. Anstatt nach Gott zu fragen, was ihm gefällt. Zu fragen, wie er sich unser Leben denkt. Machen die Menschen, was ihnen in den Sinn kommt und was ihnen gefällt. Die Hauptsache für mich stimmt’s. Auch als Christen stehen wir in der Gefahr dieser Einstellung entsprechend zu leben. Was der verlorene Sohn macht, das ist genau das, was der Mensch tut. Wir sind alle Geschöpfe Gottes, alles was wir können und was wir haben, das verdanken wir Gott. Doch wie dieser Sohn, das Erbe verschleudert, so verschleudert der Mensch, der sich von Gott abwendet sein Leben. Er lebt aus der Kraft Gottes gegen Gott. Das Resultat ist: orientierungslose Menschen, beziehungsunfähige Menschen usw. Menschen, die, obwohl sie alles hätten keine Lebensfreude und keinen Lebenssinn mehr haben. Menschen, die körperlich und seelisch kaputt sind. Gott wartet wie diese liebende Vater auf uns. Und weil er wartet und nicht gleich straft, meinen wir er würde nicht existieren und es gäbe keine moralische Instanz. Im Prediger lesen wir: Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun. Pred.8,11. Früher oder später folgt eine furchtbare Bruchlandung, die all das vermeintlich schöne verblassen lässt. So wie bei diesem Sohn.
II. Reue (V.17-19)
Nun sitzt dieser Sohn bei den Schweinen. Erbärmlich dieser Anblick. Niemand würde denken, dass er aus gutem und wohlhabendem Hause stammt. Im wahrsten Sinne des Wortes ist er heruntergekommen. Glücklicherweise kommt er zur Besinnung. Zeit über sein Leben nachzudenken hatte er als Schweinehirt genug. Das berauschende Leben, das keine Zeit zur Besinnung liess, ist vorbei. Er geht in sich überlegt: Jetzt kam er zur Besinnung. Er sagte sich: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, und alle haben mehr als genug zu essen! Ich dagegen komme hier vor Hunger um. / Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Mach mich zu einem deiner Tagelöhner! 17-19. Das Klingt doch schon ganz vernünftig. Die Tagelöhner seines Vaters haben es besser als er. Aber er kommt noch zu einer viel vertieften Einsicht: Er begreift, dass er gegen Gott und gegen seinen Vater gesündigt hatte. Er übernimmt die Verantwortung für sein Leben und macht nicht andere für seinen erbärmlichen Zustand verantwortlich. Eine Haltung, die uns nicht sehr oft begegnet. Schuld sind ja bekanntlich immer die anderen: die Gesellschaft, die Eltern, Freunde, Sozialämter und selbstverstänlich auch Gott. In der Offenbarung finden wir eine Stelle die ein solches Verhalten zeigt: Die Hitze war so furchtbar, dass ihnen die Haut am Körper verbrannte. Sie wussten genau, dass Gott in seiner macht diese Plagen über sie hereinbrechen liess, aber statt umzukehren und ihm Ehre zu erweisen, verfluchten sie seinen Namen. Offb.16,9. So verhält sich diese Sohn glücklicherweise nicht. Er erkennt und anerkennt sein Verschulden. Er übernimmt die Verantwortung für sein Leben. Er kann sagen: Ich habe gesündigt. Es ist meine Schuld, dass ich da bin wo ich jetzt bin. Ich hatte mich falsch verhalten. Evangelisation Das ist echte Reue. Falsche Reue ist nur traurig darüber, dass man z.B. beim Stehlen entdeckt worden ist und grämt sich über die daraus folgenden Unannehmlichkeiten. Es tut einem leid, aber man ist nicht Reuig darüber, dass man gestohlen hat, nur dass man entdeckt worden ist. Echten Reue begreifft, dass es nicht die Unannehmlichkeit ist, die bereut wird, sondern den Schaden anerkennt, den man jemandem zugefügt hat und dass man dadurch Gott beleidigt hat. Kennen Sie diese echte Reue in Ihrem Leben? Sind Sie schon so zu Gott gekommen, dass Sie wussten, sie haben ihn, Gott beleidigt? Paulus schrieb einmal: Es macht keinen Unterschied, ob jemand Jude oder Nichtjude ist, denn alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausdruck. Rö.3,22b-23. Keiner von uns kann so gut sein, dass er sich vor Gott rühmen könnte. Wenn ihnen das nicht klar ist, dann machen sie es doch diesem Sohn gleich und gehen Sie in sich. Machen Sie sich über Ihr Leben und über Ihre Beziehung zu Gott dem Schöpfer Gedanken. Lesen Sie zur Hilfe und Klärung Ihrer Gedanken in der Bibel. Gott wird Ihnen helfen, wenn Sie von ihm eine Antwort möchten.
III. Der Empfang (V.20-24)
Nach dieser Einsicht macht er macht sich auf den Weg zu seinem Vater. Hier begegnet uns eine der ergreifendsten Szenen in der Bibel. Der Sohn ist unterwegs zum Vater: So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater. Dieser sah ihn schon von weitem kommen; voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lk.15,20. Von weitem sah der Vater seinen Sohn, der all seine Habe vertan und verprasst hatte. Sein Sohn der ein zügelloses Leben führte, moralisch verwerflich lebte. Eigentlich müsste sich der Vater jetzt zurückziehen und verkriechen. Aber nichts von alledem. Der Vater sieht seinen Sohn von weitem und bei seinem Anblick erfasst ihn grosses Mitleid beim Anblick seines Sohnes. Bei diesem Anblick entbrannte das Herz des Vaters. Er denkt nicht daran, den Sohn zuerst in die Knie zu zwingen, dass er sich demütigen muss. Nein!!! Der Vater rennt seinem Sohn entgegen. Das Wort, das hier für sein Laufen verwendet wird, ist ein Wort, das man für das Laufen in einem Wettkampf verwendet. Er rennt, so schnell er kann seinem Sohn entgegen und fällt ihm um den Hals und küsst ihn!!!!!!!!!!!!!!! Kein Vorwurf kommt über seine Lippen. Keine demütigende Handlung wird vom Sohn erwartet. Nein, der Vater ist sich nicht zu schade und rennt seinem Sohn entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn. Wenn sich in dieser Situation jemand demütigte, dann war es der Vater. Der Sohn stammelt dann doch noch das hervor, was er seinem Vater sagten wollte: Vater, sagte der Sohn zu ihm, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. 21. Die Antwort des Vaters ist eindeutig. Nicht seinem Sohn gibt er eine direkte Antwort, sondern seinen Dienern gibt er klare Anweisungen: Doch der Vater befahl seinen Dienern: Schnell, holt das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm ein Paar Sandalen! / Holt das Mastkalb und schlachtet es; wir wollen ein Fest feiern und fröhlich sein. / Denn mein Sohn war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden. Und sie begannen zu feiern. 22-23. Nichts will der Vater von dem Vorschlag seines Sohnes wissen. Er ist sein Sohn und er bekommt wieder alle Zeichen der Würde der Sohnschaft vom Vater geschenkt.
Das ist das wunderbare Bild der Freude Gottes über einen Sünder der Busse tut. Hier wird uns vor Augen geführt, was wir im Jakobusbrief lesen: Deshalb ordnet euch Gott unter! Leistet dem Teufel Widerstand, und er wird vor euch fliehen. (Jak 4,7)Nähert euch Gott, und er wird sich euch nähern. Reinigt eure Hände von Schuld, ihr Sünder! Gebt eure Herzen Gott hin, ihr Zwiespältigen! (Jak 4,8)Gott naht sich. Er macht aus einem kaputten Leben etwas ganz neues. Denn mein Sohn war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden. 24. Er kleidet seinen Sohn neu ein. Er erhebt ihn wieder zu seinem rechtmässigen Sohn: Das ist Rechtfertigung. Es heisst nicht, du hast gesündigt und nun musst Du alles abbüssen und ich werde dich einfach noch dulden. Nein - Gott erhebt uns in einen hohen Stand. Deshalb fordert Paulus die Kolosser auf: Mit Freuden sagt Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Kol.1,12. Der Vater hat dich tüchtig gemacht.
Schluss
Uns wird hier die unfassbare Liebe Gottes vor Augen geführt. Seht doch, wie gross die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich! 1.Joh.3,1a. Amen
_ [1] Brockhaus Kommentar zur Bibel, Lukas, S. 137.