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Leben in Freiheit

25.01.2003
Die Freiheit genutzt

Zehn Jahre ist Abram unterwegs und noch kein Nachkomme ist in Sicht. Sarai war offenbar nicht in der Lage Kinder zu empfangen. So tritt sie mit einer Lösung an Abram heran. »Du siehst, der HERR hat mir keine Kinder geschenkt. Aber vielleicht kann ich durch meine Sklavin zu einem Sohn kommen. Ich überlasse sie dir.« Abram war einverstanden, (Gen 16,2) So nahm Abram die ägyptische Sklavin Hagar zur Frau und wohnte ihr bei. Sie wurde tatsächlich schwanger. Aber da wurde es schon schwierig. Hagar wurde stolz und verachtete ihre Herrin. Sie benahm sich, wie wenn sie nun die Herrin sei und Sarai die Magd.

Dieses Verhalten kränkte Sarai zutiefst und sie beklagte sich bei Abram und forderte ihn auf dem Treiben Ihrer Magd ein Ende zu setzen. Doch Abram wollte nicht selber aktiv werden, sondern meinte es sei ja ihre Magd, sie soll tun, was sie für richtig fände.

So versuchte Sarai ihre Magd zu demütigen, was aber dazu führte, dass sie die Flucht Richtung Heimat, also nach Ägypten ergriff. Für uns eine eigentümliche Geschichte. Hagar funktioniert wie eine Art Leihmutter für Sarai. Das war aber in jener Zeit ganz normal. Frauen, die Sklavinnen hatten, konnten sie ihren Männer zu Frauen geben. Die Kinder aus diesen Beziehungen galten als Kinder der Herrin. So war es auch bei Jakob. Er hatten Kinder von seinen beiden Frauen und Kinder von den Mägden seiner beiden Frauen.

Aber wie sollen wir diesen Lösungsversuch von Sarai und Abram einordnen? Im Neuen Testament lesen wir: Im Buch des Gesetzes steht: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Sklavin Hagar und einen von der freien Frau Sara. (Gal 4,22) Der Sohn der Sklavin verdankte sein Leben den menschlichen Kräften, der Sohn der Freien verdankte es der Zusage Gottes. (Gal 4,23) Ismael verdankt sein Leben den menschlichen Kräften. Hier hatte Gott also nicht aktiv mitgewirkt, sondern diese Geburt entsprang menschlichen Überlegungen und menschlichem Handeln.

Müssten wir dann die Schlussfolgerung ziehen, dass das, was Abram und Sarai taten Sünde war? Es gibt Kommentare die selbstverständlich davon ausgehen, dass dieses Vorgehen Sünde war. Folie: In unserem Denken existieren oft zwei Kategorien: sündig und gut. Aber das Leben, auch das Leben mit Gott ist vielschichtiger als, dass man es einfach in zwei Kategorien einteilen kann. Ich versuche das nun folgendermassen darzustellen.

Was Abram tat, das geschah im Bereich des Möglichen. Er hatte die Freiheit dazu. Nie wird Abram vorgeworfen, dass er mit Hagar ein Kind hatte. Er handelte in seiner Zeit völlig richtig und versündigte sich nicht. Schliesslich hielt er sich an die Anweisung Gottes, die er bei der Schöpfung gab: Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: »Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt die ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.« (Gen 1,28) Aber, nicht alles was möglich ist, ist sinnvoll und dient zur Erbauung. Wie Paulus den Korinthern schrieb: Alles ist erlaubt!" sagt ihr. Mag sein, aber nicht alles ist deshalb auch hilfreich. – Alles ist erlaubt!" Aber nicht alles dient der Gemeinde. 1.Kor.10,23

So zog das Vorgehen von Sarai und Abram viele Probleme nach sich, die sie sonst nicht gehabt hätten. Und ihr Verhalten hat Auswirkungen bis heute, denn Ein Mensch wie ein Wildesel wird er sein, im Streit mit allen und von allen bekämpft; seinen Brüdern setzt er sich vors Gesicht.« (Gen 16,12) Auch Paulus argumentiert so, wenn er rät nicht zu heiraten. Ich möchte, dass ihr frei seid von falschen Sorgen. Wenn einer unverheiratet ist, sorgt er sich, so zu leben, wie es dem Herrn gefällt. (1.Kor 7,32) Aber wenn einer verheiratet ist, sorgt er sich um die Dinge der Welt, nämlich wie er seiner Frau gefällt. (1.Kor 7,33) So zieht es ihn nach zwei Seiten. Ebenso ist es mit der Frau: Wenn sie unverheiratet ist, ist sie darum besorgt, mit ihrem ganzen Tun und Denken dem Herrn zu gehören. Wenn sie dagegen verheiratet ist, sorgt sie sich um die Dinge der Welt, nämlich wie sie ihrem Mann gefällt. (1.Kor 7,34) Wenn nun einer meint, er begehe ein Unrecht an seiner Verlobten, wenn er sie nicht heiratet, und wenn sein Verlangen nach ihr zu stark ist, dann sollen die beiden ruhig heiraten. Es ist keine Sünde. (1.Kor 7,36) So ist es auch bei uns. Wir können viel machen, das keine Sünde ist. Es ist keine Sünde Ferien zu machen. Ein schönes Auto zu kaufen. Die Wohnung nett einzurichten. Ein Segelboot zu besitzen. usw. Die Frage die uns beschäftigen sollte ist nicht, ob so was eine Sünde ist, sondern wir sollen uns damit beschäftigen, ob das was wir tun erbaut. Ob das auch dem Reich Gottes dient, ob ich noch genügend Zeit und Kraft habe.

Im Bereich der Freiheit geschieht geistliches Wachstum oder Heiligung. In diesem Prozess stand auch Abram.

Aus der Not befreit

Hagar wurde das zuviel. Sie wollte sich von Sarai nicht demütigen lassen und floh. Sie hatte vermutlich vor in ihre Heimat zurückzukehren. Auf dieser Flucht bei einer Pause am Brunnen, begegnet Ihr der Engel des Herrn: »Hagar, Sklavin Sarais! Woher kommst du? Wohin gehst du?« (Gen 16,8) Sie sagte ganz offen: »Ich bin meiner Herrin davongelaufen« Nun fordert sie der Engel auf zu Sarai zurückzukehren und sich ihr unterzuordnen. Gleichzeitig versprach er ihr, dass sie viele Nachkommen haben wird und Ihr Sohn soll Ismael heissen, was soviel heisst, wie Gott hat gehört. denn der HERR hat deinen Hilferuf gehört. (Gen 16,11) Offensichtlich hatte Hagar zum Gott Abrams geschrien. Und Gott hatte auf sie gehört und hatte sich Ihrer angenommen. Das ist typisch Gott.

Bist du in Not, so rufe mich zu Hilfe! Ich werde dir helfen, und du wirst mich preisen.« (Ps 50,15) Gott ist unsere sichere Zuflucht, ein bewährter Helfer in aller Not. (Ps 46,2) »Wirf deine Last ab, übergib sie dem HERRN; er selber wird sich um dich kümmern! Niemals lässt er die im Stich, die ihm die Treue halten.« (Ps 55,23) Das macht Gott bis heute. Er hatte Hagar geholfen und richtete sie wieder auf. Hagar liess sich aber auch etwas von Gott sagen, denn sie kehrte zurück und ordnete sich Sarai unter. Sie tut das, was Sarai mit ihren Massnahmen nicht fertigbrachte.

Sie war so glücklich über das, was ihr geschah, dass sie ausrief: »Habe ich wirklich den gesehen, der mich anschaut?« Und sie gab dem HERRN, der mit ihr gesprochen hatte, den Namen »Du bist der Gott, der mich anschaut«. (Gen 16,13) Gott wird dich auch anschauen, wenn Du in Deiner Not zu ihm kommst. Er hört sogar auf uns, wenn wir wie Hagar im Unrecht sind.

Jeder Mensch, egal aus welcher Nation oder Familie er kommt, kann Gott anrufen und Gott wird sich ihm offenbaren. Jesus sagte einmal: Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. / Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Mt.11,28-29. Und Paulus schrieb den Christen in Rom: Ob jemand Jude oder Nichtjude ist, macht dabei keinen Unterschied: Alle haben denselben Herrn, und er lässt alle an seinem Reichtum teilhaben, die ihn im Gebet anrufen. / Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden". Rö.10,12-13.