Sargon
Sargon (ass. Scharru-kinu „der gerechte König“) bemächtigte sich als Usurpator im Jahre 722 v. Chr. des assyrischen Thrones, den vorher Salmanassar V., der Sohn Tiglatpilesers (s. d.) innegehabt hatte, und gründete dadurch die Dynastie der mächtigen Sargoniden (s. schon den Art. Assur). Da sein erstes offizielles Regierungsjahr das Jahr 721 war, so ist seine Regierungszeit als 721-705 anzusetzen; der Rest des Jahres 722 gilt den Assyrern nur als „Anfang“ seines Königtums. Während er bereits die Krone trug, fiel das unter Salm. V. belagerte Samaria, weshalb es sich erklärt, daß in den assyr. Inschriften Sargon sich diese Eroberung, die dem Reich Israel ein Ende machte, zuschreibt, die Bibel aber bloß von Salm. (s. d.) als dem Eroberer Samarias weiß. Die einzige Erwähnung Sargons im Alten Testament geschieht durch Jesaia (Kap. 20 im ersten Vers), wo es heißt, „im Jahre, da der Tharthan (s. d.) nach Asdod kam, als ihn (den Oberfeldherrn) gesandt hatte Sargon, der K. von Assyrien, und da er wider Asdod stritt und sie gewann“, woran sich dann eine Weissagung gegen Ägypten und Kusch, auf welche Mächte sie sich verlassen hatten, anschließt, vgl.Tafel20. Als Ergänzung dazu erfahren wir aus den Inschriften Sargon’s, daß er im Jahre 711 v. Chr. durch seinen Tartan den König Azuri von Asdod entthronen ließ, worauf aber die Asdodäer nach Abzug des Tartan einen gewissen Jaman einsetzten, der dann nachher, als Sargon selbst zur Rache gegen Asdod zog, nach Meluch das heißt N.W.-Arabien, wo er offenbar einen Anhang hatte, floh. Also ist wohl auch Kusch (Luther: Mohrenland) Jes. 20,4f. nicht Äthiopien, sondern wie auch sonst oft im Alten Testament Arabien. 711 war übrigens das gleiche Jahr, in welches Merodach-baladans, des babyl.Zeitgenossen Sargons, Gesandtschaft an Hiskia zu setzen ist (s. oben Sargon 294). Auch sonst hat Sargon, der gleich seinem altbabylonischen Namensgenossen (s. oben Sargon 64) einer der mächtigsten vorderasiatischen Herrscher war, gewaltige und erfolgreiche Kriegszüge unternommen, so gegen Armenien, das er endgültig niederwarf, gegen die Mannäer (s. d. Art. Minni) als Bundesgenossen der Armenier, gegen das nordsyrische Hamath und Damaskus, mit welch beiden auch Hanno von Gaza und Sib’i (s. d. Art. So), der Tharthan von Mußur (entw. Ägypten oder vielleicht besser Midian), verbündet war, ferner gegen den mächtigen Hethiterstaat Karchemisch, der 717 v. Chr. dem assyr. Reich einverleibt wurde, gegen den Mitâ von Mesech (s. d.) und endlich auch gegen die Araber, unter welchen auch ein Sabäer It’i-amar als tributbringend aufgeführt wird. Sogar in Eypern, woher er Tribut empfing, hat er ein Standbild von sich aufstellen lassen (s. Abb. 301). Als Bauherr betätigte er sich vor allem durch die Gründung der neuen Residenz Dûr-Sarru-kin (s. den Art. Ninive), deren prachtvolle Reliefs eine Zierde des Louvre in Paris bilden; auch war er sonst für die Fürsorge seines Landes unermüdlich tätig, wovon die sogen. Cylinderinschrift im Brit. Muf. in London beredte Kunde gibt.