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Pilatus

Pilatus, mit dem vollen Namen „Pontius Pilatus“, führte das Amt eines röm. Landpflegers oder Prokurators (s. d. Art.) vom Jahre 26-36. Unter ihm trat Johannes der Täufer auf (Luk. 3,1). Auch war er es, unter dem Jesus den Tod fand (Mt. 27; Mk. 15; Luk. 23; $$Joh. 18 f.::Joh 18$$, 1 Tim. 6,13). Pilatus, ein Mann von rücksichtslos. Charakter, verletzte mehrfach das religiöse Gefühl der Juden absichtlich u. ohne Not. So erregte er schon bei seinem Amtsantritt den Unwillen des jüd. Volkes dadurch, daß er die Besatzung mit dem Brustbild des Kaisers an ihren Feldzeichen in Jerusalem einziehen ließ. Weil das Bild des Kaisers von den Römern göttlich verehrt wurde, sah das jüd. Volk darin einen heidnischen Greuel, zog in großen Haufen nach Cäsarea und verlangte Beseitigung dieser Bilder. Da selbst Anwendung von Gewalt nichts half, mußte Pilatus dem Willen des Volkes sich fügen. Auch das Blutbad, das er nach Luk. 13,1 unter einigen Galiläern anrichten ließ, während sie in Jerusalem opferten, wirft ein übles Licht auf sein grausames Regiment. Näheres wissen wir über den Vorgang nicht, ebensowenig über die „Aufrührer“ (Mk. 15,7; Luk. 23,19), zu welchen auch Barabbas gehörte, dessen Freilassung die Juden von Pilatus forderten. In der Leidensgeschichte lernen wir ihn als einen Mann kennen, der wohl einen Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit hatte, darum auch die Unschuld Jesu mehrmals offen bezeugte, dem es aber ganz an der sittlichen Kraft fehlte, seiner Überzeugung gemäß zu handeln und der sich deshalb durch das Wutgeschrei des Volkes (Mk. 15,15; Luk. 23,24) und durch die Furcht vor der Ungnade des Kaisers (Joh. 19,12) bestimmen ließ, den Heiligen dem Kreuzestod zu überliefern. (Nach einer freilich sehr späten Überlieferung wäre der Pilatusbogen in der Via dolorosa, , die Stelle, wo Pilatus Jesum dem Volke vorstellte mit dem Ruf: „Sehet, welch ein Mensch!“) Als endlich Pilatus, nachdem er sich noch andere Gewalttaten gegen die Juden hatte zuschulden kommen lassen, auch die Samaritaner bei einer Zusammenkunft auf dem Berge Garizim, wo sie die angeblich seit Mose dort vergrabenen heiligen Tempelgefäße beschauen wollten, hart und rücksichtslos behandelte, ja einen Teil der Anwesenden tötete, beklagten sich die Samaritaner bei dem syrischen Statthalter Vitellius und erwirkten seine Entsetzung von seinem Prokuratorenamt (36) und die Vorladung nach Rom zur Verantwortung. Zuletzt soll er durch Selbstmord geendet haben.

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