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Petrus

Petrus, das heißt Fels, die griech. Übersetzung von Kephas, der Name, den Jesus seinem Jünger Simon gab. Sein Vater hieß Jona, Mt. 16,17 (in Joh. 1,43; 21,15 scheint die in den alten Bibeln schwankend überlieferte Namensform auf Johannes zu führen; sein Bruder war Andreas und wurde mit ihm von Jesus berufen. Ursprünglich war er in Bethsaida zu Hause, Joh. 1,45; als sich Jesus in Kapernaum aufhielt, wohnte natürlich auch Petrus dort, Mk. 1,29. Er war schon verheiratet, als er Jesus kennen lernte, und ernährte sich von der Fischerei. Aus der ersten Zeit seines Umgangs mit Jesus, in welcher sein Glaube heranwuchs und Jesus ihn an sich zog, sind uns drei Erlebnisse berichtet, die für ihn entscheidend geworden sind: Er hatte der Predigt des Täufers gehorcht und war in seinen Jüngerkreis getreten. Da brachte ihm, nachdem Johannes auf Jesus hingewiesen hatte, sein Bruder Andreas die Botschaft: wir haben den Christus gefunden, und Jesus gab ihm, als er zu ihm kam, die Verheißung: Du wirst Fels genannt werden. Er hat ihm dadurch die ganze Herrlichkeit der Apostelarbeit und des Jüngerberufs verheißen. Nicht seinen Charakter wollte ihm Jesus damit beschreiben oder seine Willensstärke loben, sondern er stellte ihn dar, wie er, in seinem Dienst selbst fest geworden, andern zur Stütze dienen und viele durch sein Wort tragen und ihnen zur Zuflucht und Aufrichtung werden sollte. Vom Jordan hat er Jesus nach Kana u. Kapernaum begleitet, und dort ist ein neues Wort Jesu für ihn wichtig geworden. Er warf im See das Wurfnetz nach Fischen aus; da rief ihm Jesus vom Ufer her samt seinem Bruder mit der Verheißung: ich will euch zu Menschenfischern machen. Daß Petrus, auch nachdem er Jesus gefunden hatte, noch der Fischerei oblag, müßten wir annehmen, auch wenn es uns nicht ausdrücklich erzählt würde; so ernährte er sich und die Seinigen. Jesus hob ihn über diese Sorge empor und zeigte ihm in seiner Nachfolge einen höheren Beruf, dem er nun ganz zu leben hatte. Ein drittes Ereignis hat uns Lukas erzählt, wie Jesus das Fischergewerbe des Petrus benützt hat, um ihm die wunderbare Größe seines Berufs zu zeigen. Auf sein Geheiß fängt er unermeßtich viele Fische. Petrus beugte sich tief in der Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit; Jesus aber gab ihm aufs neue die Berufung in seinen Dienst. Jesus hat ihn unter den Seinigen vorangestellt und zum ersten seiner Boten gemacht. Darum erzählen uns die Evangelien auch an seinem Beispiel, wie schwer es den Jüngern wurde, sich in Jesu Sinn zu sinden und wie viel Geduld er ihnen erzeigen mußte. Als Jesus über den See hin zu ihnen kam, wollte Petrus derselben Freiheit und Macht wie Jesus teilhaft werden, und Jesus gewährte es ihm. Aber Petrus erfährt dabei, daß ihm die Bedingung hiezu, der Glaube, noch fehlte, Mt. 14,28-31. Als Jesus das Bekenntnis zu seinem Namen von den Jüngern verlangte, hat Petrus sein königl. Amt und seine Gottessohnschaft bezeugt, worauf ihm Jesus antwortete, daß er diese Erkenntnis durch Gottes Erleuchtung empfangen habe u. daß er ihm bei seinem herrlichen Werke helfen dürfe als der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde bauen werde, und als der Verwalter des Himmelreichs mittelst des Evangeliums. Als aber Petrus vor Jesu Kreuz erschrak und es für ein Unglück hielt, hat er ihm ebenso deutlich gezeigt, daß er hiedurch menschlichen und sündlichen Trieben folge und nicht durch den Blick auf Gott geleitet sei, Mt. 16,16-23. Dem Anspruch der Juden, daß Jesus ihrer Satzung gehorchen müsse, gab er, als sie die Tempelseuer forderten, sofort nach; darauf hat ihm Jesus die Freiheit deutlich gemacht, die dem Kinde Gottes zusteht, hat es ihn aber auch durch den Stater, den der Fisch ihm brachte, erleben lassen, wie der demütige Verzicht auf unser Recht und die willige Unterordnung unter das Gesetz uns durch Gottes Fürsorge nicht in Schaden bringt, Mt. 17,24-27. Bei Jesu Leidensgeschichte wurde es an ihm besonders offenbar, gerade weil er der erste unter den Aposteln war, daß Jesus sein Kreuz allein trug, und alle andern demselben widerstrebten u. sich daran ärgerten. Er meinte Jesu so fest verbunden zu sein, daß er ihn nicht mehr lassen, sondern für ihn sterben könne, und verachtete deshalb Jesu Warnung Mt. 26,34; Joh. 13,37. Und doch verstand er den Ernst der Stunde, die ihn zum Wachen und Beten berief, nicht, sondern überließ sich dem Schlaf, Mt. 26,43, und widersetzte sich der Verhaftung Jesu mit dem Schwert, Joh. 18,10, und als er unter den Knechten des Hohepriesters sich als Jünger Jesu bekennen sollte, vermochte er es nicht, sondern verleugnete ihn. Als es Tatsache war, daß Jesus in die Hand der Menschen gegeben und von den heiligen Führern Israels zum Tod verurteilt war, da war sein Glaube in der Tiefe erschüttert und er brachte es nicht mehr über sich, ihn auch jetzt noch den König Israels und Gottes Sohn zu heißen. Darum war er auch in besonderer Weise der Gegenstand der Sorge Jesu und seines Gebets, Luk. 22,32. Als er auferstanden war, hat Jesus sich zuerst unter den Jüngern Petrus gezeigt und dadurch den Glauben aufs neue in ihm gepflanzt, Luk. 24,34; 1 Kor. 15,5. Von nun an fand sich Petrus in Jesu Kreuz, gegen das er sich so heftig gesträubt hatte. Beim Mahle, das der Auferstandene den Jüngern am See von Genezareth bereitete, hat er ihn durch die dreimalige Frage, ob er ihn liebe, zur demütigen Nüchternheit u. Selbstprüfung angeleitet u. vor allem Übermut gewarnt und darauf ihn zum Hirten seiner Schafe bestellt. Zugleich hat er ihm gesagt, daß er bereit sein müsse, seinetwegen, wenn er alt werde, Marter und Tod zu leiden. Von nun an stand Petrus in der Mitte des Jüngerkreises von Jerusalem, und Jesu Wort wurde an ihm wahr, daß er der Fels sei, auf dem die Gemeinde von Christus erbaut wurde. Er bereitete die Jünger zu ihrer Arbeit vor dadurch, daß er die Lücke in ihrer Zahl ergänzte, Apg. 1,15 ff., und stand, als der Pfingstgeist kam, als Jesu Zeuge vor dem ganzen Volk. Nach innen und außen lag die Leitung der Gemeinde auf ihm. Er verwaltete Gottes Gericht an denen, welche die Lüge und Heuchelei in die Gemeinde hineintrugen, Apg. 5, und brachte in wunderbarer Weise die Kraft Christi zur Offenbarung an denen, die Heilung suchten. Ihm lag es ob, auch vor dem Rat des Volks Jesu Sache zu führen und deswegen zu leiden, und er erfuhr, als ihn Agrippa töten wollte, auch in besonderer Weise Gottes Schutz, Apg. 12. Deswegen war es auch für die Ausbreitung der Kirche unter den Heiden von besonderer Wichtigkeit, daß Gottes Wille und Weg Petrus sich deutlich offenbarten. Durch eine sichtbar von Gott geleitete Verkettung der Umstände, die ihm auch durch ein Gesicht nach ihrer Absicht erklärt wurde, wurde Petrus nach Cäsarea zu Kornelius geführt und sah dort, wie Gottes Geist auch Heiden geschenkt wurde. So war er vorbereitet, als man sich in Jerusalem entscheiden mußte, wie man sich zur Heidenkirche und zu Paulus stellen wollte, in Paulus den Apostel Christi und in der Heidenkirche das Werk der Gnade Christi zu erkennen, Paulus die Hand der Gemeinschaft zu geben und sich am Aufblühen der griechischen Gemeinden zu freuen, Gal. 2,9; Apg. 15. Darin lag jedoch keine Entfremdung und Abwendung von Israel. Petrus hielt es bleibend für seinen Beruf, im Unterschied von Paulus, der Judenschaft Christum zu bezeugen, und hat auch auf den Eifer der Judenchristen für das Gesetz und ihre Furcht vor jeder Gesetzesübertretung fortwährend Rücksicht genommen. Daraus ist die Verfehlung des Petrus in Antiochien erwachsen. Er hat dort zuerst mit den heidnischen Christen ungehemmten Verkehr gepflegt und die Speiseordnung des Gesetzes auch für seine Person übertreten. Dann hat er, weil jüdische Christen kamen, sich wegen des Gesetzes von ihnen wieder zurückgezogen, Gal. 2,11. Diese schädliche Aufrichtung des Gesetzes, die den Schein erweckte, als ob es auch für die Heidenchristen nötig sei, hat Paulus nicht stillschweigend getragen, sondern deren ungläubige u. sündliche Wurzel offenbar gemacht, und er hat die Sache auch den Galatischen Gemeinden erzählt, damit sie sich durch keinen menschlichen Namen unter das Gesetz beugen lassen, sondern mit ganzem Glauben in der Freiheit Christi stehen und davon überzeugt seien, daß Paulus ihnen vom Herrn als ein sicherer, zuverlässiger Führer gegeben sei. Da uns Lukas nur erzählt hat, wie die Gemeinde in Jerusalem in ihrer ersten Zeit heranwuchs und aus ihr die Heidenkirche erstanden ist, wissen wir von der späteren Missionsarbeit des Petrus nichts. Paulus hat ihn bei seinem letzten Besuch in Jerusalem dort nicht mehr angetroffen, und 1 Kor. 9,5 deutet an, daß Petrus später größere Reisen machte. Der erste Brief des Petrus sagt, daß er um diese Zeit mit Markus in Babylon gewesen sei, 5,13. In Babylonien wohnte eine große und eifrige Judenschaft, die mit Jerusalem sehr enge Verbindungen unterhielt. Wir dürfen die Ausbreitung des Christentums daselbst sicher bis in die erste Zeit der Kirche zurückverlegen. Es hat darum keine Schwierigkeit, daß Petrus die dortigen Gemeinden besucht und vielleicht längere Zeit unter ihnen zugebracht hat. Andere sassen Babylon als bildliche Bezeichnung für Rom. Als Johannes das Evangelium schrieb, hatte Petrus bereits durch den Martertod „Gott gepriesen“, Joh. 21,19, vgl. 2 Petr. 1,14. In der späteren Kirche hat man erzählt, er sei am Kreuz gestorben. Das trifft mit dem Wort des Johannes gut zusammen. Denn er bezieht den Spruch Jesu: „Du wirst deine Arme ausstrecken und ein anderer dich gürten und dich bringen, wo du nicht hinwillst“, auf die Weise seines Todes. Als Petrus am Kreuzholz seine Arme ausstrecken mußte und sein Leib an demselben festgebunden und in die Höhe gehoben wurde, erfüllte sich Jesu Wort an ihm mit seinem letzten Sinn. Als Ort seines Todes nennt die kirchliche Überlieferung Rom, woran man nicht zu zweifeln braucht. (Weiteres s. Kirchenlex. II, 394 ff.). Die Gemeinde in Rom war für die ganze Kirche damals so wichtig, auch von innen und außen so bedroht, daß wir’s leicht verstehen, wie es Petrus ein heiliges Anliegen werden konnte, sie durch seinen Besuch zu stärken, auch wenn diese Reise für ihn der Gang zum Tode ward. ( zeigt eine der ältesten auf einem Goldglas in der vatikanischen Bibliothek befindl. Abbildungen der beiden Apostel Paulus u. Petrus aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Auf der untern Abteilung des Bildes erscheint Christus als das Lamm Gottes inmitten kleiner Lämmer, der Gläubigen, die von Jerusalem und Bethlehem zum Berg Zion kommen, aus welchem die vier evangelischen Ströme entspringen, um sich in den Jordan zu ergießen.) — Der erste Brief des Petrus hat seinen Anlaß darin gehabt, daß Silas, der damals mit Petrus zusammen war, nach Kleinasien reiste. Petrus gab ihm für die dortige Christenheit ein Schreiben mit. Es wendet sich deshalb an die ganze Christenheit des innern Kleinasiens (Pontus, Galatien, Kappadokien, Asia u. Bithynien; nur die an der Südküste der Halbinsel gelegenen Gegenden sind nicht genannt). Zuerst zeigt ihnen die Petrus die Herrlichkeit der Gabe Gottes, wie sie zu ihnen durch das Evangelium gegeben ist und sie zu lebendiger Hoffnung neu geboren hat, 1,3-12. Dann mahnt er sie zum Ernst der Heiligung, im Blick auf den himmlischen Vater, der zugleich ihr Richter ist und auf ihre Erlösung durch Jesu kostbares Blut, 1,13-21. Das erste, wodurch sie Gott dienen, besteht darin, daß sie, durch das Wort auf Christus gegründet, in herzlicher Liebe eine einträchtige Gemeinde bilden, als Gottes wahrhaftiger Tempel, 1,22 bis 2,10. Dann bespricht er, wie sie in den verschiedenen Ordnungen des natürlichen Lebens Gott dienen sollen, gegenüber den Obrigkeiten, und im Dienstverhältnis der Sklaven zu ihren Herrn, wobei er sie zum Leiden in der Ähnlichkeit mit Christo stärkt, und in der Ehe, 2,11 bis 3,7. Dann erinnert er die ganze Gemeinde an ihren Beruf, durch Wohltun und Geduld Christus zu preisen und die Heiden zu gewinnen, und zeigt ihnen an Jesus den Segen des Leidens, da Jesus durch sein Sterben die Heilandsmacht empfangen hat, welche er sogar den Geistern im Gefängnis erzeigt hat, 3,8 bis 4,6. Den Schluß machen Anweisungen, wie sie in der Gemeinde einander dienen und den Christennamen auch vor Gericht nicht entehren sollen und wie die Alten für die Gemeinde zu sorgen haben. Mit Segensworten und Grüßen schließt er den Brief, ähnlich wie es auch Paulus tut.

Der zweite Brief beschäftigt sich mit der Hoffnung auf Christi neue Gegenwart bei uns. Er zeigt zuerst, wie wir uns dadurch für sie bereiten, daß wir uns durch Gottes Verheißung reinigen und zu aller Tugend treiben lassen, 1,1-11. Dann erinnert er an den festen Grund der Hoffnung, der darin besteht, daß die Apostel schon mit ihren eigenen Augen Jesu Herrlichkeit gesehen haben, und in der Sicherheit des prophetischen Worts, 1,12-21. Er legt nun eine Warnung vor den Verführern der Gemeinde ein, die sich hoffärtig besonderer Erkenntnis Gottes rühmen und doch in ihren Begierden unrein bleiben, 2, und stärkt die Gemeinde gegen den Verzug des Gerichts, als wäre dies eine Widerlegung der Hoffnung u. nicht vielmehr ein Erweis der göttlichen Geduld, 3. Das mittlere Stück, die Warnung vor den Verführern, ist aus dem Brief des Judas genommen; letzterer wird hier etwas erweitert und mit Erläuterungen versehen. Da es aber geringe Wahrscheinlichkeit hat, daß Petrus selbst den Brief des Judas in einem eigenen Schreiben wiederholt habe, ist anzunehmen, daß dieser Brief nicht aus der eigenen Hand des Petrus stammt. Er hat seinen Anlaß darin, daß die Gemeinde die lebendige Hoffnung auf Christi Reich und Sieg sinken ließ und zugleich durch allerlei unlautere Religionsmacher verwirrt wurde. Da hat ein uns nicht bekannter Mann die Verheißung des apostol. Evangeliums der Kirche nochmals vorgehalten, um sie zu lebendiger Hoffnung anzutreiben u. zum Ernst in der Heiligung.

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