Kaiphas
Kaiphas, der Hohepriester zur Zeit Jesu. Die Evangelien nennen ihn mit seinem üblichen Beinamen; zunächst hieß er Joseph. Er war Schwiegersohn des Hannas und hat wahrscheinlich dieser Verwandtschaft seine Erhebung zum hohepriesterl. Amt verdankt. Die Zeit war für die Hohenpriester schwierig; sie standen mitten drin zwischen den Befehlen der röm. Beamten und dem mißtrauischen und stürmischen Eifer des Volks für die väterliche Überlieferung, darum wechselten die Hohenpriester rasch und die Absetzung folgte der Ernennung oft bald. Kaiphas dagegen verstand es, während einer längeren Zeit das Amt zu behaupten, jedenfalls mehr als 10 Jahre lang, bis auch er schließlich im Jahre 36 durch den Statthalter von Syrien seines Amtes entsetzt worden ist. Als die Stunde Jesu nahte und Israel sich angesichts seiner Zeichen für oder gegen ihn entscheiden mußte, sprach Kaiphas zuerst entschlossen im Hohen Rat das Wort aus, daß er sterben müsse (Joh. 11,49). Die Häupter Israels waren alle darin mit ihm einig, daß es der Untergang des Volkes wäre, wenn es sich vor Jesus beugen würde als vor seinem Könige. Aber sie erschraken vor dem Gedanken, ihn zu töten. Diese Bedenken überwand Kaiphas mit dem Wort: es ist für uns besser, ein Mensch sterbe für das Volk. Johannes sagt: das war Weissagung; er sprach damit Gottes Willen aus. Es war der Rat Gottes, daß der eine sterbe für das Volk, und es war Wahrheit vor Gott, daß es besser für sie sei, er sterbe. So hat Gott auch in jenem Moment, da der Hohepriester Israels den Christus verwarf und die Verheißung zerriß, in seiner Treue seine Zusage wahr gemacht, daß der Hohepriester dem Volk dazu gegeben sei, daß er ihm den Weg des Herrn zeige, so sehr die eigene Absicht des Kaiphas dem Willen Gottes zuwiderlief. Nach der Verhaftung Jesu hat Kaiphas das Verhör geleitet und entscheidend in den Gang der Verhandlung eingegriffen; denn als das gewöhnliche Prozeßverfahren stockte und das Zeugenverhör keine Anklage ergab und Jesus schwieg, da führte Kaiphas entschlossen die Verhandlung zu ihrem Ziel und stellte ihm direkt und eidlich die Frage, ob er Christus der Sohn Gottes sei. Er war auch jetzt wieder Werkzeug in Gottes Hand. Wir dürfen es als göttl. Leitung betrachten, daß Jesus nicht wegen irgend einer andern Anklage, etwa wegen einer Übertretung der Sabbatordnung, sondern einzig deshalb zum Tod verurteilt worden ist, weil er sich als den Christus, Gottes Sohn bekannt hat. Später wird er nochmals genannt Apg. 4,6, bei jener Verhandlung des Rats, die den Anfang zur Verwerfung und Verfolgung der Gemeinde Jesu durch die Judenschaft bildete.