Finsternis
Finsternis.
1) Finsternis und. Licht sind so scharfe Gegensätze, daß die Religion Zarathustras sie auf zwei Urwesen zurückführt. Hingegen läßt Jahveh seinen Knecht Kores, der auch in diesem Irrwahn stecken mochte, anreden: der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, Jes. 45,7. Jene über dem Chaos lagernde Finsternis, 1 Mo. 1,2, aus der Gott das Licht hervorleuchten läßt, 2 Kor. 4,6, gehört zur Urschöpfung (1 Mo. 1,1), und nachdem der Rhythmus von Licht und Finsternis geregelt ist (1 Mo. 1,18), ist sie auch ein integrierender Teil des von Gott als sehr gut erkannten Kosmos, während freilich in der verklärten Welt keine Nacht mehr ist. Und wie das Entstehen, so wird das Bestehen der Finsternis im Schöpfungspsalm auf Gott zurückgeführt, Ps. 104,20. Und das tut die Schrift, ogleich sie mit Recht das Wesen und den Ursprung des Lichts und der Finsternis geheimnisvoll findet, Hi. 38,17-21. In Gott selbst ist keine Finsternis, 1 Joh. 1,5, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis, Jak. 1,17, weder in physischem noch in ethischem Sinn. Finsternis ist nicht finster für ihn, Ps. 139,12; Hi. 34,22. —
2) Die natürliche Finsternis korrespondiert der sittlichen schon dadurch, daß die Werke der Finsternis das Tageslicht fliehen und die Finsternis suchen, Hi. 24,13-17; 1 Th. 5,7. Die Finsternis ist nun ein Reich, das unter einer Obrigkeit steht, Kol. 1,13; Eph. 6,12. Dieses Reich ist nicht bloß diesseitig; Gott hat die Engel, die gesündigt haben, mit Ketten der Finsternis gebunden, Jud. 6; 2 Petr. 2,4. Wie schon im Alten Testament der Scheol das Reich der absoluten Finsternis ist, wo die größte Helle mitternächtiges Dunkel ist, Hi. 10,22 (vgl. Ps. 88,13), so ist vollends im Neuen Testament die Gehenna die äußerste (Mt. 8,12; 22,13; 25,30), die ewige (Jud. 13) Finsternis, deren Vorbild die ägyptische Finsternis war, Wsh. 17,14. 21. Die Menschen, welche diesem Reich angehören, tun das nicht naturnotwendig, sondern weil ihr Auge ein Schalk ist, Mt. 6,23, weil sie das ihre bösen Werke strafende Licht hassen, Joh. 3,19-21. Nachdem der Prophet schon für die finstere Welt ein großes Licht in der messianischen Zeit verkündet hat (Jes. 9,2; 42,6. 7; 49,9; 60,2), so wird das in Finsternis und Todesschatten erschienene Licht von Zacharias begrüßt, Luk. 1,79. Das Licht scheinet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen, Joh. 1,5. In der Passion besonders erfuhr das Licht der Welt die Macht der Finsternis, Luk. 22,53. Aber durch den Sieg Jesu hat nun das apostolische Wort von ihm solche Kraft, daß es Menschen bekehrt von der Finsternis zum Licht, Apg. 26,18. Fälschlich vermessen sich die Juden, ein Licht derer zu sein, die in Finsternis sind, Röm. 2,19. Hingegen durch die Kraft des aus der Finsternis zum wunderbaren Lichte Gottes berufenden (1 Pe. 2,9) Evangeliums sind solche, die weiland Finsternis waren, nunmehr ein Licht, Eph. 5,8; 1 Joh. 2,8, werden aber, weil das alte Leben noch nicht ganz gestorben ist, ermahnt, abzulegen die Werke der Finsternis, Röm. 13,12; Eph. 5,11; 2 Kor. 6,14. Die außerchristl. Finsternis ist nicht bloß Unwissenheit und Blindheit des Herzens, sondern Entfernung vom Leben aus Gott, Eph. 4,18, geistiger Tod u. Unseligkeit. Insbesondere ist, wer seinen Bruder hasset, in Finsternis (1 Joh. 2,11), und wer Gottes Gemeinschaft zu haben behauptet und in Finsternis wandelt, hat keine Wahrheit in sich, 1 Joh. 1,6-10. Im A. T., da die Abgründe und Hintergründe der Sünde noch nicht so aufgedeckt sind, steht Finsternis noch kaum in diesem absoluten Sinn. Nahe kommt ihm Jes. 5,20, wo die Verfälscher der sittlichen Begriffe gezüchtigt werden. Meist steht Finsternis im Sinn von Unseligkeit und Unheil. So ist der Tag des Herrn ein finsterer Tag, da Sonne und Mond sich verfinstern, Joel 2,2. 10; $$Zef. 1,15::Sach 1,15$$ usw. Jede Theophanie ist finster und schreckenvoll für die Feinde, ja für alle Sünder, 2 Mo. 19,16; Ps. 18,12; 5 Mo. 4,11; 5,20, während im Neuen Testament der Tag es ist, der schreckenvoll die Nachtmenschen überfällt, 1 Th. 5,4. 5, und die Finsternis erhellt, 1 Kor. 4,5. Desgleichen sehen wir in Hiob und im Psalter den Heiligen ins Herz, wie es durch mancherlei Wechsel von Licht und Finsternis geht, bis zum nächtlichsten Dunkel des 88. Psalms. Sie wissen aber auch im finstern Tale, daß ihr Hirte bei ihnen ist, Ps. 23,4; sie glauben, daß das Licht den Frommen aufgeht, Ps. 112,4, vgl. Mi. 7,8; Jes. 50,10. Die Gottlosen hingegen bleiben in Finsternis und gehen darin unter, Spr. 20,20; 2,13; Jer. 13,16.