Esther
Esther [wohl nicht = Stern, wie die jüdischen Ausleger den Namen nach dem pers. stâra, gr. asther, erklären, sondern = Stateira, wie auch sonst persische Prinzessinnen, so die von Parysatis vergistete Gemahlin des Artaxerxes II., u. eine Tochter des Darius III. hießen; vgl. analog Stater (eine Münze), aramäisch-persisch stîr] der persische Name eines jüdischen Mädchens „Hadassa“ (Myrte) aus dem Stamm Benjamin, der in Susa erzogenen Pflegetochter eines Juden Mardochai. Das Buch Esther erzählt, wie der persische König Ahasverus (Xerxes 486-465) nach Verstoßung seiner Gemahlin Vasthi Esther zur Würde einer Königin erhob. Als solcher gelang es ihr, die in Persien angesiedelten Glaubensgenossen vor dem Mordplan des Haman (s. d.) mit Hilfe Mardochais (s. d.) zu retten, eine Tat, welche der Anlaß zur Einführung des Purimfestes (s. d.) wurde.
Der Verfasser des mit schriststellerischem Geschick entworfenen Buches ist unbekannt. Manche Unwahrscheinlichkeiten legen Zweifel an der strengen Geschichtlichkeit des Berichtes nahe, andererseits zeigt das Buch auch wieder Vertrautheit mit persischen Verhältnissen und ohne eine derartige tatsächliche Begebenheit läßt sich die Entstehung des Purimfestes nicht wohl erklären. [Auch zeugen die Hunderte von jüdischen Personennamen in den babyl. Kontrakttafeln der Zeit des Artaxerxes I. und des Darius II., daß wirklich eine große Bevorzugung der Juden vorhergegangen sein muß.] Der höhere geschichtliche Wert beruht auf der treuen Schilderung dessen, was Israel unter den Heiden war: gehaßt und zeitweilig blutig gedrückt, aber immer wieder triumphierend; geschmeidig in die Verhältnisse sich fügend und zugleich unbeugsam vor dem gehaßten Haman, koste es, was es wolle. Der Glaube an den Sieg Israels ist die Frömmigkeit des Buches, während der Name Gottes darin nicht genannt wird, offenbar aus Scheu vor Entweihung bei der Ausgelassenheit des Purimfestes; die „Stücke in Esther“, das heißt sagenhafte Zusätze wollen dann das vermißte Religiöse nachholen. Über die Aufnahme in den Kanon haben lange Zeit die jüdischen Schriftgelehrten, dann die christliche (besonders griechische Kirche) und noch Luther geschwankt. Das spätere Judentum dagegen stellt das Buch fast dem Gesetze gleich.