Ergebung
Ergebung ist die innere Kraft der Geduld (s. d.). Sie kann nur in der Religion ihre Wurzel haben, und darum zeigt ihre verschiedene Auffassung und Übung, ob der Mensch Religion hat oder keine, ob er die wahre oder eine falsche Religion hat, ob er ein Heide ist oder ein Christ. Der Heide hatte und hat eine dumpfe fatalistische Ergebung, welche nicht denkt, nicht fragt; denn es ist alles von einem blinden Ungesähr (Fatum) vorausbestimmt. Der glaubenslose Philosoph hat eine düstere Ergebung, sei es, daß er in stoischer Unerschütterlichkeit den Schmerz gar nicht an sich hinkommen läßt und stolz zu verachten sucht, sei es, daß er mit verzweifelter Resignation sich gleichsam in den Strom des allgemeinen Elends hineinmirft und von demselben treiben läßt, von vornherein auf Glück und Befriedigung verzichtend. Der Christ hat eine freudig-ernste Ergebung, welche auf der Offenbarung der göttlichen Vaterliebe in Christo Jesu, dem Vertrauen auf deren liebevolle und weise Vorsehung und Führung zum ewigen Heile durch alle Leiden der Zeit gründet, Mt. 10,30; Röm. 8,35. 39; 2 Kor. 4,16-18. Diese christliche Ergebung fügt sich in das Schicksal, trotzt demselben nicht in falschem Stolz, fordert dasselbe aber auch nicht heraus in falschem Heldenmut. Sie ist vorgebildet in dem starken Gottvertrauen der alttestamentlichen Gläubigen, in ihrem „Stillesein zum Herrn“, Ps. 23; 37,5. 7; Jes. 30,15. Aber bei den Frommen des Alten Bundes ist das Stillesein zu Gott nicht ununterbrochen und fortgehend zu denken; jede bedeutendere Verschuldung konnte sie wieder aus demselben herauswerfen, wie David Ps. 51,12 ff. klagt, und die unbegreiflichen Leidenswege Gottes selbst konnten sie noch in die Nacht des Zweifels versenken, wie Hiobs Ringen zeigt, während beim Christen auf Grund der Versöhnung in Christo das kindliche Verhältnis zu Gott einen bleibenden Zustand und die Ergebung in seinen Willen eine dauernde Stimmung bezeichnet.