Ehre
Ehre bedeutet die einer Person um ihrer selbst willen entgegengebrachte oder gebührende Achtung. In erster Linie ist der Ehre würdig
1) Gott. So das Lied Moses: „Gebt unserm Gott allein die Ehre“, 5 Mo. 32,3; Ps. 115,1 „nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre!“ Häufig steht das deutsche Wort „Ehre“ für ein anderes des Grundtextes, im Alten Testament zum Beispiel für „Schmuck“, „Größe“, im Neuen Testament für „Herrlichkeit“, „Ruhm“. Während der Götzendienst Gott die Ehre raubt, Jes. 42,8; Röm. 1,25, u. ein bloßes Ehren mit den Lippen Gott mißfällt, $$Jes. 29 13::Jes 29,13$$, vgl. Mt. 15,8, ist es schon Wunsch der alttestamentlichen Frommen, daß Gottes und seines Reiches Ehre in der ganzen Welt anerkannt werde, Ps. 57,6; 145,11 u. ö.; die Erfüllung dieses Wunsches weissagt die Prophetie Hab. 2,14 usw. Hiezu dient einerseits Gottes Offenbarung in der Natur, Ps. 19,1: die Himmel erzählen die Ehre Gottes; 29,3: der Gott der Ehre donnert, vgl. 97,6 u. Jes. 6,3; andererseits die geschichtliche Offenbarung unter Israel (2 Mo. 14,4: ich will an Pharao Ehre einlegen; Ps. 26,8: ich habe lieb den Ort, da deine Ehre wohnet, vgl. 29,9), besonders in ihrer Vollendung in Christo (Luk. 2,14) und seinem Reich (Offb. 19,6 f.). Weil demnach Gott unter Israel bekannt ist, wird von einem Glied dieses Volkes unter allen Umständen erwartet, daß es Gott die Ehre gebe, Jos. 7,19, und der Herr bedroht es mit dem Fluch, wenn seinem Namen die Ehre versagt wird, Mal. 2,2; vollends die Glieder des N. B. sollen ihr ganzes Tun zu Gottes Ehre einrichten, 1 Kor. 10,31, vgl. Joh. 15,8, auch zu Gottes Ehre leiden, 1 Pe. 4,16. An jedermann wird die Forderung gestellt, Gott die Ehre zu geben für empfangene Wohltat durch Dankbarkeit, Luk. 17,18. Fein ist die Beziehung der Wohltätigkeit auf die Ehre Gottes Spr. 14,31, sofern Mildtätigkeit gegen die Armen eine mittelbare Anerkennung des Schöpfers ist. —
2) ist der Ehre würdig der Sohn Gottes Jesus Christus, in welchem des unsichtbaren Vaters Herrlichkeit der Welt offenbar wird, Joh. 14,9. Allerdings gereicht das Kommen des Erlösers Gott zu Ehre (Luk. 2,14), der Vater wird geehret in dem Sohn und durch die Erhörung der Gebete im Namen Jesu (Joh. 14,13), und wenn dereinst alle Zungen bekennen werden, daß Jesus Christus der Herr sei, so geschieht das auch „zur Ehre Gottes des Vaters“, Phi. 2,11. Aber der Sohn empfängt doch auch seine besondere Ehre, der Vater selbst ehrt ihn (Joh. 8,50. 54), gerade deshalb, weil er nicht seine eigene, sondern nur des Vaters Ehre sucht (Joh. 7,18); wird Gott geehrt durch eine Machtwirkung der Wunderkraft Gottes, so wird auch der Sohn Gottes geehrt, Joh. 11,4. Die Glaubigen sollen den Sohn ehren wie den Vater, Joh. 5,23. In seiner Erhöhung ist er nun mit Preis und Ehre gekrönt (Hbr. 2,7), ist auch größerer Ehre wert als Mose (Hbr. 3,3), Gott selbst hat ihm die Ehre eines ewigen Hohepriesters verliehen (Hbr. 5,5).
Endlich kommt auch.
3) Menschen Ehre zu. Im A. T. bringt Gott seine Glaubigen zu Ehren, 1 Chr. 29,28 (David), dasselbe wird von Josaphat 2 Chr. 17,5 und Hiskia 32,27 ausgesagt. Für den Standpunkt des Alten Testaments ist bezeichnend, daß stets irdisches Gut bei solcher Ehre ist. Jedoch kennt auch schon das Alte Testament. ein Leiden in Gottesfurcht, das Ehre bringt, Spr. 22,4, vgl. 15,33 (ehe man zu Ehren kommt, muß man leiden) und Hiobs Geschichte, und dementsprechend verweist es Spr. 29,23 auf die Demut als den Weg zur Ehre Innerhalb der christlichen Frömmigkeit gilt vor allem: wir sollen nicht „eitler Ehre geizig sein“, Gal. 5,26; Phi. 2,3. Auch die wahre Ehre kann kein Mensch sich selbst nehmen, Hbr. 5,4, vielmehr ist es Gott, der teils den nach seinem Bild geschaffenen Menschen der ganzen übrigen Schöpfung gegenüber mit Ehre und Schmuck krönt (Ps. 8,6; die den Menschen vor andern Geschöpfen auszeichnende, vernünftige Seele heißt deshalb in vielen Psalmstellen geradezu des Menschen „Ehre“), teils einzelnen Menschen je nach ihrer Stellung zu ihren Mitmenschen besondere Ehre verleiht, welche ihnen zu versagen Versündigung gegen Gottes Ordnung ist (Röm. 13,7). In erster Linie gilt das von den unter dem vierten Gebot begriffenen Personen: „Eltern und Herren“, Vater und Mutter (2 Mo. 20,12), die Alten (3 Mo. 19,32), die Könige (Ps. 21,6; 1 Pe. 2,17), überhaupt die Obrigkeit (Röm. 13,1 ff.; Mt. 22,21, auch schlechte Regenten wie ein Nebukadnezar nehmen teil an solcher Ehre, Dan. 2,37), Dienstherren (1 Tim. 6,1; 1 Pe. 2,18, nach letzterer Stelle auch die schlimmen), ehrbare Witwen (1 Tim. 5,3). Einzelne Tugenden wie Friedfertigkeit (Spr. 20,3), Wohltätigkeit (Spr. 21,21), Gottesfurcht in Leiden (Spr. 22,4), Demut (Spr. 29,23) u. a. tragen in besonderem Sinn Ehre ein. Ebenso das Glück, würdige Eltern zu haben (Spr. 17,6) und ehrliche graue Haare (Spr. 16,31). Die höchste Ehre aber und die einzige, nach welcher der Mensch streben soll, ist die Ehre (= Anerkennung, vgl. Mt. 25,21 und „Ruhm“ oder „Herrlichkeit“, Röm. 3,23; 5,2) bei Gott, die Krone der Ehre, welche dereinst dem Diener Christi (Joh. 12,26), wenn er seinen Lauf im Glauben und Trachten nach dem ewigen Leben (Röm. 2,7) vollendet hat, zuteil werden wird (1 Pe. 5,4).