Chronik
Die Bücher der Chronika, die in unserer deutschen Bibel ihre Stelle nach den Büchern der Könige haben, in der hebräischen am Ende der sog. Hagiographen eingereiht sind, heißen im Hebräischen Dibre hajamim, das heißt Begebenheiten der Tage, Zeitgeschichte; nach dem Vorgang des Hieronymus hat sich dafür der gleichbedeutende Name Chronik eingebürgert (die griechische Übersetzung LXX hat unserem Buch den nicht durchaus passenden Titel Paraleipomena, das heißt Ergänzungen, eigentlich Ausgelassenes, gegeben). Es bildete ursprünglich ein Buch, das zuerst in der griechischen Übersetzung in zwei Bücher geteilt wurde.
Inhalt und Charakter. Die Chronik umfaßt beinahe die ganze in den alttestamentl. Geschichtsbüchern behandelte Zeit von Adam bis nach dem babylon. Exil, übrigens in sehr ungleicher Weise. Während die Zeit vor David nur in der Form von Geschlechtsregistern dargestellt und das Zehnstämmereich ganz übergangen ist, wird die Geschichte des Davidischen Königtums in Jerusalem ausführlich erzählt, aber auch diese mit eigentümlicher Auswahl. Eine große Reihe von Abschnitten hat die Chronik zwar mit den Büchern Samuelis und der Könige gemeinsam; aber vieles, was dort berichtet ist, übergeht sie; dagegen werden mit besonderem Interesse die Zeiten behandelt, in welchen der vom Gesetz vorgeschriebene Gottesdienst mit Tempel, Priestern und Leviten in Blüte stand. Tempel, Gottesdienst, Festfeiern, Tempelmusik und Tempelgesang, Priester und Leviten, ihre Ordnungen und Geschäfte, die Verdienste der Könige und anderer Männer um den Gottesdienst — das sind die Hauptgegenstände, für die der Verfasser sich interessiert. Was nicht dazu dient, den Segen der Gesetzestreue ins Licht zu stellen, übergeht er, so zum Beispiel bei David seine Beziehungen zu Saul und dessen Hause, die Begebenheiten aus seinem Privatleben, namentlich die ungünstigen u. a. Von den Königen werden vor allem die ausführlich besprochen, welche für den Gottesdienst tätig waren. Insofern ist die Geschichtsschreibung des Chronisten eine priesterlichlevitische. Charakteristisch für dieselbe ist namentlich auch die Vorliebe für Geschlechtsverzeichnisse und statistische Übersichten. Im einzelnen zerfällt die Chr. in folgende Teile: 1).
I. Kap. 1-10 wird eine Übersicht über die Geschichte von Adam bis David gegeben in der Form von Genealogien, durch Angabe der Reihenfolge und der Gliederung der Geschlechter und Stämme, wobei in den Genealogien öfter tiefer in die Königszeit heruntergegangen wird. Zuerst werden die Geschlechter von Adam auf Jakob und Edom herabgeführt, Kap. 1, dann die 12 Stämme (mit Auslassung von Dan und Sebulon) durchgegangen, Kap. 2-7, eingehender Juda und Davids Haus (Kap. 2-4, 23) und Levi (5,27 bis 6,66); zuletzt wendet sich der Verfasser dem Reich von Jerusalem zu, indem er noch einmal auf Benjamin, dann auf das Haus Sauls und die Bewohner Jerusalems eingeht (Kap. 8. 9); die Geschichte von Sauls Untergang (Kap. 10) bildet den Übergang zum 2) zweiten Teil: Geschichte der Könige in Jerusalem von David bis zum Exil. I. Kap. 11 bis
II. Kap. 36.
a) I. Kap. 11-29, David, der namentlich als Gründer der Herrschaft in Jerusalem, Ordner der Einrichtungen der Priester und Leviten, Schöpfer des gottesdienstlichen Gesanges und der Musik, Vorbereiter des Tempelbaues verherrlicht wird.
b) II. Kap. 1-9, Salomo, bei dem fast nur der Tempelbau und die Sorge für den Gottesdienst hervorgehoben werden.
c) II. Kap. 10-36, die Geschichte der Könige von Juda und Jerusalem mit besonderer Rücksicht auf diejenigen, unter denen Jerusalem, Tempel und Kult in Glanz und Ansehen standen, Afa, Josaphat, Joas, Hiskia, Josia.