Abfall
Irdische Verhältnisse
In irdischen Verhältnissen kommt Abfall, Abfallen vor von Untertanen, die ihrem rechtmäßigen König untreu werden (zum Beispiel 1 Kö. 12,19), oder von einem unterworfenen Fürsten, der sich von seinem Oberherrn lossagt (vgl. 1 Mo. 14,4; Jer. 52,3). Die heilige Schrift billigt das erstere nie (Röm. 13,2. 7), dagegen ist es einem Fürsten erlaubt, die seinem Volk gewaltsam entrissene Selbständigkeit auch mit Gewalt wieder zu erstreiten, sofern er nicht durch einen Eid gebunden ist (vgl. einerseits Saul 1 Sa. 13 u. 14, andererseits Zedekia 2 Chr. 36,13). —
Verhältnis zu Gott
Im Verhältnis zu Gott bezeichnet Abfall, Abfallen die bewusste Lossagung vom Glauben an ihn und vom Gehorsam gegen seinen Willen. Abfall, Abfallen setzt also eine vorherige Erkenntnis Gottes und Erfahrung seiner Güte voraus. Darum wiegt die Sünde des Abfall, Abfallen so schwer (Jes. 1,2). Als Abfall wird im Alten Testament hauptsächlich der Götzendienst gekennzeichnet (5 Mo. 13. Jer. 2), aber auch die überhandnehmende Ungerechtigkeit bei äußerem Bestand des Gottesdienstes (zum Beispiel gerade Jes. 1).
Im Neuen Testament wird der Abfall von der erkannten Wahrheit und von der erfahrenen Gnade Gottes in Christo Jesu noch viel schwerer beurteilt (Hbr. 10,23-29); es ist unmöglich einen Menschen, der im vollen Genuß der neutestamentlichen Gnadengüter gestanden und dann wieder abgefallen ist, noch einmal zur Buße zu erneuern (Hbr. 6,4-6). Vgl. d. Art. Sünde (zum Tod). Daß aber solcher Abfall möglich sei, nicht nur bei Anfängern (Luk. 8,13), sondern auch bei fortgeschrittenen Christen, lehrt das Neue Testament überall (zum Beispiel 1 Kor. 9,27; 10,12. Offb. 2,4 f.). Ja, gerade gegen das Ende, wenn das Gute und das Böse miteinander reif geworden (Mt. 13,30), wird ein großer Abfall in der Christenheit eintreten (2 Th. 2,3, vgl. Mt. 24,11. 12).
Auch im Neuen Testament sind 2 Hauptformen des Abfalls zu unterscheiden: 1) Die Abwendung von der christlichen Wahrheit, verbunden mit Rückfall ins Judentum oder Heidentum (Gal. 4,9; 1 Kor. 10,7. 14) oder auch mit Hinwendung zu Irrlehren (1 Tim. 4,1). 2) Die Abwendung von der christl. Lebensführung, verursacht durch Weltliebe (2 Tim. 4,10. 1 Joh. 2,15) oder Selbstüberhebung (2 Tim. 3,2). Beide Formen gehen leicht ineinander über und haben ihre Wurzel in dem Abfall des Herzens von dem lebendigen Gott und von Jesu Christo (Hbr. 3,12. Joh. 15,6).