Das Wachstum des Gottesvolkes

Jürg Birnstiel
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I. Botschaft während der Anbetung

Wachstum ein göttliches Prinzip

Gott der Schöpfer ist ein Gott, der seit Beginn der Schöpfung alles auf Wachstum anlegte. Schon in die Bäume und Pflanzen legte er die Samen, damit alles wachsen und sich vermehren kann. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Gen.1,11. Adam und Eva beauftragte er ganz deutlich und unmissverständlich: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde… Gen.1,27. Und als Gott Abraham berief, versprach er ihm, ein grosses Volk aus ihm werden zu lassen (Gen.12,2) und er weitet dieses Versprechen aus, indem er ihm sagt, er werde ein Vater vieler Völker sein und durch ihn sollen alle Nationen auf der Welt gesegnet werden. Gott freut sich am Wachstum. Er möchte, dass etwas wächst. Besonderes Interesse an Wachstum zeigt Gott, wenn es um sein Volk geht. So steht auch unser Thema unter dem Titel, den ich von einem Buch übernommen habe: Das Wachstum des Gottesvolkes. Wäre das Wachstum nicht Gottes ureigenes Anliegen, dann würde es keinen Sinn machen von Wachstum zu sprechen und Wachstum anzustreben. Aber eben, wäre Gott nicht am Wachstum, d.h. an der Ausbreitung seines Volkes interessiert, dann hätte er nicht den Missionsauftrag gegeben. Paulus hätte dem Timotheus nicht geschrieben: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 1.Tim.2,3.

So ist der Wunsch nach Wachstum und zwar nach zahlenmässigen Wachstum etwas ganz selbstverständliches für eine Gemeinde. Die Apostelgeschichte spricht auch ganz ungeniert über Zahlen: Die nun sein Wort annahmen, liessen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Apg.2,41. Aber viele von denen, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend. Apg.4,4. Das Interesse der Apg. ist zu zeigen, dass das Gottesvolk tatsächlich wächst. Dass sich die Gemeinde Jesu ausbreitet.

Ein Theologe sagt zum zählenmässigen Wachstum: Das Verlangen nach numerischem Wachstum ist ein wahres Kennzeichen der Kirche, nicht aber das tatsächliche Mass an Wachstum. S. 341. Aber der Wunsch, dass Gemeinde auch zahlenmässig wächst ist ein selbstverständlicher und natürlicher Wunsch, wo der Wunsch fehlt, muss man sich fragen, ob da wirklich Gemeinde ist. Karl Barth stimmt dieser Sichtweise auch zu, aber fügt warnend hinzu: Barth: Sie (Die Gemeinde) wird sich, indem sie auf die Existenz von möglichst vielen Christen aus ist, vor der Versuchung zu hüten haben, zu deren Gewinnung Wasser in ihren Wein zu schütten. 342.

Aber wegen dieser Gefahr, müssen wir von dem Bestreben nach zahlenmässigem Wachstum nicht ablassen, denn es geht ja nicht darum, dass wir die grösste Gemeinde sind vor Ort. Vielmehr ist dieser Wunsch nach Wachstum getragen von dem Anliegen, das wir mit dem Schöpfer teilen, dass viel Menschen gerettet werden und ein riesiges Volk, eben das Volk Gottes in der Ewigkeit Gott anbeten wird. Getragen ist der Wunsch und das Streben nach Wachstum von der Sicht, die wir in der Offenbarung sehen. Johannes sieht da eine grosse Schar von Menschen die man nicht zählen konnte. Menschen aus allen Nationen, Stämmen und Sprachen. Er fragt, was das für eine riesige Schar sei und er bekommt zur Antwort: Diese sind’s, die gekommen sind aus der grossen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Offb.7,14b. Wachstum wünschen und Wachstum anstreben ist für die Gemeinde Jesu eine Selbstverständlichkeit, denn sie möchte mit dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen zu dieser Schar der Geretteten gehören.

II. Botschaft am Morgen

Das Wachstum des Gottesvolkes, so lautet unser Tagesthema. Meine Gedankengängen stütze ich auf eine sehr ausführliche Studie von Wolfgang Reinhardt, der das Wachstum des Gottesvolkes in der Apostelgeschichte eingehend untersuchte und heraus arbeitete, welche Faktoren zum Gemeindewachstum beitragen. Damit wir uns nicht falsch verstehen. Es gibt verschiedene Aspekte die in dem Zusammenhang sehr wichtig sind. Andere sind vielleicht von geringerer Bedeutung. Wir werden heute wie bei einem Puzzle, einzelne Teile genauer betrachten. Die einen Teile sind etwas grösser als die anderen, aber auch das einzelne Puzzleteil steht nicht für das ganze, sondern kommt erst richtig zum Ausdruck, wenn alle ineinandergefügt werden. Es versteht sich auch, dass ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht alle Aspekte aufzeigen kann und wir das nicht in der Tiefgründigkeit tun können, die eigentlich nötig wäre. Kommen wir nun zum ersten Punkt, der die wenigsten überraschen wird.

Die missionarische Verkündigung ist die Hauptursache des Wachstums

Die missionarische Verkündigung ist unumstritten die Hauptursache des Wachstum der Gemeinde.

Das Wort wuchs

Alle Anmerkungen in der Apg, die vom Wachstum sprechen stehen in Verbindung mit der Verkündigung des Wortes Gottes. So heisst es z.B. ganz schlicht: Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr gross in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam. Apg.6,7. So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig. Apg.19,20. Und das Wort des Herrn breitete sich aus in der ganzen Gegend (Antiochia Pisidien). Apg.13,49 Die Priesterschaft sagte zu Petrus: Der Hohepriester zu Petrus: Haben wir euch nicht streng geboten, im Name Jesu nicht zu lehren? Und seht, ihr habt Jerusalem erfüllt mit euerer Lehre und wollte den Blut dieses Menschen über uns bringen. Apg.5,28. So wächst die Gemeinde durch die Verkündigung des Wortes Gottes. Wo nicht verkündigt wird, da gibt es kein Wachstum. Deshalb bezeichnet Jesus im Gleichnis vom Sämann, das Wort als Samen. Wird der Same nicht gestreut, so kann er nicht aufgehen. Wird das Evangelium nicht verkündigt, so wächst die Gemeinde nie und nimmer. Schliesslich war es ein dringliches Anliegen, der Christen, als sie bedrängt wurden, dass sie das Evangelium trotz der drohenden Verfolgung sagen können. Sie bitten Gott: Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Apg.4,29.

Die Inhalte der glaubenweckenden Verkündigung haben für das Wachstum grosse Bedeutung (S.312)

Es geht bei dieser Verkündigung um eine missionarische und glaubenweckende Verkündigung. Die Verkündigung, die glaubenweckend ist, zeigt sich in verschiedener Weise. Es gibt nicht eine einzig mögliche Argumentation, wie das Evangelium erklärt wird. Gerade die Apg. zeigt deutlich, wie verschieden die Verkündigung aussehen kann. Die Erklärung des Evangeliums hängt wesentlich von den Zuhörern ab. So will ich heute morgen auf zwei verschiedene Gruppen eingehen.

  • Verkündigung gegenüber der Juden Die eine Gruppe sind die Juden. Denken wir da an die Predigt des Petrus an Pfingsten. Seine Verkündigung gegenüber den Juden knüpft an der Geschichte Israel an und argumentiert sehr stark vom AT. Von den 22 Versen dieser Botschaft, sind die Hälfte, also 11 Verse Zitate aus dem AT. Die Beweisführung gegenüber den Juden war zu zeigen, dass Jesus, der gekreuzigt wurde, der Messias ist.

  • Verkündigung gegenüber den Heiden Ganz anders ist die Verkündigung des Paulus in Athen. Als Paulus von den Griechen auf dem Areopag zur Darlegung seines Glaubens eingeladen wurde. Finden wir in diesen 10 Versen, kein einziges Zitat aus dem AT. Er geht von ihren Göttern aus, nimmt bezug auf den Altar: Dem unbekannten Gott. Sagt ich will euch diesen Gott bekannt machen. Er zitiert ihre Dichter usw. Er betont die Selbstbezeugung Gottes in der Schöpfung und seiner wohltätigen Erhaltung ihres Lebens. Paulus betont nicht einmal die Kreuzigung Jesu, die doch sehr zentral in der Verkündigung ist. Er spricht auf dem Areopag von der Auferstehung.

Die Verkündigung beschränkt sich nicht auf einzelne Personen noch auf “sakrale” Räume und Anlässe, sie ist vom Ort und von Situationen unabhängig

**Die Träger der missionarischen Verkündigung waren nicht nur die Apostel, sondern viele genannte oder ungenannte Christen. **

Man könnte es auf einen einfachen Nenner bringen: Bekehrte werden zu Evangelisten. Wer zum Glauben an Jesus gekommen war, wurde gleichzeitig auch zu einem Zeugen. So war es nicht eine geistlich höher stehende Klasse, die das Evangelium verbreitete, sondern es war die ganze Gemeinde, die sich daran beteiligte. Sicherlich gab es einige Spezialisten, wie z.B. die Apostel, oder die in der Evangelisation besonders begabt waren, doch beteiligten sich alle an diesem Auftrag. Durch die Apostel allein hätte sich das Evangelium nicht in dieser Weise ausbreiten können. Als die Gemeinde in Jerusalem durch die aufkommende Verfolgung zerstreut wurde, heisst es ganz schlicht: Die nun zerstreut worden waren, zogen umher und predigten das Wort. Apg.8,4. Die Apostel waren hier gar nicht dabei, denn sie blieben in Jerusalem. Später lesen wir auch: Es waren aber einige unter ihnen, Männer aus Zypern und Kyrene, die kamen nach Antiochia und redeten auch zu den Griechen und predigten das Evangelium vom Herrn Jesus. Apg.11,20.

Überall

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Verkündigung nicht an sakrale Räume, an bestimmte Anlässe und Orte gebunden ist. Nebst den Synagogen, wird an ganz verschiedenen Orten verkündigt. So erklärt Philippus dem Kämmerer das Evangelium auf einer Kutsche und nachher zieht er durch verschiede Städte und predigt. Petrus verkündigt in dem Haus eines Römers, von dem eingeladen wird. Paulus in den Strasse von Athen. Er scheute sich auch nicht auf dem Areopag, einer sehr bedeutenden Gerichtsstätte zu sprechen, die mit grösster Wahrscheinlichkeit einem anderen Gott geweiht war. Liedvortrag: Komm heraus aus deiner Ecke … Überall, überall, hat Gott seine Leute…

Ein Wachsen der Gemeinde gibt es nur, wenn durch Umkehr und Glaube ein Bruch mit der Vergangenheit und der Anschluss an den Herrn und die Gemeinde geschieht. 160.

Das klingt bei den meisten ganz selbstverständlich. Und das ist auch gut so. Doch so selbstverständlich ist es in unserem Land nicht, das sich doch immer noch als ein christliches Land bezeichnet. Nur, auch wenn wir in einem christlichen Land leben, so kommen die Menschen nicht als Christen zur Welt, genauso wenig wie Menschen in Asien, als Buddhisten zur Welt kommen. Wir müssen sehen, dass echtes Wachstum der Gemeinde nur da geschieht, wo der Mensch sich voll und ganz Jesus zuwendet. D.h., wo sein Leben Veränderung erfährt. So radikal wie das in Ephesus geschildert wird: Viele aber, die Zauberei getrieben hatten, brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und berechneten, was sie wert waren, und kamen auf fünfzigtausend Silbergroschen. Apg.19,19. Es geht also nicht darum, dass ich den christlichen Glauben irgendwie in meinem Leben integriere, sondern es darum, dass der Glauben mein ganzes Leben beeinflusst und gestaltet. Es handelt sich um echte Lebensveränderung, die Gott in uns wirkt, wenn wir ihm ganz und gar nachfolgen. Das bedeutet aber auch, dass der einzelne, der zum Glauben an Jesus kommt, sich einer Gemeinde anschliesst und in dieser Gemeinschaft in seinem Glauben gefördert und gefestigt wird. Mit Sicherheit ist dies eine wichtige Folge und Voraussetzung kontinuierlichen Wachstums, dass die vielen neu “Hinzugefügten” nicht sich selbst überlassen bleiben, sondern von Anfang an in eine kontinuierliche Lehre und Praxis der Gemeinde hineingenommen werden. 168. Wachstum der ersten Gemeinde (und da dieses Bild Modellcharakter hat, gilt auch: und der christlichen Gemeinde überhaupt geschieht im authentischen Sinne nicht durch blosse Faszination, nicht durch oberflächlichen Anschluss oder wohlwollende Gesinnung – so sehr dies eine Vorbereitung sein kann -, sondern nur durch Glaube und Umkehr. 183.

III. Botschaft am Nachmittag

Die Gemeinde wächst durch die Anziehungskraft in ihrem Gesamteindruck

Die Gemeinde übte Anziehungskraft aus, durch das, was sie darstellte. Was verkündigt wurde deckte sich mit dem, was sie lebten. Und nicht nur das, die Menschen nahmen war, dass Gott selbst am Werk war. So kam, als die Sache mit Hananias und Saphira bekannt wurde, eine grosse Furcht, nicht nur über die Christen, sondern auch über alle die das hörten (Apg.5,11). Die Apostelgeschichte malt und deutlich vor Augen, dass die Gemeinde im eigentlichen Sinn eine “Konstrastgesellschaft” darstellt. Die Gemeinde sollte “Kontrastgesellschaft” sein, wie es besonders deutlich die Apostelgeschichte vor Augen malt. 346. Das will ich nun einigen Punkten deutlich machen.

Gemeinschaft

Der Hauptaspekt, der für die Gemeinde stand, war die starke Gemeinschaft. Eine Verbundenheit unter den Christen, die sicherlich sehr eindrücklich war. So lesen wir von der Gemeinde in Jerusalem: Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott Apg.2,46. Eine sehr enge Gemeinschaft. Täglich hat man sich gesehen und besuchte sich in den Häusern und ass miteinander. Es war keine gekünstelte Gemeinschaft. Es wird betont, dass man mit lauterem Herzen zusammen war. Diese Gemeinschaft hat modellcharakter für uns. Wir leben in einer so schnelllebigen Zeit, dass wir kaum Zeit zur Gemeinschaft finden. Zeit zusammen zu sein. Ständig müssen unsere Zeiten mit Programmen vollgestopft sein, damit wir meinen, es würde sich lohnen. Aber ich denke, hier war man beisammen auch einfach um zusammen zu sein. Für uns als Gemeinde heisst das ganz praktisch, dass wir Kleingruppen konkret fördern sollten. Zeiten einräumen, wo man sich begegnen kann.

Gütergemeinschaft

Ein weiterer Aspekt, der viel zur Ausstrahlung beifügte war die sogenannte Gütergemeinschaft. Da heisst es: Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. / Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte. Apg.2,44-45. Es handelt sich hier nicht um ein kommunistisches System, wie diese Stelle oft missverstanden wird. Aber sie spricht davon, dass man sein ganzes Leben mit seinem eigenen Besitz in den Dienst Gottes stellt. Man sollte vielleicht besser von einem Verzicht auf die nur private Nutzung des Besitzes und von dem Einsatz des Besitzes für die Gemeinschaft sprechen. 174. Dieser Abschnitt zeigt auch, wie bewusst die Gemeinde mit dem Wissen lebte, dass es im Himmel keine Armen mehr geben wird und dass sie schon jetzt, als Kontrastgesellschaft durch ihr Leben deutlich machen, dass jeder genug zum Leben haben soll. Dieser Text zeigt nicht nur allgemein die Bedeutung von Konfliktlösungen für das Wachstum der Gemeinden, sondern das spezielle Gewicht der “sozialen Frage” in der ersten Gemeinde, die in dem eschatologischen Bewusstsein lebte, dass es in ihrer Mitte keine Armen mehr geben sollte. 196-197.

Gebet

Ein weiterer Aspekt der die Gemeinschaft und die Ausstrahlung sehr stark und anziehend machte, war das Gebet. Es war nicht wie heute, wo man sich fast genieren muss wenn man betet. Die Gesinnung war noch ganz anders. In Israel war es selbstverständlich zu beten. Das galt übrigens auch für die anderen Religionen. Besonders war die Intensität, wie das die Gemeinde tat. So lesen wir, als Petrus im Gefängnis war: So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott. Apg.12,5. Das ist sicherlich ein Vorteil der damaligen Zeit gegenüber uns. Die Menschen waren sich gewohnt zu beten. Wenn heute jemand zum Glauben kommt, so muss er erst lernen, was beten ist. Vielleicht hat er noch nie in seinem Leben ein freies Gebet gehört. Jedenfalls ist auch das Gebet ein ausserordentlich wichtiger Aspekt für die Ausbreitung des Evangeliums. Denn alles Wirken wurde begleitet durch das Gebet. Das Gebet hat direkte Auswirkungen auf das Wachsen der Gemeinde. Die missionarische Ausbreitung wird nicht nur vom Bittgebet, sondern auch vom Lob Gottes begleitet. 321. Es ist nämlich so, wie die Gemeinde bitten konnten, so war es ihnen auch selbstverständlich Gott zu loben für seine Grösse und Allmacht.

Freude

Und so kommen wir zu einem weiteren wichtigen Aspekt, der der Gemeinde grosse Ausstrahlung verliehen hatte. Es war die Freude. Es entsteht Freude über jede positive Entwicklung. Hingegen wunderte man sich nicht über Ablehnung. Dabei zeige sich ein Grundton des NT überhaupt: es gebe Freude über jede positive Antwort, aber man wundere sich nicht über Ablehnung, und Glaube wie Unglaube würden als Geheimnisse betrachtet, die aus der Interaktion von freien Personen und dem Heiligen Geist entstünden. In der Apg fänden sich runde Zahlen, unbestimmte Ausdrücke und die Eingliederung von ganzen Haushalten, aber nirgends in der Apg noch sonst im NT gebe es die Andeutung der Idee, quantitative oder numerische Ziele für Evangelistische Anstrengungen zu setzen. 27-28. Die Freude hat ganz verschiedene Gründe: Im Zusammenhang des Wachsens der Gemeinde spielt die Freude also eine wichtige Rolle als Freude über die erfahrene Rettung und die Erfüllung der alten Verheissungen Gottes in der Gegenwart, als Freude über das Wunder der Ausbreitung des Evangeliums bis zu den Heiden und trotz aller Widerstände, als Freude über hilfreiche Beschlüsse der führenden Christen, die die Ausbreitung des Evangeliums nicht hindern, sondern fördern, als Freude auch über Ereignisse, an denen man nicht selbst beteiligt war, über die sichtbare “Gnade Gottes” in anderen und über den gehörten Erfahrungsbericht der Missionare. 171.

Schlussbemerkung zur Gemeinschaft

Es gäbe noch vieles über diese Ausstrahlung und die Anziehungskraft zu sagen. Dazu gehörten natürlich auch die Zeichen und Wunder, die uns in vielfältiger Weise in der Apg begegnen, auf die ich aber im Rahmen meiner knappen Zeit nicht eingehen möchte. Trotzdem würde es sich lohnen, diese Stellen einmal genau zu betrachten. Lukas gibt uns (in der Apg.) nicht den Eindruck, als habe die Urgemeinde sozusagen “Einmütigkeit”, “Freude”, “Besitzverzicht”, “Lobpreis” usw. “produziert”, um anziehend zu wirken und zu wachsen, sondern diese Wirkungen entstanden aus der neu gewährten Chance der Umkehr, der Freude, zum eschatologischen Gottesvolk (zu) gehören und die Manifestationen der Macht Gottes in ihrer Mitte erfahren zu dürfen. 345. (Aber) die Gemeinde war nicht nur “anziehend”, sie erweckte ebenso auch eine Scheu, die keinen sich ihr anbiedern liess. 183.

Das Gemeindewachstum ist nicht von Konfliktfreiheit und einem ruhigen Zustand abhängig, sondern davon, ob die Gemeinden und die Verantwortlichen ihrem Auftrag treu bleiben. 255.

Man würde sich aber nun täuschen, wenn man die Gemeinde und die Gemeinschaft idealisieren würde. Denn gerade die Apostelgeschichte zeigt uns deutlich auf, wie oft schwierige Situationen zu bewältigen waren. Wachstum brachte immer neue Probleme mit sich. 285. Das war damals so und das ist heute so, denn Wachstum bringt immer Veränderung und Veränderung fällt uns nicht so leicht. Ein erstes Murren kam auf, als die griechischen Witwen in der Fürsorge übergangen wurden. So suchte man eine Lösung. Dies Problem zu lösen war wichtig, sollte die Ausbreitung des Evangeliums nicht behindert werden. Zu 6,7
– nur indem das “soziale Problem” ernstgenommen und gelöst wird, kann die Verkündigung ungehindert und mit Vollmacht weitergehen;
- nur durch Arbeitsteilung und indem die geeigneten Verantwortlichen für eine wichtige Gemeindegruppe gefunden werden, können auch die Apostel ihrem besonderen Auftrag treu bleiben;
- schliesslich darf die Bedeutung des Gebets, das hier als eine Hauptaufgabe der Apostel neben der Verkündigung bezeichnet wird, nicht übersehen werden. 199. Ein ganz massiver Konflikt bahnte sich an, bezüglich der Heidenmission, ob sich die Heidenchristen beschneiden lassen müssen und sie noch weitere jüdische Gesetze zu befolgen hatten oder nicht. So heisst es ganz offen: Als nun Zwietracht entstand, und Paulus und Barnabas einen nicht geringen Streit mit ihnen hatten. Apg.15,2a. Diesen Streit packte man an, indem man sich in Jerusalem versammelte, um dieses Problem zu lösen. Aber es wird nicht gleich eine Lösung gefunden, sondern man streitet noch weiter, denn es heisst: Als man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf… Apg.15,7 Schlussendlich fand man eine Lösung. Hätte man keine Lösung angestrebt, so wäre die Ausbreitung des Evangeliums in höchster Gefahr gestanden. Selbst Barnabas und Paulus hatten miteinander einen Konflikt wegen Markus zu bewältigen. Dort heisst es auch: Und sie kamen scharf aneinander Apg.15,39a.

Die Folge davon war sogar, dass sie sich trennten und jeder in einer anderen Richtung die Mission weiterführte. Die auffällige Alternative, die diese Gemeinde inmitten der umgebenden Gesellschaft bildete, bestand nicht darin, dass es dort keine Probleme gegeben hätte, sondern wie Konflikte gelöst wurden, - so bekam die Konfliktlösung eine wichtige Bedeutung für das Wachstum der Kirche. 175. In einem anderen Sinne kann man allerdings von Idealität und Vorbildfunktion sprechen: nicht insofern, als die Einheit der ersten Christen spannungslos dargestellt würde, aber in der Art und Weise, wie Konflikte gelöst werden und die Gemeinde dadurch stabilisiert wird und in der von Gott gewollten Bewegung bleibt. “Durch die Konfliktbewältigung wird also die Kirche ein Stück weitergeführt auf dem ihr von Gott bestimmten Weg durch die Geschichte. S.197-198. Höchstes Ziel der Gemeinde darf nicht sein Konflikte zu vermeinden, sondern Konflikte zu bewältigen, damit der Auftrag ungehindert ausgeführt werden kann.

Die Gemeinde wächst trotz und durch Verfolgung ebenso wie in Friedenszeiten S.327.

Eigentlich ein Punkt der uns verwundern müsste. Denn die Gemeinde wächst trotz Verfolgung. Eigentlich könnte man annehmen, je mehr die Gemeinde unter Druck kommt, desto mehr werden die Christen abspringen. Das stimmt aber nicht, wenigsten nicht immer. Wie schon im AT als der Pharao das Volk Israel niederhalten wollte, ist es trotzdem stark gewachsen und mächtiger geworden. Das Hauptthema von Ex1, “Das Volk wächst trotz Verfolgung”, ist eines der Hauptmotive des Wachsens der Kirche in der Apg. 69. So äusserte sich Tertullian und sagte: Tertullian: Zahlreicher werden wir, so oft wir von euch niedergemäht werden: Ein Same ist das Blut der Christen. Das Gottesvolk erfährt die “Gegenwart und Kraft Gottes” besonders im Wachstum trotz Verfolgung und im Wunder der Kraft zum Martyrium! 327-329. Andererseits wächst die Kirche auch nach Beendigung der Verfolgungen und braucht Friedenszeiten zu ihrem Aufbau und ihrer Festigung (Apg 9,31; 12,24) Es wäre also fatal, würde man meinen, Gemeinde wächst nur richtig unter Verfolgung. Die Gemeinde braucht auch immer wieder Friedenszeiten, damit sie sich innerlich auferbauen kann. So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samrien und baute sich auf und lebte in der Furcht des Herrn und mehrte sich unter dem Beistand des heiligen Geistes. Apg.9,31.

Gott allein schenkt das Wachstum, aber am Werk Gottes sind die Menschen aktiv beteiligt.

Göttliche und menschliche Aktivität schliessen sich nicht aus

Bei allem, was man über das Wachstum der Gemeinde sagen und beobachten kann, müssen wir der Aussage Karl Barths zustimmen, wenn er sagt. Die eigentliche, der Gemeinde innewohnende Wachstumskraft, sind der Heilige Geist und der lebendige Herr Jesus. 
Gott allein schenkt das Wachstum, aber an dem Werk Gottes sind die Menschen aktiv beteiligt. Göttliche und menschliche Aktivität schliessen sich bei Lukas so wenig aus wie in analogen (ähnlichen) paulinischen Aussagen über Gemeindeaufbau und – wachstum.
Der so rechtgläubig wirkende Satz, Gemeindeaufbau und –wachstum seien Gottes und nicht des Menschen Sache, widerspricht nicht nur dem lukanischen, sondern auch dem paulinischen Bild, wie es besonders deutlich in 1 Kor 3 gezeichnet wird. 331. Der Mensch ist nämlich sehr stark am Gemeindebau beteiligt. Er plant und macht sich Gedanken. Es wäre völlig verkehrt und billig sich aus dieser Verantwortung zu stehlen, indem man einfach sagt: Es sei Gott der die Gemeinde baue. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Gott uns brauchen will, um die Gemeinde zu bauen. Das Wachstum kann nicht geplant werden, aber die Mission, die häufig Wachstum bewirkt, ist eine unverrechenbare nicht erklärbare Verbindung von Führung durch den Geist Gottes und methodischer Planung. S.333.

Schluss

Als charakteristische Merkmale des Wachstum nennt er (ist) eine “bezeugende”, “betende”, “einige”, “geisterfüllte”, “christuszentrierte”, “aufopferungsvolle” und “fürsorgliche” Gemeinde. 28-29. Das Wort Gottes muss weiter ausgebreitet werden. Das Volk Gottes soll wachsen. So wollen wir doch nicht müde werden und den Auftrag ernst nehmen, mit allem Schönen und Schweren, das die Erfüllung des Auftrages mit sich bringt. Einen Gedanken, den ich am Anfang betonte, möchte ich an den Schluss stellen: Das Verlangen nach numerischem Wachstum ist ein wahres Kennzeichen der Kirche, nicht aber das tatsächliche Mass an Wachstum. S. 341. Amen