Er kommt! Der König!

Jürg Birnstiel
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Gedanken zum Palmsonntag

Lukas-Evangelium 19,28-40

Einleitende Gedanken Der Sonntag vor Karfreitag (der Kreuzigung von Jesus) und Ostern (der Auferstehung von Jesus), wird Palmsonntag genannt. An diesem Tag erinnert man sich an den Einzug von Jesus in Jerusalem und damit beginnt im Kirchenjahr der Osterzyklus, der mit Pfingsten beendet wird. Alle vier Evangelien berichten über den Einzug von Jesus in Jerusalem, doch nur im Johannesevangelium werden Palmzweige erwähnt, die diesem Sonntag den Namen geben. Johannes berichtet: „Mit Palmzweigen in der Hand zogen die Menschen aus Jerusalem hinaus, um Jesus zu empfangen.“ Johannes 12,13

Heute beschäftigen wir uns mit dem Bericht im Lukasevangelium. Bevor wir uns aber diesem Bericht zuwenden, möchte ich euch zuerst erzählen, was in den Tagen davor geschah. Jesus lebte in Galiläa und wohnte dort in Kapernaum. Als sich das Passafest näherte, machte er sich wie jedes Jahr auf den Weg nach Jerusalem, so wie das alle Juden taten. Jesus wusste, dass diese Reise seine letzte sein wird. Unterwegs lehrte er mit Beispielgeschichten, weisen Worten und er heilte Menschen. In der Nähe von Jericho heilte er einen blinden Mann, so dass er plötzlich sehen konnte. Der Mann und die Menschen, die das miterlebten, waren begeistert: „Der geheilte Mann folgte Jesus nach und lobte und pries Gott. Und auch die ganze Volksmenge, die seine Heilung miterlebt hatte, gab Gott die Ehre.“ Lukas 18, 43. In Jericho angekommen begegnete Jesus dem Zöllner Zachäus und er lud sich sozusagen bei ihm ein. In der Gegenwart von Jesus realisierte Zachäus wie schuldig und verloren er ist und er wollte sein Leben von einem Moment auf den anderen radikale verändern. Er sagte zu Jesus: „Herr, die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.“ Lukas 19, 8. Er brachte sein Leben in Ordnung und wollte nun Jesus dienen. Bekehrung würden wir dem heute sagen. Und Jesus antwortete ihm: „Der heutige Tag hat diesem Haus Rettung gebracht.“ Lukas 19, 9. Jesus reiste weiter Richtung Jerusalem und kam nach Betanien. Dort lebte einer seiner Freunde: Lazarus. Doch als Jesus in Betanien eintraf, war Lazarus bereits seit vier Tagen tod. Jesus war darüber traurig und er erweckte Lazarus. Ein Toter wird lebendig! Die Menschen waren ausser sich, als sie das sahen. Viele glaubten nun, dass Jesus der Retter Israels ist, auf den die Juden seit Jahrhunderten warten. Wer sonst konnte Tote erwecken, Blinde sehend machen usw. Das muss der Messias sein!

Die Gegner von Jesus freuten sich nicht über diese Wunder. Wenn Jesus so weiter macht, werden ihm die Massen folgen und das Volk wird immer weniger auf sie hören. Ihre Autorität wird durch Jesus untergraben! Sie waren entsetzt. Ihre Geduld war am Ende und sie beschlossen diesem Treiben ein Ende zu setzen: Jesus muss so schnell wie möglich sterben! Jesus brachte sich vor seinen aufgebrachten Feinden in Sicherheit und zog für einige Tage in die Gegend von Ephraim. Als das Passafest näherrückte, machte sich Jesus wieder auf den Weg Richtung Jerusalem. Nochmals kam er nach Betanien, wo Maria Jesus salbte und ihm damit grosse Ehrerbietung zeigte. Auch Lazarus war dort. Als die Leute hörten, dass Jesus wieder in Betanien war, eilten sie dorthin, aber nicht nur wegen Jesus, wie Johannes berichtet: „Als unter der jüdischen Bevölkerung bekannt wurde, dass Jesus in Betanien war, strömten die Leute in Scharen dorthin. Sie kamen nicht nur wegen Jesus, sondern auch, weil sie Lazarus sehen wollten, den Mann, den Jesus von den Toten auferweckt hatte.“ Johannes 12, 9. Die Menschen wollten mit eigenen Augen sehen, ob dieser Lazarus tatsächlich lebt. Und wenn er lebt, dann war er der unbestechliche Beweis für die Messianität von Jesus. Und das war den Gegnern von Jesus ein Dorn im Auge. „Die führenden Priester beschlossen, auch Lazarus zu töten.“ Johannes 12, 10. Jesus und Lazarus mussten also beseitigt werden. Wie verblendet und kaltblütig mussten diese Leute sein!

Auf dem Weg Richtung Jerusalem kurz vor Betfage und Betanien beginnt der Bericht von Lukas, den wir jetzt zuerst lesen und dann genauer betrachten werden. Als Jesus nicht mehr weit von Betfage und Betanien am Ölberg war, schickte er zwei seiner Jünger voraus. Lukas 19, 29. Er gab ihnen folgende Anweisung: „Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht. Beim Ortseingang werdet ihr einen Esel finden, der angebunden ist, ein junges Tier, auf dem noch nie ein Mensch geritten ist. Bindet es los und führt es her.“ Lukas 19, 30. „Und sollte euch jemand fragen, warum ihr es losbindet, dann antwortet: ›Der Herr braucht es.‹“ Die beiden machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie Jesus es ihnen beschrieben hatte. Als sie das Tier losbanden, fragten die Leute, denen es gehörte: „Warum bindet ihr es los?“ „Der Herr braucht es“, antworteten sie. Lukas 19, 31-34. Sie brachten den Esel zu Jesus, legten ihre Mäntel über das Tier und liessen Jesus aufsteigen. Während er nun so seinen Weg fortsetzte, breiteten die Leute ihre Mäntel auf der Strasse aus. Lukas 19, 35-36. Als er das Wegstück erreichte, das vom Ölberg zur Stadt hinunterführt, brach die ganze Schar der Jünger in Freudenrufe aus; mit lauter Stimme priesen sie Gott für all die Wunder, die sie miterlebt hatten. Lukas 19, 37. „Gesegnet sei er, der König, der im Namen des Herrn kommt!“ riefen sie. „Frieden bei dem, der im Himmel ist, Ehre dem, der droben in der Höhe wohnt!“ Lukas 19, 38. Einige Pharisäer aus der Menge erhoben Einspruch. „Meister“, sagten sie zu Jesus, „verbiete es deinen Jüngern, so zu reden!“ Doch Jesus gab ihnen zur Antwort: „Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien!“ Lukas 19,39-40

Vorbehaltlose und begeisterte Verehrung

Nahe bei Betfage beauftragte Jesus zwei seiner Jünger, ein Füllen, einen jungen Esel zu holen, der beim Dorfeingang angebunden war. Sie sollen ihn einfach losbinden und ihm bringen. Falls sie jemand fragen würde, warum sie das Füllen mitnehmen, sollen sie einfach sagen: „Der Herr braucht es.“ Lukas 19, 31. Genau so geschah es. Vermutlich kannten die Eigentümer des Esels Jesus. Vermutlich waren sie Nachfolger oder zumindest Sympathisanten von Jesus. Jedenfalls war alles vorbereitet. Nichts war dem Zufall überlassen worden. Denn, wenn Gott seinen Rettungsplan vorantreibt, dann geschieht immer Einzigartiges. Einzigartig ist auch, dass auf diesem Esel noch nie ein Mensch sass, denn für den Sohn Gottes ist nur das Beste gut genug. Die Jünger brachten den Esel zu Jesus und sie legten ihre Obergewänder über das Tier und Jesus setzte sich auf den Esel. Die Oberkleider auszubreiten war ein Ausdruck höchster Ehrerbietung. Das sehen wir auch bei der Krönung des jüdischen Königs Jehu. Uns wird berichtet: „Jeder nahm eilends sein Kleid und legte es vor ihn hin auf die hohen Stufen, und sie bliesen die Posaune und riefen: Jehu ist König geworden!“ 2. Könige 9, 13. Es ist, wie wenn man sich selbst vor den König hinlegen würde. Das Taten die Jünger bei Jesus, aber nicht nur sie. „Als Jesus hinzog, breiteten die Menschen ihre Kleider auf den Weg.“ Lukas 19, 36. Jesus ritt mit seinem Esel über diese Kleider. Grössere Ehrerbietung und Wertschätzung waren nicht möglich. Er wurde wie ein König verehrt. Jesus war mittlerweile oben am Ölberg angekommen, von wo aus er auf sie Stadt Jerusalem blicken konnte.

Hier sehen wir ein Bild, damit wir uns das etwas besser vorstellen können. Wir sehen das Kidrontal in der Mitte, auf der linken Seite den Tempelberg (der Berg Moria) und auf der rechten Seite den Ölberg. Zur Zeit von Jesus waren um Jerusalem Wälder mit verschiedenen Baumarten, darunter auch Palmen. Jesus befand sich nun oben am Ölberg und ritt auf dem Esel hinunter Richtung Kindrontal, um nachher den Berg Moria zur Stadt hochzugehen. Deshalb schreibt Lukas: „Als Jesus schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten.“ Lukas 19, 37. Die Menschen waren begeistert! Vorbehaltlos gaben sie ihrer Freude Ausdruck. Sie erzählten über all die Wunder, die Jesus bewirkt hatte. Die Heilung des Blinden, die Gesinnungsänderung des Zachäus und natürlich die Totenerweckung von Lazarus, denn so etwas hatten sie noch nie erlebt.

Wer solche Wunder bewirken kann, der muss der Retter sein, den Gott dem Volk Israel versprochen hatte. Denn dieser wird sich durch solche Wundertaten zu erkennen geben. Sie waren überzeugt: Jesus ist der König der Juden! Jesus ist der Retter, auf den die Juden so lange gewartet hatten. Sie rufen laut: „Gesegnet sei er, der König, der im Namen des Herrn kommt! Frieden bei dem, der im Himmel ist, Ehre dem, der droben in der Höhe wohnt!“ Lukas 19, 38. Alles geschah, wie es Gott durch den Propheten Sacharja ungefähr 500 Jahre vorher ankündigte: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ Sacharja 9, 9. Ich glaube nicht, dass die Menschen das, was sie jetzt gerade erlebten, mit dieser Prophetie in Verbindung brachten. Jedenfalls berichtet Johannes, dass die Jünger von Jesus diesen Zusammenhang erst später verstanden. Doch eines ist wichtig: Jesus wird kurz vor seiner Hinrichtung als König gefeiert, denn er ist König. Wie es in der Offenbarung gesagt wird: „Jesus ist der Herr aller Herren und der König aller Könige.“ Offenbarung 17, 14. Hier am Ölberg, auf dem Weg nach Jerusalem, bekommt Jesus für kurze Zeit und zum einzigen Mal während seiner Zeit auf dieser Erde die Verehrung, die er immer hätte beanspruchen können.

Bevor er hingerichtet wird, wird er als der gefeiert, der er immer war und bis heute ist: der König aller Könige – der Herr aller Herren. Der Messias, der die Menschen rettet und erlöst. Jesus nahm diese Verehrung entgegen, denn er wusste, dass ihm diese Ehre zusteht. An diesem Beispiel sehen wir, wie wir Jesus angemessen loben sollten. Mit Vorbehaltlosigkeit und Begeisterung sollten wir Jesus unseren König verehren. Mit grosser Ehrerbietung ihm begegnen, denn Jesus ist nicht unser Kumpel – Jesus ist unser König!

Grenzenloser und hasserfüllter Neid

Einige Pharisäer, die das beobachteten, kochten vor Wut. Sie wollten Jesus und Lazarus töten und jetzt wird Jesus vor ihren Augen als König verehrt. Nicht als irgendein König, sondern als Sohn Davids, denn Matthäus berichtet: „Die Menge schrie: Hosianna dem Sohn Davids!“ Matthäus 21, 9. Die Menschen im Begleittross von Jesus waren überzeugt, dass Jesus der König ist, der den ewigen Thron Davids besteigen und in alle Ewigkeit regieren wird. Der König, den Gott dem Volk Israel angekündigt hatte. Das konnten die Pharisäer nicht ertragen. Die Menschen würden nicht mehr auf sie hören. Sie würden nur noch diesem Jesus nachlaufen. Das war purer Neid, aber das wollten sie sich nicht eingestehen. Sie mussten eine besser klingende Begründung für ihr Verhalten haben. Sie sahen in diesem Geschehen eine Beleidung Gottes und dagegen musste sie vorgehen, das ist schliesslich ihre Aufgabe und ihre Verantwortung. Wütend fordern sie Jesus auf: „Meister, verbiete es deinen Jüngern, so zu reden!“ Lukas 19, 39. Wie konnten sie es wagen Jesus als den Sohn Davids zu verehren? Und wie konnte Jesus zulassen, diese Ehre entgegenzunehmen? Doch Jesus liess sich auch dieses Mal durch diesen grenzenlosen und hasserfüllten Neid ihm gegenüber nicht einschüchtern. Er nahm seine Jünger in Schutz und macht mit seiner Antwort deutlich, dass die Ehre, die ihm hier erwiesen wird, nicht übertrieben ist. „Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien!“ Lukas 19, 40. Mit anderen Worten: Was hier geschieht, ist vom Schöpfer des Himmels und der Erde geplant. Es ist kein Zufall, was sich hier ereignet. Gott will, dass sein Sohn vor seiner Hinrichtung als der verehrt wird, der er ist: als Sohn Davids, König der Juden. Wenn Gott das will, dann wird es geschehen. Wenn sie seine Jünger zum Schweigen bringen wollen, würde Gott dafür sorgen, dass die Steine zu sprechen beginnen. Kein Mensch kann Gott aufhalten, wenn er sein Werk vollbringt. Diese selbstgerechten und rechthaberischen Menschen müssen es ertragen, wenn die Nachfolger von Jesus den Frieden verkünden: “Frieden bei dem, der im Himmel ist, Ehre dem, der droben in der Höhe wohnt!“ Lukas 19, 38. Mit Jesus ist der Friede mit Gott zu uns Menschen gekommen. Dafür wird der Vater in der Höhe gelobt. Er, der seinen Sohn für uns geopfert hat. Mit diesem Lob Gottes, das aus dem Mund der Menschen kam, schloss sich der Kreis, der mit dem Lob der Engel, die den Hirten die Geburt von Jesus ankündigten, begonnen hatte: „Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht.“ Lukas 2, 14. Die Engel sahen es aus der Perspektive des Himmels. Der Friede Gottes, der durch Jesus zu den Menschen kommt. Und die Nachfolger sahen aus der Perspektive der Erde – unbewusst – den Frieden in Jesus, der dann beim Vater im Himmel sein wird: “Frieden bei dem, der im Himmel ist, Ehre dem, der droben in der Höhe wohnt!“ Lukas 19, 38. Frieden ist immer mit Jesus verbunden, ob er im Himmel oder auf der Erde ist. Seinen Jüngern sagte Jesus bevor er sie verlassen hatte: “Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann.“ Johannes 14, 27. Glücklich schätzen kann sich jeder, der diesen Frieden kennt!

Schlussgedanke Was damals am Abhang des Ölbergs geschah, blieb vermutlich vielen Menschen, die sich in Jerusalem aufhielten verborgen. Und als sich Jesus Jerusalem näherte weinte er herzzerreissend. Nein, er weinte nicht über sich. Er weinte nicht, weil er an die bevorstehende Hinrichtung und die grauenhaften Schmerzen dachte, die er bald erleiden würde. Jesus weinte über Jerusalem und vor allem über die vielen Menschen, die wegen dem Passafest in Jerusalem waren. Er sagt: „Wenn doch auch du am heutigen Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringen würde! Nun aber ist es dir verborgen, du siehst es nicht.“ Lukas 19, 42. Wenn doch nur alle Menschen, die in Jerusalem waren, das erkennen würden, was seine Nachfolger erkannten, die in als König und Friedefürst verehrten. Aber sie erkannten ihn nicht und Jesus weinte, weil er das Gericht vor Augen hatte, das über diese Stadt und über die Menschen kommen wird. Ich weiss nicht wie jeder von uns zu Jesus steht. Aber wenn das so ist, dass Jesus für dich nicht der König ist, sondern einfach eine Art Religionsstifter, guter Mensch oder für wenn du Jesus halten magst. Wenn du ihn nicht als deinen Retter, König und Friedefürst kennst, dann kann ich dir eines sagen: Jesus weint über dich! Er weint über dich, weil du das Beste, was er dir schenken möchte ablehnst, weil du so in dein eigenes Verderben läufst. Jesus möchte, dass jeder von uns dabei sein wird, wenn er auf der neuen Erde als König verehrt wird. Denn es wird in der Herrlichkeit einmal eine Art Palmsonntag geben. Nur wird jener Tag viel grossartiger und eindrücklicher sein als alles, was wir uns vorstellen können. Johannes berichtet über diesen Tag, der ihm Jesus in einer Vision zeigte, so: „Ich sah eine riesige Menschenmenge aus allen Stämmen und Völkern, Menschen aller Sprachen und Kulturen; es waren so viele, dass niemand sie zählen konnte. In weisse Gewänder gehüllt, standen sie vor dem Thron und vor dem Lamm (Jesus), hielten Palmzweige in den Händen und riefen mit lauter Stimme: ‘Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!’“ Offenbarung 7,9-10 Ich hoffe, dass dann niemand von uns fehlen wird!